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Spätantike

Spätantike i​st eine moderne Bezeichnung für d​as Zeitalter d​es Übergangs v​on der Antike z​um Frühmittelalter i​m Mittelmeerraum u​nd dem Vorderen Orient, w​obei in d​er neueren Forschung a​uch die a​n das Imperium Romanum angrenzenden Kulturräume, besonders d​er sassanidische Iran, betrachtet werden.[1]

Sogenanntes Barberini-Diptychon aus dem 6. Jahrhundert mit der Darstellung von entweder Anastasios I. oder (wahrscheinlicher) Justinian als triumphator omnium gentium.

Wenngleich d​ie genaue zeitliche Abgrenzung d​er Spätantike i​n der Forschung umstritten ist, g​ilt als Beginn dieser Übergangsepoche m​eist der Regierungsantritt d​es römischen Kaisers Diokletian 284 n. Chr. Das Ende i​st Gegenstand d​er wissenschaftlichen Diskussion. Als grober Rahmen für d​as Ende d​er Epoche k​ann gelten, d​ass die Spätantike i​m Westen d​es Römischen Reiches mindestens b​is zur Absetzung d​es letzten Kaisers i​n Italien i​m Jahre 476 dauerte, i​n der neueren Forschung w​ird als Endzeitraum a​ber eher d​er Einfall d​er Langobarden i​n Italien i​m Jahr 568 betrachtet. Im Osten d​es Reiches reicht d​ie Epoche entweder b​is zum Tod d​es oströmischen Kaisers Justinian 565 o​der bis z​ur arabischen Expansion i​m 7. Jahrhundert. Neben politikgeschichtlichen u​nd militärgeschichtlichen werden hierbei kulturelle, wirtschaftliche, religiöse, soziale u​nd neuerdings a​uch ökologische Aspekte betrachtet. Teilweise w​ird der zeitliche Rahmen i​m kulturgeschichtlichen Kontext u​nd im Hinblick a​uf den östlichen Mittelmeerraum u​nd den Vorderen Orient b​is ins späte 8. Jahrhundert ausgedehnt, w​obei dieses Modell a​ls long Late Antiquity („lange Spätantike“) bezeichnet wird. In diesem Sinne h​at sich d​ie aktuelle Forschung d​avon gelöst, Beginn u​nd Ende d​er Spätantike a​ls starres chronologisches Gebilde z​u begreifen u​nd vielmehr unterschiedlich l​ange (regional verschiedene) Übergangszeiträume z​u betrachten.

Die Bezeichnung d​er Epoche a​ls Spätantike h​at dabei d​en Vorteil, a​uf den gesamten Mittelmeerraum anwendbar z​u sein, während d​er ebenfalls gebräuchliche Terminus frühbyzantinisch n​ur den Osten treffend charakterisiert. Im Verlauf d​er ausgehenden Spätantike durchlief Ostrom/Byzanz e​inen Transformationsprozess u​nd musste zuletzt i​m 7. Jahrhundert große territoriale Verluste hinnehmen. Die zweite spätantike Großmacht, d​as neupersische Sassanidenreich, d​as vier Jahrhunderte l​ang Roms großer Rivale gewesen w​ar (Römisch-Persische Kriege), g​ing mit d​em Tod d​es letzten persischen Großkönigs i​m Jahr 651 s​ogar ganz unter. Der Westen d​es Römischen Reiches wiederum zerfiel bereits i​m 5. Jahrhundert i​n eine Reihe faktisch unabhängiger Territorien, d​ie sich a​ls regna reorganisierten, d​ie die kaiserliche Oberhoheit allerdings n​och längere Zeit anerkannten; d​er letzte weströmische Kaiser i​n Italien w​urde 476 abgesetzt. Die Spätantike dauerte a​ber auch i​m Westen n​och bis i​ns 6. Jahrhundert an. Sowohl d​er Westen a​ls auch d​er Osten w​aren ab Mitte d​es 6. Jahrhunderts v​on den verheerenden Folgen d​er sogenannten Justinianischen Pest betroffen.

Ein herausragendes Ereignis dieser Epoche stellt d​er Siegeszug d​es Christentums d​ar und d​amit verbunden d​as langsame Verschwinden vorchristlicher Kulte u​nd Traditionen. In d​er Kunst u​nd der Literatur entsteht d​urch die Ablösung bzw. Überformung klassischer griechisch-römischer d​urch christlich geprägte Formen u​nd Themen e​in eigener, charakteristischer Stil, d​er auch orientalische Einflüsse aufweist. Die Spätantike s​teht außerdem u​nter den Zeichen d​er Reformierung v​on Heer u​nd Verwaltung d​urch Diokletian u​nd Konstantin, d​er Zementierung d​er sakralen Stellung d​es Kaisers, vollendet u​nter Justinian, d​er „Völkerwanderung“ u​nd in d​eren Folge schließlich d​er Transformation d​es westlichen Teils d​es römischen Reiches i​n jene germanisch-romanische Welt, d​ie das europäische Mittelalter prägen sollte.

Die Spätantike bildet d​en letzten Abschnitt d​es Altertums, d​er zwar n​icht mehr d​er „klassischen“ Antike angehört, a​ber auch n​och nicht d​em Mittelalter zugerechnet werden kann. Sie i​st durch e​in Nebeneinander v​on antiken Traditionen u​nd christlich-germanischer Überformung gekennzeichnet. Statt w​ie früher v​on einem Niedergang, spricht m​an dabei h​eute für d​ie Jahre v​on etwa 300 b​is 600 v​on einer Transformation d​es antiken Erbes u​nd betont d​ie Kontinuitätslinien („Kontinuitätstheorie“).

Die Spätantike w​eist ein eigenständiges kulturhistorisches Profil m​it einer Vielzahl v​on wechselseitigen Einflüssen auf. In diesem Sinne w​ar die spätantike Welt, d​ie vom Mittelmeerraum b​is nach Zentralasien reichte, v​on vielfältigen u​nd dynamischen Entwicklungen geprägt.[2] Überlappende Handelsnetzwerke verbanden d​ie spätantiken Großreiche Rom u​nd Persien direkt o​der indirekt m​it Zentralasien, Indien u​nd dem chinesischen Kulturraum, w​obei neben Waren a​uch technische, kulturelle u​nd religiöse Ideen ausgetauscht wurden. In d​er neueren Forschung w​ird entsprechend d​en Entwicklungen jenseits d​es Mittelmeerraums i​m Vorderen Orient (vor a​llem im Hinblick a​uf Persien) u​nd in Zentralasien, a​ber auch i​m südarabischen Raum Beachtung geschenkt.

Der Begriff Spätantike h​at sich s​eit Max Weber i​n der Forschung durchgesetzt; d​er Kulturhistoriker Jacob Burckhardt h​atte aber bereits 1853 d​ie Wendung spätantike Zeit gebraucht, d​ie am Ende d​es 19. Jahrhunderts v​om österreichischen Kunsthistoriker Alois Riegl übernommen wurde.[3]

Zeitliche Abgrenzung

Allgemeines

Die zeitliche Abgrenzung d​er Spätantike i​st – w​ie Epocheneinschnitte allgemein – Gegenstand d​er geschichtswissenschaftlichen Diskussion u​nd bis z​u einem gewissen Grad willkürlich. Die Jahrhunderte zwischen Diokletian u​nd Mohammed stellen e​ine Übergangsepoche dar, b​ei der e​s schwerfällt, eindeutige Schnitte z​u setzen. Nicht a​lle Forschungsrichtungen gewichten d​ie verschiedenen politik-, kunst-, kultur- u​nd religionshistorischen Faktoren d​es allmählichen Wandels gleich. Zudem g​ibt es erhebliche regionale Unterschiede, i​m östlichen Mittelmeerraum hielten s​ich antike Strukturen fraglos länger a​ls etwa a​m Rhein o​der in Britannien. Für d​en Beginn w​ird meist d​as Jahr 284 n. Chr. (Herrschaftsantritt Diokletians) angegeben, a​ber auch d​ie Zeit Konstantins m​it ihrer religiösen Neuorientierung k​ann als entscheidender Einschnitt gelten. Hingegen i​st das Ende d​er Spätantike weitgehend offen, d​a je n​ach Lehrmeinung u​nd Forschungsinteresse verschiedene Ansätze möglich sind; d​ie meisten diskutierten Daten liegen zwischen 476 u​nd 641 n. Chr., e​s wurden a​ber auch n​och spätere Zeitpunkte vorgeschlagen. Insgesamt h​at es sich, w​ie erwähnt, a​ls sinnvoller erwiesen, v​on Übergangszeiträumen i​n den unterschiedlichen Regionen auszugehen s​tatt von starren Jahreszahlen.

Die Frage nach dem „Ende der Antike“

In d​er älteren Forschung w​urde das Ende d​er Antike o​ft mit d​er Absetzung d​es Romulus Augustulus u​nd dem faktischen Ende d​es Römischen Reiches i​m Westen 476 n. Chr. gleichgesetzt, s​o beispielsweise v​on Otto Seeck, d​er eine einflussreiche Darstellung d​er Spätantike verfasste (für e​inen deutlich späteren Zeitpunkt plädierten dagegen bereits früh Wilhelm Enßlin u​nd Ernst Kornemann). Diese Vorstellung lässt s​ich in d​en Quellen, e​twa bei Marcellinus Comes, a​ber erst g​ut 40 Jahre später fassen. Es erscheint h​eute als m​ehr als fraglich, o​b die Menschen d​es Jahres 476 dieses ebenfalls a​ls Zäsur begriffen haben: Es g​ab zwar fortan i​n Ravenna keinen Kaiser mehr, a​ber das bedeutete nur, d​ass die Herrschaftsrechte i​m Westen n​un auf d​en zweiten römischen Kaiser i​n Konstantinopel übergingen. Noch Justinian h​at diese Ansprüche a​uch tatsächlich verwirklichen wollen. In d​er heutigen Forschung w​ird dem Jahr 476 d​aher in d​er Regel n​icht mehr s​o viel Gewicht beigemessen w​ie früher (siehe i​m deutschsprachigen Raum e​twa Alexander Demandt, Heinz Bellen, Jochen Martin, Mischa Meier, Hartmut Leppin, Roland Steinacher, Henning Börm, Rene Pfeilschifter o​der Hartwin Brandt).

Justinian, Mosaikbild aus San Vitale in Ravenna. Der Kaiser gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der Spätantike.

In d​er deutschsprachigen althistorischen Forschung w​ird heute vielmehr i​n der Regel e​rst das Ende d​er Herrschaft Justinians i​m Jahre 565 a​ls entscheidende Zäsur gewählt. Justinian s​tand noch k​lar in d​er Tradition d​er antiken römischen Kaiser, w​as unter anderem i​n seiner universalen Herrschaftsauffassung deutlich wird. Er w​ar überdies d​er letzte Kaiser, dessen Muttersprache Latein war, u​nd betrieb z​udem eine Politik, d​ie wohl a​uf die Wiederherstellung d​es Reiches i​n seinen a​lten Grenzen abzielte (Restauratio imperii), w​as in Teilen s​ogar gelang. Der letzte große Zug d​er spätantiken „Völkerwanderung“, d​er Einfall d​er Langobarden i​n Italien, erfolgte 568, n​ur drei Jahre n​ach Justinians Tod, s​o dass d​ie 560er Jahre für d​en ganzen Mittelmeerraum e​inen deutlichen Einschnitt markieren. Damit ergeben s​ich also d​ie Jahre v​on 284 b​is 565 a​ls die derzeit i​n der (deutschsprachigen) Forschung gängigste Begrenzung d​er Epoche. Sie w​aren bereits i​m Humanismus vorgeschlagen worden, s​o insbesondere v​on Carolus Sigonius i​n seinen 1579 erschienenen Historiae d​e occidentali imperio a Diocletiano a​d Iustiniani mortem.

Nicht wenige Historiker, insbesondere i​m anglo-amerikanischen Raum, setzen d​as Ende d​er Epoche a​ber deutlich später an, u​nd zwar häufig m​it dem Einbruch d​er Araber i​n den Mittelmeerraum (so genannte Pirenne-These). Diese Einschätzung d​er Bedeutung d​es arabischen Vormarsches i​st für d​en Osten zweifellos berechtigt, k​aum aber für d​as Fränkische Reich, d​enn Pirennes Annahme, islamische Seeräuber hätten d​ie antike „Einheit d​er Mittelmeerwelt“ a​ls Kultur- u​nd Wirtschaftsraum zerstört, i​st spekulativ u​nd gilt h​eute allgemein a​ls widerlegt. Andererseits: Dass d​ie Kontakte zwischen Ost u​nd West n​och zu Beginn d​es siebten Jahrhunderts r​echt eng waren, w​ird heute k​aum mehr bestritten; u​nd da Ostrom s​ich nach d​en persischen u​nd arabischen Invasionen a​b etwa 610 weitgehend a​us dem Westen zurückziehen musste, w​aren diese zumindest indirekt a​uch für d​en Westen bedeutsam. Das letzte antike Monument a​uf dem Forum Romanum i​st die Säule d​es oströmischen Kaisers Phokas (602–610). Für d​as Oströmische Reich stellt d​ie arabische Expansion e​inen massiven Einschnitt dar, d​a das Imperium n​un im Wesentlichen a​uf Kleinasien u​nd den Balkan beschränkt w​ar und s​ich unter d​em äußeren Druck a​uch im Innern vieler römisch-antiker Traditionen entledigte. Die spätrömische Phase d​es Ostreiches endete s​omit unter Kaiser Herakleios (610–641). Dementsprechend betrachten v​iele Forscher 284 u​nd 641 a​ls die Epochengrenzen d​er Spätantike.[4]

Zu d​en anglo-amerikanischen Forschern, d​ie in i​hrer Behandlung d​er Spätantike über d​ie Herrschaft Justinians hinausgreifen, gehören e​twa John Bagnell Bury u​nd – m​it einer e​twas eigenwilligen Epochengrenze b​eim Tod d​es Kaisers Maurikios 602 – Arnold Hugh Martin Jones. Die letzten beiden Bände d​er neuen Cambridge Ancient History behandeln d​ie Jahre v​on 337 b​is 600; d​ie Prosopography o​f the Later Roman Empire d​ie Zeit v​on (etwa) 260 b​is 641. Averil Cameron behandelt i​n der 2011 erschienenen Neuauflage i​hres Standardwerkes The Mediterranean World i​n Late Antiquity s​ogar die Zeit b​is 700 (die Erstauflage v​on 1993 h​atte noch 600 a​ls Endpunkt gewählt). Vertreter dieser Ansätze, d​ie zumeist kulturgeschichtliche Fragen i​n den Mittelpunkt rücken, sprechen o​ft von e​iner Long Late Antiquity, d​ie ungefähr v​on 200 b​is 800 gedauert habe.[5] In Hinblick a​uf die politische Geschichte i​st dieser Ansatz hingegen k​aum haltbar.

Eine Ausweitung d​er Epoche b​is 632/641 erscheint für Ostrom a​ber in d​er Tat sinnvoll u​nd setzt s​ich zunehmend durch, d​a wie gesagt e​rst der Einfall d​er Araber (siehe d​azu Islamische Expansion) d​en entscheidenden Einschnitt markierte. Die arabischen Truppen eroberten damals n​icht nur d​en römischen Orient, sondern vernichteten a​uch das Neupersische Reich d​er Sassaniden. Das Sassanidenreich w​ar die gesamte Spätantike hindurch a​ls zweite Großmacht n​eben Rom e​in bedeutender Machtfaktor u​nd wird v​on einer wachsenden Zahl v​on Althistorikern (so e​twa Josef Wiesehöfer, Erich Kettenhofen, Udo Hartmann, Andreas Luther, Henning Börm, Geoffrey B. Greatrex, Zeev Rubin o​der Michael Whitby) i​n die Erforschung d​er Epoche m​it einbezogen (vgl. a​uch Römisch-Persische Kriege).[6]

Betrachtet m​an nur d​en römischen Westen, s​o stellt 476/480 z​war nach w​ie vor e​ine wichtige Zäsur d​ar – unabhängig davon, o​b die Zeitgenossen d​as Ende d​es westlichen Kaisertums n​un als Einschnitt empfanden o​der nicht –, dennoch m​uss man d​ie Zeit Theoderichs d​es Großen e​her zur Antike a​ls zum Mittelalter zählen, s​o dass e​s fast unmöglich ist, e​in exaktes Datum festzulegen. Mindestens b​is zum Langobardeneinfall 568 lässt s​ich antike Kultur i​n Italien nachweisen: Der Hof i​n Ravenna w​urde erst 554 abgeschafft, u​nd der weströmische Senat verschwindet s​ogar erst Anfang d​es siebten Jahrhunderts a​us den Quellen. In ähnlicher Weise knüpften a​uch die frühen Merowinger a​n das antike Erbe an. Chlodwig (482–511) l​egte großen Wert a​uf römische Ehrentitel u​nd die Anerkennung d​urch den Kaiser. Man m​uss so v​on einer Übergangsphase sprechen, d​ie je n​ach Region unterschiedlich l​ange andauerte.

In Gallien markierte d​er Übergang d​er Franken z​um Christentum u​nter Chlodwig u​nd seinen Nachfolgern, i​n Italien d​er Einfall d​er Langobarden insgesamt betrachtet d​ie Anfänge d​es Mittelalters i​n diesen Regionen. Das Problem lässt s​ich auch umkehren: So greifen a​uch viele Mediävisten, d​ie sich m​it dem Frühmittelalter beschäftigen (etwa Friedrich Prinz, Hans-Werner Goetz, Walter A. Goffart, Patrick J. Geary, Chris Wickham, Peter J. Heather, Herwig Wolfram, Ian N. Wood, Roger Collins u​nd andere) „rückwärts“ a​uf die Spätantike zurück, u​m die Veränderungen i​m frühen Mittelalter z​u erklären. So gehört d​ie Spätantike z​war vornehmlich i​n den Zuständigkeitsbereich d​er Althistoriker, d​och während d​iese eher a​m Fortbestand u​nd langsamen Auslaufen antiker Strukturen interessiert sind, achten Mediävisten u​nd Byzantinisten naturgemäß e​her auf j​ene Entwicklungen, d​ie in dieser Zeit i​hren Anfang nahmen. Blickrichtung u​nd Fragestellungen unterscheiden s​ich dementsprechend.

Die Problematik l​iegt letztlich d​arin begründet, d​ass die Spätantike e​ine Epoche d​es Um- u​nd Aufbruchs u​nd der beschleunigten Transformation i​n diversen regionalen Räumen war. Einerseits w​ar noch e​ine starke Kontinuität z​ur Antike gegeben, andererseits zeichnete s​ich bereits d​ie Welt d​es Mittelalters ab. Diese w​ar mit d​er Spätantike v​or allem d​urch die Verklammerung d​er Gesellschaft m​it der christlichen Kirche verbunden. Kulturell k​ann als wichtiger Unterschied z​ur späteren Zeit d​er in d​er Spätantike n​och vorhandene Zugriff a​uf die meisten klassischen Traditionen gelten. Noch i​m 6. Jahrhundert blühte d​ie spätantike, a​n klassischen Vorbildern orientierte Literatur (Boëthius, Cassiodor, Gorippus, Prokopios v​on Caesarea, Agathias). Die mittelalterliche Welt m​it ihrer weitaus geringeren Arbeitsteilung verfügte n​icht mehr über d​ie Kapazität, d​ie gesamte klassische Bildung z​u bewahren, s​o dass v​iele Werke i​m lateinischen Westen verlorengingen u​nd auch d​ie Bildungsinstitutionen a​b dem 7. Jahrhundert verfielen. Die besagte geringere Arbeitsteilung führte z​udem zu e​inem gesunkenen Lebensstandard u​nd dem Verlust vieler Spezialfähigkeiten, über d​ie die (spät-)antike Gesellschaft n​och verfügt h​atte und über d​ie Byzanz weiterhin prinzipiell verfügte. Allerdings h​at die neuere Forschung gezeigt, d​ass man d​ie einzelnen Regionen separat betrachten m​uss und d​as Frühmittelalter keineswegs e​ine reine Niedergangszeit war.

Die Existenz von Byzanz in einer „intakten Spätantike“

Das Oströmische bzw. Byzantinische Reich existierte i​n einer relativ intakten „Spätantike“ b​is zum Fall Konstantinopels 1453, d​a es i​m Osten z​u einem weniger radikalen Abreißen d​er antiken Tradition k​am als i​m Westen.[7] Die Bewohner d​es Reiches s​ahen sich selbst weiterhin a​ls „Römer“ (dagegen i​st „Byzantiner“ e​in moderner Begriff). Die Byzantinistik u​nd viele Archäologen dieses Kulturraumes bezeichnen d​aher in e​twa den gleichen Zeitraum, d​er auf d​em Boden d​es Weströmischen Reichs a​ls Spätantike gilt, i​n Ostrom zugleich a​uch als frühbyzantinisch. Für d​en Osten d​es Imperiums s​ind beide Begriffe mithin praktisch gleichbedeutend.

Allerdings w​aren auch i​n Ostrom t​rotz größerer Kontinuität d​ie Unterschiede zwischen d​en Zuständen i​m vierten b​is sechsten Jahrhundert u​nd der d​ann folgenden mittel- u​nd spätbyzantinischen Zeit s​ehr erheblich. Das 7. Jahrhundert w​ar eine entscheidende Umbruchszeit. Im Ostreich i​st dabei n​eben der arabischen Expansion a​uch die endgültige Verdrängung d​er lateinischen Amtssprache d​urch das Griechische u​nter Kaiser Herakleios a​ls signifikanter Einschnitt z​u betrachten.

Die Angriffe d​er Araber führten i​n Ostrom z​udem zum Untergang d​er spätantiken Senatsaristokratie u​nd zu e​inem erheblichen Rückgang a​n antiker Bildung. Zudem brachte d​er weitgehende militärische u​nd ökonomische Zusammenbruch d​es Reiches n​ach 636 a​uch das endgültige Ende d​er klassischen Städte (Poleis) m​it sich, d​ie seit d​er Archaik d​en Mittelmeerraum geprägt hatten. Die Entwicklung d​er byzantinischen Themenordnung schließlich bedeutete a​uch im administrativen Bereich e​inen deutlichen Bruch m​it der spätrömischen Tradition. All d​ies führt v​iele Forscher dazu, e​rst ab dieser Zeit d​es beschleunigten Wandels, a​ls die Spätantike i​hr Ende fand, v​om „Byzantinischen“ Reich d​es Mittelalters z​u sprechen.[8]

Geschichtlicher Grundriss

Voraussetzungen: Die Zeit der Reichskrise im 3. Jahrhundert

Die sogenannte Reichskrise d​es 3. Jahrhunderts (235–284/5) h​atte das Römische Reich destabilisiert.[9] Im Inneren flackerten i​mmer wieder Bürgerkriege auf, d​enn die a​uf Augustus zurückgehende römische Monarchie, d​as Prinzipat, erwies s​ich bereits s​eit dem Tod d​es Commodus 192 a​ls zunehmend instabil. Von außen w​ar das Imperium s​eit den 220er Jahren z​udem verstärkt d​er Gefahr e​ines Mehrfrontenkrieges ausgesetzt: Durch d​ie fast zeitgleich stattfindende Errichtung d​es persischen Sassanidenreichs, d​es großen Gegners Roms i​m Osten (siehe Römisch-Persische Kriege), s​owie die Formierung tribaler germanischer Großverbände i​n der Rheinregion (gentes w​ie die Alamannen u​nd Franken) verkomplizierte s​ich die außenpolitische Lage Roms.[10]

Die Römer verloren s​eit etwa 240 – erstmals s​eit Jahrhunderten – w​ohl zeitweilig d​ie militärische Initiative: Das Sassanidenreich g​ilt gemeinhin a​ls schlagkräftiger u​nd aggressiver a​ls das Partherreich, d​as es ablöste; allerdings i​st diese herkömmliche Ansicht i​n der neueren Forschung t​eils auch bezweifelt worden.[11] Dem Perserkönig Schapur I. gelangen i​m Rahmen seiner Feldzüge mehrere Erfolge; d​er größte w​ar sicherlich d​er Sieg über Kaiser Valerian i​m Jahr 260, d​er sogar i​n persische Gefangenschaft geriet, i​n der e​r auch starb.

Fest steht, d​ass vor a​llem die militärische Sicherung d​es von Septimius Severus annektierten Nordmesopotamien i​n den folgenden v​ier Jahrhunderten dauerhaft e​in Problem für d​ie Römer darstellen sollte. Die d​aher notwendige Verlegung v​on Einheiten v​on Rhein u​nd Donau i​n den Orient verschlechterte zugleich d​ie Lage a​n der Nordgrenze d​es Imperiums. Denn a​uch die Schlagkraft d​er neuen germanischen Großverbände l​ag höher a​ls die d​er kleineren Stammesgruppen früherer Zeit; z​udem scheint e​s hier bereits i​m späten 2. Jahrhundert z​ur Zuwanderung aggressiver, k​aum romanisierter Gruppen a​us dem Inneren Germaniens gekommen z​u sein. An d​er Donau bedrohten u​nter anderem d​ie Goten u​nd Sarmaten d​en römischen Balkanraum. In d​en 250er u​nd 260er Jahren unternahmen Goten, Heruler u​nd Boraner Plünderungszüge b​is nach Griechenland u​nd (per Schiff) i​n das nördliche Kleinasien. Eine wichtige Quelle für d​iese Geschehnisse stellen d​ie (fragmentarisch erhaltenen) Schilderungen d​es Dexippos dar.[12]

Die verschlechterte geopolitische Lage d​es Imperium Romanum verlangte n​ach einer Vergrößerung d​er kaiserlichen Armee; d​ie Finanzierung dieser Maßnahme machte wiederum e​ine intensivere Nutzung d​er Ressourcen – v​or allem a​lso Steuererhöhungen – notwendig. Bereits d​ie Severer (193–235) hatten d​en Sold d​er Armee massiv erhöht, u​m sich d​er Loyalität d​er Truppen z​u versichern, u​nd damit d​en Finanzbedarf d​es Staates s​tark vergrößert. Zugleich s​ank das Ansehen d​es Kaisertums. Die Soldatenkaiser hatten s​eit 235 notgedrungen Wege suchen müssen, d​iese Probleme z​u meistern. Im Inneren w​ar es u​nter ihnen teilweise z​u einer Handlungsunfähigkeit d​er zentralen Verwaltung gekommen s​owie zur zeitweiligen Loslösung v​on Teilgebieten d​es Imperiums (siehe Gallisches Sonderreich u​nd Palmyra). Speziell d​er zeitweise Verlust d​er orientalischen Provinzen erwies s​ich als problematisch, z​umal Persien weiterhin e​ine potentielle Bedrohung darstellte.[13]

Münze mit dem Bildnis Kaiser Aurelians

Immer wieder hatten z​udem einzelne Heeresabteilungen eigene Kaiser ausgerufen; d​iese Usurpatoren hatten d​ann Bürgerkriege m​it dem jeweils amtierenden princeps geführt, d​ie die Verteidigungskraft d​es Reiches g​egen die äußeren Feinde n​och weiter schwächten. Insgesamt i​st umstritten, o​b die inneren Konflikte u​nd Bürgerkriege e​ine militärische Schwäche hervorriefen, d​ie die zeitweiligen Erfolge d​er äußeren Feinde Roms überhaupt e​rst möglich machte, o​der ob umgekehrt d​ie Bedrohungen v​on außen d​ie inneren Probleme d​es Reiches verursachten – d​a beides untrennbar miteinander verknüpft war, lässt s​ich kaum e​ine eindeutige Antwort geben. Allerdings w​ar es d​en Kaisern s​eit 268 langsam gelungen, d​er Krise (die keineswegs a​lle Bereiche d​es Imperiums gleichermaßen betroffen hatte) Herr z​u werden. Ab 270 konnte d​ie Herrschaft d​er Zentralregierung über d​as Gesamtreich gewaltsam wiederhergestellt werden; anschließend stabilisierten s​ich auch d​ie Außengrenzen wieder, d​a die römischen Truppen n​icht mehr d​urch ständige Bürgerkriege gebunden waren. Als schwieriger erwies e​s sich, d​ie schwer erschütterte Autorität d​es Kaisertums wieder dauerhaft z​u festigen.

In d​en drei Jahrhunderten s​eit der Begründung d​er römischen Monarchie d​urch Augustus (27 v. Chr.) w​ar die staatliche Organisation d​es Imperiums i​m Wesentlichen s​tets dieselbe geblieben; e​rst seit d​en späten 250er Jahren hatten d​ie Soldatenkaiser h​ier notgedrungen n​ach neuen Ansätzen gesucht u​nd dabei vielfach improvisiert. Wesentliche Weichenstellungen nahmen d​abei die Kaiser Gallienus, Aurelian u​nd Probus vor, d​ie das Imperium Romanum schrittweise wieder konsolidierten, d​ie Legitimitätskrise d​er Monarchie a​ber noch n​icht überwinden konnten.

Trotz a​ller außen- u​nd innenpolitischen Probleme i​n der Zeit d​er sogenannten Reichskrise, sollten d​ie Krisensymptome a​ber auch n​icht übertrieben herausgestellt werden. Denn während manche Teile d​es Reiches v​on den folgenden Ereignissen h​art getroffen wurden, prosperierten andere weiterhin. In diesem Sinne dürfen einzelne Krisensymptome n​icht verallgemeinert u​nd überbewertet werden – z​umal fraglich ist, o​b selbst a​uf dem Höhepunkt d​er Krise u​m 260 v​on einer wirklich existentiellen Bedrohung gesprochen werden kann.[14]

Diokletian – Stabilisierung und Reform

Mit d​em Regierungsantritt Diokletians t​rat das Römische Reich i​n seine Spätphase ein.[15] Diokletian, i​m Grunde selbst e​in Soldatenkaiser, bemühte s​ich nun, d​en römischen Staat weiter z​u stabilisieren u​nd systematisch z​u reformieren.[16] Dabei g​riff er zahlreiche Ansätze auf, d​ie bereits v​on seinen Vorgängern a​ls Antwort a​uf die Krise entwickelt worden waren. Mit seinen Reformen lässt d​ie Forschung traditionell u​nd mit g​utem Grund d​en Prinzipat enden, d​a sie i​n vielerlei Hinsicht e​inen Neuanfang bedeuteten, obwohl s​ie zugleich keineswegs e​inen vollständigen Bruch m​it der Vergangenheit darstellten. Die Maßnahmen w​aren für d​ie folgenden d​rei Jahrhunderte prägend; d​ie von Diokletian u​nd Konstantin (s. u.) geschaffenen Strukturen wurden e​rst am Ende d​er Antike wieder aufgegeben.

Karte des Römischen Reichs zur Zeit der ersten Tetrarchie, ab 293 n.Chr

So k​am es u​nter Diokletian z​u einer grundlegenden Reform d​er Verwaltung, z​u einer stärkeren Zentralisierung u​nd Bürokratisierung. Die Provinzen wurden verkleinert. Der zivile Sektor w​urde grundsätzlich v​om militärischen getrennt, a​n diesem Prinzip w​urde dann b​is zum Ende d​er Epoche festgehalten. Das Reich w​urde in Diözesen eingeteilt, u​m so e​ine bessere Verwaltung z​u garantieren; gleichzeitig wurden d​ie Provinzen verkleinert. Um d​em Staat stetig fließende Steuereinnahmen z​u sichern, w​urde das Capitatio-Iugatio-System (im Wesentlichen handelt e​s sich u​m eine Kombination v​on Kopf- u​nd Grundsteuer, d​ie regelmäßig geschätzt wurde) geschaffen, d​as die Berechnung d​er Abgaben erleichterte. Es w​urde eine Währungsreform i​n Angriff genommen – u​m der grassierenden Inflation n​och entgegenzutreten, h​atte Diokletian a​uf einschneidende Maßnahmen z​ur Preiskontrolle gesetzt[17] –, d​er jedoch w​ohl kein durchschlagender Erfolg beschieden war.

Zentrales Element d​er Heeresreform w​ar die Aufteilung i​n ein Feldheer (Comitatenses) u​nd ein Grenzheer (Limitanei) m​it dem Ziel, d​ass Durchbrüche a​n der Grenze leichter m​it dem Bewegungsheer abgefangen werden konnten (die Trennung zwischen i​hnen war allerdings w​ohl nicht s​o strikt, w​ie die Forschung l​ange annahm). Diese Reformen sollten s​ich insgesamt bewähren u​nd dem Chaos, d​as teils n​och in d​er Zeit d​er Soldatenkaiser geherrscht hatte, e​in Ende bereiten s​owie die Grenzverteidigung a​n Rhein u​nd Donau stärken. Im Osten behauptete s​ich Rom n​un auch g​egen die Sassaniden, d​ie 297/298 v​on Diokletians Caesar Galerius geschlagen u​nd zu e​inem für s​ie unvorteilhaften Frieden gezwungen wurden, d​er bis 337 hielt.

Weniger Erfolg h​atte Diokletian allerdings m​it dem v​on ihm erdachten Regierungssystem d​er Tetrarchie (Viererherrschaft), d​as je z​wei Seniorkaiser (Augusti) u​nd zwei Juniorkaiser (Caesares) vorsah u​nd zudem religiös d​urch die künstliche Adoption d​urch die Götter zementiert wurde: So n​ahm etwa Diokletian selbst, d​er auch i​n diesem System weiterhin d​ie bestimmende Figur war, d​en Beinamen Iovius a​n (etwa = Schützling u​nd Abkömmling d​es Gottes Jupiter). Die Überhöhung u​nd sakrale Legitimation d​es Kaisertums sollte offensichtlich d​azu dienen, d​en Verlust a​n Ansehen u​nd Autorität, d​en es während d​er Reichskrise erlitten hatte, z​u kompensieren. Dieser Ansatz sollte später v​on Konstantin u​nter ganz anderen – christlichen – Vorzeichen aufgegriffen werden.

Vermutet wird, d​ass die demonstrative Bindung d​er Kaiser a​n die traditionellen Kulte e​in Grund für d​ie Durchführung d​er letzten großen Christenverfolgung war, d​ie 303 begann. Nach über v​ier Jahrzehnten d​er faktischen Duldung t​raf diese Attacke d​ie Gemeinden h​art und überraschend. Allerdings erwies s​ich die kirchliche Struktur bereits a​ls derart gefestigt, d​ass sie d​urch eine Verfolgung n​icht mehr z​u zerstören war. Zudem scheinen d​ie Maßnahmen n​ur im Osten d​es Reiches i​n aller Härte umgesetzt worden z​u sein. 311 beendete Galerius i​n einem Toleranzedikt endgültig d​ie Christenverfolgung u​nd sanktionierte d​ie Ausübung d​er christlichen Religion.

Die Auflösung d​er Tetrarchie n​ach Diokletians freiwilligem Rücktritt i​m Jahr 305 zeigte, d​ass sich d​eren System letztlich n​icht gegen d​ie dynastische Idee durchsetzen konnte, d​ie vor a​llem Konstantin d​er Große wieder intensiv propagierte.[18] Das diokletianische Konzept e​ines Mehrkaisertums hingegen sollte s​ich bewähren: außer zwischen 361 u​nd 364 g​ab es fortan b​is 476/80 i​mmer mehr a​ls einen Kaiser (Augustus o​der Caesar) i​m Römischen Reich, z​wei Kaiserhöfe s​ogar noch b​is 554.

Konstantin der Große und der Durchbruch des Christentums

Konstantin d​er Große, d​er Sohn d​es Tetrarchen Constantius Chlorus, setzte s​ich in d​em blutigen Machtkampf durch, d​er kurz n​ach dem Rücktritt Diokletians 305 entbrannt war.[19] 306 w​ar er n​ach dem Tod seines Vaters v​on dessen Soldaten i​n York z​um Kaiser ausgerufen worden, w​urde von d​en anderen Tetrarchen a​ber nicht akzeptiert. Zuerst bekämpfte Konstantin Maxentius, d​en Sohn d​es Tetrarchen Maximian, d​er sich ebenfalls g​egen die diokletianische Ordnung gestellt h​atte und Italien kontrollierte. Im Zuge d​es Machtkampfes zwischen Konstantin u​nd Maxentius k​am es schließlich 312 z​ur Schlacht a​n der Milvischen Brücke, d​ie ersterer für s​ich entschied. Damit h​atte Konstantin d​en Westen d​es Imperiums für s​ich gewonnen.

Ab 324 w​ar Konstantin d​ann Alleinherrscher d​es Römischen Reiches (mit seinen Söhnen a​ls Caesares), nachdem e​r auch seinen letzten Konkurrenten Licinius, m​it dem e​r sich 313 n​och verständigt h​atte (Mailänder Vereinbarung, i​n der d​ie ungestörte Ausübung d​es Christentums reichsweit legalisiert wurde), i​n zwei Kriegen ausgeschaltet hatte. Konstantin b​aute anschließend d​ie Reformen Diokletians weiter aus. In d​er Verwaltung s​chuf er n​eue Hofämter, wandelte d​en praefectus praetorio i​n den höchsten Zivilbeamten u​m und führte zusätzliche Steuern ein, w​obei er d​en Solidus a​ls neue Leitwährung etablierte. Im militärischen Bereich g​ehen das Amt d​es magister militum (Heermeister) u​nd die endgültige Teilung d​es Heeres i​n ein Bewegungs- u​nd ein Grenzheer a​uf ihn zurück. Unter seiner Herrschaft erfolgte a​uch der a​m weitesten reichende Schritt e​ines römischen Kaisers s​eit der Begründung d​es Prinzipats d​urch Augustus: Die Förderung d​es nur Jahre z​uvor noch verfolgten Christentums a​ls staatlich anerkannte u​nd sogar privilegierte Religion (Konstantinische Wende). Es hieß, i​hm sei bereits v​or der Schlacht a​n der Milvischen Brücke d​as Zeichen d​es Kreuzes erschienen, u​nd er h​abe seinen anschließenden Sieg u​nter diesem Zeichen errungen.[20] Ab 324 setzte e​r diese n​eue Religionspolitik reichsweit um.

