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Die Teufelsmauern

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Friedrich Gottschalck
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Titel: Die Teufelsmauern
Untertitel:
aus: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen, S. 177-183
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1814
Verlag: Hemmerde und Schwetschke
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Erscheinungsort: Halle
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
siehe auch Die Teufels-Mauer
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Die Teufelsmauern.

Der Teufelsmauern giebt es mehrere. Zwei davon befinden sich an der Nordseite des Harzes, zwischen den Städten Blankenburg und Ballenstedt. Die eine besteht aus einer unzähligen Menge von Steinen, welche in einer langen Linie, die sich durch den Wald zieht, auf einander gehäuft sind, als hätte man eine hohe lange Mauer abgetragen. Da die Steine von keiner ungewöhnlichen Größe sind, und locker auf einander wie hingeschüttet liegen, so wird man versucht, zu glauben, daß sie von Menschenhänden zur Errichtung eines Gebäudes hierher gebracht wurden, oder daß ein Gebäude hier stand und abgebrochen wurde. Die wahre Ursache ihrer entstandenen Aufhäufung möchte sich schwerlich aufdecken lassen.

Diese Teufelsmauer liegt hoch oben auf den Vorharzgebirgen.

Nicht fern davon, am Fuße dieser Gebirge, im flachen Lande, findet man die andere Teufelsmauer. Diese ist ein schmaler Felsenriff, der bei der Stadt Blankenburg anhebt, und mit Unterbrechungen sich an zwei Stunden lang fortzieht. Seine Klippen ragen in grotesken Gestalten auf dem Rücken eines niedrigen Bergzugs, Heidelberg genannt, hervor, und gleichen sehr täuschend einer von ungeheuern Quadern aufgeführten Riesenmauer.

Von diesen beiden Teufelsmauern erzählt das Volk folgendes Mährchen:

Der Teufel habe lange Zeit mit Gott um die Herrschaft der Erde gestritten. Endlich sey zwischen ihnen eine Theilung derselben verabredet und die Grenze gezogen worden. Um nun diese genau zu bezeichnen, und auch die Verkündiger der Lehre Jesu von seinem Antheil zurück zu halten, hätte der Teufel die vorhin zuerst erwähnte Mauer errichtet. Bald wäre ihm aber sein Reich nicht groß genug gewesen, er hätte von Gott noch eine Vergrößerung verlangt, und auch erhalten; worauf er jene Mauer wieder eingeworfen, und die zweite errichtet gehabt.

Eine dritte Teufelsmauer giebt es im Süden Deutschlands. Sie fängt bei Pföring an der Donau an, läuft über die Landstraße von Nürnberg nach Ingolstadt hinweg, und so fort bis in die Vorstadt von Gunzenhausen, dann nach Dünkelsbühl, über die Jaxt durch das Fürstenthum Oettingen und bis an den Neckar.

Diese, viele Stunden lange, Mauer ist ein von Menschenhänden errichtetes Werk, und stammt noch aus den Zeiten der römischen Herrschaft in Deutschland her. Kaiser Hadrian errichtete hier zuerst eine Landwehre, indem er lange starke Pfähle einschlagen und mit Weißdorn dicht bepflanzen ließ, was eine undurchdringliche Hecke bildete. Die Römer nannten es Vallatum, die Deutschen Pfahlhecke. Kaiser Probus ließ hierauf eine Mauer mit vielen Thürmen daneben aufführen, wovon noch jetzt kleine Reste übrig sind.

Der gemeine Mann, der ein solches riesenmäßiges Unternehmen menschlichen Kräften nicht zutraute, schrieb es dem Teufel zu. Man nannte es eine Teufelsmauer, und erzählt dabei, so wie bei jenen Teufelsmauern, daß der Teufel von Gott ein Stück der Erde als Eigenthum verlangt habe. Gott habe auch eingewilligt, und ihm so viel abzutreten versprochen, als er in einer Nacht vor dem ersten Hahnenschrei mit einer Mauer umgeben könne. Der Teufel habe darauf das Werk begonnen, sey auch fast damit fertig gewesen, als der Hahn sich hören lassen. Wüthend über die fehlgeschlagene Hoffnung, hätte er alles wieder umgestürzt, und die mühsam zusammengetragenen Steinklumpen umhergeschleudert.

Eine vierte Teufelsmauer ist bei Lieberose in der Niederlausitz zu finden.

Mit dem Besitzer des Gojazer Gasthofs bei Lieberose, machte der Teufel einst ein Bündniß, worin er von seiner Seite ihm versprach, in einer Nacht um seinen Weinberg und sämmtlichen Acker eine Mauer aufzuführen, den Hofraum zu pflastern und damit vor dem ersten Hahnenschrei fertig zu seyn. Wozu sich jener dagegen verpflichtete, verschweigt die Sage. Wahrscheinlich aber mußte er ihm seine Seele, der gewöhnliche Preis, um den der Böse solche Dienste leistete, verschreiben.

Aber so rüstig und ämsig auch der Teufel arbeitete, so krähte doch der Hahn früher, als er fertig und eben im Begriffe war, im Hofe noch einen großen Stein anzubringen. Diesen nahm er voll Zorns, und warf ihn, ob er gleich funfzehn Zentner schwer war, mit einer Hand über das Thor hinweg, wo er vor mehreren Jahren noch mit fünf Löchern, die seine Finger eingedrückt hatten, lag.

Noch sieht man die um den Weinberg aus ungeheuern Feld- und Bruchsteinen aufgeführte Mauer, die nur eine teuflische Macht so bauen konnte, und findet viele Aecker mit großen Steinen eingefaßt.

*     *     *

Die Sagen von den ersten beiden Teufelsmauern sind aus mündlichen Ueberlieferungen. Auch in Otmar’s Volkssagen stehen sie S. 175. Die von der süddeutschen erzählt Döderlein in seiner Vorstellung des alten röm. Valli und Landwehr, der Pfal- oder Pahlhecke, auch Teufelsmauer, Weißenburg 1731. 4., und die von der Lieberoser ist aus der Lausitzer Monatsschr. 1798, Th. 2. S. 323 genommen. Büsching hat sie auch in der 1sten Abth. S. 203.