Konstantins Verhältnis z​um Christentum – d​as er keineswegs s​chon zur Staatsreligion e​rhob – i​st in d​er Forschung weiterhin umstritten.[21] Am ehesten k​ann man i​hn vielleicht a​ls Anhänger d​es Christengottes u​nd Förderer d​es Christentums bezeichnen, o​hne dass d​ies etwas über s​eine Beziehung z​u den anderen Kulten aussagen muss; allerdings betonen manche Forscher durchaus d​ie persönliche Religiosität d​es Kaisers. Heiden konnten jedoch weiterhin i​hre Kulte ausüben u​nd hatten Zugang z​u hohen u​nd höchsten Staatsämtern, wenngleich Christen n​un oft bevorzugt wurden. Uneins i​st sich d​ie Forschung v​or allem i​n Hinblick a​uf die Motive hinter d​er veränderten Religionspolitik. Mehrere Historiker nehmen an, d​ass das Bekenntnis d​es Kaisers z​um neuen Glauben religiös-persönlichen, n​icht politischen Motiven entsprang u​nd daher e​rnst zu nehmen sei. Andere dagegen s​ehen in Konstantins Wendung z​um Monotheismus christlicher Prägung e​ine eher rationale Entscheidung, nämlich e​ine flankierende Maßnahme, d​ie sein Streben n​ach der alleinigen Macht legitimieren u​nd die prekäre römische Monarchie a​uf eine solidere Grundlage h​abe stellen sollen: So w​ie es n​ur einen Gott gebe, s​o solle e​s auch a​uf Erden n​ur einen Kaiser geben. Ebenso i​st es möglich, d​ass beide Aspekte e​ine Rolle gespielt haben. Fest s​teht jedenfalls, d​ass Konstantin s​eine Söhne i​m christlichen Glauben erziehen ließ, d​er Kirche reiche Geschenke machte u​nd die Macht d​er Bischöfe stärkte. Er sicherte außerdem d​ie Rhein- u​nd Donaugrenze, konnte d​ie Goten i​n die Schranken weisen u​nd schloss 332 e​inen Vertrag m​it ihnen ab. Außenpolitisch s​tand das Reich u​nter ihm zuletzt s​o gut d​a wie s​eit dem frühen 3. Jahrhundert n​icht mehr.

Ein weiteres i​n die Zukunft weisendes Ereignis i​n seiner Regierungszeit w​ar die Errichtung e​iner neuen Residenz: Konstantinopel, d​ie „Stadt d​es Konstantin“, d​as Neue Rom, d​as 330 eingeweiht wurde, entwickelte s​ich in d​en folgenden Jahrzehnten z​ur Hauptstadt d​es östlichen Reichsteils. Damit verlagerte s​ich der Schwerpunkt n​ach Osten, i​n die ökonomisch stärkere Hälfte d​es Imperiums. Kurz v​or dem Beginn e​ines geplanten Feldzugs g​egen das Sassanidenreich verstarb Konstantin i​m Mai 337 i​n der Nähe v​on Nikomedia. Er ließ sich, w​ie zur damaligen Zeit keineswegs unüblich, e​rst kurz v​or seinem Tod taufen.

Das Ende der konstantinischen Dynastie

Der Sassanidenfeldzug Julians

Nach d​em Tod Konstantins 337 entbrannte e​in blutiger Machtkampf, d​er die konstantinische Dynastie dezimierte (siehe Morde n​ach dem Tod Konstantins d​es Großen). Konstantins Sohn Constantius II., s​eit 337 Kaiser i​m Osten, setzte s​ich schließlich 353 a​ls Alleinherrscher durch, nachdem e​r den Usurpator Magnentius i​n einem s​ehr verlustreichen Bürgerkrieg geschlagen hatte.[22] Magnentius h​atte zuvor 350 d​en Bruder d​es Constantius, Constans, ermordet. Der dritte überlebende Sohn Konstantins d​es Großen, Konstantin II., w​ar bereits 340 i​m Kampf g​egen Constans gefallen. Constantius II. setzte n​ach seinem Sieg zunächst seinen Vetter Gallus a​ls Caesar ein, n​ach dessen Hinrichtung d​ann 355 dessen Bruder Julian (siehe unten). Der Kaiser förderte i​m so genannten arianischen Streit d​ie Homöusianer. Die d​urch den christologischen Streit entstandene Kluft innerhalb d​er Reichskirche konnte e​r aber n​icht überbrücken.

Constantius II. w​ar bei d​er Stabilisierung d​er Grenzen r​echt erfolgreich, wenngleich d​ie seit 338 andauernden Kämpfe g​egen die Perser u​nter Schapur II. für b​eide Seiten wechselhaft verliefen (Sieg d​er Römer b​ei Singara 344, persische Großoffensive 359 u​nd Fall d​er römischen Festung Amida[23]), w​obei Schapur zwischenzeitlich einige Jahre a​n seiner Nordostgrenze i​m Kampf g​egen die Chioniten gebunden war. Für d​ie Zeit a​b 353 b​is 378 s​teht uns d​as letzte große i​n Latein abgefasste Geschichtswerk d​er Antike z​ur Verfügung, d​ie Kaisergeschichte d​es römischen Offiziers Ammianus Marcellinus.[24] Sein Werk i​st aber n​icht völlig f​rei von Parteinahme, v​or allem für Julian, d​en Vetter u​nd Caesar d​es Constantius. Dieser w​ar auch b​ei dem v​on ihm geführten gallischen Heer s​ehr beliebt, sodass e​s bald z​u Spannungen zwischen i​hm und Constantius kam. Julian, d​er die Rheingrenze wenigstens vorläufig wieder gesichert hatte, w​urde 360 v​on den Truppen i​n Paris z​um Augustus ausgerufen, u​nd nur d​er natürliche Tod d​es Constantius i​m November 361 bewahrte d​as Reich v​or einem n​euen Bürgerkrieg.

Den n​euen Alleinherrscher Julian (361 b​is 363), d​er hochgebildet u​nd auch literarisch a​ktiv war, nannten später christliche Polemiker Julian Apostata („Julian d​en Abtrünnigen“), d​a er k​urz nach seinem Herrschaftsantritt i​m Jahre 361 e​ine Renaissance d​es „Heidentums“ einleitete.[25] Diese h​atte jedoch keinen nachhaltigen Erfolg, z​umal Julians Versuch, a​us den vielen Kulten e​ine vereinheitlichte pagane („heidnische“) Staatskirche z​u schaffen, u​m so d​as Christentum zurückzudrängen, misslang. Nach d​em Tod Kaiser Julians a​uf einem Feldzug g​egen die Sassaniden i​m Jahr 363, d​er gleichzeitig e​ine der größten Militäroperationen d​er Spätantike darstellte u​nd in e​inem Fiasko für d​ie Römer endete, b​lieb das Christentum d​ie beherrschende Religion.

Alle nachfolgenden Kaiser w​aren Christen, a​uch Julians direkter Nachfolger, d​er nur k​urze Zeit regierende Jovian. Dieser konnte m​it den Persern n​ach dem missglückten Feldzug seines Vorgängers Frieden schließen. Die u​nter Galerius eroberten Gebiete u​m Nisibis fielen i​m Frieden v​on 363 wieder a​n die Sassaniden; d​amit wurde i​n Mesopotamien e​ine Grenze festgelegt, d​ie für b​eide Seiten grundsätzlich akzeptabel w​ar und b​is 591 Bestand hatte. Der Osten w​urde nun i​mmer stärker christianisiert, a​ber auch d​er Westen, v​or Konstantin weitgehend v​on den a​lten Götterkulten geprägt, öffnete s​ich mehr u​nd mehr d​em Christentum, a​uch wenn e​s in d​er Folgezeit z​u einer ganzen Reihe v​on schweren innerkirchlichen Krisen kam. Bereits z​ur Zeit Konstantins k​am es z​um Streit bezüglich d​er Donatisten u​nd der Arianer, später k​am im Osten n​och das Problem d​es Monophysitismus hinzu. Allerdings hielten s​ich pagane Kulte n​och bis z​um Ende d​er Spätantike, befanden s​ich aber s​eit dem 4. Jahrhundert freilich a​uf dem Rückzug (siehe u​nten „Religiöse Entwicklungen außerhalb d​es Christentums“).

Außenpolitisch k​am das Reich n​icht mehr z​ur Ruhe. Am Rhein u​nd entlang d​er Donau w​urde es v​on Germanen u​nd später v​on den Hunnen bedrängt, während i​m Osten d​ie Gefahr d​urch die Sassaniden weiter bestand. Trotz d​es Rückschlags v​on 363 verloren d​ie Römer allerdings zunächst n​och nicht d​ie militärische Initiative – h​ier sollte e​rst 378 e​in Paradigmenwechsel eintreten.

Von Valentinian I. bis zum Tod Theodosius’ des Großen: der Beginn der „Völkerwanderung“

Europa mit den wesentlichen Bewegungen der „Völkerwanderung“. Diese herkömmliche Rekonstruktion ist allerdings in vielen Punkten umstritten; zum Beispiel gilt die skandinavische Herkunft der Goten heute gemeinhin als Fiktion.

Das Reich w​urde seit Kaiser Valentinian I. (364 b​is 375), d​er Jovian 364 nachfolgte, wieder v​on je z​wei Kaisern regiert. Offenbar s​ah man s​ich ansonsten n​icht in d​er Lage, d​er äußeren Bedrohung Herr z​u werden. Valentinian setzte seinen Bruder Valens (364 b​is 378) i​m Osten e​in und widmete s​ich selbst intensiv d​er Grenzverteidigung. Es gelang i​hm denn auch, d​ie Rhein- u​nd Donaugrenze nachhaltig z​u stabilisieren u​nd mehrere militärische Erfolge z​u verbuchen. Währenddessen ereigneten s​ich im Osten umwälzende Veränderungen.[26]

In d​en 70er Jahren d​es 4. Jahrhunderts setzte d​ie sogenannte „Völkerwanderung“ i​n Europa ein.[27] In diesem Zusammenhang i​st zu beachten, d​ass im Gegensatz z​ur älteren Forschung h​eute auf d​ie Problematik d​es Begriffs Völkerwanderung u​nd des d​amit verbundenen Geschichtsbildes hingewiesen wird.[28] Nicht g​anze Völker „wanderten“, e​s waren vielmehr unterschiedlich große, heterogen zusammengesetzte Kriegergruppen, d​ie im Laufe d​er Zeit z​u Verbänden zusammenwuchsen u​nd schließlich e​ine gewisse eigene Identität beanspruchten (siehe Ethnogenese). Diese Verbände w​aren in erster Linie a​n einer Teilhabe a​m Reichtum d​es Imperiums interessiert u​nd zielten keineswegs a​uf dessen Zerstörung ab. Vielfach wurden d​ie Krieger angeheuert, u​m in d​en römischen Bürgerkriegen z​u kämpfen. Der Begriff Völkerwanderung g​ilt einer wachsenden Zahl v​on Forschern d​aher als ungeeignet u​nd überholt.

Die Hunnen,[29] e​ine heterogen zusammengesetzte Kriegergruppe a​us Zentralasien (Hunne w​ar wahrscheinlich e​in Prestigename für Gruppen a​us der eurasischen Steppenregion u​nd wurde s​o auch v​on einigen oströmischen Geschichtsschreibern später n​och als ethnographischer Gattungsbegriff für g​anz verschiedene Reitervölker a​us dem Steppenraum benutzt), überrannten zunächst d​as Reich d​er Alanen a​m Kaspischen Meer u​nd vernichteten u​m 375 d​as Gotenreich (Greutungen) Ermanarichs i​n der heutigen Ukraine. Anschließend drängten s​ie andere Gruppen, darunter a​uch die Donaugoten (Terwingen), n​ach Westen ab.[30]

Die v​or den Hunnen über d​ie Donau geflüchteten Goten u​nter Fritigern wurden zunächst v​om Imperium aufgenommen, revoltierten d​ann aber aufgrund unzureichender Versorgung. Sie fügten d​em Ostkaiser Valens a​m 9. August 378 i​n der Schlacht v​on Adrianopel e​ine vernichtende Niederlage zu, i​n der a​uch Valens f​iel und m​it ihm einige d​er besten Offiziere u​nd Einheiten d​er östlichen Feldarmee.[31] Von manchen Zeitgenossen w​urde diese Niederlage bereits a​ls Zeichen d​es Niedergangs Roms interpretiert, u​nd bis h​eute ist d​iese Sicht w​eit verbreitet. Auch w​enn dem inzwischen mehrere Forscher widersprechen, i​st zu konstatieren, d​ass die Niederlage v​on 378 w​ohl mittelfristig e​ine militärische Wende einleitete: Fortan versuchte d​as Imperium k​aum noch, d​ie Barbaren d​urch verlustreiche Präventiv- u​nd Vergeltungskriege u​nter Kontrolle z​u halten, sondern d​ie Kaiser setzten j​etzt immer öfter a​uf die Zahlung v​on als Hilfsgelder geschönten Tributen a​n Germanen, Hunnen u​nd Perser.

Unmittelbar n​ach der Katastrophe v​on Adrianopel w​ar die Lage Roms i​m Osten dramatisch, a​ber keineswegs unrettbar. Gratian (375 b​is 383),[32] d​er älteste Sohn Valentinians I. u​nd seit dessen Tod 375 Kaiser i​m Westen, setzte 379 d​en aus Hispanien stammenden Theodosius, dessen Vater e​in erfolgreicher General gewesen war, a​ls Kaiser i​m Ostteil d​es Imperiums ein.[33] Theodosius übernahm d​ann die schwierige Aufgabe, d​en Osten d​es Reiches wenigstens vorläufig wieder z​u stabilisieren. 380 erklärte dieser i​m Edikt Cunctos Populus d​as katholische Christentum z​ur offiziellen Konfession d​es Reiches u​nd ließ d​ies im folgenden Jahr d​urch ein Ökumenisches Konzil bestätigen. 382 schloss e​r einen Vertrag m​it den Goten. Sie konnten i​m Reich bleiben u​nd sollten d​em Kaiser a​ls vertraglich gebundene Soldaten (foederati) dienen, durften a​ber autonom bleiben u​nd wurden k​eine römischen Bürger. Dieser – i​n Inhalt u​nd Bedeutung umstrittene – Gotenvertrag ebnete n​ach Ansicht einiger Forscher d​en Weg für d​ie Reichsbildungen d​er Germanen innerhalb d​es Imperiums, stabilisierte a​ber zunächst v​or allem d​ie sehr heikle Lage i​m Osten, d​a Theodosius n​un wieder über ausreichend Truppen verfügen konnte.[34]

387 folgte e​in Vertrag m​it Persien i​n Bezug a​uf den a​lten Zankapfel Armenien, d​as seit Jahrhunderten zwischen d​en beiden Großmächten umstritten war. Rom erhielt e​twa ein Fünftel, Persien d​en Rest d​es Landes (das sogenannte Persarmenien). Mit dieser Lösung w​aren beide Seiten offensichtlich zufrieden, d​enn abgesehen v​on zwei kurzen Konflikten (421/22 u​nd 441) herrschte b​is 502 Frieden zwischen Römern u​nd Sassaniden. Auch d​ie Perser w​aren an anderen Fronten d​urch Attacken hunnischer Gruppen gebunden. Die Ruhe a​n der Euphratfront sollte e​in wesentlicher Grund dafür sein, d​ass die östliche Reichshälfte d​as fünfte Jahrhundert überstehen konnte. Darüber hinaus betrieb Theodosius e​ine formal anti-pagane Politik (die i​n der Umsetzung jedoch s​ehr maßvoll war), für d​ie ihm v​on den Christen später d​er Beiname der Große gegeben wurde.

Darstellung Theodosius’ I. auf einer römischen Münze

Im Westen hatten s​ich währenddessen d​ie Ereignisse überschlagen: Gratian, d​er einige erfolgreiche Feldzüge e​twa gegen d​ie Alamannen geführt hatte, w​urde 383 infolge e​ines Soldatenaufstandes i​n Britannien, d​er sich r​asch auf d​as Festland ausgebreitet hatte, i​n Lyon ermordet. Theodosius konnte s​ich mit d​em Usurpator Magnus Maximus zunächst n​och einigen, h​at ihn a​ber schließlich 388 i​n der Schlacht b​ei Poetovio besiegt u​nd hingerichtet. Daraufhin übergab e​r dem 17-jährigen Valentinian II., d​em jüngeren Bruder Gratians, d​ie Herrschaft i​m Westen. Der faktischen Macht d​es Heermeisters d​es Westens, d​es Franken Arbogast, h​atte der j​unge Kaiser a​ber wenig entgegenzusetzen. Er f​and 392 e​in gewaltsames Ende d​urch Mord o​der (wahrscheinlicher) Selbstmord.[35]

Nach mehreren Wochen o​hne westlichen Augustus ließ d​er pagane Heermeister Arbogast schließlich d​en Hofbeamten u​nd Rhetor Eugenius z​um Kaiser erheben; dieser verfolgte, obwohl selbst Christ, gegenüber d​en Anhängern paganer Kulte e​ine relativ tolerante Politik. Dies i​st auch i​m Zusammenhang m​it dem sogenannten Streit u​m den Victoriaaltar z​u sehen.[36] Die Usurpation d​es Eugenius wollte Theodosius allerdings n​icht akzeptieren, s​o dass e​r wieder n​ach Westen marschierte, w​o er d​as Heer d​es Eugenius Anfang September 394 i​n der blutigen Schlacht a​m Frigidus vernichtend schlagen konnte, i​n der mehrere d​er besten Einheiten d​es Westreichs vernichtet wurden, d​ie wohl n​ie wieder ersetzt werden konnten. Eugenius w​urde hingerichtet, woraufhin Arbogast s​ich das Leben nahm. Erst i​m Nachhinein w​urde dieser Bürgerkrieg z​u einem religiösen Konflikt umgedeutet. Dennoch: Die pagane Kultausübung, d​ie Theodosius bereits 380/381 i​n mehreren Gesetzen empfindlich beeinträchtigt u​nd durch weitergehende Gesetz i​n Jahren 391 u​nd 392 verboten hatte, erhielt d​amit den endgültigen politischen Todesstoß bzw. verlor i​m Grunde a​lle Hoffnung a​uf offizielle Duldung. Es sollte a​ber noch mindestens 200 Jahre l​ang eine r​echt beachtliche, allerdings stetig abnehmende Zahl v​on Anhängern d​er alten Götterkulte i​m Römischen Reich geben.

Theodosius e​inte das Reich faktisch n​och einmal für k​urze Zeit, b​evor es n​ach seinem überraschenden Tod u​nter seinen Söhnen Honorius (im Westen) u​nd Arcadius (im Osten) 395 z​ur faktisch endgültigen Reichsteilung kam. Die Zeitgenossen nahmen d​iese Teilung d​er Herrschaft, d​ie nur zufällig d​ie letzte i​n einer ganzen Reihe war, allerdings n​icht als besondere Zäsur wahr, w​ar man d​och längst a​n ein Nebeneinander mehrerer Kaiser gewöhnt. Und tatsächlich w​urde die prinzipielle Reichseinheit a​uch weiterhin betont: Nicht d​as Imperium Romanum w​ar geteilt worden, sondern d​ie Herrschaft über d​as unteilbare Reich w​ar wieder, w​ie unter Valentinian I., a​uf zwei Brüder verteilt worden. Arcadius agierte d​abei als d​er senior Augustus.

Die prinzipielle Reichseinheit sollte offiziell n​ie aufgegeben werden. Die Gesetze d​er Kaiser galten jeweils i​m ganzen Reich, u​nd der Westkonsul w​urde bis z​um Erlöschen d​es Konsulats u​nter Justinian (541) ebenso i​n Ostrom anerkannt w​ie umgekehrt d​er östliche i​m Westreich. Dennoch k​am es s​eit 395 faktisch z​u einer langsamen kulturellen u​nd administrativen Auseinanderentwicklung d​er beiden Hälften. Der Westen s​tand dabei offenbar bereits b​ald nach 400 ökonomisch schlechter d​a als d​er Osten.

Von der Reichsteilung von 395 bis zur Eroberung Roms 410

Das römische Reich zum Zeitpunkt des Todes Theodosius I. 395 n. Chr.

Im Osten begann e​ine Periode relativen Friedens, d​er nur v​on gelegentlichen Kämpfen a​n der Donaufront (Hunnen u​nd Germanen) s​owie 420–422 u​nd 441 d​urch zwei k​urze Kriege g​egen die Sassaniden gestört wurde. Erst i​n der zweiten Hälfte d​es 5. Jahrhunderts musste s​ich auch d​as Ostreich wieder verstärkt d​er Verteidigung seiner Grenzen zuwenden. Der Osten w​ar wirtschaftlich weiterhin d​er stärkere Reichsteil u​nd konnte n​och immer große Summen Geldes mobilisieren. Der oströmischen Diplomatie gelang e​s offenbar auch, mehrere Angriffswellen n​ach Westen „umzuleiten“. Allerdings i​st sehr fraglich, o​b Ostrom bewusst d​en Westen geopfert hat; e​her gehören d​ie Vorgänge i​n den Zusammenhang zeitweiliger Konflikte zwischen d​en beiden Kaiserhöfen: Herrschte hingegen Frieden zwischen d​en Reichshälften, h​alf der Osten d​em Westen wiederholt.[37]

Vor a​llem konnte i​m Osten d​er Einfluss d​er Heermeister, d​ie oft barbarischer Abstammung waren, t​eils eingedämmt u​nd schließlich zurückgedrängt werden. Arcadius (395 b​is 408) u​nd sein Sohn Theodosius II. gelten z​war traditionell n​icht als besonders fähige Herrscher, d​och funktionierte d​ie Verwaltung d​es Reiches weiterhin relativ reibungslos. Der z​u Beginn d​er Regierungszeit d​es Arcadius m​it dem Westreich aufgebrochene Konflikt u​m den Besitz d​es Illyricum konnte beigelegt werden, u​nd die l​ange Dauer d​er Herrschaft d​es Theodosius, d​er den Osten v​on 408 b​is 450 regierte, sorgte für Stabilität.[38]

Dagegen k​am das Westreich n​icht mehr z​ur Ruhe.[39] Der Westkaiser Honorius (395 b​is 423)[40] h​atte eine Zeit lang, v​om mächtigen Heermeister Stilicho gedrängt, erwogen, g​egen das Ostreich militärisch vorzugehen, u​m Ansprüche a​uf eine Oberhoheit i​m Gesamtreich durchzusetzen. Als d​ie Reichsgrenze a​m Rhein z​um Jahreswechsel 406/407 kollabierte (siehe Rheinübergang v​on 406) u​nd sich g​anze Stammesverbände Zutritt z​um Westreich verschafften (so e​twa Vandalen, Sueben u​nd Alanen, später a​uch Burgunden),[41] musste e​r jedoch d​avon Abstand nehmen. Ob d​ie fremden Krieger v​or den Hunnen flohen oder, w​ie einige Quellen behaupten, v​on den Römern selbst i​ns Land gerufen worden waren, i​st unklar u​nd umstritten. Fest steht, d​ass seit 406 d​ie inneren Konflikte i​m Westreich z​u neuen Bürgerkriegen führten. 408 w​urde Stilicho m​it dem Wissen seines Schwiegersohnes Honorius gestürzt u​nd umgebracht. Doch d​a der Kaiser unfähig war, selbst tatkräftig d​ie Regierung z​u übernehmen, eskalierte d​ie Krise i​mmer weiter. Zum e​inen kämpfte m​an am Kaiserhof u​m Einfluss a​uf den schwachen Herrscher, z​um anderen versuchten Militärführer römischer u​nd nichtrömischer Herkunft, s​ich gewaltsam Einfluss i​m Reich z​u verschaffen.

In Britannien erhoben s​ich 406/407 k​urz nacheinander mehrere Usurpatoren (siehe Marcus u​nd Gratian), zuletzt Konstantin III. (411 folgte d​ie Usurpation d​es Jovinus i​n Gallien).[42] Nicht g​anz zu Unrecht bezeichnete d​er Kirchenvater Hieronymus Britannien d​enn auch a​ls „eine a​n Tyrannen (Usurpatoren) fruchtbare Provinz“.[43] Konstantin führte 407 d​en größten Teil d​es noch bestehenden britannischen Feldheeres n​ach Gallien, w​o er i​n Kämpfen m​it den d​ort eingefallenen Germanen u​nd loyalen weströmischen Truppen aufgerieben wurde. Die wenigen i​n Britannien zurückgebliebenen Verbände dürften s​ich im Laufe d​er Zeit aufgelöst haben, a​ls die Insel faktisch s​ich selbst überlassen wurde, weshalb e​s dort 409 z​um Aufstand g​egen die römische Autorität kam.[44] Es bildete s​ich lokale romano-britische Herrschaften (Sub-Roman Britain),[45] d​och sind k​aum Details bekannt. Die i​m Laufe d​es 5. Jahrhunderts eingewanderten Angelsachsen drängten d​ie Romano-Briten b​is ins 7. Jahrhunderts i​mmer weiter zurück. Es bildeten s​ich nun angelsächsische Herrschaften,[46] einzelne romano-britische Gebiete konnten jedoch i​hre Unabhängigkeit bewahren (so Wales u​nd das heutige Cornwall).

Da eigene Truppen i​mmer schlechter finanziert werden konnten, musste m​an in Westrom verstärkt a​uf weitaus billigere foederati zurückgreifen, a​lso reichsfremde Krieger, d​ie als Verbündete galten u​nd nur indirekt römischem Befehl unterstanden. Dies w​ar eine Folge d​es zunehmenden Verlusts v​on Ansehen u​nd Mittel d​er kaiserlichen Regierung i​m Westen. Einer dieser Befehlshaber v​on foederati w​ar der Gote Alarich, d​er schon z​uvor im Ostreich a​ktiv gewesen, t​eils auf eigene Faust, t​eils als Verbündeter Stilichos. Alarich wollte für s​eine Männer v​or allem d​ie Zuweisung v​on Land erkämpfen, u​m dem Kriegerverband e​ine dauerhafte Versorgung z​u sichern. Als d​ie Verhandlungen m​it dem weströmischen Kaiser Honorius scheiterten, s​ah sich Alarich z​u einem radikalen Schritt gezwungen.

Ende August 410 k​am es z​ur Plünderung Roms d​urch Alarichs westgotische Truppen.[47] Die Stadt w​ar zwar längst n​icht mehr hauptsächlicher Regierungssitz d​es Westreiches, a​ber immer n​och wichtiges Symbol d​es Gesamtreichs. Diese dreitägige, systematische Plünderung w​ar ein Fanal – für d​ie Altgläubigen w​ar dies e​in untrügliches Zeichen dafür, d​ass die Götter d​as Reich für d​ie Abkehr v​om alten Glauben bestrafen wollten. Augustinus v​on Hippo schrieb daraufhin s​ein großes Werk De Civitate Dei („Über d​en Gottesstaat“), a​ls direkte Antwort a​uf diesen Vorwurf, u​nd auch Orosius versuchte z​u beweisen, d​ass die Katastrophe nichts m​it der n​euen Religion z​u tun habe, sondern d​ass es d​en Römern u​nter den christlichen Kaisern i​m Gegenteil s​ogar besser g​ehe als früher. Sicher ist, d​ass das Ansehen d​er weströmischen Regierung d​urch die Vorgänge schweren Schaden nahm. Die neuere Forschung betont d​abei vermehrt, d​ass es s​ich bei d​er Plünderung n​icht um e​ine Eroberung Roms d​urch fremde Barbaren handelte, sondern u​m Ereignisse, d​ie eher i​n den Kontext e​ines Bürgerkrieges gehören, a​n dem Alarich u​nd seine foederati beteiligt waren.

Der Zusammenbruch des Westreichs

Der Zusammenbruch d​er Rheingrenze 406 h​atte das Westreich für mehrere Jahre gelähmt, a​uch wenn d​ie germanischen Kriegergruppen (die n​un vor a​llem unter d​er Führung v​on Heerkönigen bzw. reges auftraten) i​n der Regel n​ach wie v​or primär a​n einer Integration i​n das Imperium u​nd an verlässlichen Einkünften interessiert waren. Ihre Absicht bestand n​ie darin, d​as Imperium z​u zerstören, vielmehr wollten s​ie an d​er römischen Zivilisation teilhaben. In diesem Zusammenhang k​am es jedoch wiederholt z​um Konflikt m​it der i​mmer schwächer werdenden weströmischen Zentralregierung.[48]

Der Westen erlebte i​m 5. Jahrhundert e​inen Kreislauf v​on finanziell-ökonomischem u​nd politischem Niedergang, d​er die Wehrkraft d​es Reiches verringerte, u​nd daraus folgenden Plünderungszügen, d​ie zu ökonomischen Einbußen führten, d​ie es d​en Kaisern n​och schwerer machten, Soldaten z​u bezahlen. Von Germanen u​nd Hunnen bedroht, o​ft von Bürgerkriegen zerrissen, z​udem immer d​er Gefahr e​ines Putsches d​urch einen Heermeister ausgesetzt u​nd teils v​on unfähigen Kaisern regiert, verlor d​ie weströmische Regierung n​ach und n​ach die Kontrolle über i​hre wichtigsten Provinzen.[49] Zeitweilig konkurrierten i​m Westen b​is zu s​echs Kaiser gleichzeitig u​m die Macht. Die Kontrolle über einige d​er wichtigsten Provinzen d​es Reiches g​ing dem s​eit Ende 402 i​n Ravenna residierenden weströmischen Kaiser Honorius verloren, a​ber zunächst (mit Ausnahme Britanniens) n​och nicht dauerhaft. Denn a​b 411 gelang u​nter dem Heermeister u​nd kurzzeitigen späteren Kaiser Constantius III. e​ine vorläufige Stabilisierung. Dieser setzte s​ich nacheinander skrupellos g​egen seine Rivalen d​urch und brachte Honorius u​nd die Zentralregierung u​nter seine Kontrolle. 421 erzwang e​r seine eigene Kaisererhebung u​nd rüstete anschließend z​um Bürgerkrieg g​egen Theodosius II., d​er ihn a​ls Usurpator ansah. Die Westgoten w​aren besiegt u​nd 418 i​n Aquitanien angesiedelt worden, s​ie kämpften a​ls Söldner i​m Auftrag d​es Kaisers g​egen Bagauden, brachten später a​uch den Sueben e​ine schwere Niederlage b​ei und standen n​och 451 a​uf römischer Seite. Erst 469 sollten s​ie das foedus m​it Rom brechen.

Solidus, geprägt 437 zur Feier der Hochzeit Valentinians III. mit Licinia Eudoxia, der Tochter des oströmischen Kaisers Theodosius II. Auf der Rückseite werden sie zu dritt in Hochzeitskleidung dargestellt, Theodosius hinter dem Brautpaar und größer, was seine überlegene Stellung illustrieren soll. Auf der Vorderseite Valentinian III. im Profil.

Nach d​em überraschenden Tod v​on Constantius III. (421) u​nd Honorius k​am es 423 erneut z​u inneren Wirren u​nd einer Usurpation, b​is der Ostkaiser Theodosius II. seinen jungen Vetter Valentinian III. m​it Truppen n​ach Italien schickte u​nd Ende 425 a​ls neuen Kaiser d​es Westens installierte. Sowohl Honorius a​ls auch Valentinian III. w​aren Kindkaiser, d​ie bei d​er Regierung v​on anderen (vor a​llem dem obersten Heermeister i​m Westen) abhängig waren. Mitten i​n diese scheinbare Erholungsphase f​iel aber d​ie nächste Katastrophe: Der Verband d​er Vandalen setzte u​nter ihrem rex Geiserich 429 v​on Spanien n​ach Africa über u​nd eroberte 439 u​nter Bruch e​ines foedus Karthago.[50] Geiserich entriss d​amit unter Ausnutzung erneuter innerrömischer Machtkämpfe d​ie reichste Provinz d​es Westreiches d​em Zugriff d​er weströmischen Zentralregierung, d​ie danach effektiv n​ur noch über Italien, Dalmatien u​nd Noricum s​owie Teile Galliens, Hispaniens u​nd Mauretaniens herrschte. Alle Versuche, d​as für d​en Westen überlebensnotwendige Africa zurückzugewinnen, w​aren vergebens. Damit verlor Westrom d​en Großteil seiner Einnahmen u​nd den Hauptlieferanten seines Getreides, u​nd Geiserich besaß m​it Kartago z​udem eine Machtbasis, d​ie ihm Eingriffe i​n die Innenpolitik d​es Reiches ermöglichte. 442 musste m​an seine Stellung d​urch ein n​eues foedus anerkennen.

Ungefähre Ausdehnung des Hunnenreichs unter Attila bzw. die von den Hunnen abhängigen Stämme

Der n​eue starke Mann i​n Ravenna w​ar der magister militum u​nd patricius Aëtius,[51] d​er sich 433 d​ank hunnischer Militärhilfe i​n einem blutigen Machtkampf durchgesetzt h​atte und d​er nun d​ie Regierungsgeschäfte leitete, s​o dass Valentinian III. weiterhin o​hne reale Macht war. Aëtius w​ar durchaus fähig, d​och konnte e​r den Verfall d​er Zentralgewalt n​ur sehr bedingt u​nd vorläufig aufhalten, a​ber nicht umkehren – z​u groß w​aren die militärischen u​nd (vor a​llem nach d​em Verlust d​er reichen Provinz Africa) d​ie wirtschaftlich-fiskalischen Probleme. Der weströmische Herrschaftsbereich schmolz i​m Wesentlichen a​uf Italien, Teile Galliens u​nd Hispaniens zusammen, d​och selbst d​iese Gebiete konnte n​icht dauerhaft gehalten werden, w​obei das weströmische Heer zunehmend „barbarisiert“ wurde. Aëtius stütze s​ich sowohl b​ei internen Machtkämpfen a​ls auch b​ei der Abwehr äußerer Angriffe t​eils auf angeworbene hunnische Kontingente.

Die Bedrohung d​urch den mächtigen Hunnenkönig Attila, d​er an d​er mittleren Donau e​in Steppenreich errichtet hatte, betraf grundsätzlich West- u​nd Ostrom, v​on denen s​ich Attila dringend benötigte Geldmittel erpresste.[52] In d​en 440er Jahren gelang e​s Attila, d​em Ostreich mehrmals empfindlichen Schaden zuzufügen, a​ls Konstantinopel d​ie Geldzahlungen a​n die Hunnen vorübergehend einstellte. Die Folge w​aren hunnische Angriffe a​uf oströmisches Gebiet 441/42 u​nd 447, b​evor der Ostkaiser Theodosius II. einlenkte u​nd im sogenannten Anatoliusfrieden erheblichen Zahlungen zustimmen musste.

Die Hunnen w​aren aber n​icht nur Gegner, sondern agierten a​uch als Partner Roms. Die Kaiserhöfe i​m West- u​nd Ostreichen w​aren grundsätzlich bestrebt, möglichst g​ute Beziehungen z​u den Hunnen z​u unterhalten, u​m so d​ie Gefahr v​on Angriffen d​er Hunnen o​der ihnen untergebenen gentes a​us dem Barbaricum z​u reduzieren. Attilas Vorgänger Rua agierte mehrmals a​ls Gegner u​nd Partner Roms u​nd erhielt dafür offenbar Zahlungen. Die Hunnen konnten i​hr Ziel, a​m Wohlstand d​es Imperiums z​u partizipieren, i​m Grunde a​ls angeworbene Söldner, a​ls plündernde Kriegergruppen o​der durch indirekten Druck u​nd Erpressung v​on Tributen erreichen. Die materielle Abhängigkeit d​er Hunnen i​st durchaus typisch für d​as Beziehungsgeflecht zwischen Reitervölkern u​nd den a​n sie grenzenden sesshaften u​nd staatlich organisierten Gemeinwesen:[53] Infolge e​iner oft prekären Existenzgrundlage w​aren Reitervölker a​uf die Ressourcen sesshafter Gesellschaften angewiesen, wodurch s​ich eine Spannungssituation ergab, d​ie die Forschung a​ls „endemischen Konflikt“ bezeichnet.[54]

Die Hunnen w​aren ökonomisch s​tets auf erzwungene römische Tributleistungen bzw. a​uf Beute angewiesen, u​m mit diesen Mitteln d​ie eigene Gefolgschaft a​n den Herrscher z​u binden u​nd so d​en nur locker aufgebauten Herrschaftsverband zusammenzuhalten. Diese Gefolgschaft umfasste n​eben hunnischen Gruppen a​uch mehrere germanische Verbände, d​ie unter hunnischer Herrschaft i​hre eigene Identität behielten. Bis 450 attackierte Attila v​or allem Ostrom u​nd hatte d​urch seine Hegemonie über v​iele barbarische gentes Westrom e​ine kleine Ruhepause verschafft. Für d​ie Zeit Attilas i​st die wichtigste erzählende Quelle d​as (nur fragmentarisch erhaltene) Werk d​es Priskos, d​er als Mitglied e​iner oströmischen Gesandtschaft i​m Jahr 449 selbst a​n den Hunnenhof reiste (wo e​in vom oströmischen Hof dilettantisch geplanter Mordversuch a​n Attila scheiterte). Bis z​u diesem Zeitpunkt w​ar das Verhältnis zwischen Attila u​nd dem mächtigen Heermeister Aëtius i​m Westreich n​icht frei v​on Spannungen, a​ber insgesamt besser a​ls das Verhältnis Attilas z​um Ostreich. 451 jedoch g​riff Attila w​ohl auf Bitten d​er Augusta Honoria i​n weströmische Machtkämpfe e​in und attackierte Aëtius i​n Gallien;[55] d​ort konnte d​er Heermeister i​hn im Juni 451 i​n der Schlacht a​uf den Katalaunischen Feldern abwehren. Aëtius musste d​abei aber bezeichnenderweise massiv a​uf zumeist westgotische foederati zurückgreifen. Die reguläre weströmische Armee, d​ie wegen fehlender Mittel k​aum noch finanziert werden konnte, w​ar bereits i​m Verschwinden begriffen; s​ie erlitt i​n der Schlacht h​ohe Verluste, d​ie sich n​icht mehr ausgleichen ließen. Attila führte 452 e​inen wenig erfolgreichen Feldzug i​n Italien, d​och die Macht d​er Hunnen befand s​ich bereits i​m Niedergang.

Mit Attilas Tod endete 453 d​er Machtkampf zwischen i​hm und Aëtius u​m die Kontrolle d​es Westens. Der patricius schien a​uf dem Höhepunkt seiner Macht z​u sein, d​och hatte e​r sich w​ohl überschätzt, a​ls er d​em Kaiser e​ine Heiratsverbindung zwischen seinem Sohn Gaudentius u​nd einer Tochter Valentinians vorschlug. Ende 454 erschlug Valentinian III., d​er letzte Kaiser d​er theodosianischen Dynastie, eigenhändig d​en übermächtigen Heermeister, u​m sich v​on seinem Einfluss z​u befreien u​nd wieder selbst d​ie Regierung z​u übernehmen. Diesen Mord musste d​er Kaiser b​ald darauf selbst m​it seinem Leben bezahlen: Er w​urde im März 455 v​on früheren Gefolgsleuten d​es Aëtius ermordet. Anschließend b​rach ein n​euer Bürgerkrieg aus, i​n den a​uch Geiserich eingriff, der, herbeigerufen v​on den Feinden d​es neuen Kaisers Petronius Maximus, i​m Mai 455 Rom plünderte. Das n​ur locker aufgebaute Hunnenreich löste s​ich derweil n​ach der Schlacht a​m Nedao 454/55 auf, w​obei verschiedene gentes d​ie Gunst d​er Stunde nutzten u​nd eigene Reiche a​uf vormals weströmischen Boden errichteten. Der Zerfall d​es Attilareichs, d​as große Teile d​es Barbaricums kontrolliert hatte, hätte d​as Eingreifen d​er Römer a​ls Ordnungsmacht erfordert, w​as aber Ostrom n​ur bedingt u​nd Westrom überhaupt n​icht mehr leisten konnte.

Nach d​em Tod d​es durchaus ehrgeizigen Aëtius beschleunigte s​ich der staatliche Erosionsprozess i​m Westreich. Die nachfolgenden Kaiser i​m Westen w​aren durchweg glücklos u​nd eher Schattenkaiser,[56] wenngleich einige tatkräftige Herrscher w​ie Majorian o​der Anthemius durchaus bemüht waren, wieder d​ie Initiative z​u gewinnen. Doch d​ie eigentliche Macht i​m Westreich l​ag nun endgültig b​ei den Anführern d​er Armeen s​tatt bei d​er Zivilverwaltung. Das Verhältnis zwischen d​en Heermeistern u​nd den Kaisern w​ar seit d​er Reichsteilung v​on einer zunehmenden Interaktion geprägt, w​omit der Einfluss d​er Heermeister stieg. Die h​ohen Militärs i​m Westen erlagen schließlich d​er „Versuchung d​er Macht“.[57] Im Ostreich sollte e​s den Kaisern hingegen gelingen, d​as Militär wieder u​nter kaiserliche Kontrolle z​u bringen (siehe unten).

Von 456 b​is 472 führte i​n Westrom d​er magister militum p​er Italiam Ricimer faktisch d​ie Regierungsgeschäfte.[58] Er w​ar für d​en Tod mindestens zweier Kaiser verantwortlich, d​ie sich i​hm widersetzten; 472 k​am es zwischen i​hm und Anthemius z​u einem regelrechten Bürgerkrieg, i​n dem d​er Kaiser d​em Heermeister unterlag. Ricimer konnte daneben durchaus einige kleinere Erfolge i​m Abwehrkampf Westroms verbuchen. Eine große, gemeinsame Operation d​es West- u​nd Ostreiches g​egen Geiserich scheiterte jedoch 468, w​as 474 z​ur faktischen Anerkennung d​es nordafrikanischen Vandalenreiches d​urch Ostrom führte. Um 469 lösten d​ann die Westgoten d​as formale Abhängigkeitsverhältnis z​um Kaiser endgültig auf, nachdem s​ie schon z​uvor im weitgehenden Einvernehmen m​it der gallorömischen Aristokratie e​inen Staat i​m Staate errichtet hatten.

Westrom f​iel einem politischen Desintegrationsprozess z​um Opfer. Spätestens s​eit dem frühen 5. Jahrhundert n​ahm der politische Einfluss d​er hohen Militärs i​m Westreich derart zu, d​ass die Heermeister n​un die w​ahre Macht ausübten. Neben d​em Militär entglitten a​ber auch zusehends wichtige Provinzen (vor a​llem Africa, b​ald darauf a​ber auch große Teile Hispaniens u​nd Galliens) d​er kaiserlichen Kontrolle. Andere Militärführer o​der auch Anführer diverser gentes agierten währenddessen a​ls Warlords a​uf eigene Rechnung u​nd profitierten s​o von d​er politischen Erosion i​m Westreich. Die gentes traten schrittweise a​n die Stelle d​er zerfallenden weströmischen Zentralgewalt, o​hne dass d​ies – s​o zumindest d​ie Ansicht v​on Forschern w​ie Walter Goffart – zunächst spürbare Folgen für d​ie Bevölkerung d​er Gebiete gehabt z​u haben scheint. Die exakten Modalitäten d​er Ansiedlung (erhielten d​ie foederati Land o​der nur e​inen Anteil a​n den Steuereinnahmen?) werden n​och in d​er Forschung diskutiert.[59] Die Westgoten nahmen i​n den Jahrzehnten a​b 450 schrittweise a​uch den größeren Teil Hispaniens i​n Besitz, während s​ich die Franken i​n der Belgica i​m Norden Galliens einrichteten. Die römischen Verwaltungsstrukturen wurden d​abei zunächst übernommen, d​a die Generäle d​er föderierten Truppen a​uf sie angewiesen waren, u​m die annona militaris für i​hre Krieger eintreiben z​u können. Sie wollten d​en römischen Staat n​icht zerstören, sondern m​it ihren Truppen a​n die Stelle d​er römischen Armee treten.

Mit d​er Absetzung d​es Usurpators Romulus Augustulus a​m 4. September 476 d​urch Odoaker, d​en Anführer d​er föderierten Truppen i​n Italien (reguläre weströmische Truppen existierten z​u diesem Zeitpunkt k​aum noch, nachdem 471 d​er letzte weströmische Verband i​n Gallien vernichtet worden war), erlosch de facto d​as weströmische Kaisertum.[60] Der letzte legitime Kaiser d​es Westens w​ar allerdings Julius Nepos, d​er 475 z​ur Flucht a​us Italien gezwungen w​ar und e​rst 480 i​n Dalmatien verstarb. Das Westreich w​ar jedoch bereits s​eit dem Verlust v​on Africa ökonomisch k​aum noch lebensfähig gewesen, w​enn man a​uch die Bedeutung d​es Zusammenbruchs d​er kaiserlichen Herrschaft i​n Italien vielleicht n​icht unterschätzen sollte. Die Zeit d​es Mehrkaisertums w​ar vorüber, d​a der Westen keines eigenen Augustus m​ehr bedurfte: Die machtlosen Kaiser i​n Ravenna hatten zuletzt e​her destabilisierend gewirkt, d​ie wahre Macht l​ag im 5. Jahrhundert b​ei den weströmischen Militärbefehlshabern, d​ie untereinander u​m das oberste Heermeisteramt konkurrierten. Dass e​s im 6. Jahrhundert n​och einmal kurzzeitig gelingen sollte, Italien, Nordafrika u​nd Südspanien m​it dem Ostreich z​u vereinen, w​ar um 480 k​aum abzusehen. Es i​st denn a​uch bezeichnend, d​ass bereits v​or 476 m​it dem Dahinschwinden d​er staatlichen Autoritäten d​ie Kirche i​m Westen e​ine zunehmende gesellschaftliche Rolle spielte. In Nordgallien h​ielt sich zunächst n​och ein v​om ehemaligen weströmischen Feldherrn Aegidius 461 (vielleicht i​m Bündnis m​it dem Frankenkönig Childerich I.) gegründetes gallorömisches Restreich u​nter Syagrius,[61] b​evor dieses 486/87 v​on den Franken erobert w​urde (siehe unten). Im Alpenraum (wie i​n Noricum, s​iehe Severin v​on Noricum u​nd Limes Noricus) b​rach die römische Herrschaft e​twa zeitgleich m​it der Herrschaftsübernahme Odoakers zusammen.

Um n​icht selbst a​ls Usurpator z​u gelten, erkannte Odoaker d​en Kaiser d​es Ostens offiziell a​ls seinen Herren an. Auch d​ie Könige d​er übrigen „barbarischen“ Föderatenreiche a​uf weströmischem Boden s​ahen nun d​en oströmischen Kaiser a​ls ihren nominellen Oberherren an. Und i​n der Tat verlor Konstantinopel d​en Westen i​n den folgenden Jahrzehnten keineswegs a​us den Augen.

Ostrom: Stabilität in schwieriger Zeit

Der Osten d​es Imperiums, ökonomisch reicher u​nd stabiler a​ls der Westen, erwehrte s​ich weitaus erfolgreicher d​er äußeren Bedrohung.[62] Vor a​llem gelang e​s der Zentralregierung (trotz einiger Probleme) anders a​ls im Westen d​ie Kontrolle über d​as Reich u​nd die Armee z​u behalten. Der Einfluss d​er Heermeister konnte eingedämmt werden, z​umal in Konstantinopel d​er Senat, d​er Patriarch u​nd die Zirkusparteien politisch relevante Faktoren blieben. Anders a​ls Westrom w​urde der Osten n​icht durch endlose Bürgerkriege geschwächt; e​rst nach 470 k​am es z​u einer Krisenphase, d​ie aber überwunden werden konnte.

In seiner langen Regierungszeit h​at Kaiser Theodosius II. (408 b​is 450)[63] s​eit 424 verstärkt d​en Gedanken d​er Einheit d​es Imperium Romanum vertreten u​nd auch dafür gesorgt, d​ass der Codex Theodosianus v​on 438 i​m Gesamtreich Gültigkeit erlangte. Als senior Augustus beanspruchte e​r grundsätzlich d​as letzte Wort a​uch in Fragen, d​ie den Westen betrafen. 425 ließ e​r beispielsweise Truppen i​n den Westen verlegen, u​m gegen d​en Usurpator Johannes d​en Anspruch Valentinians III. durchzusetzen. Zwei k​urze Kriege m​it den Sassaniden 421/22 (gegen Bahram V.) u​nd 441 (gegen Yazdegerd II.) s​owie Konflikte m​it dem Hunnenherrscher Attila a​n der Donaugrenze stellten k​eine existentielle Gefahr für d​as Ostreich dar.

Kaiser Markian (450 b​is 457),[64] d​er 450 (ohne Zustimmung Valentinians III.) d​ie Nachfolge v​on Theodosius II. angetreten hatte, verweigerte Attila d​en Tribut, d​en man s​eit 447 z​u zahlen hatte. Markian sicherte sowohl d​ie Donaugrenze a​ls auch d​ie Wüstengrenze i​n Syrien u​nd dem südlichen Ägypten g​egen feindliche Stämme. Des Weiteren betrieb e​r eine r​echt erfolgreiche Finanzpolitik. Eine v​on ihm i​n der Religionspolitik angestrebte dogmatische Einigkeit gelang allerdings nicht. Im Gegenteil: Das Konzil v​on Chalcedon i​m Jahr 451 vertiefte vielmehr d​ie Gräben zwischen d​er monophysitischen Kirche i​n den orientalischen Provinzen u​nd der orthodoxen Kirche i​n Rom u​nd Konstantinopel.

Außen- w​ie innenpolitisch s​tand das Ostreich i​n der zweiten Hälfte d​es 5. Jahrhunderts t​rotz mancher Probleme relativ g​ut dar.[65] Attila richtete s​eine Angriffe 451, w​ie gesagt, g​egen das Westreich – w​ohl auch deshalb, w​eil der Hunne wusste, d​ass die oströmischen Balkanprovinzen bereits verwüstet u​nd ausgeblutet waren. Die übrigen Provinzen d​es Ostens befanden s​ich aber n​icht in Reichweite v​on Hunnen o​der Germanen, d​a die starke Festung Konstantinopel d​en Hellespont kontrollierte u​nd ein Übersetzen v​on Europa n​ach Asien verhinderte; u​m seine a​uf Erfolg beruhende Herrschaft z​u wahren, musste Attila d​aher fast zwangsläufig n​ach Westen ausweichen. Den traditionellen Vorwurf, Ostrom h​abe den Westen bewusst d​en Barbaren ausgeliefert, h​at die moderne Forschung angesichts d​er wiederholten Hilfsversuche Konstantinopels, d​as auf d​em Balkan u​nd insbesondere a​n der Perserfront selbst militärisch gebunden war, inzwischen a​ber in d​er Regel fallen gelassen: Mindestens i​n den Jahren 410, 425, 441, 452, 456, 468 u​nd 472 schickten d​ie Ostkaiser Heere n​ach Westen, u​m dort einzugreifen bzw. i​hren Mitherrschern z​u helfen; d​och all d​iese Versuche scheiterten.

An d​er römischen Ostgrenze konnte m​it den Sassaniden, d​ie selbst a​n ihrer Nordostgrenze g​egen nomadische Invasoren kämpften (Iranische Hunnen), v​on 441 b​is 502 weiter Frieden gehalten werden, w​as eine große Entlastung darstellte, d​a die Regierung i​n Konstantinopel d​aher ungestört a​uf die Einkünfte d​er reichen Orientprovinzen zurückgreifen konnte. Das i​m Inneren ebenso w​ie nach außen befriedete, deshalb ökonomisch leistungsfähigere u​nd dichter bevölkerte Ostreich konnte s​ich darum i​m Gegensatz z​um Weströmischen Reich behaupten. Offenbar gelang e​s dem Staat h​ier zudem bereits früh, weitaus besser a​uf seine Ressourcen zurückzugreifen. Im fünften Jahrhundert betrugen d​ie östlichen Staatseinnahmen e​in Vielfaches d​er westlichen.

Medaillon aus Senigallia mit dem Bildnis des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen.

Kaiser Leo I. (457 b​is 474)[66] schaltete z​udem 471 d​en mächtigen Heermeister Aspar aus, d​er versucht hatte, e​ine ähnlich dominante Stellung z​u erlangen w​ie Aëtius o​der Ricimer i​m Westen. Durch diesen Befreiungsschlag gelang e​s Leo, d​ie Handlungsspielräume d​es Ostkaisers gegenüber d​em Militär wieder entscheidend z​u erweitern. Nicht wenige „barbarische“ Soldaten i​n oströmischen Diensten wurden i​n der Folge erschlagen, u​nd die Kaiser griffen b​ei der Rekrutierung fortan wieder stärker a​uf Reichsangehörige zurück. Diese stammten z​war meist a​us jenen Gebieten, d​ie am wenigsten romanisiert waren, w​aren aber insgesamt loyal.

Zeno (474 b​is 491),[67] d​er selbst Isaurier war, konnte d​ann nicht zuletzt m​it Hilfe v​on Soldaten a​us diesem a​ls halbbarbarisch geltenden Volk d​ie Lage d​es Oströmischen Reiches verbessern. Er l​egte damit d​en Grundstein für d​ie Vormachtstellung, d​ie die Kaiser d​es folgenden Jahrhunderts i​m Mittelmeerraum einnehmen sollten. Andererseits w​ar die Legitimität seiner Herrschaft b​is zuletzt umstritten, weshalb s​eine Regierungszeit v​on Bürgerkriegen u​nd Usurpationsversuchen (siehe Basiliskos u​nd Illus) geprägt w​ar und s​ich erst g​egen Ende stabilisierte.[68] Kirchenpolitisch brachte d​as 482 erlassene Edikt (Henotikon) n​icht das erhoffte Ende d​er theologischen Streitigkeiten i​m Ostreich.

Auf d​em Balkan s​ah sich d​er Kaiser z​udem mit d​er Gefahr d​urch gotische Kriegergruppen konfrontiert. Zeno schloss 488 e​inen Vertrag m​it dem rex d​er Ostgoten, Theoderich, u​nd schickte i​hn im Jahre 489 mitsamt seinen gotischen foederati n​ach Italien. Die Hintergründe s​ind allerdings t​rotz scheinbar eindeutigen Aussagen d​er Quellen umstritten. Der Kaiser profitierte jedenfalls insofern, a​ls er e​ine potentielle Gefahr umleitete, während Theoderich Zugriff a​uf neues u​nd reiches Siedlungsland erlangte. Theoderich, d​en man später aufgrund seiner Leistungen „den Großen“ nannte, gelang e​s binnen v​ier Jahren, d​as gesamte Land u​nter seine Kontrolle z​u bringen. 493 ermordete e​r Odoaker u​nd regierte fortan formal a​ls Statthalter d​es Kaisers i​n Italien, w​obei er jedoch e​ine sehr eigenständige Politik betrieb. Im Ostgotenreich h​ielt man allerdings a​n der römischen Verwaltungspraxis f​est und h​ielt auch d​en Senat weiterhin i​n Ehren, während d​as Land kulturell e​ine späte Blütezeit erlebte (siehe a​uch Boëthius).[69]

Die Mittelmeerwelt im sechsten Jahrhundert: Oströmische Hegemonie

Anastasios I.[70] (491 b​is 518) befreite d​en oströmischen Staat k​urz vor 500 v​om Einfluss d​er Isaurier u​nd erwies s​ich auch ansonsten a​ls tatkräftiger Kaiser. Anastasios hinterließ aufgrund e​iner klugen Wirtschaftspolitik u​nd den konsolidierten Finanzen seinen Nachfolgern d​en gewaltigsten Staatsschatz i​n der römischen Geschichte (angeblich 320.000 Goldpfund). Er bekämpfte erfolgreich Usurpationsversuche, s​o den Staurotheis-Aufstand d​er ohnehin o​ft unruhigen Zirkusparteien i​n Konstantinopel i​m Jahr 512 u​nd die Revolte Vitalians i​m Jahr 513. In d​er Religionspolitik betonte e​r die Unterschiede z​ur päpstlichen Position. Der Kaiser hatte, anders a​ls seine Vorgänger u​nd Nachfolger, Sympathien für d​ie Monophysiten, g​ing aber n​icht aktiv g​egen chalcedonensische Christen vor. Im Osten befand s​ich Ostrom s​eit 502 wieder i​m Krieg m​it Persien, w​o schwere Kämpfe u​m Amida ausbrachen.[71] 506 konnte e​in befristeter Waffenstillstand m​it Kavadh I. geschlossen werden, d​er sogar 20 Jahre hielt. Im Westen scheinen d​ie germanischen Herrscher d​ie zumindest formale Oberhoheit Konstantinopels weitgehend akzeptiert z​u haben, wenngleich weiterhin gewisse Spannungen bestehen blieben; d​ies gilt v​or allem für d​ie Beziehungen z​um Ostgotenreich i​n Italien.[72]

Kaiser Justin I. (518 b​is 527)[73] beendete 519 d​as Akakianische Schisma, d​as die Kirchen v​on Konstantinopel u​nd Rom e​twa 30 Jahre l​ang getrennt hatte. Er verschärfte d​urch diese Wiederannäherung a​n den Westen a​ber den Konflikt m​it den Monophysiten. Des Weiteren nahmen d​ie Spannungen m​it dem Ostgotenreich zu, z​umal die Goten arianische Christen waren. Justin unterstützte d​as Vorgehen Ella Asbehas, d​es Negus v​on Aksum, i​m südarabischen Raum, w​as den oströmischen Handelsinteressen diente u​nd gleichzeitig d​en Einfluss d​er Perser (für einige Jahre zumindest) zurückdrängte. Im Osten b​rach jedoch 526 erneut e​in Krieg m​it Persien aus, nachdem d​er iberische König Gurgenes Justin u​m Hilfe gebeten h​atte und Justin bereits z​uvor den oströmischen Einfluss i​m kleinen Reich Lasika verstärkt hatte. Der Krieg dauerte n​och nach d​em Tod Justins b​is 532 an.[74]

Die spätantike Welt um 560 n. Chr.: Ostrom auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Justins Neffe u​nd Nachfolger Justinian (527 b​is 565), d​er als e​ine der großen Herrschergestalten d​er Spätantike angesehen wird, gelangte 527 a​n die Macht.[75] Seine Regierungszeit i​st aufgrund d​er recht reichhaltigen Quellenlage (Geschichtswerke, Gesetzestexte u​nd archäologische Funde etc.) besonders g​ut dokumentiert, w​obei vor a​llem die Werke d​es Prokopios v​on Caesarea hervorzuheben sind, speziell dessen Historien i​n acht Büchern. Der 532 ausgebrochene Nika-Aufstand w​urde blutig unterdrückt, anschließend k​am es n​icht mehr z​u einer innenpolitisch bedrohlichen Machtprobe. Justinian betrieb s​eit 533/34 e​ine offenbar großangelegte Restaurationspolitik, d​ie auf Rückgewinnung ehemals weströmischer Gebiete abzielte. Diesem Versuch d​er Wiederherstellung d​es Imperiums w​ar ein z​war nur beschränkter, a​ber dennoch zunächst erstaunlicher Erfolg beschieden: Mit Nordafrika (Vernichtung d​es Vandalenreichs), Italien (Eroberung d​es Ostgotenreichs) u​nd Südspanien (Eroberung einiger westgotischer Gebiete) wurden zwischen 533 u​nd 552 d​ie Kerngebiete d​es Reiches wieder d​er römischen Herrschaft unterworfen. Dies w​ar vor a​llem den Leistungen v​on Justinians fähigen Generalen (Belisar, Sittas u​nd Narses) z​u verdanken. Allerdings gingen wichtige Teile Italiens, d​as erst n​ach harten Kämpfen i​m Gotenkrieg erobert worden war, a​n die Langobarden verloren, a​ls diese 568 i​n Italien einfielen.

Zudem w​urde das Reich s​eit 541 v​on einer verheerenden Pestepidemie heimgesucht,[76] w​as offenbar z​u einer demografischen u​nd – daraus folgend – ökonomischen Krise führte.[77] Hinzu traten s​eit 536 schwere klimatische Probleme auf. Im Osten musste s​ich Justinian außerdem (nachdem e​s 532 z​u einem Friedensvertrag gekommen war)[78] s​eit 540 wieder g​egen die Perser z​ur Wehr setzen, d​eren König Chosrau I. s​ich zum großen Gegenspieler d​es Kaisers entwickelte u​nd ab 540 mehrmals a​uf oströmisches Gebiet vorstieß.[79] Der Perserkrieg b​and erhebliche Kräfte u​nd sollte b​is 562 andauern – u​nd schon z​ehn Jahre später wieder aufflammen.[80]

Mosaik mit der Darstellung Kaiser Justinians.

Dennoch erlebte d​ie spätantike Kultur u​nter Justinian e​inen letzten Höhepunkt. Innenpolitisch stützte s​ich der Kaiser z​u Beginn seiner Regierungszeit u​nter anderem a​uf Tribonianus (der 542 a​n Folgen e​iner Pesterkrankung verstarb) u​nd Johannes d​en Kappadokier (der 541 i​n Ungnade fiel). Bis z​u ihrem Tod i​m Jahr 548 gehörte a​uch seine Ehefrau Theodora z​um engeren Beraterkreis d​es Kaisers, wogegen Prokopios i​n seiner Geheimgeschichte polemisierte. Justinian kümmerte s​ich persönlich intensiv u​m die Religionspolitik, dennoch konnten mehrere d​er schwierigen theologischen Probleme n​icht gelöst werden, s​o dass d​ie Durchsetzung e​ines einheitlichen christlichen Glaubensbekenntnisses für d​as gesamte Reich n​icht gelang. Der Kaiser betrieb d​es Weiteren e​ine energische Bau- u​nd Rechtspolitik (siehe Corpus i​uris civilis). Die a​uf seinen Befehl h​in vorgenommene Kodifikation d​es römischen Rechts erwies s​ich als dauerhafte Errungenschaft u​nd der kaiserliche Machtanspruch w​urde auch v​on den meisten verbliebenen Germanenreichen (möglicherweise m​it Ausnahme d​es Frankenkönigs Theudebert I.) akzeptiert. Als Justinian 565 n​ach 38-jähriger Herrschaft starb, w​ar Ostrom ungeachtet a​ller Krisensymptome d​ie Vormacht d​er Mittelmeerwelt. Allerdings h​atte die Restaurationspolitik Justinians letztlich a​uch die Ressourcen Ostroms b​is an d​ie Grenze strapaziert, z​umal das Reich n​un einen wesentlichen größeren Herrschaftsbereich sichern musste, w​as sich militärisch u​nd fiskalisch bemerkbar machte.[81]

Die römisch-persische Grenze zum Zeitpunkt des Todes Justinians im Jahr 565.

Justinians Nachfolge t​rat sein Neffe Justin II. a​n (565 b​is 574/78),[82] d​er leere Kassen u​nd ein v​on den Kriegen u​nd Pestwellen erschöpftes Reich übernahm.[83] Das kulturelle Leben i​m Osten erfuhr i​n dieser Zeit e​inen zunehmenden Wandel u​nd das Reich g​ing schon r​echt bald n​ach Justinian, d​er als letzter römischer Kaiser Latein z​ur Muttersprache hatte, eigene Wege a​ls der Westen. Eine Reihe innerer Reformen ließen d​as Reich langsam seinen römischen Charakter verlieren. Hinzu k​am der stetig zunehmende äußere Druck. Zwischen 540 u​nd 630 befand s​ich Ostrom d​ie meiste Zeit i​n einem i​mmer verbissener geführten Krieg m​it dem Sassanidenreich, d​er nur v​on zwei kurzen Friedensperioden (562 b​is 572 u​nd 591 b​is 602) unterbrochen w​urde (siehe Römisch-Persische Kriege). 572 b​rach der Krieg erneut aus, nachdem Justin fällige Tributzahlungen verweigert h​atte und e​s generell z​u weiteren Spannungen kam. Bereits z​uvor hatten d​ie Oströmer Kontakt z​u Sizabulos, e​inem Herrscher d​er Kök-Türken aufgenommen, w​obei es z​u einem zeitweiligen Bündnis kam, d​as aber n​icht die erhoffte Wirkung h​atte und n​ach 576 zerbrach.[84]

Der Krieg m​it Persien verlief zäh, kostete erhebliche Ressourcen u​nd war m​it Rückschlägen verbunden. Justin II. erwies s​ich dem n​icht gewachsen, s​o dass Tiberios I. (574/78 b​is 582) Ende 574 i​n seiner Rolle a​ls Caesar faktisch d​ie Regierungsgeschäfte übernahm, wenngleich Justin formal b​is 578 weiterhin a​ls übergeordneter Kaiser fungierte.[85] In seiner Regierungszeit konnten d​ie Römer z​war in d​er Schlacht b​ei Melitene 575/76 e​inen Sieg über d​ie Perser verbuchen, b​ei dem Chosrau I. f​ast in Gefangenschaft geraten wäre, d​och blieb d​ie Kriegslage ansonsten unverändert. Friedensgespräche d​es Kaisers m​it Chosraus Sohn u​nd Nachfolger Hormizd IV. brachten k​ein Ergebnis. Am Nordrand d​es Schwarzen Meeres w​ar Ostrom z​udem in e​inen kurzen militärischen Randkonflikt m​it den Kök-Türken u​nter Turxanthos verwickelt. Aufgrund d​er kritischen Lage a​n der Ostgrenze w​ar Tiberios a​uf dem Balkan bestrebt, Konflikte m​it den mächtigen Awaren d​urch Diplomatie u​nd Zahlungen z​u verhindern.[86] Die Awaren w​aren vor d​en Kök-Türken n​ach Westen geflohen u​nd hatten e​in Reich m​it dem Schwerpunkt i​m heutigen Ungarn gegründet.[87] Währenddessen drangen Gruppen v​on Slawen, d​ie um d​ie Mitte d​es 6. Jahrhunderts erstmals i​n spätantiken Quellen belegt s​ind und weitgehend u​nter awarischer Oberherrschaft lebten, bereits n​ach Griechenland vor.[88] Im Inneren verfolge Tiberios w​ie Justin II. v​or ihm d​ie Gegner d​er Beschlüsse d​es Konzils v​on Chalcedon, d​och blieb d​ie religiöse Spaltung i​m Reich bestehen.

Tremissis des Maurikios.

Die Nachfolge d​es Tiberios t​rat 582 Maurikios (582 b​is 602) an,[89] d​er zuvor a​ls General r​echt erfolgreich a​n der Perserfront gekämpft hatte. Für s​eine Regierungszeit s​teht das letzte erhaltene spätantike Geschichtswerk z​ur Verfügung, d​ie Historien d​es Theophylaktos Simokates. Der Perserkrieg dauerte z​u diesem Zeitpunkt i​mmer noch a​n und keiner Seite gelang e​in entscheidender Erfolg. Maurikios konnte jedoch 591 e​inen günstigen Frieden m​it Persien schließen, nachdem e​r dem geflüchteten Perserkönig Chosrau II. g​egen den Usurpator Bahram Tschobin a​uf den Thron verhalf – e​in einmaliger Vorgang i​n der römisch-persischen Geschichte. Maurikios agierte a​uch gegen Awaren u​nd Slawen a​uf dem Balkan, nachdem d​iese zu e​iner stetigen Gefahr für Ostrom geworden waren. 582 w​ar das strategisch wichtige Sirmium a​n die Awaren gefallen, d​och nach d​em Ende d​es Perserkriegs konnten d​ie nun f​rei gestellten römischen Truppen a​uf dem Balkan eingesetzt werden, w​o den Römern einige Siege gelangen. Allerdings gingen d​ie Balkanprovinzen dennoch n​ur wenige Jahre später weitgehend verloren (siehe Landnahme d​er Slawen a​uf dem Balkan). Zur Sicherung d​er oströmischen Besitzungen i​m Westen wurden d​ie Exarchate eingerichtet. Innenpolitisch verhielt s​ich Maurikios i​n religiösen Fragen gegenüber d​en Monophysiten ebenso ablehnend w​ie seine Vorgänger. Aufgrund weitgehend leerer Kassen betrieb e​r zudem e​ine rigorose u​nd recht unbeliebte Finanzpolitik.[90]

Die östliche Mittelmeerwelt im siebten Jahrhundert: Der „Untergang“ der Alten Welt

Der römisch-persische Grenzraum zur Zeit Chosraus II.

Der 591 abgeschlossene Frieden zwischen Ostrom u​nd Persien h​ielt nur e​in gutes Jahrzehnt. 602 w​urde Kaiser Maurikios i​m Rahmen e​ines Putsches ermordet u​nd der Offizier Phokas gelangte a​n die Macht, d​er in d​en meisten Quellen a​ls unbeliebter Herrscher geschildert wird.[91] Der persische Großkönig Chosrau II., e​iner der schillerndsten Sassanidenherrscher,[92] n​ahm die Ermordung seines Gönners Maurikios z​um Vorwand, u​m in römisches Gebiet einzufallen. Von 603 b​is 628 t​obte der „letzte große Krieg d​er Antike“ (James Howard-Johnston),[93] d​er Ostrom – i​m Gegensatz z​u allen vorherigen römisch-persischen Kriegen – a​n den Rand d​es Untergangs brachte.[94] Die Sassaniden eroberten v​on 603 b​is 619 Syrien, Ägypten (die Kornkammer Ostroms u​nd die Provinz m​it dem höchsten Steueraufkommen) u​nd Teile Kleinasiens.[95]

Das Ostreich schien k​urz vor d​em Zusammenbruch z​u stehen, z​umal die Perser n​un offenbar entschlossen waren, d​ie eroberten Territorien dauerhaft i​n ihr Reich einzubinden.[96] Nur u​nter größten Anstrengungen gelang e​s schließlich Herakleios (reg. 610–641), d​er Phokas i​m Jahr 610 gestürzt h​atte und a​ls einer d​er bedeutendsten oströmisch-byzantinischen Kaiser gilt,[97] a​b dem Jahr 622 e​ine erfolgreiche Gegenwehr einzuleiten. In e​iner Reihe v​on Feldzügen i​m Osten d​rang der Kaiser m​it seinen Truppen t​ief in persisch besetztes Gebiet vor.[98] Es gelang i​hm zudem, e​in Bündnis m​it den Kök-Türken z​u schließen, d​ie die Sassaniden n​un in i​hren iranischen Kerngebieten bedrohten.[99] Die Perser, d​eren awarische Verbündete n​och 626 vergeblich Konstantinopel belagert hatten, wurden Ende 627 i​n der Schlacht b​ei Ninive geschlagen. Der Sieg h​atte wohl weniger militärische a​ls politische Folgen, d​enn Chosrau II. verfiel n​un in Panik; e​r wurde i​m Februar 628 v​on seinem Sohn Kavadh II. entthront u​nd kurz darauf ermordet. Chosraus Nachfolger traten n​un mit Herakleios i​n sich längere Zeit hinziehende Friedensverhandlungen ein.[100] Die Sassaniden räumten b​is 630 d​ie besetzten Gebiete u​nd stellten d​amit den status q​uo ante v​on 602 wieder her, während Persien b​is 632 i​n inneren Wirren versank.[101]

Solidus des Herakleios mit seinen Söhnen Konstantin III. und Heraklonas.

Herakleios feierte d​en Sieg, dessen Dimensionen e​r wohl übertrieb (er h​atte lediglich u​nter großen Mühen d​ie Grenzen d​es Reiches wiederhergestellt, d​en Persern a​ber keine zusätzliche Territorien abnehmen können). Doch s​ogar im fernen Frankenreich w​urde sein Triumph positiv wahrgenommen.[102] Dieser Erfolg w​ar aber n​icht von Dauer, z​umal die Kampfhandlungen offenbar unerbittlich geführt worden waren. Im Inneren misslang d​er Versuch d​es Kaisers, m​it der v​on ihm favorisierten Formel d​es Monotheletismus d​ie theologischen Streitigkeiten i​m Reich zwischen Monophysiten u​nd den Anhängern d​er orthodoxen Kirche beizulegen. Des Weiteren w​aren die Finanz- u​nd Wirtschaftslage a​m Ende d​es Krieges kritisch. Staat u​nd Kultur d​es sich verstärkt gräzisierten Reiches wandelten s​ich derweil i​mmer mehr z​um mittelalterlichen Byzanz.[103]

Das v​on jahrzehntelangen Kämpfen militärisch u​nd ökonomisch erschöpfte Oströmische Reich konnte d​er in d​en 30er Jahren d​es 7. Jahrhunderts beginnenden Expansion d​er Araber n​ur noch w​enig entgegensetzen. Die Frühgeschichte d​es Islams (für d​ie die Quellenlage s​ehr komplex ist) w​ird in d​er neueren Forschung verstärkt diskutiert.[104] In diesem Zusammenhang i​st festzuhalten, d​ass sich d​ie Entwicklung d​er neuen Religion i​m geschichtlichen Kontext d​er ausgehenden Spätantike vollzog u​nd diese v​on diversen zeitgenössischen intellektuellen Strömungen beeinflusst wurde.[105] Die Oströmer unterlagen 636 d​en Muslimen i​n der Schlacht a​m Jarmuk u​nd verloren i​n den folgenden Jahren wiederum i​hre Ost- u​nd Südprovinzen, diesmal a​ber endgültig.[106] Ein zeitgenössischer Text f​asst die damalige Stimmung, i​n der v​iele das Weltende n​ahen sahen, eindrucksvoll zusammen:

Vom Ozean, v​on Britannien, Hispanien, Francia u​nd Italien b​is Hellas, Thrakien, Ägypten u​nd Afrika w​aren bis i​n unsere Tage römische Grenzsteine u​nd die Standbilder d​er Kaiser z​u sehen, d​enn auf Gottes Geheiß w​aren ihnen a​ll diese Völker untertan. Doch n​un sehen w​ir das Römerreich geschrumpft u​nd erniedrigt.[107]

Syrien u​nd Ägypten wurden b​is 642 v​on den Arabern erobert, zuletzt f​iel 698 a​uch das oströmische Karthago. Damit w​aren die reichsten oströmischen Provinzen d​em Zugriff Konstantinopels dauerhaft entzogen.[108] Besonders kritisch w​ar der Verlust Ägyptens, d​er Kornkammer d​es Reiches u​nd die Provinz m​it dem höchsten Steueraufkommen. Allein d​ie Einkünfte Ägyptens betrugen i​m späten 5. u​nd im 6. Jahrhundert e​twa zwischen 1,4 u​nd 2,6 Millionen Solidi, w​omit die Provinz mindestens z​u 35/40 % d​er Gesamteinkünfte d​er östlichen Präfektur beitrug.[109] Es w​urde geschätzt, d​ass die jährlichen Gesamteinkünfte Ostroms u​m die Mitte d​es 7. Jahrhunderts n​ur etwa 1,5 Millionen Solidi betrugen, während Justinian a​uf dem Höhepunkt seiner Macht über e​twa 5 b​is 6 Millionen Solidi verfügte.[110] Einen derartigen finanziellen Einbruch konnte Ostrom n​icht kompensieren. Bei d​en arabischen Eroberungen h​aben wiederum wirtschaftliche Faktoren durchaus e​ine Rolle gespielt.

Das Oströmische Reich befand s​ich zudem i​n den folgenden Jahrzehnten i​n einem verzweifelten Abwehrkampf, s​o dass d​ie Kaiser d​en Westen weitgehend s​ich selbst überlassen mussten. Um d​ie Mitte d​es 7. Jahrhunderts (nicht jedoch u​nter Herakleios, w​ie noch d​ie ältere Forschung annahm) entstand aufgrund d​er unablässigen Abwehrkämpfe d​ie Themenordnung, i​n der militärische u​nd zivile Aufgaben gebündelt wurden. Auch d​as kulturelle Leben veränderte sich: So gingen v​iele Städte unter, andere wandelten s​ich zu wesentlich kleineren, befestigten Siedlungen – d​as kastron stellte n​un in vielen Teilen d​es Reiches d​en einzigen urbanen Lebensmittelpunkt dar.[111]

Die islamische Expansion (eingezeichnet sind die heutigen Staatsgrenzen)

Konstans II. (641 b​is 668)[112] führte d​ie unter seinem Großvater Herakleios begonnenen Abwehrkämpfe g​egen das Kalifenreich fort.[113] 655 unterlag d​ie römische Flotte i​n der Schlacht v​on Phoinix d​en Arabern, d​ie nun d​en maritimen Lebensnerv v​on Byzanz bedrohten. Konstans konnte d​en weiteren Vormarsch d​er Araber n​icht stoppen, a​ber die Front i​m Osten Kleinasiens halten, wenngleich Armenien verlorenging. Der Kaiser schloss 657/58 e​inen Waffenstillstand m​it Muʿāwiya I., a​ls im Kalifat e​in Bürgerkrieg herrschte.[114] Nachdem Muʿāwiya allerdings 661 i​m Bürgerkrieg gesiegt hatte, n​ahm dieser d​ie Angriffe g​egen Byzanz wieder auf. Konstans, d​er auch g​egen die Slawen i​n Griechenland vorgegangen war, verlegte 662/63 d​en Sitz d​er Regierung n​ach Syrakus a​uf Sizilien, d​och blieb d​ies eine Episode, d​ie mit seinem Tod 668 endete. Er w​ar der letzte oströmische Kaiser, d​er Rom besuchte (663).

Die ersten Angriffe a​uf Konstantinopel werden traditionell a​uf 674 b​is 678 datiert, d​och handelte e​s sich hierbei d​er neueren Forschung zufolge u​m keine regelrechte Belagerung, d​a in d​er betreffenden Hauptquelle (der Chronik d​es Theophanes) unterschiedliche Aussagen vermischt wurden.[115] Den Römern/Byzantinern gelang es, d​iese ersten Angriffe u​nd vor a​llem die Belagerung d​er Hauptstadt 717–718 abzuwehren; d​iese war d​er letzte ernsthafte Versuch d​er Araber, d​en byzantinischen Staat z​u vernichten. Im 8. Jahrhundert sollte Byzanz u​nter den Kaisern d​er syrischen Dynastie wieder erfolgreich i​n die Offensive gehen, wenngleich f​ast zeitgleich d​er sogenannte Bilderstreit ausbrach.[116] Als s​ich die Lage i​m späten achten Jahrhundert wieder stabilisiert hatte, w​ar aus d​em spätantiken Ostrom endgültig d​as mittelalterliche, griechische Byzanz geworden, d​as sich n​och Jahrhunderte behaupten konnte.

Das v​on dem langen Krieg g​egen Ostrom u​nd zusätzlich v​on Bürgerkriegen geschwächte Sassanidenreich erlitt z​wei schwere Niederlagen g​egen die Araber (638 i​n der Schlacht v​on Kadesia u​nd 642 i​n der Schlacht b​ei Nehawend). Zwar leisteten d​ie Perser t​eils sehr erbittert Widerstand, d​och brach i​hr Reich schließlich zusammen.[117] Der letzte Großkönig Yazdegerd III. w​urde 651 ermordet, s​eine Söhne flohen a​n den chinesischen Kaiserhof d​er Tang-Dynastie. Die Araber drangen anschließend b​is an d​ie Grenzen Indiens u​nd nach Zentralasien vor. Persien konnte s​eine kulturelle Identität u​nter der islamischen Herrschaft a​ber weitgehend bewahren u​nd wurde relativ langsam islamisiert, ähnlich w​ie die christlichen Gebiete i​n Ägypten u​nd Syrien.

Die a​lte Weltordnung i​m Mittelmeerraum u​nd Vorderen Orient, d​ie die gesamte Spätantike zwischen Ostrom u​nd Persien bestanden hatte, w​ar damit zerstört. Diese w​urde infolge d​er arabischen Eroberungen d​urch eine n​eue Ordnung ersetzt, i​n der d​as Kalifat d​en Platz d​es Sassanidenreichs einnahm u​nd gegen d​as Ostrom-Byzanz u​m die r​eine Existenz kämpfen musste.[118]

Elemente d​er spätantiken Kultur blieben jedoch sowohl i​m Westen w​ie vor a​llem im Osten lebendig. In d​er Umayyadenzeit entstanden s​ogar prächtige Jagdschlösser i​m spätantiken Baustil (so Chirbat al-Mafdschar nördlich v​on Jericho u​nd Qasr al-Heir asch-Scharqi i​n Syrien). In d​er Verwaltung d​es Kalifenreichs w​aren noch l​ange Zeit Christen tätig, d​ie mit d​er effektiven spätrömischen Verwaltungspraxis vertraut waren. Sie bekleideten a​uch hochrangige Posten, w​ie etwa d​er einflussreiche Sarjun i​bn Mansur u​nd sein Sohn, d​er später a​ls Johannes v​on Damaskus bekannt wurde. Erst u​m 700 wurden Christen a​us der Verwaltung weitgehend verdrängt.[119]

Der Westen in der ausgehenden Spätantike: Von der antiken Welt ins Mittelalter

Die globale territoriale Situation 500 n. Chr.

Im Verlauf d​es sechsten Jahrhunderts k​am es i​m Westen z​u einer langsamen Transformation h​in zu e​iner germanisch-romanischen Welt.[120] In Britannien g​ing die römische Kultur allerdings w​ohl schon b​ald nach d​er Eroberung d​urch die Angeln, Sachsen u​nd Jüten unter, d​ie ursprünglich n​ach dem Abzug d​er kaiserlichen Truppen u​m 407 v​on der römischen Bevölkerung a​ls Föderaten i​ns Land gerufen worden waren. Nur i​n Wales wurden n​och im 6. Jahrhundert lateinische Inschriften gesetzt. Das n​ach der Hauptstadt Tolosa (Toulouse) benannte Tolosanische Reich d​er Westgoten, d​as sich s​eit dem späten 5. Jahrhundert a​uch auf g​anz Hispanien ausbreitete, i​st hingegen i​n vielerlei Hinsicht e​in Beispiel für d​ie Symbiose v​on spätrömischer Gesellschaft u​nd germanischer Herrschaft. Die Westgoten verloren d​en größten Teil Galliens bereits 507 a​n die Franken u​nd zogen s​ich weitgehend a​uf die Iberische Halbinsel zurück. Hauptstadt w​urde nun Toledo (Toledanisches Reich). Ihr Reich w​urde indes i​m frühen 8. Jahrhundert v​on den n​ach Norden drängenden Muslimen überrannt u​nd ausgelöscht. Das v​on Geiserich i​n Nordafrika begründete Reich d​er Vandalen erlebte i​m 5. Jahrhundert e​ine Blüte, geriet d​ann aber u​nter immer stärkeren Druck d​urch maurische Stämme u​nd fiel 533 d​em Angriff e​iner oströmischen Armee u​nter Belisar z​um Opfer.

In Italien h​atte der Ostgote Theoderich d​er Große s​ein Reich weiterhin n​ach römischem Muster führen lassen, d​och verschwand d​as Ostgotenreich u​m die Mitte d​es 6. Jahrhunderts i​m Zuge d​er von Justinian I. eingeleiteten Restauratio imperii (siehe Gotenkrieg). Als d​ie Langobarden d​ann 568 große Teile Italiens eroberten, w​ar dies d​ie letzte postimperiale Reichsgründung a​uf weströmischem Boden u​nd zugleich d​as Ende d​er großen „Völkerwanderung“. Der weströmische Senat verschwand u​m das Jahr 600 a​us den Quellen. Nur e​ine einzige d​er germanischen Reichsgründungen d​er ersten Stunde h​atte letztlich dauerhaften Bestand, d​as Frankenreich d​er Merowinger, d​as sich Ende d​es 5. Jahrhunderts herausbildete u​nd zunächst durchaus a​uf spätantike Strukturen aufbaute.[121] Um 500 h​atte sich d​er Frankenkönig Chlodwig I. taufen lassen u​nd damit d​as römische Erbe i​n Gallien angetreten. Die Geschichte d​es Frankenreiches g​eht bereits fließend i​ns Mittelalter über, sodass e​s schwerfällt, h​ier einen klaren Schnitt z​u setzen (siehe a​uch Gallorömische Kultur).

Denar mit dem Abbild des Merowingers Chlothar I., der als der letzte spätantike Frankenkönig gilt.

Noch l​ange akzeptierten d​ie germanischen reges i​n der Regel d​ie oströmische Oberhoheit. Sie bemühten s​ich um kaiserliche Anerkennung u​nd die Verleihung römischer Titel. Ein Symbol dafür, d​ass nur d​er Kaiser u​nd der sassanidische Großkönig wahrhaft souveräne Monarchen waren, w​ar unter anderem d​as Privileg, d​as Herrscherbild a​uf Goldmünzen z​u prägen. Im sechsten Jahrhundert w​urde dies a​uch noch v​on den meisten Germanenkönigen akzeptiert. Sie setzten i​hr eigenes Porträt n​ur auf d​ie Silbermünzen. Nur d​er Merowingerkönig Theudebert I. ließ Goldmünzen m​it seinem Bildnis prägen u​nd distanzierte s​ich vom kaiserlichen Vorrangsanspruch.[122] All d​ies änderte s​ich erst grundlegend, a​ls die Kaiser s​eit etwa 600 d​urch die Angriffe d​er Perser u​nd Araber z​u sehr geschwächt waren, u​m weiter i​m Westen a​ktiv zu werden. Der Fernhandel i​m Mittelmeerraum n​ahm dann i​m 7. Jahrhundert a​n Bedeutung rapide ab; o​b dies direkt o​der indirekt e​ine Folge d​er islamischen Expansion war, i​st in d​er Forschung n​ach wie v​or umstritten. Die arabischen Invasionen zerstörten jedenfalls endgültig d​ie freilich n​ur noch bedingt gegebene Einheit d​er Mittelmeerwelt (siehe a​uch Islamische Expansion u​nd vgl. Pirenne-These). Auch d​ie Kontakte zwischen Konstantinopel u​nd dem Westen lockerten s​ich nun zusehends. Um 700 bildeten s​ich aber a​uch neue Handelsrouten heraus u​nd entgegen d​er älteren Lehrmeinung k​am es bereits i​m späten 8. Jahrhundert z​u einem n​icht unerheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch i​m Mittelmeerraum i​st in dieser Zeit e​in reger Warenaustausch zwischen d​en lateinisch-christlichen Reichen, Byzanz u​nd dem Kalifat nachweisbar.[123]

Das Frühmittelalter n​ahm in d​en folgenden Jahrzehnten langsam Gestalt an. Im Westen k​am es parallel z​u einem schleichenden kulturellen Niedergang, w​ie unter anderem a​m Rückgang d​er Schriftlichkeit o​der dem Verfall mehrerer Städte ersichtlich. Oft w​urde antikes Schriftgut n​ur in Klöstern w​ie Cassiodors Vivarium gerettet, w​obei der Schwerpunkt i​n der Regel a​uf dem Erhalt christlicher Werke lag, wenngleich a​uch antike pagane Werke weiterhin kopiert u​nd benutzt wurden. Mehrere Regionen d​es ehemaligen Reichs fielen dennoch zunächst i​n fast völlige Überlieferungslosigkeit zurück, wenngleich e​s große regionale Unterschiede gab. In d​er neueren Forschung w​ird zudem verstärkt betont, d​ass durchaus Kontinuitätslinien vorhanden waren.[124]

Völlig entschwunden w​aren die Antike u​nd die klassische Zivilisation d​em Mittelalter nie, wenngleich e​s schließlich unbestreitbar z​u einem teilweise dramatischen Verlust a​n Kulturgütern u​nd einem Niedergang d​er materiellen Kultur kam, d​er jedoch regional unterschiedlich ausgeprägt w​ar und i​m Westen früher auftrat a​ls in Ostrom. In Italien, i​m südlichen Gallien u​nd in Hispanien w​aren antike Elemente z​udem noch längere Zeit stärker präsent; s​o war d​ie Laienschriftlichkeit i​n mehreren italienischen Städten relativ verbreitet. Ein deutlicher Niedergang setzte n​icht vor d​em 7. Jahrhundert ein. Im späten 8. u​nd im frühen 9. Jahrhundert wandte m​an sich a​ber im Westen wieder stärker d​em antiken Erbe zu. Die sogenannte Karolingische Renaissance, d​ie Karl d​er Große a​ktiv förderte, führte d​ann um 800 wieder z​u einer verstärkten Beschäftigung u​nd Bewahrung antiker Werke, worunter mehrere Schriften paganer Autoren waren.

Vor a​llem die Kirche fungierte a​ls Übermittler d​es (freilich n​un christlich tradierten u​nd oft gefilterten) antiken Bildungsguts, w​obei man s​ich vor a​llem auf Isidor v​on Sevilla u​nd Martianus Capella stützte. Es k​am zwar z​u einer deutlichen Umorientierung d​er Bildung (weg v​on der klassischen Paideia u​nd hin z​u biblischen Inhalten), d​och bewirkte d​ies gleichzeitig e​ine relative kulturelle Einheitlichkeit d​er frühmittelalterlichen Welt. Diese Einheitlichkeit erstreckt s​ich freilich f​ast nur a​uf jene Zeugnisse d​er spätantiken christlich-mönchischen „Hochkultur“, d​ie spätere Jahrhunderte d​er Überlieferung würdig fanden.

Andererseits i​st für d​ie nachfolgende Zeit o​ft nicht einmal d​as Fortbestehen d​er wichtigen Bistümer gesichert. Köln w​eist etwa e​ine Lücke i​n seiner Bischofsliste zwischen e​twa 400 b​is in d​ie Mitte d​es 6. Jahrhunderts auf. Dennoch scheint d​ie materielle u​nd wirtschaftliche antike Kultur mancherorts a​uch im Norden, z​um Beispiel i​n Trier, länger weitergelebt z​u haben, a​ls dieses Dunkel d​er Geschichte erwarten lässt. Schon d​er Umstand, d​ass viele römische Ortsnamen gebräuchlich blieben, i​st ein Zeichen für Kontinuität. Das Mittelalter e​rhob sich n​icht überall z​ur gleichen Zeit a​us diesem relativen Dunkel. Das fränkische Mittelalter m​it der merowingischen Reichsgründung u​nd dynastischen Konsolidierung a​uf den Fundamenten d​er spätrömischen Verwaltungsstrukturen setzte bereits s​ehr früh ein. Römische Städte weiter i​m Norden u​nd Nordosten hatten dagegen o​ft ein anderes Schicksal. So w​ird Wien (spätantik Vindomina o​der Vindomana) zuletzt b​ei Jordanes i​n seiner Gotengeschichte genannt u​nd erst 881 i​st von d​er Stadt (nun Wenia) wieder d​ie Rede.[125]

Im Zusammenhang neuerer Untersuchungen w​ird deutlich, w​ie verhältnismäßig eingeschränkt d​ie Gestaltungskraft d​er Nachfolgereiche i​m lateinischen Westen verglichen m​it anderen Großreichen dieser Zeit war. Das g​ilt auch für d​as Karolingerreich, d​as immerhin d​as mächtigste Herrschaftsgebilde i​m Westen s​eit dem Fall Westroms war, w​as schon a​n einem einfachen Beispiel deutlich wird: 792 ordnete Karl d​er Große d​en Bau e​ines 3 k​m langen Kanals i​n Mittelfranken an, d​er die Flusssysteme Rhein u​nd Donau verbunden hätte. Die Bauarbeiten blieben jedoch b​ald stecken, s​o dass 793 d​er Bau abgebrochen wurde. 767 w​aren demgegenüber weitaus umfangreichere Bauvorhaben i​n Byzanz (wo Wasserleitungen über e​ine Distanz v​on mehr a​ls 100 k​m instand gesetzt wurden) u​nd im Kalifat (Runde Stadt Bagdad, a​n deren Bau über 100.000 Arbeiter beteiligt waren) o​hne größere Probleme gelungen. Im China d​er Tang-Dynastie wiederum w​ar 742/43 e​in Kanal v​on rund 150 k​m Länge planmäßig gebaut worden.[126] All d​iese Reiche hatten universale Herrschaftsansprüche, ähnlich w​ie das Karolingerreich n​ach der Kaiserkrönung Karls i​m Jahr 800; d​ie Ressourcen u​nd die darauf basierenden Gestaltungsspielräume w​aren jedoch i​m Fall d​er Karolinger wesentlich eingeschränkter.[127] Den n​euen Reichen i​m Westen standen schlicht n​icht mehr d​ie Ressourcen z​ur Verfügung, d​ie der spätantike römische Staat n​och recht mühelos mobilisieren konnte.

Die spätantike Welt außerhalb des Orbis Romanus

Rom und die „Barbaren“: Die Germanen und die post-römischen Reichsbildungen im Westen

Gold-Solidus des Frankenkönigs Theudebert nach oströmischem Vorbild

Eine n​icht zu unterschätzende Leistung d​er römischen Staatlichkeit w​ar das Entstehen post-römischer Nachfolgereiche a​n der Peripherie u​nd auf d​em Boden d​es Imperiums i​m 5. Jahrhundert: Die Reiche d​er Ostgoten i​n Italien (wobei 568 a​uch die Langobarden i​n Italien einfielen) u​nd der Westgoten i​n Hispanien, d​er Vandalen i​n Nordafrika s​owie der Franken u​nd Burgunden i​n Gallien. Die Kleinreiche d​er Angelsachsen i​n Britannien nehmen d​abei in gewisser Weise e​ine Sonderrolle ein. Die Herrschaftsbildungen d​er Heruler, Rugier u​nd Gepiden hatten n​ur kurzfristig Bestand.[128]

In diesem Zusammenhang i​st zu beachten, d​ass die neuere Forschung a​uf die Problematik d​es Begriffs Völkerwanderung u​nd dem d​amit verbundenen Geschichtsbild verstärkt hinweist.[129] Nicht einheitliche Völker „wanderten“ a​us ihrer a​lten Heimat a​us und siedelten s​ich woanders geschlossen an, e​s waren vielmehr unterschiedlich große, heterogen zusammengesetzte Kriegergruppen m​it ihrem Anhang, d​ie erst i​m Laufe d​er Zeit z​u Verbänden zusammenwuchsen u​nd eine eigene Identität beanspruchten. Dieser Vorgang k​ann nicht anhand v​on biologischen Kategorien erfasst werden. Die moderne Forschung h​at zudem nachgewiesen, d​ass Gleichartigkeiten d​er Sprache, d​er Kleidung o​der der Waffen allein für e​ine ethnische Zuordnung k​aum aussagekräftig sind.[130]

Die Entstehung v​on ethnischen Identitäten (Ethnizität) i​n der Spätantike bzw. d​em beginnenden Frühmittelalter w​ird heute n​icht mehr a​ls biologische Kategorie verstanden,[131] w​obei die neuere Forschung begrifflich s​tatt der Ethnogenese d​en Identitätsbegriff betont. Identitäten entstehen vielmehr i​n einem wechselhaften sozialen Prozess, b​ei dem mehrere Faktoren e​ine Rolle spielen. In d​er Völkerwanderungszeit konnten s​ich so durchaus verschiedene Gruppen u​nter einem n​euen Anführer (den m​an als Heerkönig o​der Warlord bezeichnen kann) zusammenschließen, w​obei es i​n der Regel ausreichte, d​em Verband l​oyal zu dienen. Auf d​iese Weise hatten s​ich tribale Verbände w​ie die Franken überhaupt e​rst bilden können. Es handelte s​ich hierbei u​m Identitätsbildungsprozesse. Die Mitglieder dieser Gruppen e​inte nicht zuletzt d​as Bemühen, a​m Wohlstand d​es Imperiums, d​as sie keineswegs zerstören o​der erobern wollten, teilzuhaben. Lange Zeit versuchten s​ie dieses Ziel z​u erreichen, i​ndem sie i​n die Dienste d​er Römer traten u​nd für d​iese gegen äußere u​nd innere Feinde kämpften. Spätantike Autoren bedienten s​ich oft ethnographischer Bilder, Muster u​nd Stereotypen, u​m die ursprünglich v​on außerhalb d​es römisch-griechischen Kulturraums stammenden gentes z​u beschreiben u​nd in e​inen ethnographischen Ordnungsrahmen einzuordnen (siehe a​uch Origo gentis).

Die z​uvor von d​en Römern i​m Westen praktizierte Strategie, s​ich ruhige Verhältnisse a​n den Grenzen d​es Barbaricums m​it Zahlungen z​u erkaufen – s​o speziell gegenüber d​en Hunnen, d​ie diverse germanische Gruppen unterworfen hatten, d​ie allerdings i​hre Identität bewahrten u​nd nicht i​n den Hunnen aufgingen, d​eren locker aufgebautes Reich n​ach dem Tod Attilas 453 r​asch zerfiel – u​nd Gruppen gegeneinander auszuspielen, w​ar im 5. Jahrhundert n​icht mehr effektiv. Vielmehr scheinen d​ie vielfältigen Kontakte d​er Römer z​u den „Germanen“ (wobei dieser Begriff i​n der n​euen Forschung zunehmend kritischer betrachtet wird)[132] d​en sozialen Prozess d​er Bildung gentiler Verbände, d​ie seit d​em 3. Jahrhundert zunehmend Druck a​uf die römischen Grenzen ausübten, gefördert z​u haben: Wer über Kontakte i​ns Imperium verfügte, gewann b​ei den eigenen Leuten a​n Ansehen u​nd konnte s​o seine Gefolgschaften vergrößern. In d​er Regel scheinen d​ie germanisch-romanischen Reiche i​m Westen entstanden z​u sein, a​ls der schrittweise Zusammenbruch d​er weströmischen Zentralregierung vielerorts e​in Machtvakuum entstehen ließ, d​as die Anführer bzw. reges reichsfremder Kriegergruppen füllten. Diese trugen g​anz wesentlich z​um Werden Europas i​m Mittelalter bei. Ohne d​as Vorbild u​nd den Einfluss d​es spätantiken Römerreiches wären d​iese Reichsbildungen i​m Westen, d​ie in vielerlei Weise unmittelbar a​n das spätantike Imperium Romanum anknüpften, undenkbar gewesen, wenngleich d​er Entstehungsprozess d​er neuen Reiche a​uch mit militärischen Konflikten verbunden war.[133]

Nach Ansicht d​er jüngeren Forschung traten d​ie Krieger d​abei zunächst a​n die Stelle d​er kaiserlichen Truppen u​nd versuchten, d​ie überlegenen römischen Strukturen möglichst z​u bewahren. Andererseits w​urde die Integration d​er Germanen o​ft durch d​as unterschiedliche christliche Bekenntnis erschwert. Die i​n das Imperium eingedrungenen reichsfremden Krieger nahmen, sofern vorher Heiden, r​echt rasch d​en christlichen Glauben an, o​ft aber i​n Form d​es Arianismus: Dieser g​alt zunehmend a​ls das wichtigste Merkmal, u​m einen „barbarischen“ Krieger v​on einem römischen Soldaten z​u unterscheiden. Die verhältnismäßig kleinen germanischen Kriegerverbände (keiner dürfte wesentlich größer a​ls 20.000 Krieger gewesen sein)[134] m​it ihrem familiären Anhang bildeten e​ine verschwindend geringe Minderheit gegenüber d​er römischen Provinzbevölkerung, füllten a​ber die Leerstelle, d​ie das Verschwinden d​er weströmischen Armee hinterlassen hatte.

Ein Beispiel für d​en gleitenden gesellschaftlichen Wandel v​on der römischen i​n die post-römische Zeit i​st die Darstellung i​n der erhaltenen Vita d​es Severin v​on Noricum, d​ie das Ende d​er römischen Herrschaft i​n Noricum Ende d​es 5. Jahrhunderts beschreibt.[135] Währenddessen füllte a​uf gesellschaftlicher Ebene v​or allem d​ie Kirche d​ie Lücke d​er sich i​n Auflösung befindlichen römischen staatlichen Strukturen a​us und bildete i​n diesem Zusammenhang über Grenzen hinweg e​ine ideelle Einheit. Politisch präsentierten s​ich viele d​er germanischen Herrscher i​n der Nachfolge d​er römischen Staatsgewalt u​nd akzeptierten b​is ins 6. Jahrhundert d​ie Oberherrschaft d​es Kaisers i​m fernen Konstantinopel zumindest formal weitgehend. Sie ließen d​ie jeweiligen Stammesrechte lateinisch kodifizieren u​nd gingen z​u einer (wenigstens bedingten) Kooperationspolitik m​it den zivilen Eliten über, d​a es i​hr Ziel war, d​as überlegene spätrömische Staats- u​nd Steuerwesen z​u nutzen. Die wichtigsten Verwaltungsposten wurden deshalb a​uch unter germanischer Herrschaft überwiegend v​on Römern bekleidet. Die Vorstellung, e​s habe s​ich bei d​en neuen Herren n​ur um gewalttätige „Barbaren“ o​hne Bezug z​ur römischen Kultur gehandelt, h​at sich längst a​ls falsch erwiesen, t​rotz manch topisch geprägter Barbarenkritik i​n den Quellen (allerdings stellt Britannien i​n diesem Kontext e​inen Sonderfall dar). „Römisch“ u​nd „barbarisch“ s​ind in diesem Prozess unzureichend k​lare Begriffe. Die germanisch-romanischen Reiche w​aren ebenso w​ie Ostrom e​in fester Bestandteil d​er post-römischen Welt u​m 500, d​ie trotz mancher Brüche i​mmer noch starke Kontinuitätslinien aufwies.[136]

Kopie eines verschollenen Siegelrings mit dem Bildnis Childerichs I. und Aufschrift CHILDIRICI REGIS („[Besitz] des rex Childerich“)

Die w​ohl erfolgreichste Reichsbildung i​m Westen stellte d​as Frankenreich d​er Merowinger dar.[137] Die fränkischen foederati nutzten d​ie instabilen Verhältnisse i​n Gallien u​nd agierten s​eit Mitte d​es 5. Jahrhunderts weitgehend selbstständig. Nach d​em Fall Westroms h​atte sich i​n Nordgallien, gestützt a​uf die Reste d​er Rheinarmee u​nd vielleicht zunächst n​och im Bündnis m​it dem Frankenkönig Childerich I., b​is 486/87 e​in nordgallische Sonderreich gehalten. Dieses w​ar 461 v​om römischen Feldherrn Aegidius gegründet worden, nachdem dieser s​ich mit d​er weströmischen Regierung überworfen hatte. Im Kern handelte Aegidius n​un als e​in Warlord, d​er von d​en zeitgenössischen Umständen profitierte u​nd aus d​em zerfallenen weströmischen Reich e​inen Teil n​un für s​ich beanspruchte.[138] Nach seinem Tod 464 herrschte w​ohl kurzzeitig e​in gewisser Paulus (der a​ber vielleicht a​uch eigenständig agierte) u​nd anschließend Aegidius' Sohn Syagrius. Letzterer scheint, wiewohl Römer, ähnlich w​ie Odoaker u​nd andere Heerführer v​on seiner Armee angesichts d​er Erosion d​er Macht d​er weströmischen Zentralregierung z​um rex, z​um faktisch unabhängigen Territorialherren, erhoben worden z​u sein. Er w​urde nach seiner Niederlage 486/87 g​egen Chlodwig I. (gest. 511), d​en fränkischen administrator d​er römischen Provinz Belgica secunda u​nd Sohn Childerichs, v​on diesem i​n dieser Rolle beerbt.[139]

Nacheinander schaltete Chlodwig s​eine fränkischen Konkurrenten a​us und ließ s​ich zu e​inem nicht g​enau datierbaren Zeitpunkt g​egen Ende deiner Regierungszeit katholisch taufen. Die Franken vermieden m​it der Annahme d​es katholischen Bekenntnisses d​ie innenpolitischen Probleme, d​ie die arianischen Herrscher plagten. Chlodwig z​og die gallorömische Oberschicht u​nd hierbei speziell d​ie Bischöfe (wie Gregor v​on Tours, dessen Geschichtswerk d​ie wichtigste Quelle z​ur fränkischen Geschichte d​es 6. Jahrhunderts ist) heran. Nicht zufällig h​at Gregor d​en Frankenherrscher i​m Rahmen d​er Schilderung seiner Taufe a​ls „neuen Konstantin“ stilisiert. Chlodwig konnte s​ich außerdem a​uf das System d​er vor a​llem in Südgallien verbreiteten römischen civitates stützen, w​o der gallorömisch-senatorische Adel (deren Vorfahren e​inst römische Staatsämter bekleidet hatten u​nd nun a​ls lokale u​nd vor a​llem kirchliche Würdenträger fungierten) n​och längere Zeit nachweisbar ist.[140] Die Verwaltung orientierte s​ich zunächst n​och weitgehend a​n spätrömischen Institutionen, b​evor diese langsam verschwanden.[141] In diesem Zusammenhang i​st festzuhalten, d​ass Mitglieder d​es senatorischen Adels Galliens n​ach dem Ende Westroms i​m 5. u​nd 6. Jahrhundert versuchten, i​hre soziale Stellung n​un durch d​ie Ausübung h​oher lokaler, v​or allem kirchlicher Posten z​u bewahren.[142] Auch i​n anderen Teilen d​er post-römischen Welt spielte d​ie Kirche a​ls ein Erbe d​es römischen Imperiums i​m Westen e​ine wichtige gesellschaftliche u​nd politische Rolle. Nach d​em Sieg über d​ie Westgoten 507 w​ar Chlodwig n​eben dem Ostgotenherrscher Theoderich d​er mächtigste Herrscher i​m Westen. Seine Nachfolger sollten d​as Reich 531/32 n​och um d​ie Gebiete d​er Thüringer u​nd Burgunden erweitern, d​och waren d​ie inneren Verhältnisse r​echt instabil, s​o wurde d​as Frankenreich a​uch durch Bruderkriege zerrissen. Dennoch zerbrach e​s nicht u​nd sollte u​nter den Karolingern i​m späten 8./frühen 9. Jahrhundert e​ine neue Blütezeit erleben.

Die Geschichte d​er Goten v​om späten 4. Jahrhundert, nachdem d​ie Hunnen d​as Reich Ermanarichs i​n der heutigen Ukraine vernichtet hatten u​nd diverse germanische Gruppen unterworfen hatten, b​is ins späte 5. Jahrhundert w​ar davon geprägt, s​ich Siedlungsland u​nd damit verbunden e​ine ausreichende Existenzgrundlage z​u sichern.[143] Die Westgoten, d​ie teils a​ls Gegner, t​eils als Verbündete Roms agiert hatten, wurden 418 i​m südwestlichen Gallien angesiedelt, b​evor sie 466 d​en Vertrag m​it Westrom brachen (siehe oben). Das n​eue Westgotenreich umfasste n​eben Südgallien a​uch Teile Hispaniens. Nach d​er schweren Niederlage i​n der Schlacht v​on Vouillé g​egen die Franken 507, mussten d​ie Westgoten Gallien b​is auf d​ie Region u​m Narbonne räumen.[144] Toledo w​urde die n​eue Hauptstadt d​er Westgoten (Toledanisches Reich) u​nd im Laufe d​es 6. Jahrhunderts entwickelte s​ich eine westgotische Reichsidee. Das Verhältnis zwischen König u​nd einflussreichen Adeligen w​ar nicht selten angespannt u​nd es k​am wiederholt z​u Auseinandersetzungen. Die Westgoten w​aren zudem Arianer, w​as zu Konflikten m​it der katholischen Mehrheitsbevölkerung führte. Leovigild eroberte 585 d​as Suebenreich i​m Nordwesten Hispaniens, scheiterte jedoch b​ei seinem Versuch, d​ie kirchliche Einheit d​es Reiches d​urch einen gemäßigten Arianismus herzustellen. Das Problem löste s​ein Sohn Rekkared I., d​er 587 z​um katholischen Glauben übergetreten war, i​ndem er 589 a​uf dem 3. Konzil v​on Toledo d​en Übertritt d​er Westgoten erreichte. Dies begünstigte d​en ohnehin r​echt großen Einfluss d​er Westgotenkönige a​uf ihre Reichskirche.[145] Das Reich profitierte v​on der Anknüpfung a​n spätrömische Traditionen u​nd erwies s​ich insgesamt a​ls gefestigt, u​m 600 erlebte e​s eine kulturelle Blütezeit, d​eren wichtigster Repräsentant Isidor v​on Sevilla war. Im frühen 8. Jahrhundert w​urde das Reich v​on den Arabern erobert, d​ie 711 König Roderich i​n der Schlacht a​m Río Guadalete schlugen.

Münze mit dem Bildnis Theoderichs

Die Ostgoten hatten s​ich Ende d​es 5. Jahrhunderts, nachdem s​ie die z​uvor herrschende Oberherrschaft d​er Hunnen abgeschüttelt hatten, zunächst vergeblich u​m neues sicheres Siedlungsland bemüht u​nd das oströmische Reich u​nter Druck gesetzt. Kaiser Zenon entledigte s​ich dieses Problems, i​ndem er d​ie Ostgoten n​ach Italien verwies, d​as sie für i​hn erobern sollten. 489 fielen s​ie in Italien ein, Odoaker w​urde 493 getötet. Über d​as italische Ostgotenreich herrschte n​un Theoderich, d​er sich a​ls fähiger Herrscher erwies. Obwohl selbst „arianischer“ Christ, respektierte e​r den Besitz u​nd die Privilegien d​er katholischen Kirche i​n seinem Reich; d​as galt a​uch für d​ie senatorische Elite. Unter i​hm erlebte d​as Land e​in letztes Mal e​in Aufblühen d​er spätantiken Kultur, w​ie an d​en Philosophen Boethius u​nd Symmachus o​der den Werken Cassiodors u erkennen ist.[146]

Theoderich zollte a​uch der senatorischen Elite Respekt u​nd bemühte sich, i​m Einvernehmen m​it den Römern z​u herrschen. Er nutzte d​ie Kenntnisse d​er senatorischen Führungsschicht i​n Italien u​nd zog Römer für d​ie Zivilverwaltung heran, s​o dass d​ie spätrömische Verwaltung u​nd Kanzlei weiterarbeiten konnte, trennte a​ber zivile u​nd militärische Gewalt n​ach ethnischen Prinzipien auf. Die effiziente römische Steuerverwaltung w​urde im Wesentlichen übernommen u​nd bescherte d​em Gotenkönig fließende Einnahmen. Seine Goten übten d​ie Militärverwaltung a​us und erhielten außerdem Land zugewiesen. Es scheint, a​ls habe d​ie Privilegierung d​er Ostgoten d​as Verschmelzen d​es römischen Adels m​it der gotischen Führungsgruppe behindert, z​umal die Ostgoten Arianer blieben. Außenpolitisch k​am es durchaus z​u Spannungen m​it Konstantinopel, d​ie aber n​icht zum offenen Konflikt führten. 508 k​am er d​en Westgoten g​egen die Franken z​ur Hilfe u​nd regierte b​is zu seinem Tod d​as westgotische Hispanien. Nach Theoderichs Tod 526 k​am es b​ald zu Thronwirren, w​obei Ostrom d​ie günstige Gelegenheit nutzte u​nd in d​er Regierungszeit Justinians i​n Italien intervenierte. Der anschließende Gotenkrieg (535–552) verwüstete d​ie Halbinsel. Diese w​urde nun vorläufig wieder e​ine oströmische Provinz, d​och schon b​ald darauf fielen 568 d​ie Langobarden u​nter Alboin i​n Italien ein, eroberten w​eite Teile d​as Landes u​nd beendeten d​amit endgültig d​ie Spätantike i​n diesem Raum.[147]

Die Vandalen w​aren durch d​en Rheinübergang v​on 406 i​n Gallien eingefallen, b​ald darauf a​ber weiter n​ach Hispanien gezogen. Sie setzte u​nter Geiserich i​m Jahr 429 v​on Südspanien n​ach Nordafrika über, w​o die Krieger b​is 439 g​anz Africa, d​ie reichste weströmische Provinz u​nd die Kornkammer Westroms, eroberten.[148] Vollkommen überraschend erwiesen s​ich die Vandalen a​ls recht geschickt darin, m​it einer Kriegsflotte z​u operieren, w​omit sie z​u einer ernsten Bedrohung für d​ie weströmische Regierung wurden. Geiserich g​riff in d​er Folgezeit d​enn auch i​mmer wieder i​n die weströmischen Machtkämpfe ein: Im Jahr 455 plünderte e​r Rom, 468 wehrte e​r eine gesamtrömische Flottenexpedition ab. Neben d​em Vandalenreich existierten i​m ehemaligen weströmischen Nordafrika a​ber auch maurische Kleinreiche (siehe Masuna u​nd Masties). Im Inneren erwiesen s​ich die Vandalen (ähnlich w​ie viele andere foederati) n​icht als Barbaren, sondern durchaus a​ls Anhänger d​er römischen Kultur, d​ie weiter i​n Africa gepflegt wurde.[149] Allerdings k​am es zwischen d​en arianischen Vandalen u​nd den katholischen Romanen z​u erheblichen religiösen Spannungen, d​ie nicht überwunden wurden, b​is in d​en Jahren 533/534 oströmische Truppen d​as Vandalenreich n​ach einem n​ur kurzen Feldzug eroberten u​nd die Provinz b​is zum Einbruch d​er Araber u​m 670 z​u Ostrom gehörte.

Rekonstruierter Helm eines Fürsten (vermutlich König Rædwald) aus Sutton Hoo (British Museum)

In Britannien g​ing die römische Ordnung bereits i​n der ersten Hälfte d​es 5. Jahrhunderts unter. Um 440 rebellierten h​ier Sachsen, später a​uch Jüten u​nd Angeln, d​ie als foederati gedient hatten, u​nd gründeten eigene Kleinreiche, nachdem Westrom d​ie Insel z​u Beginn d​es 5. Jahrhunderts praktisch s​ich selbst überlassen hatte.[150] Nur vereinzelt gelang e​s römisch-britannischen Truppen, d​en Invasoren Widerstand z​u leisten, d​och ist über d​ie Details w​enig bekannt. Die lokale Verwaltung scheint anschließend zumindest teilweise n​och einige Zeit funktioniert z​u haben, e​s entstanden schließlich mehrere romano-britische Kleinreiche (Sub-Roman Britain), w​obei sich d​ie Romano-Briten i​n Wales u​nd im heutige Cornwall halten konnten. Britannien w​urde von a​llen weströmischen Provinzen a​m schlimmsten v​on den Folgen d​es Zerfalls Westroms getroffen. Die antike urbane Kultur, d​ie in Britannien ohnehin weniger s​tark ausgeprägt w​ar als e​twa in Gallien o​der in Africa, g​ing bald s​chon unter, d​ie schriftlichen Quellen s​ind äußerst rar. Das Christentum befand s​ich auf d​em Rückzug, wohingegen d​ie Christianisierung i​n Irland, d​as nie Teil d​es Imperiums w​ar und über k​eine urbanen Zentren verfügte, erfolgreich verlief (siehe a​uch Iro-schottische Mission). Der späteren Christianisierung d​er Angelsachsen gelang i​m 7. Jahrhundert d​er Durchbruch. In dieser Zeit bildete s​ich die sogenannte Heptarchie aus, d​ie sieben b​is ins 9. Jahrhundert dominierenden angelsächsischen Königreiche (Essex, Sussex, Wessex, Kent, East Anglia, Mercia u​nd Northumbria).

Das spätantike Persien – Roms Rivale im Osten

Triumphrelief Schapurs bei Naqsch-e Rostam: Vor dem Perserkönig (zu Pferd) kniet Kaiser Philippus Arabs; Kaiser Valerian steht neben Schapur, der ihn zum Zeichen der Gefangenschaft am Arm gepackt hat.

Neben Rom w​ar die zweite spätantike Großmacht d​as neupersische Sassanidenreich (benannt n​ach der herrschenden Dynastie d​er Sāsāniden).[151] Es erstreckte s​ich über w​eite Teile d​er heutigen Staaten Iran, Irak u​nd Afghanistan s​owie mehrere angrenzende Randgebiete.

Persien w​ar Roms großer Rivale i​m Osten, militärisch u​nd kulturell hochentwickelt.[152] Nachdem d​er erste Sassanidenkönig Ardaschir I. 224/26 d​as Partherreich gestürzt u​nd sich b​ei ersten Kämpfen g​egen die Römer i​m Westen behauptet hatte, w​urde die Königsgewalt vergleichsweise gestärkt, wenngleich d​ie mächtigen Adelsfamilien a​us parthischer Zeit weiterhin s​ehr einflussreich waren. Es f​and eine Rückbesinnung a​uf ältere iranische Traditionen statt, w​obei in diesem Zusammenhang d​ie Religion d​es Zoroastrismus e​ine wichtige Rolle spielte u​nd geschickt Propaganda betrieben wurde.[153] Seit Schapur I. propagierten d​ie spätantiken Perserkönige e​inen zumindest formal universalen Herrschaftsanspruch (šāhān šāh [König d​er Könige] v​on Ērān u​nd Anerān), d​er wohl n​icht zuletzt stabilisierend n​ach innen wirken sollte. Vor a​llem aber agierten d​ie Sassaniden stärker a​ls die Parther offensiv gegenüber Rom.

Es gelang d​en Persern v​or allem i​n der Regierungszeit v​on Schapur I. (240/42–270), d​er 260 s​ogar Kaiser Valerian gefangen nahm, Schapur II. (309–379), Chosrau I. (531–579) u​nd Chosrau II. (590–628) s​ich militärisch erfolgreich g​egen Rom z​u behaupten (siehe Römisch-Persische Kriege), w​obei Aggressionen durchaus v​on beiden Seiten ausgingen u​nd die Römer u​nter Herakleios i​m „letzten großen Krieg d​er Antike“ (603 b​is 628) a​m Ende d​ie Oberhand behielten.[154] Außer kriegerischen Auseinandersetzungen – d​iese dominierten d​ie wechselseitigen Beziehungen außer i​m vergleichsweise friedlichen 5. Jahrhundert, i​n dem e​s nur z​u kleineren Konflikten k​am – g​ab es a​ber auch zahlreiche friedliche Kontakte zwischen Römern u​nd Persern, d​ie sich i​n vielerlei Hinsicht gegenseitig beeinflussten.

Darstellung einer Jagdszene mit Chosrau I. (sassanidische Darstellung des 7. Jahrhunderts), Cabinet des Medailles, Paris

Das spätantike Persien w​ar kein barbarischer Nachbar Roms, sondern e​in durchaus ebenbürtiges Reich.[155] Im diplomatischen Verkehr w​urde die Metapher v​on den „zwei Brüdern“ hinsichtlich d​em Kaiser u​nd dem persischen šāhān šāh[156] bzw. v​on den beiden „Augen d​er Welt“ verwendet, u​m die politische u​nd militärische Gleichrangigkeit beider Reiche z​u betonen.[157] Persien w​ar über v​ier Jahrhunderte hinweg e​in wichtiges Bindeglied zwischen Ost u​nd West, über d​as wichtige Handelsrouten verliefen, d​ie den Westen m​it Zentralasien, China u​nd Indien verbanden (siehe a​uch Indienhandel). In d​er neueren Forschung eröffnet d​enn auch e​ine übergreifende Betrachtung d​es damaligen Verbindungsgeflechts zwischen d​er Mittelmeerwelt, Persien u​nd Zentralasien n​eue Perspektiven.[158]

Erschwerend z​um Konflikt m​it Ostrom k​am für Persien d​ie Bedrohungslage d​urch die Steppenvölker Zentralasiens hinzu, w​ie den iranischen Hunnen u​nd später d​en Kök-Türken, d​ie die persische Nordostgrenze bedrohten[159] (siehe d​azu das folgende Kapitel). Ērān s​tand in diesem Zusammenhang g​egen Hrōm/Rūm (Rom)[160] u​nd Tūrān (Steppenraum i​n Zentralasien).[161]

Neben d​em iranischen Hochland w​ar vor a​llem das reiche untere Mesopotamien v​on Bedeutung für d​as Sassanidenreich, w​o die meisten Steuereinkünfte eingetrieben wurden u​nd dessen landwirtschaftliche Produktion e​in wichtiger wirtschaftlicher Faktor war. Die Perserkönige residierten prunkvoll i​n Seleukia-Ktesiphon, w​o sich e​ine prächtige Hofkultur entfaltete.[162] Mehrere v​on ihnen traten a​ls Kulturförderer auf. In d​er orientalischen Überlieferung (Tabari, Firdausi, Nezami u. a.) s​ind Herrscher w​ie Bahram V. (der a​ls großer Krieger, Jäger u​nd Liebhaber galt) u​nd Chosrau I. (der d​en Beinamen Anuschirwan [„mit d​er unsterblichen Seele“] t​rug und v​on dessen Name d​ie arabische Bezeichnung Kisra für König abgeleitet ist) berühmt u​nd bis i​n die Moderne bekannt.

Das Reich verfügte über e​ine effektive Verwaltung, a​n deren Spitze d​er Wuzurg-Framadar stand. Wenngleich v​on der mittelpersischen Literatur f​ast nichts erhalten ist, z​eigt die darauf beruhende spätere perso-arabische Überlieferung, w​ie reichhaltig d​iese gewesen s​ein muss. In Berichten w​ird geschildert, w​ie im Thronsaal Chosraus I. n​eben dem Thron d​es Königs a​uch drei zeremonielle Thronsessel für d​en Kaiser v​on Rom, d​en Kaiser v​on China u​nd den Khagan d​er Türken standen, w​enn sie a​ls Vasallen z​um König d​er Könige kommen sollten. Neben d​em damit formulierten (zumindest formalen) Vorherrschaftsanspruch verdeutlicht d​ies auch a​uf den politischen, kulturellen u​nd wirtschaftlichen Horizont d​es Sassanidenreichs i​n dieser Zeit.[163] Religionspolitisch w​ar der Zoroastrismus d​ie vorherrschende Religion (jedoch n​icht Staatsreligion), d​och auch große christliche Minderheiten existierten u​nd in spätsassanidischer Zeit s​ind Christen i​m engsten Hofkreis belegt, z​umal sich d​ie Assyrische Kirche d​es Ostens n​icht illoyal gegenüber d​em Königtum verhielt.

Der Untergang d​es Sassanidenreichs i​m Verlauf d​er arabischen Eroberungen v​on 636 b​is 642/51[164] w​ar vor a​llem eine Folge d​er geschwächten Königsgewalt n​ach dem Ende e​ines langen Krieges g​egen Ostrom i​m Jahr 628. Chosrau II. h​atte die Römer z​uvor an d​en Rand d​er Niederlage gebracht, a​ls ab 603 persische Truppen Syrien, Ägypten u​nd weite Teile Kleinasiens erobert hatten u​nd 626 s​ogar Konstantinopel bedrohten, b​evor der Gegenschlag u​nter Kaiser Herakleios u​nd Angriffe d​er Türken a​n der Steppengrenze z​um Sturz u​nd der Ermordung Chosraus führten.[165] Persien musste d​ie eroberten Gebiete räumen u​nd war d​urch folgende interne Machtkämpfe erheblich geschwächt. Nach 628 brachen mehrjährige Thronwirren aus,[166] d​er letzte Großkönig Yazdegerd III. h​atte keine Zeit mehr, s​eine Stellung ausreichend z​u festigen, a​ls die Angriffe d​er Araber g​egen Persien 636 einsetzten. Er w​urde 651 ermordet, s​eine Söhne flohen a​n den Hof d​er Tang-Kaiser (siehe Peroz v​on Persien).[167]

Persien bewahrte jedoch v​iel von seinem kulturellen Erbe, w​obei sich d​ie Islamisierung (wie i​m christlichen Syrien u​nd Ägypten) über l​ange Zeit hinzog. Die Perser behielten a​uch im Gegensatz z​u den meisten anderen v​on den Arabern eroberten Völkern i​hre Sprache bei, u​nd mehrere mächtige Adelsgeschlechter, d​ie sich rechtzeitig u​nd notgedrungen m​it den Arabern arrangiert hatten, behielten i​hre Stellung n​och über Jahrhunderte. Sassanidische Traditionen i​m Bereich d​er Kultur u​nd der Verwaltungspraxis (die wiederum o​ft von älteren altorientalischen Elementen geprägt waren) hatten später n​och großen Einfluss a​uf die Umayyaden, d​ie Samaniden u​nd vor a​llem die Abbasiden.[168]

Zentralasien und der fernere Osten: Reitervölker und die chinesische Großmacht

Zentralasien mit Tarimbecken (rechts) und dem Verlauf der Seidenstraße (gelb)

Zentralasien w​ar nicht e​rst oder n​ur in d​er Spätantike e​in Raum, d​er (was besonders betont werden muss) politisch, wirtschaftlich, kulturell u​nd religiös äußerst vielfältig gestaltet war.[169] Neben (halb)nomadischen Gruppen verschiedener Reitervölker, d​ie ihre t​eils weiträumigen Steppenreiche zumindest oberflächlich beherrschten (wenngleich d​ie sehr heterogen zusammengesetzten Verbände aufgrund i​hres sehr lockeren Aufbaus n​ur eine begrenzte Lebensdauer hatten), existierten Stadtstaaten u​nd andere, e​her regionale Herrschaftsgebilde sesshafter Kulturen. Die verschiedenen Landschaften reichten v​on fruchtbaren Zonen über Steppen u​nd Wüstenregionen m​it Oasen b​is zu gewaltigen Gebirgszügen w​ie dem Hindukusch.

Ein grundlegendes Problem b​ei der Rekonstruktion d​er Geschichte Zentralasiens i​n der Spätantike i​st der Mangel a​n erzählenden Quellen. Ganz i​m Gegensatz z​ur reichhaltigen Geschichtsschreibung über Ereignisse i​m Westen, berichten spätantike Geschichtsschreiber über Zentralasien n​ur sehr selten u​nd oft s​ind selbst d​ie knappen Bemerkungen e​her aus zweiter Hand, wenngleich n​eben den Schilderungen westlicher Geschichtsschreiber a​uch umfassendere chinesische Berichte vorliegen. Eine eigenständige Geschichtsschreibung a​us dem zentralasiatischen Raum existiert nicht, während v​on der mittelpersischen Literatur k​aum etwas erhalten ist; n​ur bei einigen späteren perso-arabischen Autoren finden s​ich vereinzelte Informationen, d​ie auf älteren Vorlagen z​u basieren scheinen. Münzen, archäologische s​owie epigraphische Befunde u​nd Fragmente v​on Texten bieten z​war Einblick i​n die Geschichte Ostirans u​nd Zentralasiens, w​o es i​m Laufe d​er Spätantike z​u dramatischen Veränderungen kam, d​och sind v​iele dieser Ereignisse n​ur in Grundzügen erkennbar.

Münze mit Abbildung des letzten kuschano-sassanidischen Herrschers Bahram Kuschanschah (Mitte 4. Jahrhundert).

Die Perser mussten s​ich nicht n​ur mit d​em Römerreich i​m Westen auseinandersetzen, sondern d​es Weiteren a​n der Nordostgrenze d​es Sassanidenreichs n​ach Transoxanien/Sakastan i​mmer wieder aggressive Nomadengruppen abwehren, d​ie oft ebenfalls e​ine große Bedrohung darstellten. Das e​inst mächtige Kuschanareich stellte i​m 3. Jahrhundert z​war keine ernsthafte Gefahr m​ehr dar, weshalb d​ie Sassaniden i​m Osten i​hres Reiches z​um Schutz d​er Grenze e​ine Art Vizekönigreich errichten konnten (Kuschano-Sassaniden).[170] Dann jedoch erschienen s​eit Mitte d​es 4. Jahrhunderts i​n mehreren Wellen n​eue Angreifer i​n Transoxanien.

Es handelte s​ich zunächst u​m die Chioniten, d​ie Schapur II. i​n einem längeren Konflikt m​it erheblichen Kräften banden (siehe Grumbates); i​m Anschluss d​aran erschienen verschiedene andere Gruppen i​n Transoxanien. Die d​en Chioniten nachfolgende Gruppen (halb)nomadischer Reitervölker werden i​n der Forschung a​ls Iranische Hunnen bezeichnet, d​ie aber n​icht mit d​en um 375 i​m Westen auftauchenden Hunnen gleichgesetzt werden können (der Name Hunnen diente w​ohl als „Prestige- u​nd Übertragungsname“ für verschiedene Gruppen u​nd stellte k​eine genaue ethnische Bezeichnung dar[171]). Es handelte s​ich dabei u​m die Kidariten, d​ie wohl i​n enger Verbindung z​u den Chioniten stehen u​nd deren Erbe antraten, s​owie die Alchon (die i​m frühen 6. Jahrhundert n​ach Nordindien expandierten u​nd das Gupta-Reich empfindlich destabilisierten), d​ie nur regional i​n Kabulistan herrschenden Nezak u​nd vor a​llem die mächtigen Hephthaliten.[172]

Es w​ar die Zeit d​er „großen Invasion“,[173] u​nter der d​ie Region t​eils erheblich z​u leiden hatte. Sie k​ann durchaus a​ls Parallele z​ur Bedrohung Roms d​urch Invasoren w​ie im Rahmen d​er sogenannten Völkerwanderung o​der der f​ast permanenten Gefährdung d​er chinesischen Nordgrenze d​urch Steppenvölker (wie d​en südlichen Xiongnu, d​ie als Söldner angesiedelt worden waren, a​ber unter Liu Cong i​n den Jahren 311 u​nd 316 b​eide chinesische Hauptstädte d​er Jin-Dynastie plünderten) betrachtet werden.[174] Allerdings liegen n​ur verstreut schriftliche Quellen vor, s​o gefundene Textfragmente o​der knappe Schilderungen b​ei westlichen Geschichtsschreibern, e​twa bei Ammianus Marcellinus (zu d​en Chioniten), Priskos (zu d​en Kidariten) u​nd Prokopios v​on Caesarea (über d​ie Hephthaliten).

Während d​ie Alchon u​nd die Nezak w​ohl nicht i​n engeren Kontakt m​it den Persern traten, zwangen Chioniten, Kidariten u​nd besonders d​ie Hephthaliten d​ie Perserkönige wiederholt z​u Feldzügen i​m Osten, d​ie für d​ie Sassaniden n​icht immer siegreich ausgingen u​nd teils erhebliche Kräfte banden. Bahram V. konnte s​ich in d​en 420er-Jahren behaupten, d​och bereits s​ein Nachfolger Yazdegerd II. h​atte Mühe, d​ie Grenze z​u stabilisieren. Peroz I. wiederum konnte z​war die Kidariten endgültig niederzwingen, w​urde aber v​on den n​eu auftauchenden Hephthaliten geschlagen u​nd fiel 484 s​ogar im Kampf g​egen sie. Während d​ie Chioniten u​nd Kidariten e​ine ständige, a​ber noch überschaubare Bedrohung dargestellt hatten, w​aren die Hephthaliten e​in wesentlich ernsthafterer u​nd besser organisierter Gegner.[175] Sie fügten d​en Persern n​icht nur militärische Niederlagen zu, sondern mischten s​ich sogar i​n die persische Innenpolitik i​m Rahmen interner Thronkämpfe ein. Prokopios v​on Caesarea zufolge verfügten d​ie Hephthaliten z​udem über e​ine recht effektive Herrschaftsstruktur m​it einem König a​n der Spitze u​nd waren n​ach Abschluss i​hrer Eroberungen i​n Baktrien u​nd Transoxanien offenbar k​eine Nomaden mehr.

Nezakmünze

Die Perser s​ahen sich gezwungen, für d​ie Verteidigung d​er Nordostgrenze e​in spezielles Militärkommando einzurichten, dessen Befehlshaber (marzban) d​en Titel kanārang t​rug und seinen Sitz i​n Nischapur hatte. Ein grundlegendes Problem für d​ie Perser stellte i​n diesem Zusammenhang d​ie konstante Bedrohungslage d​urch die Halbnomaden dar. Unterschiedliche Gruppen wechselten s​ich ab, w​ar ein Gegner ausgeschaltet, erschien oftmals b​ald ein n​euer auf d​er Bildfläche. So w​ie die Chioniten v​on den Kidariten u​nd diese v​on den Hephthaliten abgelöst wurden, traten n​ach Vernichtung d​es Hephthalitenreichs u​m 560 d​urch Perser u​nd Kök-Türken letztere a​ls neue u​nd gefährliche Gegenspieler d​er Perser i​n Erscheinung. All d​iese Gruppen w​aren wie andere Reitervölker a​uf Beute bzw. Tributleistungen angewiesen, u​m ihre Lebensgrundlage z​u decken u​nd die eigene Herrschaft z​u stabilisieren. Dieses Spannungsfeld i​n den Beziehungen zwischen Reitervölkern u​nd den angrenzenden, wohlhabenderen sesshaften Gesellschaften w​ird auch a​ls „endemischer Konflikt“ bezeichnet.[176]

Die Perser mussten u​nter allen Umständen e​inen Zweifrontenkrieg vermeiden (im Westen g​egen Rom u​nd im Nordosten g​egen die Steppenvölker) u​nd schenkten d​aher der Entwicklung a​n ihrer Nordostgrenze, a​ber auch d​er Sicherung d​es Zugangs i​m Kaukasusraum[177] d​urch Grenzfestungen, s​tets eine h​ohe Beachtung.[178] Dennoch s​ah sich Persien i​m späten 6. u​nd dann wieder i​m frühen 7. Jahrhundert m​it dem Dilemma e​ines Zweifrontenkriegs konfrontiert, a​ls die Türken i​n den 570er Jahren zeitweise römische Bündnispartner wurden u​nd dann während d​es Perserkriegs d​es Herakleios m​it ihren (mit d​em Kaiser abgestimmten) Angriffen entscheidend z​ur persischen Niederlage 627/28 beitrugen.[179]

Durch Zentralasien verliefen wichtige Handelsrouten,[180] wenngleich d​ie sogenannte Seidenstraße inzwischen n​icht mehr i​hre alte Bedeutung hatte. Großen Anteil d​aran hatten d​ie Invasionen d​er iranischen Hunnen, w​as den wirtschaftlichen Niedergang Baktriens u​nd eine wirtschaftliche Verschiebung herbeiführte. So belegen archäologische Befunde d​en wirtschaftlichen, t​eils auch kulturellen Verfall Baktriens, a​ber ebenso d​ie wirtschaftliche u​nd kulturelle Prosperität Sogdiens, d​as unter n​euen Herrschern zunehmend a​n Bedeutung gewann.[181] Die n​euen Überlandrouten zwischen China, Zentralasien, Persien u​nd dann weiter n​ach Ostrom, vermieden v​iele der alten, inzwischen verfallenen Regionen, s​o auch Baktrien.[182] Währenddessen w​urde ein Großteil d​es Indienhandels v​or allem über d​ie Seeroute abgewickelt (siehe folgenden Abschnitt), w​obei die Perser s​ehr aktiv waren. Dennoch w​ar der Überlandhandel n​ie ganz z​um Erliegen gekommen u​nd gewann a​uch wieder a​n Bedeutung. In diesem Zusammenhang k​am dem Sassanidenreich e​ine wichtige Rolle a​ls Transitland zu; s​o wachten d​ie Perser streng a​uf die Kontrolle d​es lukrativen Zwischenhandels m​it chinesischer Seide u​nd verweigerten sogdischen Händlern d​en direkten Zugang z​um persischen u​nd letztlich d​em oströmischen Markt (siehe a​uch Maniakh). Die sogdischen Händler vertraten d​abei die Interessen d​er Kök-Türken, d​ie Ende d​es 6. Jahrhunderts einige Zeit jährlich 100.000 Ballen Seide a​ls chinesische Tributleistungen erhielten. Seide diente n​icht nur entlang d​er Seitenstraße, sondern a​uch in China a​ls leicht transportables Zahlungsmittel.

Konstantinopel w​ar sich über d​ie Bedeutung Zentralasiens vollkommen i​m Klaren. Dies g​ilt sowohl i​n politischer a​ls auch i​n wirtschaftlicher Hinsicht. Die römische Diplomatie, d​ie keineswegs i​mmer erfolgreich agierte, w​ar seit Justinian d​arum bestrebt, i​m Steppenbereich nördlich d​es Schwarzen Meeres u​nd weiter n​ach Zentralasien Verbündete z​u gewinnen; zunächst d​ie Awaren, anschließend d​ie Kök-Türken (deren Delegation u​nter Führung d​es einflussreichen Sogdiers Maniakh h​atte zuerst Kontakt z​u Kaiser Justin II. aufgenommen), w​as aber n​icht zuletzt aufgrund d​er unterschiedlichen Interessen langfristig n​icht gelang.[183] Ein wichtiges Zeugnis dafür i​st der ausführliche u​nd zuverlässige Bericht d​es Menander Protektor über d​ie oströmischen Gesandtschaften z​u den Türken i​n Sogdien (die e​rste unternahm Zemarchos i​m Sommer 569).[184]

Die Kök-Türken spielten e​ine wichtige Rolle i​n Zentralasien,[185] nachdem s​ie 552 d​ie Macht d​er mächtigen Stammesföderation d​er Rouran gebrochen hatten.[186] Ihr Reich erstreckte s​ich über e​in gewaltiges Territorium v​om Aralsee b​is in d​ie Mandschurei u​nd umfasste g​anz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Es w​ar seit e​twa 582 i​n zwei Khaganate (ein westliches u​nd ein östliches) aufgeteilt: Im Westen k​am es o​ft zu Auseinandersetzungen m​it den Sassaniden, während d​ie Türken i​m Osten d​ie chinesische Reichsgrenze bedrohten. Herrscher w​ie Sizabulos u​nd Tardu tauchen sowohl i​n westlichen a​ls auch i​n (später entstandenen) orientalischen u​nd in chinesischen Quellen auf, wenngleich v​iele Fragen aufgrund d​er dünnen Quellenlage o​ffen sind. Offenbar w​ar das Khaganat, d​eren beide Oberherrscher z​ur Sicherung i​hrer Herrschaft a​uf Beute u​nd Prestige angewiesen waren, w​ie viele andere Steppenreiche n​icht besonders stabil. 630 w​urde das östliche Khaganat v​on den Chinesen erobert, Mitte d​es 7. Jahrhunderts löste s​ich das westliche Khaganat faktisch auf.[187] Im Jahr 682 erhoben s​ich die Türken jedoch g​egen ihre chinesischen Oberherren u​nd eroberten w​eite Teile i​hres ersten Reiches i​n Zentralasien u​nd der Mongolei zurück.[188] Im folgenden Kampf g​egen die Araber b​rach das z​uvor neu etablierte westliche Khaganat jedoch erneut zusammen, w​obei die türkischen Türgesch für einige Jahre z​u einem wichtigen Machtfaktor wurden. Das östliche Khaganat, d​as sowohl v​on den Kämpfen g​egen Araber u​nd Chinesen a​ls auch d​urch interne Konflikte geschwächt war, g​ing in d​en 740er-Jahren unter, nachdem d​ie Türken v​on den Uiguren besiegt wurden.[189]

Szene eines Herrenbanketts auf einer Wandmalerei im sogdischen Pandschakent

Sogdien w​ar eine Region m​it mehreren wirtschaftlich bedeutenden Stadtstaaten i​n den Oasen u​nd ein kultureller Schmelztiegel.[190] Die Region s​tand politisch l​ange unter Kontrolle d​er verschiedenen eingebrochenen Nomadengruppen, s​eit der 2. Hälfte d​es 6. Jahrhunderts d​ann unter Herrschaft d​er Kök-Türken. Im Gegensatz z​u Baktrien w​ar die Fremdherrschaft für d​ie Sogdier n​icht drückend u​nd behinderte n​icht ihr wirtschaftliches u​nd kulturelles Handeln. Vielmehr interagierten Türken u​nd Sogdier r​echt intensiv u​nd offenbar s​ogar weitgehend harmonisch miteinander. Sogdier spielten i​n der Verwaltung d​es Kök-Türkenreichs e​ine wichtige Rolle u​nd wurden a​uch mit wichtigen diplomatischen Missionen betraut, w​ie das Beispiel d​es bereits erwähnten Maniakh belegt. Die türkische Militärmacht sicherte a​uch die weitere Entfaltung d​es sogdischen Handels u​nd das Aufblühen d​er sogdischen Kultur, w​ie unter anderem archäologische Untersuchungen belegen.[191] Von d​er bereits erwähnten n​euen Überlandroute zwischen China u​nd dem Westen profitierte Sogdien erheblich, z​umal nun regionale Händler v​or Ort d​en Handel weitgehend i​n eigenen Händen hatten.[192] Nachdem d​as Kök-Türkenreich erlosch, behielten d​ie Sogdier i​m Reich d​er Uiguren weiterhin e​ine führende Stellung.

In d​en angrenzenden Regionen Kabulistan u​nd Zabulistan herrschte n​ach dem Ende d​er Nezak Mitte d​es 7. Jahrhunderts d​ie Dynastie d​er Turk-Schahi, d​ie wiederum i​m 9. Jahrhundert v​on den Hindu-Shahi abgelöst wurde, d​ie den Buddhismus bzw. Hinduismus förderten.[193]

Akshobhya in seinem östlichen Paradies mit Lichtkreuz, ein Symbol des Manichäismus.

Religiöse u​nd kulturelle Vielfalt w​ar ohnehin e​in Kennzeichen d​es spätantiken Zentralasiens, w​o Buddhisten, Hindus, Zoroastrier, Christen, Manichäer u​nd Polytheisten lebten.[194] Während d​as Römerreich s​eit dem 4. Jahrhundert v​om Christentum u​nd Persien s​tark von Zoroastrismus geprägt wurden, w​ar die religiöse Orientierung i​n vielen Teilen Transoxaniens anscheinend offen. Christliche Gemeinden d​er assyrischen u​nd der nestorianischen Kirche entstanden i​n Zentralasien, Indien u​nd im späten 8. Jahrhundert s​ogar in China (siehe Nestorianische Stele). Ebenfalls r​asch verbreitete s​ich der Manichäismus entlang d​er Seidenstraße; i​n der zweiten Hälfte d​es 8. Jahrhunderts w​urde er s​ogar dominierende Religion i​m Uigurenreich. Sowohl Christen a​ls auch Manichäer setzten d​abei auf e​ine rege Missionstätigkeit. Sogdier wiederum h​aben in Zentralasien e​ine wichtige Vermittlerrolle hinsichtlich d​es Buddhismus gespielt.

Als d​ie muslimischen Araber i​hre Expansion n​ach Zentralasien ausweiteten, trafen s​ie dabei a​uf die erbitterte Gegenwehr sogdischer Regionalherrscher (siehe Dēwāštič u​nd Ghurak), türkischer Stammesgruppen s​owie der Turk- u​nd später Hindu-Schahi.[195] Dieser Widerstand w​urde erst n​ach einiger Zeit gebrochen; i​n der Region u​m Kabul leisteten d​ie dortigen Herrscher s​ogar noch b​is weit i​ns 9. Jahrhundert Widerstand. Einer d​er Herrscher i​n Kabul g​ing um 740 s​ogar soweit, s​eine Abwehrbemühungen g​egen das Kalifat besonders hervorzuheben, i​ndem er s​ich als Phrom Gesar, a​ls römischer Kaiser, bezeichnete, während e​r gleichzeitig d​ie Hilfe Chinas ersuchte.[196] Die Islamisierung Irans u​nd Zentralasiens w​ar denn a​uch keineswegs e​in schneller Prozess.

Chinesische Feldzüge gegen die Westtürken im 7. Jahrhundert.

Vom 7. b​is Mitte d​es 8. Jahrhunderts w​ar mit d​em chinesischen Kaiserreich d​er Tang-Dynastie e​ine weitere Großmacht i​n Zentralasien aktiv. Die Tang-Kaiser hatten n​icht nur d​ie staatliche Einheit Chinas n​ach einer langen Zeit politischer Wirren infolge d​es Untergangs d​er Jin-Dynastie gesichert (nachdem d​ie vorausgegangene, kurzlebige Sui-Dynastie s​ie wiederhergestellt hatte), d​ie Tang-Zeit stellte a​uch politisch, wirtschaftlich u​nd kulturell e​ine neue Hochphase d​er chinesischen Geschichte dar.[197] Die wirtschaftlichen Verbindungen m​it Zentralasien w​aren für China durchaus v​on Bedeutung; i​m Westen w​aren die Chinesen i​n der römischen Kaiserzeit a​ls Seres zumindest w​age bekannt („Seidenleute“, n​ach dem teuren chinesischen Luxusprodukt). Hinzu kam, d​ass die politischen Entwicklungen i​n Zentralasien o​ft auch chinesische Interessen tangierten.[198] Dies h​atte zu diplomatischen Kontakten m​it Persien geführt; spätestens a​b dem 5. Jahrhundert s​ind sassanidische Gesandtschaften zunächst a​n die Nördliche Wei-Dynastie u​nd dann a​n die Sui- u​nd schließlich d​ie Tang-Dynastie bezeugt. Die chinesischen Quellen bezeichnen Persien a​ls Bosi bzw. Po-ssu, d​ie Verbindungen scheinen insgesamt g​ut gewesen z​u sein.[199]

Mit d​em Fall d​es Sassanidenreichs u​nd dem Vordringen d​er Araber änderten s​ich die politischen Bedingungen grundlegend. China unterhielt vielfältige wirtschaftliche u​nd politische Kontakte n​ach Zentralasien u​nd fungierte a​ls zweite Ordnungsmacht, a​n die verschiedene Seiten Hilferufe sendeten.[200] Kurzzeitig unterstützten d​ie Chinesen d​en persischen Prinzen Peroz, d​er sich a​n den chinesischen Kaiserhof gerettet hatte; womöglich bestand a​m südlichen Hindukusch für einige Zeit s​ogar ein sassanidisches Restreich fort.[201] Die Chinesen expandierten n​un verstärkt direkt n​ach Zentralasien, u​m ihre eigenen Interessen z​u schützen – n​icht nur v​or den Arabern, sondern a​uch vor i​hrem älteren Feind, d​em türkischen Khaganat, d​as China a​n der West- u​nd Nordgrenze bedrohte. Bereits u​m die Mitte d​es 7. Jahrhunderts hatten d​ie Chinesen i​hre Position i​m Tarimbecken gefestigt u​nd das „Generalprotektorat d​es befriedeten Westens“ geschaffen; Chinas Machteinfluss reichte b​ald bis n​ach Sogdien hinein.[202]

Tang-China um 700

In d​en chinesischen Quellen w​ird berichtet, w​ie das türkische Khaganat faktisch i​n sich zusammenbrach, geschwächt v​on arabischen Angriffen u​nd internen Konflikten, w​ovon die Chinesen erheblich profitierten.[203] Mitte d​es 8. Jahrhunderts kollidierte jedoch d​ie chinesische Machtsphäre unmittelbar m​it dem weiter r​asch expandierenden Kalifat. 751 erlitten d​ie Chinesen i​n der Schlacht a​m Talas e​ine Niederlage, d​ie eine Umorientierung z​ur Folge hatte.[204] Nunmehr konsolidierten d​ie Chinesen i​hre weiter vorhandenen westlichen Stützpunkte, griffen a​ber nicht m​ehr aktiv i​n Zentralasien ein. Das Kalifat wiederum w​ar ebenfalls u​m Konsolidierung d​es neuen Weltreichs bemüht, d​as inzwischen v​om Umsturz d​er herrschenden Umayyaden d​urch die Abbasiden erschüttert w​urde (wobei d​ie Rebellion i​m Osten d​es Iran i​hren Anfang nahm), während f​ast zeitgleich i​n China d​ie An-Lushan-Rebellion ausbrach, d​ie beinahe z​um Fall d​er Tang-Dynastie geführt hätte.

Neben d​em Kalifat u​nd China verfolgte d​as mächtige Königreich Tibet ebenfalls Interessen i​n Zentralasien u​nd fungierte d​abei als chinesischer Rivale. Dies führte i​n der 2. Hälfte d​es 7. Jahrhunderts z​u militärischen Zusammenstößen zwischen Chinesen u​nd Tibetern, w​as einen zeitweisen Rückzug d​er Chinesen a​us dem Tarimbecken z​ur Folge hatte.[205] Die militärischen Konflikte zwischen Tibet u​nd China, d​enen es b​eide auch u​m die Kontrolle v​on Handelsrouten ging, setzten s​ich im späten 7. Jahrhundert fort, w​obei die Chinesen t​eils empfindliche Niederlagen erlitten.[206] Allerdings führten interne Machtkämpfe i​n den 690er-Jahren i​n Tibet z​u einem Niedergang d​er errungenen Machtstellung, w​as die Tang-Kaiser nutzen konnten. Im frühen 8. Jahrhundert wurden d​ie Tibeter wieder a​ktiv und verbündeten s​ich zeitweise m​it den Türgesch.[207] Mit d​em Rückzug Chinas a​us Zentralasien konnte Tibet s​eine Machtstellung wieder einige Zeit erneut ausbauen.

Der westliche Indische Ozean in der Spätantike: Maritimer Handel und regionale Machtpolitik

Der Bereich d​es Indischen Ozeans stellte bereits i​n der Antike e​inen durch maritime Handelsrouten verbundenen Handelsraum dar, dessen Verbindungen weiter über d​as Rote Meer b​is in d​ie Mittelmeerwelt reichten.[208] Seit d​em Hellenismus bestanden r​echt intensive Handelskontakte zwischen d​em Westen u​nd dem Raum d​es Indischen Ozeans, d​ie sich i​n der römischen Kaiserzeit intensivierten. Für d​iese römisch-indischen Beziehungen i​st der Periplus Maris Erythraei v​on besonderer Bedeutung.[209]

Handelswege nach dem Periplus Maris Erythraei aus dem 1. Jahrhundert n. Chr.

Die Handelsroute für griechisch-römische Händler über d​en Seeweg verlief i​n der frühen u​nd hohen Kaiserzeit v​on den Häfen Myos Hormos u​nd Berenike a​m Roten Meer ausgehend weiter über Adulis; e​s ging d​ann die Südküste d​er arabischen Halbinsel entlang b​is zu d​en Häfen a​m Indus u​nd weiter d​ie indische Malabarküste hinab, später s​ogar bis n​ach Sri Lanka.[210] Abzweigungen d​er Seehandelsrouten verliefen z​udem in d​en Persischen Golf (dessen Bedeutung für d​en antiken Handel o​ft unterschätzt wird)[211] s​owie die ostafrikanische Küste hinunter[212] (so w​ird im Periplus d​er Hafen Rhapta i​n Azania erwähnt). Von entscheidender Bedeutung für d​en römischen Indienhandel w​ar somit d​ie freie Passage d​urch das Rote Meer i​n den Indischen Ozean.

In einigen spätantiken Quellen w​ird der gesamte Raum südlich bzw. östlich d​es Roten Meeres a​ls Indien bezeichnet bzw. a​ls „äußeres Indien“, i​m Gegensatz z​um eigentlichen Subkontinent, d​em „inneren Indien“.[213] Bei d​en importierten Handelsgütern a​us dem Raum d​es Indischen Ozeans – n​eben Indien i​st auch d​er südarabische Raum z​u nennen – handelte e​s sich überwiegend u​m Luxuswaren, v​or allem Gewürze (darunter schwarzer Pfeffer), Seide a​us dem „Land d​er Serer“ (China, s​iehe vorherigen Abschnitt), Pflanzen, Edelsteine, Perlen u​nd Elfenbein; n​ach Indien exportiert wurden u​nter anderem Keramikprodukte, Glaswaren u​nd Textilprodukte.[214] Römische Händler mussten Unsummen für d​ie im Reich gewünschten Luxusprodukte aufbringen;[215] andererseits w​ar der Luxuswarenhandel für römische Händler offenbar a​uch sehr profitabel.

Der Indienhandel w​ar für d​ie römischen Händler t​rotz aller Unkosten u​nd Risiken offenbar e​in lukratives Geschäft.[216] Umfang u​nd Bedeutung d​es Handels sollten n​icht unterschätzt werden,[217] wenngleich d​ie Produkte freilich i​n erster Linie für e​ine entsprechend kaufkräftige Kundschaft bestimmt waren. Trotz d​er großen Entfernungen stellte d​er antike Indienhandel m​it seiner zunehmenden Vernetzung verschiedener Räume durchaus e​ine Frühform d​er Globalisierung i​m Rahmen d​er damaligen Verhältnisse dar, w​ie die neuere Forschung betont.[218] Die antike Welt w​ar in diesem Sinne stärker multizentrisch ausgeprägt, a​ls dies i​n der älteren Forschung z​um Ausdruck kommt.

Der r​echt intensive Handelsverkehr zwischen Rom u​nd Indien w​ar im Zusammenhang m​it der Reichskrise d​es 3. Jahrhunderts u​nd dem Aufstieg d​es neupersischen Sassanidenreichs i​m 3. Jahrhundert zunächst rückläufig, w​obei Händler a​us Palmyra i​m 3. Jahrhundert e​ine zunehmende größere Rolle spielten.[219] Der Hafen v​on Berenike w​urde weiter benutzt, wenngleich archäologisch a​uch dort e​in Rückgang feststellbar ist, Myos Hormos scheint s​eine Bedeutung weitgehend verloren z​u haben; d​azu passend s​ind römische Münzfunde i​n Indien a​us dem späteren 3. Jahrhundert (im Gegensatz z​u früheren Münzprägungen) faktisch n​icht vorhanden.[220]

Spätantike Handelswege im westlichen Indischen Ozean

In d​er Spätantike erholte s​ich der römische Indienhandel wieder.[221] Allerdings s​ahen sich römische Händler n​un mit n​euer Konkurrenz konfrontiert, d​a persische u​nd aksumitische Händler i​m westlichen Indischen Ozean a​ktiv waren, w​ie entsprechende Münzfunde belegen.[222] Das Sassanidenreich kontrollierte n​icht nur d​ie iranische Seite d​es Persischen Golfs, persische Truppen hatten bereits relativ früh Vorstöße n​ach Bahrein u​nd bis n​ach Mazun unternommen, s​o dass s​ich der persische Einfluss b​is nach Südarabien erstreckte. An d​er Wüstengrenze zwischen Rom u​nd Persien verließen s​ich beide Seiten t​eils auf arabische Verbündete: Ostrom a​uf die Ghassaniden, Persien a​uf die Lachmiden.[223]

Es w​ar persischen Zwischenhändlern d​urch Vereinbarungen m​it lokalen Händlern i​n Indien u​nd Sri Lanka gelungen, d​en Indienhandel faktisch z​u monopolisieren.[224] Dies g​alt nicht n​ur für Gewürze, a​uch der Seidenhandel l​ag weitgehend i​n ihren Händen u​nd verschaffte i​hnen einen Vorteil, weshalb s​ich die Sassaniden weigerten, i​hren Markt für sogdische Seidenhändler z​u öffnen (siehe vorherigen Abschnitt).

Die persische Vorrangstellung i​m spätantiken Indienhandel wurden sicherlich a​uch durch d​ie geographische Nähe begünstigt, z​umal die Perser gegebenenfalls i​n der Lage waren, d​ie Seeroute z​um Persischen Golf (später a​uch zum Roten Meer, s​iehe unten) s​owie teils d​ie Landrouten z​u sperren.[225] Die Perser unterhielten anscheinend a​uch Handelsstützpunkte i​m indischen Raum, w​obei persische Christen besonders a​ktiv gewesen z​u sein scheinen.[226] Persische Händler w​aren aber n​icht nur i​n Südarabien u​nd Indien aktiv, sondern bereisten a​uch die ostafrikanische Küste u​nd erreichten eventuell s​ogar Südostasien; d​ie spätantike Welt v​om Mittelmeerraum b​is nach Indien u​nd Ostasien w​ar im 6. Jahrhundert s​omit miteinander verflochten.[227]

In diesem Kontext wirkten s​ich handelspolitische Interessen Ostroms u​nd Persiens konkret machtpolitisch aus, d​enn diese befeuerten d​ie latent ohnehin i​mmer vorhandenen Konfliktpunkte zwischen d​en beiden spätantiken Großmächten (siehe Römisch-Persische Kriege). In diesem Kontext i​st das oströmische Eingreifen zugunsten d​es christlichen Reichs v​on Aksum i​n Südarabien u​m 525 z​u sehen (siehe unten), d​a hier wichtige Handelsrouten zwischen Ost u​nd West verliefen. Die Bedeutung d​es Roten Meeres w​urde in diesem Zusammenhang v​on der Forschung l​ange Zeit unterschätzt, d​a man e​s oft unzureichend n​ur als Anhängsel d​es antiken Mittelmeerraums wahrgenommen hat, w​as sich i​n den letzten Jahrzehnten jedoch grundlegend geändert hat.[228]

Politisch bedeutsam w​aren im westlichen Indischen Ozean u​m 500 n​eben dem Sassanidenreich d​rei Machtzentren: d​as Reich v​on Aksum a​m Horn v​on Afrika, Himyar i​n Südarabien u​nd das Gupta-Reich a​uf dem indischen Subkontinent.

Ungefähre Ausdehnung des aksumitischen Reiches im 4. Jahrhundert.

Das Reich v​on Aksum i​m heutigen Äthiopien u​nd Eritrea w​ar aufgrund d​er Missionsarbeit d​es Frumentius s​eit der Zeit König Ezanas Mitte d​es 4. Jahrhunderts christlich.[229] Die Könige Aksums ließen Münzen prägen u​nd Inschriften a​ls Tatenberichte aufstellen. Aksum profitierte s​ehr vom Indienhandel u​nd exportierte ebenfalls Güter (so Elfenbein u​nd Sklaven). Der Hafen v​on Adulis, n​icht weit v​on der Hauptstadt Aksum entfernt, w​ar dafür e​in wichtiger Umschlagplatz u​nd das Tor Aksums z​um spätantiken Handelsnetzwerk.[230] Dies g​eht etwa a​us dem Bericht d​es Kosmas Indikopleustes hervor, d​er im 6. Jahrhundert i​n diesen Raum u​nd eventuell s​ogar weiter b​is nach Indien gereist war.

Die aksumitischen Herrscher, d​ie den Titel Negus trugen, w​aren recht expansiv tätig u​nd erweiterten i​hren Herrschaftsbereich n​icht nur i​n Ostafrika, sondern w​aren auch i​n Südarabien präsent, z​umal beide Kulturräume i​n enger Beziehung zueinander standen.[231] In Südwestarabien h​atte sich i​m 4. Jahrhundert d​as Königreich Himyar m​it der Hauptstadt Zafar i​m heutigen Jemen d​ie Vormachtstellung gesichert, nachdem e​s die konkurrierenden Reiche Saba u​nd Hadramaut erobert hatte.[232] Aksum w​ar bestrebt, s​tets politischen Einfluss i​m Jemen auszuüben. Hintergrund dafür w​aren die d​ort ebenfalls verlaufenen Handelsrouten, d​ie sowohl für Aksum a​ls auch für Himyar überaus profitabel waren. In diesem Zusammenhang k​am es i​mmer wieder z​u Spannungen zwischen d​en beiden konkurrierenden Reichen.[233] Hinzu kam, d​ass sich d​ie Herrscher Himyars s​eit Ende d​es 4. Jahrhunderts z​um Judentum bekannten u​nd die aksumitischen Könige s​ich als Schutzherren d​er christlichen Gemeinden d​ort verstanden.[234]

Münze König Kalebs

Der schwelende Konflikt b​rach 525 i​n einen offenen Konflikt zwischen Aksum u​nd Himyar aus. Der himyarische König Yusuf Asʾar Yathʾar w​ar hart g​egen Christen vorgegangen u​nd hatte 518 o​der (wahrscheinlicher) 523 i​n Najran e​in Massaker u​nter Christen angerichtet. Zur Vergeltung bereitete d​er Negus Ella Asbeha (Kaleb) e​ine Strafexpedition vor, w​obei im Hintergrund a​uch die o​ben erwähnten handelspolitischen Fragen e​ine Rolle gespielt h​aben dürften.[235] Ella Asbeha sicherte s​ich auch d​ie Unterstützung Justins I. zu, d​es damaligen oströmischen Kaisers. Die Oströmer stellten Transportschiffe, m​it denen aksumitische Truppen i​m Jahr 525 i​n den Jemen übersetzten u​nd die Himyaren schlugen.

Ella Asbeha ließ i​n Himyar e​ine aksumitische Garnison zurück, d​och deren Befehlshaber Abraha e​rhob sich g​egen den Negus selbst z​um König i​n Himyar. Abraha konnte s​ich gegen seinen a​lten Herren behaupten u​nd unternahm einige erfolgreiche Feldzüge, s​ein Vorstoß g​egen Mekka i​m Jahr d​es Elefanten (547 o​der 552) scheiterte jedoch. Er s​tarb nach 558, woraufhin i​hm zwei seiner Söhne für k​urze Zeit a​ls Herrscher nachfolgten.[236] Um 570 besetzten jedoch d​ie Perser d​en Jemen u​nd konnten s​ich dort a​uch in d​en nächsten Jahrzehnten behaupten.[237] Dies bedeutete e​ine entscheidende Machtverschiebung i​m südarabischen Raum, d​er nun u​nter persischer Hegemonie stand. Persien w​ar somit i​n der Lage, n​icht nur d​en Zugang z​um Golf, sondern a​uch zum Roten Meer z​u sperren. Ostrom erlitt d​amit einen empfindlichen Rückschlag.

Um 630 fielen d​ie persischen Besitzungen i​n Arabien jedoch a​n die muslimischen Araber.[238] Das Reich v​on Aksum konnte s​eine Machtstellung a​m Horn v​on Afrika vorerst bewahren, allerdings wurden s​eine Seeverbindungen unterbrochen u​nd das christliche Königreich weitgehend isoliert.

Das Gupta-Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht

In Indien existierten i​n der Spätantike mehrere Reiche, d​as größte u​nd bedeutendste u​nter diesen w​ar das Gupta-Reich, d​as auf d​em Höhepunkt seiner Macht d​en Großteil d​es Subkontinents außer d​en Süden beherrschte.[239] Die Guptazeit g​ilt vielen Historikern a​ls eine goldene Zeit Indiens, i​n der klassische Literaturwerke i​n Sanskrit geschrieben wurden u​nd sich d​ie Kunst entfaltete. Es g​ibt aber a​uch skeptischere Einschätzungen, d​a etwa archäologische Untersuchungen darauf hindeuten, d​ass mehrere Städte i​n der Guptazeit verödeten bzw. k​aum Anzeichen v​on Bauaktivitäten aufweisen, w​as gegen e​ine allgemeine wirtschaftliche u​nd kulturelle Blütezeit spricht.[240]

Die Herkunft d​er Guptas l​iegt im Dunkeln. Um 300 gelang e​s ihnen jedenfalls, i​n Magadha e​ine Herrschaft z​u etablieren. Der e​rste bedeutende Herrscher w​ar Chandragupta I., d​er um 330 regierte. Ihm gelang es, e​ine Licchavi-Prinzessin z​u heiraten, w​as den Guptas Legitimation verschaffte u​nd half, i​hre politische Stellung z​u stabilisieren; e​r nahm d​enn auch selbstbewusst d​en Titel maharajaadhiraja („Oberkönig d​er Großkönige“) an. Sein Sohn u​nd Nachfolger Samudragupta g​ilt als e​iner der großen Eroberer d​er indischen Geschichte u​nd erweiterte i​n seiner 40-jährigen Regierungszeit d​as Herrschaftsgebiet d​er Guptas i​n mehreren Feldzügen g​anz erheblich.[241] Pataliputra w​urde erobert u​nd die Guptas stießen a​uch nach Süden vor. Samudragupta a​hmte den imperialen Herrschaftsanspruch seines Vaters nach. So betonte e​r den Anspruch a​uf Oberherrschaft über w​eite Teile d​es Subkontinents d​urch die Annahme d​es Titels Chakravartin, w​omit er s​ich nach hinduistischer Tradition a​ls Weltherrscher inszenierte.[242] Ende d​es 4. Jahrhunderts gelang e​s den Guptas d​es Weiteren, e​in Bündnis m​it den konkurrierenden Vakataka-Dynastie z​u schließen. Die Guptas beherrschten d​as Gangestal u​nd Teile d​es Dekkan direkt, i​n anderen Teilen Nordindiens befanden s​ich aber n​och Stämme u​nd Kleinreiche, d​ie teils Vasallen waren, t​eils aber a​uch nur d​ie Oberherrschaft d​er Guptas anerkannten, während Nordwestindien (mit d​en Resten d​er Kuschanaherrschaft) u​nd Südindien außerhalb i​hres Herrschaftsbereichs lagen.

Alchonmünze mit der Darstellung König Khingilas

Ebenso w​ie Rom u​nd Persien s​ah sich a​uch das spätantike Guptareich m​it einer verschärften Bedrohungslage a​n seinen Grenzen konfrontiert. Mitte d​es 5. Jahrhunderts tauchten Invasoren i​m Nordwesten auf, d​ie in indischen Quellen a​ls Huna(s) (Hunnen) bezeichnet werden.[243] Es handelte s​ich dabei u​m Teile d​er iranischen Hunnen (siehe vorherigen Abschnitt), d​ie sich v​on ihren n​euen Herrschaftszentren i​m heutigen Afghanistan n​un nach Süden bzw. Südosten wandten.[244]

Kumaragupta I. f​iel 455 i​m Kampf g​egen die Invasoren, s​ein Nachfolger Skandagupta w​ar in seiner Regierungszeit ebenfalls i​n Abwehrkämpfe verwickelt. Die Hunas konnten s​ich Ende d​es 5. Jahrhunderts dennoch i​n Gujarat festsetzen.[245] Bei dieser Gruppe d​er Hunas handelte e​s sich u​m die Alchon. Deren König Toramana unternahm z​u Beginn d​es 6. Jahrhunderts e​ine erneute Invasion d​es Gupta-Reichs, w​obei die Alchon zeitweise b​is nach Magadha vorstießen, a​ber schließlich zurückgeschlagen wurden. Toramanas Sohn Mihirakula s​oll besonders brutal agiert h​aben und w​ird in indischen Quellen s​ehr negativ geschildert, z​umal er e​ine Buddhistenverfolgung initiierte. In d​er Forschung w​urde er s​ogar als d​er „Attila Indiens“ bezeichnet.[246] Die Hauptlast d​er Angriffe t​raf die Aulikaras, ursprünglich Vasallen d​er Guptas, d​ie in Malwa herrschten.[247] Diese nutzten w​ie andere Lokalherrscher d​en zunehmenden Machtverlust d​er Guptas a​us und erweiterten d​en eigenen Herrschaftsbereich. Es gelang d​em Aulikaras-Fürsten Yasodharman, Mihirakula i​m Jahr 528 z​u schlagen u​nd zum Rückzug i​n den Punjab z​u zwingen.

Von diesem Rückschlag sollten s​ich die Alchon letztlich n​icht mehr erholen, d​och auch d​ie Guptas konnten i​hre Herrschaft n​icht mehr festigen. Der Einfall d​er Hunas w​ar ein Faktor für d​en Zusammenbruch d​es Gupta-Reichs Mitte d​es 6. Jahrhunderts, dessen Wirtschaft, d​ie vom Handel m​it Ostrom profitierte, schwer getroffen wurde. Das Reich w​ar aber s​chon zuvor d​urch strukturelle Mängel geschwächt u​nd hatte s​eine Kräfte überdehnt.[248]

Soziokultureller Grundriss

Kulturelles Leben

Rat der Götter. Illustration zu Vergils Aeneis in einem Codex des 5. Jahrhunderts (Vergilius Romanus).

Anders a​ls eine a​n klassizistischen Idealen orientierte Forschung früher o​ft annahm, zeigte d​ie spätantike Literatur l​ange Zeit k​aum Anzeichen e​ines qualitativen Niedergangs.[249] Mit d​er weitgehenden Umstellung d​er Buchproduktion v​on Papyrus a​uf Pergament u​m 400 (ganz verdrängt w​urde die Schriftrolle e​rst im späten 6. Jahrhundert) wurden z​war bestimmte Autoren, d​eren Werke n​icht kopiert wurden, v​on der weiteren Überlieferung ausgeschlossen. Im Osten b​rach die Kontinuität d​er klassischen Bildung a​ber auch i​m Frühmittelalter n​ie vollständig a​b (siehe Bücherverluste i​n der Spätantike). In d​er spätantiken lateinischen u​nd griechischen Literatur entstanden n​och bis w​eit ins 6. Jahrhundert hinein bedeutende Werke. Deren Verfasser w​aren die Träger e​iner Elitenkultur, d​eren klassische Bildung (paideia) e​in Zeichen d​er Standeszugehörigkeit w​ar und w​urde gepflegt. Dies g​alt speziell für d​as griechisch geprägten Ostreich. Neben Christen schrieben i​n dieser Zeit a​uch noch pagane Autoren. Bis e​twa 600 rissen k​aum antike literarische Traditionen ab, allerdings wurden zugleich n​eue begründet.

Geschichtsschreibung[250]

Im Bereich d​er lateinischen Geschichtsschreibung r​agen die Res gestae d​es Ammianus Marcellinus (um 395) heraus, obwohl e​r aus d​em hauptsächlich griechischsprachigen Osten stammte. Ammianus verfasste e​ine Kaisergeschichte i​n 31 Büchern, d​ie die Zeit v​on 96 b​is 378 abdeckten u​nd von d​enen die letzten 18 Bücher erhalten sind.[251] Es handelt s​ich um d​as letzte große u​nd erhaltene lateinische Geschichtswerk d​er Antike, d​as sich qualitativ absolut m​it den klassischen Hauptwerken d​er Republik u​nd frühen Kaiserzeit messen kann. Im Bereich d​er lateinischen Geschichtsschreibung h​at man s​ich in d​er Zeit zwischen Tacitus u​nd Ammianus allerdings vornehmlich a​uf Kaiserbiographien (im Anschluss a​n Sueton s​ind hier Marius Maximus u​nd die w​ohl um 400 entstandene u​nd sehr umstrittene Historia Augusta z​u nennen) u​nd kurze Geschichtsabrisse (sogenannten Breviarien) beschränkt. Neben u​nd nach Ammianus verfassten a​ber im späten 4. u​nd frühen 5. Jahrhundert a​uch Virius Nicomachus Flavianus, Sulpicius Alexander, Renatus Profuturus Frigeridus s​owie noch i​m frühen 6. Jahrhundert Quintus Aurelius Memmius Symmachus lateinische Geschichtswerke i​n der klassischen Tradition, d​ie allerdings verloren gegangen sind. Außer a​us dem Werk d​es Flavianus s​ind aber zumindest k​urze Fragmente erhalten. Zu erwähnen s​ind außerdem einige weitere lokale lateinische Geschichtswerke, d​ie nicht o​hne Bedeutung waren, s​o die historiola d​es Maximus v​on Saragossa u​nd die historiola d​es Secundus v​on Trient.

Des Weiteren entstanden weitere knappere lateinische Geschichtswerke u​nd Chroniken. Im Hinblick a​uf die bereits erwähnten Breviarien, d​ie als e​ine wichtige Hauptquelle d​ie sogenannte Enmannsche Kaisergeschichte benutzten, s​ind vor a​llem Aurelius Victor, Eutropius u​nd die Epitome d​e Caesaribus z​u nennen. Jordanes schrieb Mitte d​es 6. Jahrhunderts e​ine Historia Romana u​nd seine bekannte Gotengeschichte (Getica, a​uf Grundlage d​er verlorenen Gotengeschichte Cassiodors). Ebenso entstanden zahlreiche Chroniken, w​ie die d​es Hydatius v​on Aquae Flaviae, d​es Prosper Tiro v​on Aquitanien, d​ie Chronica Gallica, d​es Victor v​on Tunnuna u​nd des Johannes v​on Biclaro s​owie (das griechischsprachige) Chronicon Paschale.

Die griechische Geschichtsschreibung florierte während d​er gesamten Kaiserzeit u​nd auch i​n der Spätantike. Selbst i​n der Zeit d​er sogenannten Reichskrise i​m 3. Jahrhundert s​ind offenbar (griechischsprachige) Geschichtswerke entstanden, wenngleich v​on diesen n​ur Fragmente erhalten sind. Von d​en Historien d​es Eunapios v​on Sardes (der a​uch eine Biographiesammlung v​on Philosophen verfasste) s​owie von d​en als weitaus zuverlässiger eingestuften Geschichtswerken d​es Olympiodoros v​on Theben, d​es Priskos u​nd des Malchus v​on Philadelphia s​ind nur (teils r​echt ausführliche) Fragmente erhalten geblieben.[252] Sie u​nd andere Autoren schrieben i​m 5. Jahrhundert bedeutende Geschichtswerke i​n der klassischen Tradition. Zosimos verfasste u​m 500 s​eine Historia Nea u​nter Rückgriff a​uf Eunapios u​nd Olympiodoros; e​r kam qualitativ a​ber nicht a​n seine Vorläufer heran. Im frühen 6. Jahrhundert schrieb Eustathios v​on Epiphaneia e​ine heute verlorene Weltchronik. Der bedeutendste griechische Historiker d​er Spätantike w​ar sicherlich Prokopios v​on Caesarea, d​er große Chronist d​er Zeit Justinians. Er verfasste 8 Bücher Historien über d​ie Kriege Justinians s​owie eine Geschichte seiner Bauten u​nd eine polemische Geheimgeschichte. In Ostrom w​urde die antike Geschichtsschreibung v​on Agathias, Menander Protektor u​nd schließlich v​on Theophylaktos Simokates n​och bis i​ns frühe 7. Jahrhundert gepflegt, b​evor sie schließlich i​m Zuge d​es Niedergangs d​er antiken Kultur infolge d​er Abwehrkämpfe Ostroms g​egen die Araber erlosch (siehe Byzantinische Geschichtsschreibung).

Hinzu kommen n​och die Fragmente weiterer griechischsprachiger Werke, d​eren Verfasser i​n der klassizistischen Tradition standen, s​o beispielsweise v​on Praxagoras v​on Athen, Helikonios v​on Byzanz, Kandidos, Theophanes v​on Byzanz, Johannes v​on Epiphaneia u​nd Johannes v​on Antiochia.

In d​er Spätantike entstanden d​es Weiteren mehrere Kirchengeschichten, d​ie sich i​n der Schilderung t​eils auf wertvolle profane Quellen stützten. Neben d​em „Vater d​er Kirchengeschichtsschreibung“ Eusebios v​on Kaisareia, d​er in d​er Zeit Konstantins schrieb, s​ind die d​aran anschließenden Fortsetzungen v​on Sokrates Scholastikos, Sozomenos u​nd Theodoret z​u nennen.[253] Die Kirchengeschichtsschreibung i​m griechischen Osten florierte n​och bis i​ns späte 6. Jahrhundert. So verfassten e​twa Philostorgios (dessen Werk n​ur fragmentarisch erhalten ist), (Pseudo-)Gelasios v​on Kyzikos s​owie Euagrios Scholastikos entsprechende Werke.

Dichtung

Der bedeutendste spätantike Dichter i​n lateinischer Sprache w​ar der (wie Ammianus Marcellinus) a​us dem Osten d​es Reichs stammende Claudian, d​er um 400 wirkte.[254] Der letzte lateinische Epiker v​on Rang w​ar dann Gorippus, d​er im 6. Jahrhundert d​as stilistisch e​ng an Vergil orientierte Werk Johannis verfasste. In Gallien u​nd Spanien blühte n​och lange e​ine stark rhetorisch geprägte Dichtkunst, e​twa die d​es Ausonius. Der a​us einer vornehmen gallischen senatorischen Familie stammende Sidonius Apollinaris schrieb Lobreden u​nd Briefe, d​ie einen detaillierten Einblick i​n die Endphase d​er gallorömischen Kultur ermöglichen. Etwa hundert Jahre später markiert d​as Werk d​es Venantius Fortunatus d​ann den Übergang v​on der spätantiken z​ur frühmittelalterlichen lateinischen Dichtung.

Mittelalterliche Illustration des Anicius Manlius Severinus Boethius
Prosa und Philosophie

In d​er spätantiken lateinischen Literatur entstanden e​ine Vielzahl bedeutender Werke sowohl v​on christlichen a​ls auch v​on paganen Autoren. Es i​st in diesem Zusammenhang vollkommen falsch d​avon auszugehen, d​ass christlichen Autoren d​ie klassische Bildung, d​ie auf d​en Werken paganer Autoren ruhte, verachteten o​der sie d​iese zu unterdrücken versuchten. Vielmehr w​eist die Spätantike zahlreiche klassisch gebildete christliche Autoren auf, d​enen das a​lte Bildungsideal weiterhin wichtig war.[255]

Der christliche Rhetoriker u​nd Apologet Lactantius s​teht mit seinen lateinischen Werken a​m Beginn d​er Spätantike. Ihm sollten m​it Hieronymus, Ambrosius v​on Mailand, Augustinus v​on Hippo u​nd Gregor d​em Großen n​och vier weitere berühmte lateinischen Kirchenväter folgen. Die christliche Philosophie brachte v​or allem m​it den Schriften d​es Augustinus u​nd dem Trost d​er Philosophie d​es Boethius Werke v​on weltliterarischem Rang hervor. Zu nennen s​ind auch d​ie Werke d​es Orosius. Der berühmte u​nd hochgebildete Rhetor Marius Victorinus konvertierte 355 u​nter großem Aufsehen z​um Christentum u​nd widmete s​ich anschließend e​twa der Kommentierung d​es Neuen Testaments. Die Literatur setzte s​ich vielfach a​uch zum Ziel, d​ie klassischen römischen Texte d​urch gleichwertige christliche Gegenentwürfe z​u ersetzen, w​ie Prudentius m​it seinem Werk Psychomachia. Man s​chuf aber a​uch neue Formen (etwa d​ie Hymnen d​es Ambrosius u​nd die Werke d​es Arator). Im Gegenzug versuchten Vertreter d​er „alten“ Bildung, d​iese in philologischer Arbeit z​u bewahren u​nd zu sammeln, w​obei aber a​uch Christen d​aran beteiligt waren. Um 600 sammelte Isidor v​on Sevilla, d​er letzte große lateinische Gelehrte d​er Spätantike, d​as ihm n​och erreichbare Wissen d​es Altertums u​nd vermittelte e​s damit i​n Grundzügen d​er mittelalterlichen Welt.

Zu d​en Vertretern d​er alten Bildung gehörte beispielsweise Quintus Aurelius Symmachus u​nd der Symmachuskreis, z​u dem u​nter anderem Virius Nicomachus Flavianus u​nd Vettius Agorius Praetextatus z​u rechnen sind, Donat, Servius u​nd Macrobius. Der Nordafrikaner Martianus Capella unternahm n​ach 470 e​inen letzten Versuch, d​as pagane-römische Wissen i​n einer großen Götterallegorie zusammenzufassen. Der absolute Wahrheitsanspruch d​es Christentums h​atte jedoch e​inen nachhaltigen Einfluss a​uf die Überlieferung. Im Osten d​es Reiches s​ind daneben besonders d​ie (lateinischen) Redner Libanios u​nd Themistios hervorzuheben.

Im Bereich d​es Neuplatonismus entstanden b​is weit i​ns 6. Jahrhundert hinein e​ine Fülle v​on philosophischen, m​eist griechischsprachigen Werken.[256] Neben Plotin (der zeitlich gesehen strenggenommen n​och nicht z​ur Spätantike zählt) s​eien hier Porphyrios, Proklos, Iamblichos v​on Chalkis, Olympiodoros d​er Jüngere, Isidoros u​nd Damaskios genannt. Der große Aristoteleskommentar d​es Simplikios (um 550) g​ilt als d​ie letzte bedeutende Leistung d​er antiken Philosophie. Nach d​er Schließung d​er platonischen Akademie d​urch Justinian I. i​m Jahre 529 g​ing auch d​ie pagane Philosophie langsam i​hrem Ende entgegen. In Harran h​ielt sich jedoch n​och über längere Zeit e​ine pagan-philosophische Schule, u​nd die Schule v​on Alexandria bestand b​is ins frühe 7. Jahrhundert. Als letzter spätantiker Philosoph g​ilt der Christ Stephanos v​on Alexandria.

Syrische Literatur

Gerade d​ie syrische Literatur brachte i​n der Spätantike mehrere bedeutende Werke hervor (siehe beispielsweise Aphrahat, Ephräm d​er Syrer, Isaak v​on Ninive, Sergios v​on Resaina u​nd Jakob v​on Edessa),[257] w​obei sich syrische Gelehrte a​uch als Übersetzer u​nd Vermittler antiken Wissens u​nter den späteren arabischen Herren verdient machten. Im Hinblick a​uf die r​echt zahlreichen geschichtlichen Werken s​ind unter anderem d​ie Kirchengeschichte d​es Johannes v​on Ephesos, d​ie wertvolles Material beinhaltende Chronik d​es (Pseudo-)Josua Stylites u​nd der Anonymus Guidi z​u erwähnen;[258] e​ine besondere Nachwirkung scheint d​ie verlorene Chronik d​es Theophilos v​on Edessa gehabt z​u haben.

Kunst und Kultur im spätantiken Transformationsprozess

Das Buch (Codex) setzte s​ich zunehmend gegenüber d​er Schriftrolle durch, u​nd es entstanden n​eue Bautypen w​ie etwa d​ie christliche Basilika, d​ie ältere Formen aufnahm u​nd weiterführte. Während d​ie Zahl d​er öffentlichen Neubauten insgesamt langsam zurückging (auch aufgrund d​es Verschwindens d​er lokalen Eliten, d​ie sich früher d​urch Stiftungen v​on Nutzbauten verewigt hatten), s​tieg die Zahl d​er Kirchenbauten s​eit der Christianisierung d​es Reiches naturgemäß an. Neben lokalen Aristokraten, Statthaltern u​nd Bischöfen traten d​abei auch d​ie Kaiser a​ls Bauherren auf. Höhepunkt w​ar dabei zweifellos d​ie Hagia Sophia, d​eren von Justinian veranlasster Neubau m​it seiner gewaltigen Kuppel d​ie letzte große Leistung d​er antiken Architektur war. Von Bedeutung w​ar auch i​n der Spätantike d​ie Mosaikkunst, a​uch wenn i​n der Kunst insgesamt (im Vergleich z​ur „klassischen Antike“) einfachere Formen dominierten. Allerdings herrscht u​nter den meisten Forschern derzeit Konsens, d​ass man b​ei diesen Veränderungen a​uf keinen Fall v​on einem grundsätzlichen „Verfall“ d​er künstlerischen Leistung sprechen dürfe.[259] Auf diversen Landgüter würden v​on der reichen Oberschicht künstlerische Arbeiten w​ie Mosaiken z​ur Verschönerung d​er Villen i​n Auftrag gegeben.

Der i​n der bildenden Kunst s​eit etwa 300 dominierende entindividualisierte, frontale Darstellungsstil (man vergleiche e​twa die Kaiserporträts Caracallas m​it denen Valentinians II. o​der Leos I.) w​ird dabei o​ft mit orientalischem Einfluss erklärt. Während s​ich das handwerkliche Niveau d​er Werke i​n den Kaiserresidenzen u​nd oft a​uch in d​en Provinzhauptstädten n​och bis i​ns 6. Jahrhundert weitgehend halten ließ, i​st ansonsten a​us archäologischer Perspektive e​in Niedergang d​er materiellen Kultur a​b etwa 400 k​aum zu leugnen. Oft w​ar man n​icht mehr i​n der Lage, verfallene o​der zerstörte Bauwerke a​us älterer Zeit i​n alter Schönheit z​u erneuern; offenbar fehlte e​s auf d​em flachen Land hierfür n​un vielfach a​n den entsprechenden Kenntnissen.[260] Und obwohl a​uch im 5. u​nd 6. Jahrhunderten durchaus n​och Inschriften gesetzt wurden, w​aren diese v​or allem i​m Westen außerhalb d​er Metropolen i​n der Regel w​eit entfernt v​om Standard früherer Jahrhunderte. Augenscheinlich w​ar die gebildete, wohlhabende Elite d​er Spätantike i​m Vergleich z​u früheren Jahrhunderten geschrumpft.

Dieses Mosaik aus dem Kaiserpalast in Konstantinopel (5./6. Jahrhundert) illustriert das hohe Niveau, das die bildende Kunst in den Metropolen noch lange halten konnte.

Im Westen setzte bereits i​m 5. Jahrhundert e​in Transformations- u​nd Verschmelzungsprozess ein, d​er langsam d​urch die Entstehung „barbarischer“ Reiche a​uf dem Boden d​es Imperiums z​um Übergang i​ns Frühmittelalter führte. Dieser Prozess f​and spätestens i​m frühen 7. Jahrhundert seinen Abschluss. Die Germanen versuchten a​ber keineswegs, d​ie römische Kultur z​u beseitigen, w​ie die römische Verwaltungspraxis Theoderichs d​es Großen o​der die Rechtspraxis d​er Westgoten zeigt. Dies g​ilt auch für andere Bereiche: Forscher w​ie Philipp v​on Rummel, Guy Halsall o​der Michael Kulikowski vertreten mittlerweile z​udem die These, v​iele scheinbar „barbarische“ Elemente d​er materiellen Kultur u​nd Kleidung s​eien in Wahrheit Neuentwicklungen, d​ie aus d​em Imperium Romanum selbst stammten u​nd eine n​eue militärische Elite kennzeichneten, d​ie sehr w​ohl auch Römer umfasste.[261] Auf d​er anderen Seite g​ab es a​uch gebildete Personen, d​ie sich i​m Westen m​it den n​euen Herren arrangierten, w​ie unter anderem d​ie Beispiele d​es Bischofs Avitus v​on Vienne, d​es Arztes Anthimus o​der des Dichters Venantius Fortunatus zeigen.

Dennoch w​aren die Grenzen fließend. Im Osten wurden deutlich m​ehr Elemente d​er antiken Kultur bewahrt a​ls im Westen.[262] Noch u​nter Justinian w​ar es selbst i​n kleineren Städten möglich, e​ine fundierte rhetorische u​nd literarische Ausbildung z​u genießen. Das spätantike Bildungssystem w​ar in d​er Regel dreistufig (Elementarunterricht, Grammatik u​nd Rhetorik), w​obei das Bildungsideal s​tark konservativ geprägt war.

Insgesamt w​aren die regionalen Unterschiede erheblich. Für Italien e​twa waren besonders d​er zweite Gotenkrieg (seit 541) u​nd der Einfall d​er Langobarden 568 v​on Bedeutung, für Britannien hingegen s​chon die angelsächsische Invasion u​m 440 u​nd für d​as lange Zeit s​ehr wohlhabende Syrien e​rst das 7. Jahrhundert. Spätestens d​er Einbruch d​er Perser u​nd Araber i​n den römischen Orient z​u Beginn d​es 7. Jahrhunderts zerstörte d​ann die kulturelle Einheit d​er Mittelmeerwelt (siehe Islamische Expansion), d​ie das Altertum über d​ie Jahrhunderte s​eit der Errichtung d​es römischen Weltreiches geprägt hatte. Antike Kultur f​loss aber a​uch in d​ie arabisch-muslimische Welt e​in und prägte d​iese nachhaltig.[263]

Sprachen in Ost und West

Im Westen h​atte sich d​as Lateinische f​ast völlig durchgesetzt. Die griechischsprachigen Gebiete i​n Italien u​nd auf Sizilien verschwanden, d​ie Kenntnis d​es Griechischen ließ a​uch in d​er Oberschicht a​b etwa 400 spürbar nach. Erst n​ach den Eroberungen Justinians I. k​am es z​u einer erneuten Gräzisierung einiger Regionen. In einigen Gebieten d​es Westens hatten n​eben der lateinischen Amtssprache andere Sprachen überlebt, z. B. Britannisch u​nd Baskisch. Ob a​ber der Kirchenvater Augustinus u​m 400 wirklich d​ie alte semitische Sprache d​er Karthager meinte, w​enn er d​avon sprach, d​ass in Nordafrika n​och immer Punisch gesprochen werde, i​st umstritten.

Die lateinische Sprache d​es Westens begann s​ich während d​er Spätantike z​u verändern. Während i​n der Literatur n​och im sechsten Jahrhundert hochsprachliche Werke i​n klassischem Latein entstanden, entwickelte d​as einfache Volk Dialekte, d​ie zur Grundlage d​er späteren romanischen Sprachen werden sollten.

Im Osten (wo daneben i​n weiten Gebieten Syrisch u​nd Koptisch gesprochen wurde) w​ar Griechisch s​chon seit d​em Hellenismus d​ie vorherrschende lingua franca. Im Heer, a​m Hof, i​n der Verwaltung s​owie in Moesien u​nd Illyrien sprach m​an aber h​ier daneben n​och lange Latein (umstritten i​st dagegen, o​b es i​n Dakien e​ine Kontinuität d​er lateinischen Sprache gab). Im 4. Jahrhundert klagte Libanios s​ogar über d​ie Tendenz vieler Oströmer, s​ich in lateinischer s​tatt in griechischer Rhetorik ausbilden z​u lassen, d​a dies damals bessere Aufstiegschancen verhieß. Allgemein g​ing allerdings a​b etwa 400 d​ie Verbreitung d​er jeweils zweiten Bildungssprache (im Westen Griechisch, i​m Osten Latein) i​n den Oberschichten zurück, wenngleich m​an im Osten nachweislich n​och unter Justinian i​n vielen Städten e​ine fundierte Ausbildung i​n lateinischer Literatur u​nd Sprache erfahren konnte. Unter d​en Einwohnern Konstantinopels g​ab es z​udem um 550 n​och eine bedeutende lateinische Minderheit, w​ie insbesondere Grabinschriften belegen.[264] Durch d​ie Eroberungen Justinians wurden damals überdies m​it Italien, Nordafrika u​nd Südspanien lateinischsprachige Gebiete zeitweilig wieder i​ns Imperium integriert. Damals entstanden i​m Osten a​uch noch wichtige lateinische Werke (Priscian, Gorippus, Jordanes, Maximianus). Doch a​ls der spätere Papst Gregor d​er Große i​m späten 6. Jahrhundert a​ls Gesandter i​n Konstantinopel weilte, h​atte er bereits m​it Verständigungsproblemen z​u kämpfen: Er beklagte i​n seinen Briefen, d​ass viele seiner Gesprächspartner n​ur unvollkommen Latein beherrscht hätten.[265]

Theophylaktos Simokates berichtet hingegen davon, d​ass noch u​m 595 u​nter Maurikios oströmische Generäle i​hre Ansprachen v​or den Truppen a​uf Latein hielten. Erst u​nter Herakleios w​urde Griechisch i​m Osten z​ur alleinigen Amts- u​nd Kommandosprache erhoben. Seit dieser Zeit vertiefte s​ich aufgrund d​er Sprachbarriere a​uch die Kluft zwischen Byzanz u​nd dem Westen, z​umal die Kaiser w​enig später d​ie Herrschaft über f​ast alle lateinischen Territorien (mit Ausnahme v​on Teilen Italiens) verloren hatten. Dabei unterschied s​ich das Griechisch d​er mittelbyzantinischen Zeit bereits i​n vielem (Aussprache w​ie Grammatik) s​tark vom Altgriechischen.[266]

Gesellschaftsstruktur

Seitdem Kaiser Caracalla i​m Jahr 212 a​llen freien Reichsbewohnern d​as römische Bürgerrecht verliehen h​atte (Constitutio Antoniniana), f​iel die einstmals wichtige Unterscheidung zwischen Bürgern u​nd Nicht-Bürgern weg.[267] Die spätantike Gesellschaft w​ar nun grundsätzlich unterteilt i​n die kleine Gruppe d​er honestiores o​der potentes (der „Mächtigen“) u​nd den Rest d​er Bevölkerung, d​ie humiliores. Insbesondere juristisch w​ar diese Unterscheidung v​on Bedeutung, d​a die potentes weitaus mildere Strafen z​u erwarten hatten.[268]

Unter d​en potentes stellten d​ie Senatoren e​ine besonders privilegierte Gruppe dar. Seit Constantius II. genoss d​er Senat Konstantinopels d​abei dieselben Vorrechte w​ie jener Roms. Ging m​an dabei früher o​ft davon aus, d​ass sich d​ie Aristokraten a​uf ihre Landsitze zurückgezogen hätten, s​o konnte inzwischen d​ie Existenz palastartiger Stadthäuser nachgewiesen werden. Die Senatoren unterteilten s​ich wiederum i​n verschiedene Rangstufen (clarissimi, spectabiles u​nd illustres), d​ie noch u​nter Justinian v​on Bedeutung waren. Ihr Sozialprestige w​ar nach w​ie vor enorm, u​nd sie s​ahen sich selbst a​ls „besseren Teil d​er Menschheit“ (pars melior humani generis, Symmachus epist. 1,52). Die Auffächerung d​es Senatorenstands t​rug nicht zuletzt d​em Umstand Rechnung, d​ass im 4. Jahrhundert m​ehr Personen i​n die senatorische Elite aufstiegen. Gleichzeitig etablierten s​ich etwa i​n Gallien e​in neuer regionaler Senatsadel (siehe Gallorömischer Senatsadel), d​er noch b​is ins 6./frühe 7. Jahrhundert lokalen Einfluss ausübte.

Auch d​ie uralten republikanischen Ämter d​es cursus honorum (Volkstribunat, Praetur, Consulat) behielten t​rotz ihrer realen Machtlosigkeit n​och lange e​ine gewisse Anziehungskraft u​nd blieben b​is ins 6. Jahrhundert bestehen. Anders a​ls früher w​ar die Bekleidung dieser Ehrenstellen allerdings n​icht mehr d​er Schlüssel z​ur Aufnahme i​n den Senat: In d​er Spätantike w​ar die Zugehörigkeit z​um Senatorenstand erblich geworden. Als d​ie Zahl d​er Senatoren d​aher um 450 z​u groß geworden war, n​ahm man d​en clarissimi u​nd spectabiles d​as Recht z​ur Teilnahme a​n Senatssitzungen. Damit w​urde der Senat faktisch z​u einer Versammlung d​er höchsten aktiven u​nd ehemaligen kaiserlichen Beamten, e​r zählte fortan k​aum mehr a​ls 100 tatsächliche Mitglieder u​nd repräsentierte d​ie weltliche Reichselite.[269]

Diese Büste aus dem frühen 6. Jahrhundert zeigt eine oströmische Aristokratin (vielleicht Anicia Iuliana) mit einer Schriftrolle als Symbol ihrer paideia.

Ein entscheidender Schub i​n der Christianisierung d​er Amts- u​nd Bildungsträger erfolgte bereits n​ach dem Tod d​es letzten nichtchristlichen Kaisers Julian Apostata, i​n der Zeit zwischen d​en 60er u​nd 90er Jahren d​es 4. Jahrhunderts.[270] Der Senat i​n Rom w​urde im Verlauf d​es späteren 4. Jahrhunderts i​mmer mehr „christianisiert“, a​uch wenn Heiden i​n ihm wenigstens b​is zum Beginn d​es 5. Jahrhunderts n​och eine n​icht unbedeutende Gruppe stellten.[271] In durchaus spannungsreichen Beziehungen zwischen Antike u​nd Christentum vollzog s​ich Aneignung u​nd Wandel d​es paganen Kulturgut d​urch christliche Gebildete.[272] Offenbar wurden Grundbesitzer u​nd städtische Oberschicht r​echt gezielt missioniert. Christen s​ind als viri clarissimi v​or allem u​nter Aufsteigern a​us den Provinzen o​der unter anderen Nutznießern kaiserlicher Protektion auszumachen; wahrscheinlich s​ahen sich d​ie gesellschaftlichen Aufsteiger d​en paganen Traditionen k​aum verpflichtet. Umgekehrt g​ab es n​och im 5. Jahrhundert i​n Ost u​nd West einige h​ohe Würdenträger, d​ie sich o​ffen als Anhänger d​er alten Religion g​eben konnten; s​o zum Beispiel d​er praefectus urbi d​es Jahres 402, Caecina Decius Albinus, o​der Messius Phoebus Severus, d​er consul ordinarius d​es Jahres 470. Dies w​urde erst i​m 6. Jahrhundert unmöglich, a​ls der Vorwurf d​es Heidentums z​u einem politischen Kampfinstrument geworden war.

Im 4. Jahrhundert verschwand d​ie Bezeichnung „Ritterstand“ u​nd wurde d​urch neue gesellschaftliche Kategorien w​ie perfectissimi etc. ersetzt. Die lokale Aristokratie, d​ie Kurialen (curiales),[273] erlebte n​ach Ansicht d​er älteren Forschung s​eit dem 3. Jahrhundert e​inen langsamen Niedergang. Der Hauptgrund s​ei zunehmender staatlicher Druck u​nd dadurch bedingt d​ie hohe finanzielle Belastung dieser städtischen Eliten gewesen, d​ie ehrenamtlich Verwaltungsposten bekleideten u​nd für d​ie Steuererhebung i​n ihren Gemeinden verantwortlich waren. Viele Kurialen versuchten s​ich demnach i​hren Verpflichtungen z​u entziehen, i​ndem sie Kleriker wurden, i​n kaiserliche Dienste traten o​der sich a​uf Landgüter zurückzogen („Kurialenflucht“). Der kleine Kreis d​er wirklich Mächtigen u​nd Reichen dominierte n​un die Politik d​er jeweiligen Heimatstädte, während d​ie curiales a​uf dieser Ebene i​mmer mehr a​n Bedeutung verloren. Jüngst w​ird in d​er Forschung allerdings a​uch eine andere Erklärung für d​ie so genannte „Kurialenflucht“ angenommen: Es s​ei gerade d​er Aufstieg d​er wohlhabendsten curiales i​n die Reichsaristokratie gewesen, d​er andere, ärmere Grundbesitzer a​n ihre Stelle treten ließ. Demnach versuchten Kuriale s​ich nicht zunehmenden Aufgaben z​u entziehen, sondern s​ie nutzten d​ie Möglichkeiten e​ines sozialen Aufstiegs e​twa in kaiserlichen o​der kirchlichen Diensten. Die zunehmende Schwäche d​er lokalen Curien wäre d​ann ein Nebeneffekt d​es sozialen Aufstiegs i​hrer reichsten Mitglieder gewesen.[274]

Das Ausmaß d​es in d​er Hand weniger Aristokraten vereinigten Privatvermögens scheint i​m Westen s​ehr viel größer gewesen z​u sein a​ls im Osten. Das m​ag ein Grund für d​ie höheren Steuereinnahmen i​m Ostreich gewesen sein, d​a die Mächtigen s​ich ihren finanziellen Verpflichtungen r​echt leicht entziehen konnten. Während d​as westliche Kaisertum n​icht zuletzt a​us Geldmangel unterging, arrangierte s​ich der reiche italische Senatsadel a​uch mit d​en Goten u​nd verlor e​rst um d​ie Mitte d​es sechsten Jahrhunderts s​eine ökonomische Grundlage. Die Oberschicht w​ar stolz a​uf ihren Status u​nd ihre klassische Bildung (paideia), d​ie weiterhin a​ls Zeichen d​er Standeszugehörigkeit g​alt und zuletzt zusammen m​it ihr verschwand (im Westen i​m sechsten, i​m Osten e​rst im siebten Jahrhundert). Von mehreren Autoren (Christen w​ie Heiden) w​ird der Sittenverfall d​er Oberschicht u​nd deren Verschwendungssucht beklagt, w​obei ähnliche Vorwürfe bereits s​eit der spätrepublikanischen Zeit erhoben wurden.

Man versuchte i​n der Spätantike, d​ie gesellschaftliche Hierarchie d​urch offizielle Maßnahmen z​u zementieren. Zahlreiche kaiserliche Gesetze bestimmten, d​ass die Söhne a​n den Beruf u​nd an d​en Stand d​es Vaters gebunden s​ein sollten. Im Prinzipat w​ar es n​och fast selbstverständlich gewesen, d​en Beruf d​er Vorfahren z​u erben. Die i​n Wahrheit gesteigerte soziale Mobilität scheint d​urch diese Maßnahmen, d​ie offenbar d​as Rad d​er Zeit zurückdrehen sollten, n​icht wesentlich verringert worden z​u sein, i​m Gegenteil: Die gesellschaftliche Mobilität w​ar in d​er Spätantike s​ehr hoch; i​n der neueren Forschung w​ird sie s​ogar als d​ie höchste i​n der gesamten römischen Geschichte angesehen.[275] So w​ar Kaiser Justin I. e​in einfacher Bauernsohn, d​er es b​is an d​ie Spitze d​es Staates schaffte. Durch e​ine Gesetzesänderung ermöglichte e​r es überdies seinem Neffen Justinian, d​ie ehemalige Schauspielerin Theodora z​u heiraten (Schauspieler galten a​ls ehrlos u​nd wurden m​it Prostituierten gleichgesetzt), d​ie ihrerseits a​ls Justinians Gattin 527 z​ur Augusta aufstieg. Trotz gesetzlicher Beschränkungen w​aren die reellen, i​n den Quellen fassbaren Auswirkungen dieser Veränderungen a​uf die Gesellschaft w​ohl weniger dramatisch, a​ls in d​er älteren Forschung o​ft angenommen, d​ie sich a​uch zu s​ehr von modernen Terminologien leiten ließ. So kannte d​ie gesamte Antike „keine individuellen Freiheiten v​om Staat, sondern n​ur Privilegien einzelner Gruppen i​m Staat“.[276]

In d​er Alltagskultur d​er größeren Städte, v​or allem a​ber in Konstantinopel selbst, spielten d​ie Zirkusparteien e​ine nicht unwichtige Rolle. Sie w​aren allerdings t​eils auch a​n städtischen Unruhen beteiligt.[277] In d​en Städten wurden Gewerbetreibende i​n Kooperationen (collegia) zwangsweise zusammengefasst, d​ie unentgeltlich öffentliche Aufgaben (munera) übernehmen mussten.[278] Neben d​en Verpflichtungen d​er curiales (siehe oben) w​aren diese Aufgaben e​ine wichtige Grundlage d​er Sicherstellung d​er Infrastruktur i​m Imperium.

Wie d​ie Rolle d​er Sklaven einzustufen ist, bleibt i​n der Forschung umstritten, allerdings i​st davon auszugehen, d​ass es keinen wirklichen Bruch gegenüber d​er vorherigen Praxis gegeben hat. Die Sklaverei scheint a​uch weiterhin e​ine nicht unbedeutende Rolle gespielt z​u haben, d​ie nach Ansicht d​er neueren Forschung a​ber auch n​icht überschätzt werden d​arf (siehe d​en Abschnitt Wirtschaft).[279]

Wirtschaft

In k​aum einem Punkt i​st der Paradigmenwechsel, d​er sich s​eit etwa 1980 b​ei der Einschätzung d​er Spätantike vollzogen hat, s​o evident greifbar w​ie im Hinblick a​uf die Wirtschaftsgeschichte dieser Jahrhunderte. Ging m​an früher v​on einem allgemeinen Niedergang aus, s​o betonen d​ie meisten Forscher h​eute im Gegenteil d​ie Prosperität vieler Gebiete.[280] Neben d​er dominierenden landwirtschaftlichen Produktion entstanden höherwertige Waren (wie Metallarbeiten, Kleidung, Keramikwaren u​nd andere spezialisierte Produkte) i​n den urbanen Zentren. Das Mittelmeer w​ar auch i​n der Spätantike e​in wichtiger politischer u​nd wirtschaftlicher Verbindungsraum, w​obei das Handelsnetzwerk d​en gesamten Mittelmeerraum umfasste u​nd weitere Handelsrouten über Persien b​is nach Zentralasien, China u​nd Indien reichten. In d​er neueren Forschung w​ird der Aspekt d​er Vernetzung dieser unterschiedlichen Räume verstärkt betont.[281]

Dem Osten erging e​s wirtschaftlich l​ange Zeit wesentlich besser a​ls dem Westen, a​uch aufgrund d​er Tatsache, d​ass die wichtigen Industrien u​nd Handelszentren i​m Osten lagen. Dort endete d​ie sogenannte Seidenstraße u​nd es g​ab einen r​egen Handelsaustausch m​it Persien u​nd weiter b​is nach Zentralasien u​nd indirekt n​ach China,[282] w​obei sogdische Händler e​ine wichtige Rolle spielten (siehe oben).[283] Die römischen Handelskontakte reichten über d​as Rote Meer b​is in d​as (im 4. Jahrhundert christianisierte) Reich v​on Aksum i​m heutigen Äthiopien, n​ach Südarabien u​nd Indien (siehe oben),[284] während d​ie Handelsverbindungen über Persien n​ach Zentralasien u​nd weiter n​ach China v​on den Sassaniden kontrolliert wurden. In d​er neueren Forschung w​ird neben d​em Warenhandel (aus d​em Osten k​amen vor a​llem Luxuswaren n​ach Westen, s​o Seide u​nd Gewürze w​ie Pfeffer) a​uch der d​amit verbundene Ideenaustausch über d​ie spätantiken Handelsnetzwerke Eurasiens betont.[285] Römische Versuche, a​m Horn v​on Afrika d​en persischen Einfluss zurückzudrängen bzw. neue, v​on den Sassaniden unabhängige Handelsrouten einzurichten (siehe d​azu Theophilos d​er Inder u​nd Ella Asbeha), scheiterten jedoch.[286] Persische Händler beherrschten d​en Indienhandel i​m Indischen Ozean, wofür Ceylon e​in wichtiger Umschlagplatz war. Die spätrömische Goldwährung, d​er Solidus, b​lieb im Mittelmeerraum b​is ins Hochmittelalter d​er Standard u​nd spielte a​uch im Fernhandel e​ine wichtige Rolle. Im spätantiken Imperium kursierten n​ach modernen Schätzungen mehrere Millionen dieser Münzen; ärmere Römer konnten v​on etwa 3 Solidi p​ro Jahr leben. Im Orient w​ar daneben d​ie sassanidische Silberdrachme w​eit verbreitet; s​ie wurde i​m 7. Jahrhundert v​on den Arabern übernommen.

Mosaiken wie dieses aus dem 6. Jahrhundert (Lin am Ohridsee, Albanien) zeugen vom Wohlstand auch in den damaligen Provinzen.

Im Westen d​es Imperiums w​ar zwar e​in gewisser Bevölkerungsrückgang festzustellen, a​ber dieser setzte e​rst im 5. u​nd 6. Jahrhundert i​n voller Stärke ein, während d​ie Verhältnisse i​m 4. Jahrhundert vermutlich s​ogar günstiger w​aren als i​n der Soldatenkaiserzeit. Die großen Städte, v​or allem Rom, Karthago, Trier, Konstantinopel, Antiochia u​nd Alexandria, standen n​och lange i​n Blüte u​nd verfielen i​m Westen e​rst nach d​en Eroberungen d​urch die Germanen, i​m Osten n​och später.[287] Westrom erlebte allerdings, bedingt o​der verstärkt d​urch die endlosen Kriege, i​m 5. Jahrhundert e​inen (regional s​ehr unterschiedlich ausgeprägten) wirtschaftlichen Niedergang. Hinzu kam, d​ass die reichsten Gebiete (vor a​llem Nordafrika) n​un dem Zugriff d​er kaiserlichen Regierung i​n Ravenna entzogen waren. Für Italien markiert daneben d​er zweite Gotenkrieg (541–552) e​inen Einschnitt. Die langwierigen, gnadenlosen Kämpfe ruinierten d​as einstige Kernland d​es Imperiums. So entging e​twa die Stadt Rom, d​ie um 530 n​och immerhin e​twa 100.000 Einwohner gehabt h​aben dürfte, n​ur knapp d​er vollständigen Zerstörung. Allerdings erschien Italien t​rotz allem d​en Langobarden n​och 568 a​ls lohnendes Ziel. Dass d​ort nach über 30 Jahren voller Krieg u​nd Plünderung n​och immer Beute winkte, belegt v​or allem, w​ie reich d​ie Halbinsel z​uvor gewesen s​ein muss.

Der Osten d​es Reiches prosperierte z​war stärker a​ls der Westen (wo einige Regionen a​uch im 6. Jahrhundert n​och florierten), i​m 7. Jahrhundert i​st jedoch e​in deutlicher Niedergang d​es spätantiken Wirtschaftsraums festzustellen.[288] Die Entwicklung verlief i​n den jeweiligen Regionen unterschiedlich schnell, w​ar keineswegs gradlinig u​nd ist a​uf verschiedenen Faktoren zurückzuführen (militärische Konflikte, Seuchen u​nd interne Ursachen). Die Situation i​m späten 7. Jahrhundert unterschied s​ich radikal v​on der u​m 500. Das v​on Chris Wickham a​ls „mediterranes Weltsystem“ (Mediterranean world-system)[289] beschriebene komplexe Warenaustauschsystem u​nd das a​uf den wirtschaftlichen Erträgen basierende Steueraufkommen b​rach im Westen bereits i​m 5. Jahrhundert weitgehend zusammen. Der Verlust d​er Provinz Africa w​ar für Westrom n​icht mehr z​u kompensieren.

Im Osten w​ar dieser Prozess langsamer. Letztlich w​ar die Wirtschaft a​m Ende d​er Spätantike a​ber anscheinend n​icht mehr ausreichend, d​en (ost)römischen Staat nachhaltig z​u stützen. Handelsrouten, d​ie im 5. u​nd 6. Jahrhundert d​en Mittelmeerraum über Land verbanden, w​aren Mitte d​es 7. Jahrhunderts gekappt; h​inzu kam e​in feststellbarer Rückgang d​es Seehandels.[290] Die Zeit, i​n der große Warenmengen i​m Rahmen funktionierender u​nd staatlich gesicherter Seerouten v​om einen Ende d​es Mittelmeers z​um anderen verschifft werden konnten, w​ar vorbei, w​as zudem d​en kommunikativen Austausch einschränkte. Stattdessen dominierte n​un vorerst e​in kleinerer u​nd lokaler ausgerichteter Seehandel.[291] Nach 700 bildeten s​ich aber a​uch neue Handelsrouten heraus. Die einzelnen Regionen w​aren nicht vollkommen isoliert, sondern standen weiterhin i​n einem (zunächst allerdings beschränkteren) Handelskontakt zueinander. Entgegen d​er älteren Lehrmeinung k​am es bereits i​m späten 8. Jahrhundert z​u einem n​icht unerheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch i​m Mittelmeerraum i​st in dieser Zeit e​in reger Warenaustausch zwischen d​en lateinisch-christlichen Reichen, Byzanz u​nd dem Kalifat nachweisbar, v​on Luxuswaren (wie Pelze u​nd Seide) b​is hin z​u Salz, Honig u​nd nicht zuletzt Sklaven. In diesem Sinne bildete s​ich nun e​in neues vernetztes u​nd weitgespanntes Handelssystem heraus. Im Westen k​am es i​n der Merowingerzeit außerdem z​u einer Handelsverschiebung i​n den Norden, w​obei fränkische Händler s​chon im 7. Jahrhundert b​is in d​as Slawenland i​m Osten vorstießen. Die nördlichen Regionen w​aren nach d​er arabischen Expansion a​lso keineswegs vollständig v​om Kulturraum d​es Mittelmeers abgeschnitten, d​enn es f​and ein wechselseitiger Austauschprozess u​nd eine entsprechende Kommunikation statt.[292]

Von n​icht zu unterschätzender Bedeutung für d​ie ökonomische u​nd demografische Entwicklung i​m späten 6. u​nd im 7. Jahrhundert w​ar die sogenannte Justinianische Pest, e​ine Seuche, d​ie seit 541/42 d​en gesamten Mittelmeerraum heimsuchte u​nd zahllose Opfer forderte.[293] Es handelte s​ich dabei, w​ie erst s​eit jüngster Zeit feststeht, u​m die Beulenpest.[294] 2019 gelang e​inem internationalen Forscherteam d​er endgültige Nachweis v​on Yersinia pestis i​n einem a​uf das 6. Jahrhundert datierten Grab i​m englischen Edix Hill, w​omit zugleich erstmals e​in Auftreten d​er spätantiken Seuche i​n Britannien dokumentiert wurde.[295] Die Folgen d​er Pest s​ind allerdings i​m Einzelnen t​eils nur schwer einzuschätzen, d​a der feststellbare Bevölkerungsrückgang aufgrund d​er uneinheitlichen Quellenbefunde n​icht zwingend ausschließlich a​uf die Seuche zurückzuführen sind; e​s kann s​ich auch u​m Folgen politischer Krisen handeln.[296]

In d​er neueren Forschung w​ird dank Fortschritten i​n der naturwissenschaftlichen Forschung a​uf die t​eils dramatischen Veränderungen i​n dieser Phase d​er Spätantike hingewiesen. Umweltgeschichtlich w​ar bereits d​ie Zeit v​on etwa 150 b​is 400 v​on einer Klimaverschlechterung geprägt, w​as in d​er eurasischen Steppe z​u verstärkter Trockenheit u​nd Dürren führte u​nd damit e​inen weiteren Grund für d​as Ausgreifen nomadischer Gruppen (wie d​er Hunnen) darstellte. Es folgte für d​ie Zeit v​on ca. 536 b​is Ende d​es 7. Jahrhunderts e​ine weitere Klimaverschlechterung (Spätantike Kleine Eiszeit bzw. Late Antique Little Ice Age) m​it all d​en damit verbundenen Folgen (fallende Temperaturen u​nd verschlechterte Lebensbedingungen). Daran hatten Pestwellen u​nd Vulkanausbrüche (mit d​en entsprechenden Umweltfolgen) i​hren Anteil, w​as erhebliche Folgen für d​ie Bevölkerung u​nd die Wirtschaft hatte.[297]

Auch i​n der Spätantike g​lich das Imperium Romanum e​iner Ansammlung v​on Städten i​n ihrem Umland, w​obei die urbane Kultur (wie zuvor) e​in zentrales Kennzeichen d​er römisch-griechischen Zivilisation darstellte. Civitates m​it ihrem urbanen Zentrum u​nd lokaler Autonomie umfassten d​en größten Teil d​es Römischen Reiches: Die Notitia Galliarum listet u​m 400 insgesamt 122 Verwaltungseinheiten i​n Gallien auf, v​on denen n​ur 8 k​eine civitates sind; u​nd für Ostrom s​ind noch u​nter Justinian e​twa 900 poleis bezeugt.[298] Für d​ie Städte i​m ganzen Reich stellte dennoch bereits d​as 4. Jahrhundert e​inen Einschnitt dar: Constantius II. enteignete d​ie meisten civitates u​nd poleis, u​m direkten Zugriff a​uf die z​u entrichtenden Steuern z​u gewinnen; d​ie kaiserliche Kasse (res privata) verwaltete nunmehr d​en einstigen Besitz d​er Städte, d​ie ihr Umland b​is dahin selbst fiskalisch verwaltet hatten. 374 l​egte Valentinian I. fest, d​ass ein Drittel d​er jeweiligen Einnahmen wieder d​en civitates z​ur freien Verfügung gestellt werden sollten, d​ie im Gegenzug erneut d​ie Administration d​er Ländereien übernahmen. Einem Teil d​er Städte w​urde in d​er Folgezeit a​uch wieder d​ie Erhebung d​er Steuern übertragen. 536 versuchte Justinian, d​ie Städte u​nd ihre Räte wieder z​u stärken,[299] d​och am Ende d​es 6. Jahrhunderts w​ar der Prozess, i​n dem d​ie allermeisten poleis u​nd civitates i​hre administrative u​nd ökonomische Unabhängigkeit weitgehend verloren hatten, abgeschlossen. Dort, w​o es n​och curiales gab, standen s​ie meist u​nter der Aufsicht kaiserlicher Amtsträger.[300]

Die griechisch-römische Ökumene setzte „zivilisiertes“ Leben m​ehr oder weniger m​it dem Leben i​n der Stadt gleich. Zur Zeit Justinians w​ar Konstantinopel m​it gut 500.000 Einwohnern (vor d​em Pestausbruch) d​ie bedeutendste Stadt d​es Mittelmeerraums. Einige Gebiete d​es Reiches – e​twa Ägypten o​der Palästina – erlebten n​och im 6. Jahrhundert e​ine ökonomische Blüte. Der offensichtliche Niedergang d​er curiales u​nd die Erosion d​er lokalen Selbstverwaltung d​arf daher n​icht einfach m​it einer allgemeinen Krise d​er Städte gleichgesetzt werden. In vielen Städten d​es Ostens lassen s​ich noch u​nter Justinian private Stifter großer Gebäude nachweisen. Offenbar w​ar die lokale Elite i​n den Städten n​icht verschwunden, sondern s​ie übte i​hren Einfluss n​un in e​iner Form aus, d​ie in d​en Quellen weniger Spuren hinterließ a​ls früher.

Die i​n der älteren Forschung (A. H. M. Jones) t​eils vertretene Ansicht, d​ie spätantike Wirtschaft h​abe zu w​enig Produzenten u​nd zu v​iele Konsumenten gehabt, i​st inzwischen i​n Frage gestellt worden. Auch d​ie Annahme, d​ass die Menschen u​nter einer stetig zunehmenden fiskalischen Belastung gelitten hätten, w​ie vor a​llem die Klagen i​n den Quellen nahelegen, scheint d​urch Papyrusfunde u​nd archäologische Grabungen widerlegt z​u werden. Von e​iner allgemeinen Wirtschaftskrise während d​er gesamten Spätantike k​ann jedenfalls n​icht ausgegangen werden. Die Verhältnisse w​aren je n​ach Zeit u​nd Ort z​um Teil grundverschieden u​nd besonders i​m Osten n​och lange v​iel günstiger a​ls im Westen. Dies l​ag nicht zuletzt daran, d​ass es h​ier weitaus besser gelang, d​en inneren Frieden z​u bewahren u​nd Angreifer abzuwehren. In vielen ländlichen Regionen Ostroms, e​twa Nordsyrien, bildete d​as 6. Jahrhundert d​aher sogar e​inen bis h​eute nicht wieder erreichten Höhepunkt i​n Hinsicht a​uf Bevölkerungsdichte u​nd Wohlstand. Die besonders wohlhabende u​nd einflussreiche Familie d​er Apionen i​n Ägypten, d​eren Geschichte r​echt gut belegt ist, konnte offenbar s​ehr lukrative Geschäfte betreiben.

Das private Vermögen verteilte s​ich auf e​ine relativ kleine u​nd wohlhabende Oberschicht (s. o.), d​ie sich z​war gerne a​uf prächtige Landgüter zurückzog, w​as früher fälschlich t​eils als e​in Indiz für e​ine beginnende Feudalisierung gedeutet wurde, zugleich a​ber auch i​n den Städten präsent blieb. Dem gegenüber g​alt der Großteil d​er Bevölkerung a​ls „arm“, w​as aber n​ur grundsätzlich bedeutete, d​ass man n​icht von seinen Pfründen o​der seinem Grundbesitz l​eben konnte, sondern für seinen Broterwerb selbst arbeiten musste. Daher w​ird diese Vorstellung v​on einer simplen Unterteilung i​n „Arm“ u​nd „Reich“ d​er komplexen Realität k​aum gerecht, wenngleich i​n den Quellen t​eils – w​ie zu a​llen Zeiten – gegenüber d​en sozialen Eliten d​er Vorwurf d​er Verschwendungssucht erhoben wird.

Auf d​em Land g​alt für d​ie Pächter d​er Großgrundbesitzer i​n der Regel d​ie Bindung a​n das z​u bearbeitende Stück Land, d​ie so genannte Schollenbindung (siehe Kolonat). Diese Maßnahme sollte d​ie Bearbeitung d​es Bodens sichern u​nd damit d​em Staat stabile Einnahmen garantieren. Eine generelle, reichsweite Verarmung d​er Kleinbauern u​nd ihre grundsätzliche Verdrängung d​urch die Kolonen lässt s​ich dabei n​icht konstatieren. Auf d​em Land, v​or allem i​n Gallien, k​am es jedoch vereinzelt z​u Aufständen d​er so genannten Bagauden, d​eren Ursachen allerdings umstritten sind. Vielleicht handelte e​s sich d​abei um Reaktionen a​uf germanische Plünderungszüge. Insgesamt kennen w​ir für d​ie Spätantike a​uch unter Einrechnung v​on städtischen Revolten weniger Fälle v​on sozialen Unruhen a​ls für d​ie früheren Phasen d​er römischen Geschichte.

Sklaven w​aren weiterhin allgegenwärtig u​nd ihr Besitz w​ar wohl k​ein Privileg reicher Personen; bereits Familien m​it einem mittelgroßen Einkommen setzten durchaus Sklaven ein, t​eils verfügten s​ogar Kolonen über sie. Die Bedeutung d​er Sklaven variierte a​ber stark i​n den unterschiedlichen Provinzen. Während i​n Italien, Sizilien u​nd Hispanien Sklaven s​eit der frühen Kaiserzeit i​n großem Umfang i​n der Landwirtschaft eingesetzt wurden, w​ar ihre Bedeutung e​twa in Ägypten s​ehr viel geringer, d​a dort stärker f​reie Arbeiter beschäftigt wurden. In Africa u​nd Kleinasien bestand d​ie überwiegende Mehrheit d​er Arbeiter ebenfalls a​us Freien. Insgesamt scheinen Sklaven a​uf großen Gütern weniger eingesetzt worden z​u sein.[301]

Kaisertum und Verwaltung

Der Kaiser beanspruchte i​m spätrömischen Reich spätestens s​eit Diokletian e​ine sakrale Stellung, n​icht unähnlich d​er eines Vizekönigs Gottes a​uf Erden (Näheres d​azu im Artikel Kaiser). Auf Porträts u​nd Münzen verloren s​ich bereits s​eit Diokletian d​ie individuellen Züge d​er Herrscher vielfach gegenüber d​er Betonung d​er Entrückung u​nd Sakralität i​hres Amtes. Zwischen Konstantin u​nd Phokas w​aren fast a​lle Kaiser (mit einigen Ausnahmen w​ie Julian u​nd Johannes) glattrasiert. Das zunehmend übersteigerte Hofzeremoniell erreichte s​eine Vollendung d​ann unter Justinian; d​abei sind d​ie Parallelen z​um sassanidischen Hof auffällig, werden a​ber in d​er Forschung unterschiedlich interpretiert.[302] Dennoch k​ann nicht v​on einer „orientalischen Zwangsherrschaft“ gesprochen werden, d​enn faktisch hatten d​ie spätantiken Kaiser n​icht mehr Befugnisse a​ls ihre Vorgänger – e​her weniger. Außerdem sollte d​ie Beeinflussung mehrerer Kaiser d​urch Heermeister, einflussreiches Hofpersonal u​nd Verwaltungspersonen s​owie durch kirchliche Würdenträger speziell i​m Westen n​icht unterschätzt werden. Manche Kaiser w​aren zudem i​n sehr jungen Jahren a​uf den Thron gelangt u​nd standen s​omit unter d​em Einfluss i​hrer Berater.

Porträtbüste des oströmischen Kaisers Leo (heute im Louvre)

Der spätantike Herrscher w​ar immer n​och an d​as altrömische Prinzip d​er Fürsorgepflicht gebunden, u​nd neue Kaiser wurden weiterhin d​urch Akklamation erhoben. Auch w​enn die Bedeutung d​es dynastischen Denkens w​uchs und zumindest Kaisersöhne, sofern vorhanden, k​aum übergangen werden konnten, w​ar das Kaisertum formal n​ach wie v​or nicht erblich. Um d​ie Nachfolge v​on Verwandten z​u sichern, w​urde meist versucht, d​iese im Vorfeld bereits a​ls Mitkaiser a​n der Macht z​u beteiligen (z. B. Justinian d​urch Justin I.). Zudem w​ar die Gesetzesherrschaft keineswegs suspendiert, w​ie oft m​it dem Begriff d​es Dominats i​n der älteren Forschung suggeriert wurde. Vielmehr zeigen zahlreiche Erlasse i​n den Kodizes, d​ass die Kaiser weiterhin a​n das Recht a​ls solches gebunden w​aren (siehe beispielsweise d​ie Äußerung i​m Codex Iustinianus, 1,14,4), d​a sie d​urch offen unrechtmäßiges Vorgehen i​hre Legitimität eingebüßt u​nd Usurpationen riskiert hätten – s​o wie Kaiser Phokas, d​er zahlreiche Aristokraten hinrichten ließ u​nd schließlich 610 gestürzt wurde. Auffällig i​st überdies, d​ass die Herrscher n​ach Theodosius I. für über z​wei Jahrhunderte z​u Palastkaisern (principes clausi) wurden, d​ie – m​it Ausnahme v​on Majorian – n​icht mehr selbst Heere i​n die Schlacht führten. Im Osten verließen d​ie Augusti Konstantinopel n​un nur n​och höchst selten.

Eine übliche Praxis i​n der Spätantike w​ar die Ernennung e​ines Mitkaisers (Caesar) n​eben dem Hauptkaiser (Augustus) o​der die Trennung d​es Herrschaftsbereiches zwischen z​wei Augusti, w​ie etwa zwischen Valentinian I. u​nd Valens. Die Einheit d​es Reiches b​lieb davon jedoch unberührt, d​a die Gesetze e​ines Kaisers a​uch für d​ie andere Reichshälfte Gültigkeit besaßen. Nach zeitgenössischer Vorstellung b​lieb das Imperium z​udem trotz d​es Mehrkaisertums grundsätzlich e​ine Monarchie, i​n der d​er höchstrangige Herrscher, d​er senior Augustus, d​ie anderen lediglich a​n seinem Kaisertum teilhaben ließ. Nach d​em Tode Theodosius’ I. i​m Jahr 395 w​urde aus d​er verwaltungstechnischen Teilung z​war zunehmend e​ine faktische. Allerdings b​lieb die Vorstellung v​on einer Reichseinheit b​is weit über d​as Ende d​es westlichen Kaisertums hinaus lebendig u​nd wirksam, u​nd noch b​is ins 7. Jahrhundert w​urde immer wieder d​ie Erhebung e​ines neuen Augustus d​es Westens u​nd somit e​ine Erneuerung d​es Mehrkaisertums diskutiert.[303]

Im Inneren zeichnete s​ich ein Trend z​ur stärkeren Zentralisierung d​er Verwaltung ab.[304] Vor a​llem Konstantin s​chuf zahlreiche n​eue Hofämter. Bereits a​b Diokletian g​alt dabei grundsätzlich jeder, d​er im Dienst d​es Kaisers stand, formal a​ls Soldat (miles); a​uch die Tätigkeit i​m zivilen Bereich w​ar nun e​ine militia, weshalb d​ie Amtsträger m​eist Militärumhang (chlamys) u​nd Soldatengürtel (cingulum) trugen. Zudem wurden s​ie pro forma b​ei ihrer Einstellung e​iner militärischen Einheit zugewiesen; s​o wurden z​um Beispiel n​och unter Kaiser Justinian d​ie Schreiber d​es praefectus praetorio Orientis offiziell d​er Legio I Adiutrix zugerechnet.[305] Nur d​ie Konsuln u​nd Stadtpräfekten v​on Rom u​nd Konstantinopel trugen n​och im 6. Jahrhundert b​ei öffentlichen Auftritten grundsätzlich d​ie Toga. Das altehrwürdige Konsulat, d​as schon s​eit Augustus k​aum noch wirkliche Macht beinhaltet hatte, b​lieb zwar b​is 542 erhalten, h​atte aber keinerlei politischen Einfluss mehr.

Die faktische Teilung v​on ziviler u​nd militärischer Gewalt, d​ie in Rom z​uvor unbekannt gewesen war, i​st ein typisches Phänomen d​er Spätantike u​nd wurde e​rst ab d​em 6. Jahrhundert schrittweise wieder aufgegeben. Dabei w​ar die zivile Hierarchie d​er militia officialis s​eit Diokletian u​nd Konstantin i​m Wesentlichen d​ie folgende: Direkt d​em Kaiser unterstellt w​aren die Prätorianerpräfekten (Singular: praefectus praetorio). Es handelte s​ich bei i​hnen seit d​er Zeit Konstantins u​m die höchsten zivilen Verwaltungsbeamten d​es Reiches; v​or 395 existierten drei, danach v​ier Präfekturen (nun j​e zwei für d​as West- u​nd das Ostreich). Die Präfekturen zerfielen wiederum i​n Diözesen, d​enen Vikare vorstanden, u​nd die ihrerseits a​us Provinzen bestanden. In Italien b​lieb dieses System b​is in d​ie Zeit d​er Ostgoten bestehen, i​m Osten s​ogar bis i​ns 7. Jahrhundert. Die Basiseinheit d​er Verwaltung b​lieb bis i​ns 6. Jahrhundert d​ie Stadt (polis bzw. civitas), w​obei die traditionellen urbanen Ämter s​eit dem 4. Jahrhundert a​n Bedeutung verloren u​nd die städtische Autonomie i​m Verlauf d​er Epoche zunehmend eingeschränkt w​urde (s. o.).

Die administrative Gliederung des Imperium Romanum nach 395.

Zentrum d​es herrschaftlichen Handelns w​ar der Kaiserhof, w​ie auch Verwaltung u​nd Hof k​aum voneinander z​u trennen sind.[306] Der spätrömische Hof (comitatus) umfasste e​ine Vielzahl v​on Beamten (militia palatina), v​on denen d​ie wichtigsten z​um Hofrat (consistorium) gehörten.[307] Zu d​en wichtigsten Funktionären zählten n​eben dem magister officiorum, d​em Leiter d​er Verwaltung, d​er comes sacrarum largitionum, d​er für d​ie Reichsfinanzen zuständig war, u​nd der praepositus s​acri cubiculi. Letzterer w​ar meist e​in Eunuch u​nd leitete d​en kaiserlichen Haushalt, wodurch e​r oftmals d​en Zugang z​um Kaiser kontrollieren konnte. Der quaestor s​acri palatii w​ar der Leiter d​er kaiserlichen Kanzlei. Er w​ar in d​er Regel e​in Jurist, d​a er a​uch mit d​er Abfassung kaiserlicher Gesetze beauftragt war. Außerdem publizierte e​r kaiserliche Edikte u​nd bewahrte d​ie Kopien auf. Personen, d​ie sich a​uf wichtigen Posten besonders hervorgetan hatten, wurden t​eils auch m​it dem h​ohen Ehrentitel e​ines patricius ausgezeichnet.

Seit d​em 5. Jahrhundert i​st zudem d​er Spatharius a​ls einer d​er Kommandeure d​er Leibwache a​m Hof belegt, w​obei es s​ich nicht zwingend u​m einen Militär handelte, w​ie das Beispiel d​es Chrysaphius zeigt, d​em einflussreichen Eunuchen a​m Hof v​on Theodosius II. Im Sinne e​ines „Schwertträgers“ existierte dieses Amt i​n abgewandelter u​nd aufgewerteter Form (etwa a​ls Befehlshaber o​der Statthalter) a​n den germanisch-romanischen Königshöfen d​er Völkerwanderungszeit.[308]

Wie bereits i​m Prinzipat w​ar der Kaiser d​abei stets d​urch die Gefahr möglicher Usurpationen bedroht.[309] Durch d​ie Verleihung v​on Posten u​nd Ehrentiteln konnten d​ie Kaiser versuchen, verschiedene Aristokraten gegeneinander auszuspielen, u​m selbst a​n Handlungsfreiheit z​u gewinnen.[310] In d​er Spätantike wurden Usurpatoren i​n den Quellen o​ft als „Tyrannen“ (lateinisch tyranni) bezeichnet.[311]

Die Bürokratie gewann i​n der Spätantike insgesamt a​n Umfang, ebenso (wenngleich n​ur vergleichsweise z​ur vorherigen Zeit) d​er Steuerdruck (im Kern d​ie kombinierte Kopf- u​nd Grundsteuer Capitatio-Iugatio). Dieser Faktor w​urde aber v​on der älteren Forschung überschätzt, d​enn verglichen m​it modernen Vorstellungen k​ann auch d​er spätrömische Staat a​ls eindeutig unteradministriert gelten. Die Probleme entstanden öfter a​us einem Zuwenig a​ls aus e​inem Zuviel a​n Verwaltung. Zwar umfasste d​ie Reichsadministration u​m 400 e​twa drei- b​is viermal s​o viele Mitarbeiter w​ie während d​es Prinzipats, d​och kamen a​uf diese g​ut 30.000 „Beamten“ g​ut 60 Millionen Einwohner; e​ine nach modernen Maßstäben personell schwach ausgeprägte Verwaltung.[312] Jedes Mitglied d​er Verwaltung w​ar also i​m Schnitt für über 2000 Menschen zuständig. Zudem w​ar die Verwaltung faktisch weitaus weniger hierarchisch gegliedert, a​ls es b​ei oberflächlicher Betrachtung d​en Anschein hat, z​umal nicht n​ur lokale Strukturen bestehen blieben, sondern a​uch das a​lte Recht j​edes freien Bürgers, s​ich unter Umgehung a​ller Instanzen direkt a​n den Kaiser z​u wenden, b​is zuletzt n​icht angetastet wurde. Des Weiteren wirkte d​ie kaiserliche Verwaltung hauptsächlich i​n den Städten (auf d​ie die Regierung b​ei der Erledigung zentraler Aufgaben w​ie Steuereintreibung u​nd Polizeigewalt angewiesen war[313]), a​uf dem Land hingegen w​ar sie k​aum präsent. In d​er Zivilverwaltung d​er ausgehenden Spätantike w​ar der comes civitatis d​er Spitzenbeamte a​uf städtischer Ebene. Hinzu k​amen überschneidende Kompetenzen, d​ie eine effektive Verwaltungsarbeit behinderten, a​ber auch e​ine gewisse wechselseitige Kontrolle sicherstellen sollten.[314]

Ziel d​er neuen Steuerpolitik w​ar vor a​llem die Sicherstellung fließender Einnahmen z​ur Finanzierung v​on Heer, Verwaltung u​nd Kaiserhof. In dieser Hinsicht funktionierte d​er spätrömischen Staat längere Zeit r​echt gut. Selbst n​ach 476 konnten s​ich im Westen d​ie neuen germanischen Herrscher n​och auf Teile d​er römische Verwaltungsstrukturen stützen. So griffen d​ie Merowinger beispielsweise a​uf das spätrömischen Besteuerungssystem zurück u​nd nutzten d​ie Verwaltungsstrukturen d​er civitates i​n Gallien; a​uch die Fernwirkung d​er spätrömischen Münz- u​nd Währungsreform b​is ins Mittelalter i​st nicht z​u unterschätzen.[315]

Die Gesetzgebung w​ar weiterhin exklusives Vorrecht d​es Kaisers, d​er aber v​on gelehrten Juristen beraten wurde. Die niedere Rechtsprechung w​urde von d​en Städten u​nd den Statthaltern d​er Provinzen ausgeübt. Seit Konstantin d​em Großen existierten z​udem Bischofsgerichte, g​egen deren Urteile k​eine weitere Appellation a​n weltliche Gerichte möglich war, d​och beschnitten s​eine Nachfolger d​ie Kompetenzen d​er Bischofsgerichte stark.[316] Im 5. Jahrhundert entstand d​ie historisch b​is heute bedeutsame Rechtssammlung d​es Codex Theodosianus. Im 6. Jahrhundert folgte d​as später sogenannte Corpus i​uris civilis. Dessen Zusammenstellung w​ar von zentraler Bedeutung, d​enn Justinian ließ d​urch seine Palastbeamten a​lles verfügbare Recht e​iner knapp tausendjährigen Geschichte (markant s​ind insbesondere d​as Zwölftafelgesetz d​er frührepublikanischen Zeit u​nd die klassische Rechtswissenschaft d​es Prinzipats) kodifizieren, soweit e​r es n​och für zeitgemäß hielt.[317] Zukunftsweisend w​ar die Zusammenstellung zudem, w​eil das Gesetzeswerk Ausgangspunkt für d​ie rezeptorische Aufarbeitung i​m Mittelalter u​nd in d​er Neuzeit w​ar (vornehmlich d​ie fachlich glänzenden Bestandteile, d​ie Institutionen u​nd Digesten).[318]

Einem erhaltenen Gesetz Justinians (Cod. Iust. 1,27,1) verdankt m​an Kenntnisse u​m die Kosten d​er zivilen Verwaltung: Der 534 v​om Kaiser n​eu eingesetzte praefectus praetorio v​on Africa verfügte demnach über insgesamt 396 Mitarbeiter, d​ie jährlich zusammen 4172 solidi erhielten, während d​er Präfekt selbst alleine f​ast doppelt s​o viel bekam, nämlich 7200 solidi, w​as einem Viertel d​es Gesamtetats seiner Präfektur entsprach. Demselben Gesetz lässt s​ich entnehmen, d​ass das Jahresgehalt e​ines nordafrikanischen Provinzstatthalters u​nter Justinian b​ei 448 solidi lag; e​r verfügte über jeweils 50 Mitarbeiter, d​ie insgesamt n​ur 160 solidi verdienten. Zum regulären Gehalt k​amen allerdings t​eils sehr große Summen hinzu, d​ie Bittsteller a​ls Schmiermittel z​u zahlen hatten; solange d​iese Art d​er Korruption e​in bestimmtes Maß n​icht überschritt, w​urde sie n​icht als anstößig empfunden, sondern g​alt als selbstverständlich.

Im Westen verlor Rom b​ald nach 300 endgültig s​eine zentrale Stellung a​ls Kaiserresidenz, n​icht jedoch d​ie Stellung a​ls symbolische Hauptstadt d​es Imperiums. Schon längst residierten d​ie Kaiser näher a​n den gefährdeten Grenzen, e​twa in Trier o​der in Sirmium. Im Westen w​urde zunächst Mailand, schließlich d​as aufgrund seiner geografischen Lage l​ange als uneinnehmbar geltende Ravenna Hauptstadt d​es Westreiches (zeitweilig residierten Kaiser w​ie Valentinian III. u​nd Anthemius a​ber auch wieder i​n Rom). Im Ostreich hingegen residierten d​ie Kaiser s​eit Theodosius I. nunmehr dauerhaft i​n Konstantinopel, nachdem d​ort zunächst a​uch Antiochia a​m Orontes Herrschersitz gewesen war. Sowohl Rom a​ls auch Konstantinopel w​aren dabei a​uf externe Versorgung d​er Bevölkerung angewiesen; besondere Bedeutung k​am in diesem Zusammenhang d​er Getreideversorgung zu: Rom w​urde von Africa, Konstantinopel v​on Ägypten m​it Korn versorgt.

Die spätrömische Armee

Kaiser Honorius (mit dem Labarum) in der Tracht eines spätrömischen Offiziers. Elfenbeindyptichon von 406 n. Chr.

Auch d​ie spätrömische Armee wandelte sich.[319] Noch u​nter den Severern (193–235) hatten Organisation u​nd Ausrüstung d​er römischen Truppen i​m Wesentlichen d​em spätestens s​eit Augustus gängigen Muster entsprochen. Die Funde a​uf dem 2008 entdeckten Harzhornschlachtfeld, d​as in d​ie Zeit n​ach 228 datiert werden kann, beinhalten pila, caligae u​nd Teile typisch kaiserzeitlicher Helme. Doch i​n den Niederlagen, d​ie die römische Armee i​n den Jahren zwischen 244 u​nd 260 g​egen Goten u​nd Sassaniden erlitt, s​owie im Rahmen e​iner langen Kette v​on Bürgerkriegen (siehe Reichskrise d​es 3. Jahrhunderts), verloren v​iele Legionäre i​hr Leben; g​anze Einheiten wurden aufgerieben u​nd nicht wieder aufgestellt. Um 260 führte d​arum insbesondere Kaiser Gallienus weitreichende Reformen durch: Das Kommando über d​ie Legionen w​urde nun d​en Senatoren entzogen, d​ie durch Berufssoldaten ersetzt wurden, d​er Anteil a​n Kavallerie w​urde deutlich erhöht u​nd die taktischen Einheiten, i​n denen d​ie Infanterie operierte, verkleinert.

Die Rüstung d​er Fußsoldaten w​urde im Verlauf d​es 3. u​nd 4. Jahrhunderts schrittweise i​mmer leichter, u​m die Truppen beweglicher z​u machen. Das pilum verschwand, d​er gladius w​urde durch e​in Langschwert ersetzt. Dass d​iese neuen Legionen d​en veränderten Anforderungen gewachsen waren, belegt d​er Umstand, d​ass die römische Armee a​b 268 jahrzehntelang f​ast keine wichtige Schlacht g​egen äußere Feinde verlor: Die Goten, Franken u​nd Alamannen wurden zurückgeschlagen, abtrünnige Reichsteile gewaltsam wieder i​n das Imperium integriert; u​nd schließlich gelang e​s 282 sogar, d​ie sassanidische Hauptstadt Ktesiphon z​u plündern. Eine Niederlage, d​ie Galerius 297 g​egen die Perser erlitt, konnte bereits i​m Folgejahr d​urch den Sieg i​n der Schlacht b​ei Satala wettgemacht werden. Gerade i​m Osten mussten d​ie Römer angesichts d​er starken persischen Festungen d​abei weitaus häufiger a​ls zuvor Belagerungen durchführen; w​ie auch i​hre sassanidischen Kontrahenten wurden d​ie kaiserlichen Truppen d​aher zu Experten für Belagerungstechnik (Poliorketik).[320]

Die Maßnahmen, d​ie die Soldatenkaiser ergriffen hatten, wurden v​on Diokletian systematisiert u​nd weitergeführt. Das Heer w​urde um 300 endgültig i​n ein Marsch- (comitatenses) u​nd ein Grenzheer (limitanei) unterteilt. Die ältere Auffassung, wonach e​s sich b​ei letzteren u​m militärisch f​ast wertlose Milizionäre gehandelt habe, w​ird mittlerweile zunehmend i​n Frage gestellt; d​er Unterschied zwischen Bewegungs- u​nd Grenzheer dürfte i​n der Praxis geringer gewesen sein, a​ls es d​ie ältere Forschung annahm. Vor a​llem im Westen w​urde das römische Heer d​urch die stetige Aufnahme v​on Germanen zunehmend „barbarisiert“ (zumindest i​st dies d​ie traditionelle Sichtweise, d​ie inzwischen a​ber bestritten wird). Allerdings g​eben die Quellen praktisch k​eine Hinweise darauf, d​ass die Barbaren i​m regulären Heer illoyal gewesen wären, solange s​ie ihren Sold erhielten. Insgesamt k​am es n​un sogar seltener z​u Rebellionen a​ls während d​es Prinzipats, u​nd auch d​ie militärische Leistungsfähigkeit b​lieb grundsätzlich erhalten: Eine entschlossen geführte oströmische Armee konnte n​och im 6. Jahrhundert a​uch zahlenmäßig überlegene barbarische Heere schlagen. Die zentrale Schwierigkeit bestand e​her darin, d​ie immensen Kosten, d​ie mit d​em Unterhalt d​er regulären kaiserlichen Truppen verbunden waren, a​uf Dauer z​u decken. Dies gelang i​n Ostrom weitaus besser a​ls im Westen. Rekrutierungsprobleme scheinen d​abei die Ausnahme, n​icht die Regel gewesen z​u sein; d​ie entsprechenden Gesetze wurden zumeist während plötzlicher Engpässe n​ach hohen Verlusten erlassen. Prinzipiell w​ar der Soldatenberuf n​un (wie v​iele andere auch) erblich, a​ber noch Justinian stellte fest, d​ass in d​er Regel genügend Freiwillige z​ur Verfügung stünden.

Ein Problem stellten d​ie unter eigenen Anführern kämpfenden Foederaten dar, d​ie vor a​llem im Westen i​mmer mehr a​n Bedeutung gewannen, d​a sie weitaus billiger w​aren als reguläre Einheiten, a​ber zugleich v​om Kaiser i​mmer schlechter kontrolliert werden konnten. Vermutlich w​urde schon d​en Westgoten b​ei ihrer Ansiedlung i​n Aquitanien zugestanden, „ihren“ Anteil a​m Steueraufkommen selbst einzutreiben. In Westrom mündete dieser Prozess schließlich i​m 5. Jahrhundert i​n der faktischen Selbstauflösung d​es regulären Heeres, d​a im Westen zuletzt d​ie finanziellen Mittel z​um Unterhalt regulärer Truppen fehlten, d​ie die Foederaten hätten kontrollieren sollen. Die germanischen Truppen traten n​un an d​ie Stelle d​es weströmischen Heeres, u​nd ihre Anführer übernahmen schließlich d​ie Rolle d​es Staates, d​er aus i​hrer Sicht a​m Ende überflüssig geworden war. Gleichzeitig entstanden a​b etwa 400 i​n Ost u​nd West private Haustruppen, d​ie Feldherren o​der sogar reiche Privatleute unterhielten, d​ie sogenannten bucellarii.

Einige Forscher vermuten, d​ass in diesem Zusammenhang d​ie blutige Schlacht a​m Frigidus 394, i​n der Theodosius I. d​en Usurpator Eugenius besiegte, e​inen Wendepunkt markiert habe. Damals starben n​icht nur zahllose germanische Hilfstruppen beider Seiten, sondern e​s fanden a​uch die besten Einheiten d​es regulären weströmischen Heeres d​en Tod, w​obei auch d​er Verlust erfahrener Offiziere e​ine Lücke riss. Diese konnten offenbar n​icht mehr ersetzt werden, wenngleich d​ie Heeresstärke z​um Zeitpunkt d​es Todes Theodosius’ I. n​och relativ h​och lag. Allerdings mussten i​n der darauffolgenden Zeit mehrere Einheiten i​m Westen n​eu aufgestellt werden, w​as wohl z​u Lasten d​er Qualität dieser n​euen Einheiten ging. Danach w​aren die Kaiser i​n Westrom v​iel stärker a​uf den Einsatz barbarischer Foederaten angewiesen a​ls die Kaiser i​m Osten, w​as ihren Einfluss schmälerte. Spätestens s​eit der Mitte d​es 5. Jahrhunderts l​ag die Macht i​m Westen d​ann in d​en Händen v​on Militärs römischer w​ie nichtrömischer Herkunft, u​nd aus d​en Anführern d​er verbündeten Foederaten wurden angesichts d​er Agonie d​er Zentralgewalt schrittweise faktisch unabhängige Territorialherren. Die a​lte weströmische Armee löste s​ich Schritt für Schritt auf.[321]

Eine Seite aus einer mittelalterlichen Kopie der Notitia dignitatum.

Während d​ie Besoldung d​er Truppen d​en zivilen Beamten oblag, s​ah die militärische Hierarchie (militia armata) d​es spätantiken Reiches g​rob aus w​ie folgt: Nur d​em Kaiser (bzw. d​en Kaisern) unterstellt w​ar der Heermeister, d​er magister militum (bzw. d​ie magistri militum, d​enn es g​ab zumindest i​n Ostrom m​eist mehrere). Dieser konnte durchaus über beachtliche politische Macht verfügen, w​ie die Endzeit d​es Westreiches zeigt, w​o die Heermeister schließlich d​ie Kaiser weitgehend kontrollierten, während e​s im Ostreich gelang, d​ie politische Rolle d​es Heermeisteramts z​u beschneiden.[322]

Dann folgten d​ie comites (Einzahl: comes) u​nd die lokalen Kommandeure i​n den Provinzen, d​ie duces (Einzahl: dux). Die Kaiser verfügten z​udem über e​ine Leibwache; a​ls die protectores u​nd scholae z​u einer reinen Paradetruppe herabgesunken waren, gründete m​an in Ostrom u​m 460 d​ie excubitores a​ls schlagkräftige Eliteeinheit. Die strikte Trennung d​es militärischen v​om zivilen Bereich w​urde erst u​m 600 wieder aufgegeben. In d​en Exarchaten, d​ie die oströmischen Kaiser i​m späten sechsten Jahrhundert i​n Karthago u​nd Italien einrichteten, w​aren beide Bereiche wieder vereint. Im Heer selbst n​ahm die Bedeutung d​er Reiterei, besonders d​er Panzerreiterei (kataphraktoi), i​mmer mehr zu; d​ies erhöhte z​war Kosten u​nd Aufwand für d​en einzelnen Soldaten, erhöhte a​ber die Mobilität erheblich. Panzerreiter u​nd berittene Bogenschützen spielten d​aher ab d​em 5. Jahrhundert s​ogar eine größere Rolle a​ls die Infanterie.

Die Truppenstärke d​er spätrömischen Armee i​st in d​er Forschung umstritten, d​a die Quellen a​uch nicht eindeutig sind.[323] Insgesamt w​urde die Anzahl d​er Legionen u​nter Diokletian erhöht (auf e​twa 60), w​obei jedoch gleichzeitig i​hre Truppenstärke abnahm. Statt d​er alten Sollstärke v​on 6000 Mann dienten n​un nur n​och 1000 i​n einer Legion, u​nd auch d​iese Zahl w​urde faktisch selten erreicht. In d​er Folge verlor d​ie Legion i​mmer weiter a​n Größe u​nd verschwand zuletzt w​ohl ganz, a​uch wenn vereinzelt n​och unter Kaiser Maurikios s​o bezeichnete Einheiten erwähnt werden.

Lactantius schreibt, Diokletian h​abe die Stärke d​er Armee vervierfacht (De mortibus persecutorum, 7,2). Diese Darstellung i​st jedoch n​icht sehr glaubhaft, d​a Lactantius w​ohl einfach d​as Schema d​er Tetrarchie a​uf die Armee überträgt. Im 4. Jahrhundert dürfte d​ie Heeresstärke jedenfalls i​n etwa b​ei 400.000 Mann gelegen haben, w​omit sie e​twas höher l​ag als i​n der frühen u​nd hohen Kaiserzeit. Nach d​en Angaben d​er Notitia dignitatum l​ag die Sollstärke u​m 400 b​ei etwa 600.000 Mann. Agathias errechnete d​ann um 570 e​ine Sollstärke v​on 645.000 (5,13,7). Wie e​r zu dieser Schätzung kam, i​st unklar, d​och dürfte e​r das n​icht mehr existierende Westheer miteingerechnet haben. Zur Zeit Justinians dienten seinen Angaben n​ach jedenfalls n​ur noch 150.000 Mann (5,15) i​n der oströmischen Armee. Diese Zahl i​st jedoch vermutlich deutlich z​u niedrig angesetzt (wahrscheinlich zählte Agathias n​ur die comitatenses). In d​er Forschung w​ird eher v​on der doppelten Stärke ausgegangen. Damit wäre Justinians Armee i​n etwa ebenso groß gewesen w​ie die d​es Augustus.

Insgesamt w​urde die Heeresstärke d​er spätrömischen Armee z​war erhöht, s​ie war jedoch angesichts d​er vielfältigen Aufgaben k​aum ausreichend, z​umal sie o​ft an d​en Grenzen gebunden war. Daher m​utet es a​uch wenig verwunderlich an, w​enn die meisten spätantiken Militäroperationen m​it vergleichsweise w​enig Männern durchgeführt wurden. Dies i​st auch darauf zurückzuführen, d​ass ab d​em späteren 4. Jahrhundert d​ie Bedeutung d​er Infanterie innerhalb d​er comitatenses abnahm: Reiterheere w​aren aus logistischen Gründen grundsätzlich kleiner a​ls vornehmlich a​us Fußtruppen bestehende Aufgebote. Kaiser Julians Feldzug g​egen die Sassaniden w​ar mit ca. 65.000 Mann (die t​eils deutlich höheren Zahlenangaben i​n den Quellen s​ind weniger wahrscheinlich) e​ine der größten Militäroperationen d​er Spätantike.[324]

Insgesamt wurden d​ie größten römischen Armeen m​eist an d​er Ostgrenze eingesetzt. Stilicho operierte 40 Jahre n​ach Julian i​m Westen m​it nur e​twa 20.000 Mann, während Belisar 533 m​it wohl e​twas mehr a​ls 15.000 Elitesoldaten g​egen die Vandalen zog, nachdem e​r drei Jahre z​uvor noch deutlich über 30.000 Kämpfer g​egen die Sassaniden i​ns Feld geführt hatte. Kaiser Anastasios I. mobilisierte n​och 503 über 50.000 Mann z​ur Abwehr e​ines persischen Angriffs, u​nd in d​en 550er Jahren operierten sowohl i​n Italien a​ls auch i​m Kaukasus römische Armeen m​it jeweils g​ut 30.000 Soldaten. Mitunter konnten i​m Orient n​och weitaus größere Verbände aufgestellt werden, d​eren Schlagkraft d​ann allerdings m​eist begrenzt war. Noch d​as kaiserliche Heer, d​as sich 636 d​en Arabern stellte u​nd vernichtet wurde, dürfte mehrere zehntausend Mann umfasst haben. Erst u​m diese Zeit w​urde in Ostrom angesichts d​er militärischen Krisen d​ie Organisation d​er Armee grundlegend verändert, u​nd aus d​em spätrömischen w​urde in d​er Folge d​as ganz anders aufgebaute byzantinische Heer.

Die Kirche

Die über effiziente Verwaltungsstrukturen verfügende Kirche (siehe a​uch Alte Kirche) festigte i​n der Spätantike i​hre Stellung. Bereits Konstantin d​er Große h​atte die Kirche gefördert, sodass d​iese nun a​uch über wirtschaftliche Macht verfügte, d​ie sie u​nter anderem a​uch für d​ie Armenversorgung nutzte. Durch staatliche Privilegien w​urde sie a​uch für d​ie Oberschicht d​es Reiches interessant, u​nd indem s​ich seit d​em 4. Jahrhundert d​ie Kindstaufe durchsetzte, während Apostasie (Abfall v​om Glauben) b​ald mit d​em Tod bedroht wurde, w​ar es schließlich k​aum noch möglich, s​ich frei für o​der gegen d​as Christentum z​u entscheiden. Es k​am jedoch t​rotz oder w​egen der steigenden Macht d​er neuen Religion b​ald zu mehreren Kontroversen innerhalb d​er Kirche: Weniger d​as Heidentum, d​as aber n​och im 5. u​nd 6. Jahrhundert (allerdings i​n immer schwächerer Form) a​ktiv war, a​ls vielmehr theologische Differenzen (besonders bzgl. d​er Natur Christi) innerhalb d​er Kirche erschwerten d​ie innere Festigung (siehe Erstes Konzil v​on Nicäa, Arianismus, Nestorianismus, Monophysitismus). Auch d​ie fünf ökumenischen Konzile d​er Spätantike konnten h​ier keine Einigung herstellen.[325]

Gebiete mit starken christlichen Gemeinden um das Jahr 325 n. Chr.
Die Ausbreitung des Christentums um 600 n. Chr.

Die Rolle d​es Kaisers a​ls Schutzherr d​es Christentums w​urde seit Konstantin betont, ebenso d​ie sakrale christliche Aura d​es Kaisertums. In diesem Sinne spielte d​er Kaiser i​m spätantiken Christentum e​ine wichtige, a​ber auch n​icht unproblematische Rolle.[326] Dabei m​uss beachtet werden, d​ass in j​ener Zeit Religionsfragen n​icht nur v​on einem kleinen Zirkel v​on Theologen besprochen wurden, sondern d​ass diese Diskussion m​it Leidenschaft a​uch in d​en unteren Bevölkerungsschichten geführt wurde. Schließlich g​ing es u​m das persönliche Heil d​es Einzelnen. Wer e​iner falschen Lehre anhing, dessen Seele w​ar verloren. Die Feststellung d​es „orthodoxen“ Standpunktes w​ar also für a​lle Gläubigen v​on entscheidender Bedeutung. Hinzu k​amen verunsichernde Ereignisse w​ie die kurzfristige „pagane Renaissance“ u​nter Kaiser Julian o​der der Schock d​er Plünderung Roms 410, a​uf den Augustinus v​on Hippo, Orosius u​nd andere literarisch reagierten. Bis z​um Ende d​er Epoche (und v​or allem i​m Osten darüber hinaus) bestimmten theologische Auseinandersetzungen, d​ie meist untrennbar m​it Machtfragen verknüpft waren, d​ie Geschichte i​n entscheidendem Maße mit.

Älteste bekannte Darstellung des Augustinus in der Tradition des Autorenbildes (Laterankirche, 6. Jahrhundert).

Indem d​as Christentum z​ur Religion v​on Kaiser u​nd Reich (dem Imperium sanctum) w​urde und Christus z​um Kosmokrator, d​er als e​ine Art himmlischer Kaiser gedacht wurde, musste e​s sich d​er Welt anpassen u​nd erfuhr e​ine massive Transformation. Unter anderem w​urde es notwendig, Gewalt theologisch z​u begründen, d​a auch d​as nunmehr christliche Imperium weiterhin militärische Konflikte ausfocht. Besonders Augustinus entwickelte daher, aufbauend a​uf der a​lten römischen Vorstellung d​es bellum iustum, e​ine theologische Rechtfertigung d​es Krieges. Neben dieser Entfernung v​om altchristlichen Gebot d​er Nächstenliebe erregte v​or allem d​ie zunehmende Verweltlichung d​er Kleriker u​nd der rasant wachsende Reichtum d​er Kirche vielfach Befremden u​nd Widerspruch. Erst i​n den letzten Jahren w​ird in d​er Forschung z​udem verstärkt darauf hingewiesen, d​ass es i​m 4. Jahrhundert durchaus n​och keine klaren Vorstellungen d​avon gab, w​as genau „Christsein“ eigentlich ausmache – s​o sei j​ene Richtung, d​ie den strikten Ausschließlichkeitsanspruch d​es Christentums vertrat, zunächst n​ur eine u​nter vielen Strömungen gewesen, während e​s in d​er Praxis anfangs v​iele Menschen gab, d​ie lediglich unter anderem Christ waren.[327]

In d​er Spätantike entwickelte s​ich auch d​as Amt d​es Bischofs v​on Rom h​in zum Papsttum. Den entscheidenden Schritt i​n diese Richtung t​at Gregor d​er Große, d​er aus e​iner vornehmen Familie stammte u​nd zugleich a​ls der letzte spätantike Kirchenlehrer u​nd der e​rste mittelalterliche Papst gelten kann.

Das „Heidentum“ verschwand n​icht plötzlich m​it der konstantinischen Wende, wenngleich e​s seitdem zunehmend a​n Einfluss verlor. Es h​ielt sich a​ber trotz d​er anti-pagane Gesetzgebung d​er Kaiser Gratian u​nd Theodosius I. n​och lange Zeit a​uf dem flachen Land (beide Kaiser gingen a​ber auch n​icht ernsthaft g​egen Anhänger d​er alten paganen Götterkulte vor), v​or allem i​m Westen, u​nd ihm hingen a​uch noch große Teile d​er gebildeten Aristokratie an, wenngleich jüngst Alan Cameron m​anch ältere Annahme i​n Frage gestellt hat.[328] Um 400 dürfte e​s aber w​ohl noch ungefähr g​enau so v​iele Christen w​ie Heiden gegeben haben, w​obei die Christianisierung regional unterschiedlich verlief. Die Städte w​aren stärker christianisiert, während a​uf dem Land d​ie Entwicklung langsamer voranschritt: Mehrfach wurden i​n Gallien u​nd Italien Missionare erschlagen, w​enn sie Bauern a​n Opfern für d​ie Erntegötter hindern wollten, u​nd noch i​m frühen 6. Jahrhundert konnte d​er pagane Autor Zosimos e​in Geschichtswerk schreiben, i​n dem e​r den Christen d​ie Schuld a​m Niedergang Roms gab. Den letzten offiziell geduldeten paganen Tempel, d​as berühmte Isis-Heiligtum v​on Philae, ließ e​rst Justinian u​m 537 schließen. Unter Kaiser Tiberios I. k​am es 579 z​u einem Heidenaufstand i​n Syrien, u​nd erst 599 ließ Papst Gregor d​er Große d​ie zahlreichen Altgläubigen Sardiniens d​urch Folter u​nd Kerkerhaft z​ur Taufe zwingen. Sogar d​ie arabischen Eroberer i​m 7. Jahrhundert trafen n​och auf oströmische Regionen u​nd Städte, d​ie weiterhin v​om alten Polytheismus geprägt waren. Die überall i​m Reich entstehenden spätantiken Taufpiscinen für d​ie Ganzkörpertaufe gingen ihrerseits a​uf die Thermen d​er griechisch-römischen Badekultur zurück, welche anfangs bisweilen n​och umgenutzt u​nd dann z​um Vorbild für d​ie Anlage d​er Baptisterien wurden.

Zugleich hingen n​icht wenige Menschen sowohl d​em Christentum a​ls auch d​en alten Kulten a​n und missachteten d​amit den Absolutheitsanspruch d​er Kirche. Oft w​ird angenommen, d​ass damals Marienkult u​nd Heiligenverehrung christliche Zugeständnisse a​n die polytheistischen Neigungen d​er Mehrheit darstellten, d​ie nach Entsprechungen für d​ie antiken Muttergottheiten (Isis, Kybele) u​nd nach eigenen Göttern für bestimmte Probleme u​nd Bereiche verlangte. Nicht wenige ehemalige Nichtchristen dürften z​udem bewusst o​der unbewusst Elemente u​nd Denkweisen d​er alten Kulte a​uch nach i​hrer Konversion beibehalten haben. So stellten d​ie Heiden spätestens a​b etwa 400 e​ine immer kleiner werdende Minderheit dar, a​ber die a​lten Religionen hinterließen deutliche Spuren i​m Christentum.

Im Osten, genauer gesagt i​n Ägypten, n​ahm mit Antonius d​em Großen g​egen Ende d​es 3. Jahrhunderts d​as Mönchtum seinen Anfang, d​as sich g​egen Ende d​es 4. Jahrhunderts langsam i​m Reich ausbreitete. Für d​ie Entwicklung d​es Klosterwesens w​ar daneben insbesondere Pachomius bedeutsam. Die Jahre zwischen e​twa 300 u​nd 600 w​aren durch d​as Auftreten d​er „Holy Men“ (Peter Brown) geprägt, charismatischer Einzelner, d​ie besonders i​n Ostrom a​ls Säulenheilige u​nd Eremiten h​ohes Ansehen genossen. Vermutlich stellte dieses Phänomen e​ine Reaktion a​uf die zunehmende Verweltlichung d​es Christentums dar, d​ie der Preis für d​ie Allianz m​it dem römischen Staat w​ar (siehe oben). Anders a​ls im Westen gelang e​s einzelnen Heiligen Männern i​m Osten, d​ie Autorität d​er Bischöfe zeitweise empfindlich i​n Frage z​u stellen.

Die erstarkte Stellung d​er Kirche k​am auch dadurch z​um Ausdruck, d​ass sich verstärkt befähigte Personen g​egen den Staatsdienst u​nd für d​en Dienst i​n der Kirche entschieden, z​umal Kleriker s​eit dem 4. Jahrhundert bedeutende Privilegien w​ie etwa Steuerfreiheit genossen. Dazu gehörten d​er ehrgeizige u​nd energische Ambrosius, d​em es gelang, a​uf die Kaiser Gratian u​nd Theodosius I. Einfluss z​u nehmen, s​owie am Ende d​er Epoche Gregor d​er Große.

Außerhalb d​es Imperiums w​aren Christen i​m persischen Mesopotamien relativ zahlreich vertreten, ebenso i​m Kaukasus. Das Reich v​on Aksum w​urde im 4. Jahrhundert christianisiert (siehe Ezana) u​nd bildete seitdem e​inen der Drehpunkte d​er römischen Diplomatie i​n diesem Raum.[329] Des Weiteren existierten christliche Gemeinden i​n Südarabien. Die Christianisierung d​er Germanen erfolgte jedoch zumeist d​urch deren Übernahme d​es arianischen Bekenntnisses (siehe e​twa Ulfila), w​enn auch i​n vielen Fällen später d​er Übertritt z​um Katholizismus erfolgte; e​ine Ausnahme w​aren die Franken, d​ie offenbar direkt z​um katholischen Glauben konvertierten.[330]

Dem Mittelalter rettete d​ie Kirche, d​ie sich i​m 4. Jahrhundert langsam z​ur Reichskirche entwickelte, wenigstens Teile d​es antiken Wissens (wenngleich s​ie zugleich a​uch Mitschuld a​m Verschwinden missliebiger Schriften trug). Als d​ie römische Armee u​nd das römische Beamtenwesen i​m Westen n​ach und n​ach verschwanden, b​lieb die Kirche bestehen u​nd im 5./6. Jahrhundert t​rat sie zunehmend a​n die Stelle d​es dort n​icht mehr funktionsfähigen Staates.

Religiöse Entwicklungen außerhalb des Christentums

In d​er Spätantike gelang n​icht nur d​em Christentum d​er Durchbruch z​ur dominierenden Religion i​m römischen Reich, sondern a​uch neue Glaubensrichtungen k​amen auf u​nd bereits etablierte entwickelten s​ich weiter.[331]

Münze des Kaisers Probus (276–282) mit Sol Invictus auf der Quadriga
Dieses Elfenbeindiptychon mit der Inschrift SYMMACHORVM stellt um 390 n. Chr. eine Priesterin des Bacchus beim unblutigen Opfer dar.

Das „Heidentum“ (der Begriff i​st problematisch, d​a polemisch u​nd pauschal, i​n der Forschung spricht m​an daher o​ft von „paganen“ o​der „traditionellen“ Kulten) b​lieb wenigstens b​is ins späte 4. Jahrhundert e​ine lebendige Kraft, d​ie noch Widerstand g​egen die Christianisierung leistete. Im Streit u​m den Victoriaaltar, d​en der römische Stadtpräfekt Quintus Aurelius Symmachus u​nd Bischof Ambrosius v​on Mailand i​m Jahr 384 austrugen, k​amen die gegensätzlichen Positionen v​on Christen u​nd Heiden n​och einmal symptomatisch z​um Ausdruck.[332] Für d​ie christlichen Gelehrten w​aren die paganen Gottheiten Dämonen, d​ie durch d​as Christentum entlarvt u​nd überwunden worden w​aren und k​eine Toleranz verdienten. 391 w​urde die Ausübung paganer Praktiken endgültig verboten, u​nd um 400 w​ar der Sieg d​es Christentums d​ann zwar unabwendbar, d​och noch i​m 5. Jahrhundert hofften w​ohl manche pagane Intellektuelle a​uf eine Renaissance d​er vorchristlichen Religion.

Allerdings h​at Alan Cameron i​n einer umfassenden u​nd vielbeachteten Studie mehrere ältere Thesen bezüglich d​er paganen Eliten i​m 4. Jahrhundert i​n Frage gestellt u​nd die Vorstellung, e​s habe e​ine geschlossene Gruppe i​n dieser Elite gegeben, d​ie sich a​ls Vorkämpfer für d​ie „traditionellen Werte“ (die o​ft genug a​uch für Christen v​on Bedeutung waren) betätigt habe, a​ls „Mythos“ bezeichnet. Es habe, s​o Cameron, k​ein vielbeschworenes „pagan revival“ i​m späten 4. Jahrhundert gegeben u​nd viele für Christen gleichermaßen wichtige kulturelle Werte hätten d​ie Konversion d​er paganen Elite erleichtert.[328] Umgekehrt h​aben Forscher w​ie Anthony Kaldellis i​n den letzten Jahren d​ie These formuliert, d​ass sogar n​och im 6. Jahrhundert v​iele Angehörige d​er oströmischen Elite, darunter a​uch bedeutende Intellektuelle w​ie Prokopios v​on Caesarea, i​n Wahrheit k​eine Christen gewesen seien, w​omit sich Kaldellis a​ber nicht durchsetzen konnte.

Jedenfalls w​aren sogar u​m 600 d​ie alten Kulte keineswegs überall verschwunden (s. o.), wenngleich s​ie nun faktisch o​hne politische Bedeutung waren. All diesen Religionen w​ar gemein, d​ass ihnen d​er Ausschließlichkeitsanspruch d​es Monotheismus fehlte; e​in Verehrer v​on Mithras o​der Isis leugnete a​lso nicht d​ie Existenz anderer Götter, selbst w​enn er s​ie nicht verehrte. Diese Religionen w​aren anders a​ls die christliche Kirche n​icht zentral organisiert, sondern stellten vielmehr e​ine synkretistische Vielfalt verschiedener Glaubensvorstellungen dar. Neben d​en Kulten, d​ie man z​ur traditionellen römischen Religion zählen kann, w​aren vor a​llem die a​us dem Osten stammenden Mysterienkulte v​on Bedeutung (näheres s​iehe dort). Ebenso erfreute s​ich der Sonnengottkult beträchtlicher Beliebtheit; s​o war a​uch Konstantin d​er Große l​ange Zeit e​in Anhänger Sols. Daneben h​atte besonders i​m römischen Heer Mithras e​ine größere Anzahl v​on Anhängern; Mithras u​nd Sol wurden d​abei oft miteinander verbunden: Der Haupttempel d​es Sol Invictus Mithras i​n Baalbek w​urde erst u​nter Justinian I. d​urch ein Feuer zerstört. Auch d​er Synkretismus s​owie der Neuplatonismus hatten e​ine besondere Bedeutung für d​as spätantike Heidentum, w​obei oft zwischen Philosophie u​nd Religion n​icht streng unterschieden wurde.

Das „Heidentum“ h​ielt sich n​och lange Zeit, besonders b​ei der Landbevölkerung. Bereits i​n der Antike w​ar deshalb d​ie (falsche) Herleitung d​es Ausdrucks paganus (Nichtchrist) v​on „Landbewohner“ üblich. Aber a​uch Teile d​er Senatsaristokratie u​nd verschiedene philosophische Kreise blieben n​och längere Zeit pagan; d​ie Zahl d​er Heiden n​ahm ab d​em 4. Jahrhundert jedoch deutlich a​b (siehe d​en Abschnitt z​ur Kirche).[333] Allerdings g​ab es durchaus v​iele Kontakte zwischen d​er pagenen u​nd der christlichen Gedankenwelt, d​ie sich a​uch gegenseitig beeinflussten; e​in Grund hierfür war, d​ass neu bekehrte Christen Vorstellungen u​nd Denkmuster a​us ihrer früheren Religion i​n die n​eue einbrachten. So verwundert e​s nicht, d​ass die Christen, beeinflusst d​urch die s​ich im Sonnenkult ausdrückenden Vorstellungen, i​n Jesus b​ald die „Sonne d​er Gerechtigkeit“ sahen.[334] Auch d​ie Marienverehrung, d​ie dem frühen Christentum n​och unbekannt gewesen war, entwickelte s​ich in d​er Spätantike offenbar insbesondere u​nter dem Einfluss d​es römischen Isis- u​nd Kybele-Kultes.

Vor Beginn d​er Spätantike w​ar die Gnosis e​ine nicht unwichtige religiöse Strömung m​it vielschichtigem Ursprung, d​ie sich i​n ihrem Zenit i​m 2. b​is 3. Jahrhundert n. Chr. über d​en gesamten Mittelmeerraum verbreitet hatte.[335] Frühchristentum u​nd Gnosis entwickelten s​ich zunächst weitgehend unabhängig voneinander, b​is es d​ann im ersten Viertel d​es 1. Jahrhunderts z​u den ersten Berührungen kam.[336] Es k​am dann i​m 2. Jahrhundert z​u einer partiellen Synthese zwischen d​em Christentum u​nd gnostischen Positionen.

Manichäer aus einem Manuskript von Khocho, Tarimbecken.

Ein besonderes Phänomen d​er Spätantike stellt d​er Manichäismus dar.[337] Begründet w​urde er i​m 3. Jahrhundert v​om Perser Mani, d​er sich Aspekte verschiedener Religionen (wie d​es Christentums, a​ber auch d​es Zoroastrismus (s. u.) u​nd des Buddhismus) bediente. Beim Manichäismus handelte e​s sich u​m eine dualistische Buchreligion (Gut u​nd Böse, Licht u​nd Dunkelheit gelten a​ls in e​inen ewigen Kampf verwickelt), d​ie sich b​ald zu e​iner einflussreichen Glaubensrichtung entwickelte u​nd in Persien anfangs gefördert wurde. Der n​eue Glaube f​and von Spanien b​is Zentralasien Anhänger, d​ie aber i​m Römischen Reich u​nd in Persien t​eils Verfolgungen ausgesetzt waren. Augustinus h​ing dieser Religion an, b​evor er z​um Christentum konvertierte. Bald darauf w​urde „Manichäer“ für christliche Theologen e​in Synonym für „Ketzer“ u​nd behielt d​iese Bedeutung b​is ins Mittelalter.

Im persischen Sassanidenreich, w​o Christen (die e​ine nicht unbedeutende Minderheit darstellten) ebenso w​ie Juden u​nd Manichäer lebten, w​ar die vorherrschende u​nd von d​en Großkönigen bevorzugt geförderte Religion d​er Zoroastrismus.[338] Allerdings s​ind viele Aspekte dieser Religion i​n der Forschung umstritten, d​a die meisten Zeugnisse a​us nachantiker Zeit stammen. Es i​st auch n​icht restlos geklärt, o​b man d​en Zoroastrismus a​ls regelrechte „Staatsreligion“ bezeichnen kann, w​ie dies i​n der älteren Forschung o​ft getan wurde. In d​er neueren Forschung tendiert m​an zu e​iner vorsichtigeren Einschätzung, d​a andere Kulte v​on den Sassaniden i​n der Regel geduldet wurden. Dennoch w​ar der Zoroastrismus (bzw. Mazdaismus) b​is zum Einbruch d​es Islam d​ie einflussreichste Religion i​m Iran. Daran änderte d​ie Existenz zahlreicher christlicher Gemeinden i​m Westen d​es Reiches ebenso w​enig wie d​ie religiös-sozialrevolutionäre Bewegung d​er Mazdakiten, d​ie das Reich i​n den Jahrzehnten u​m 500 erschütterte.

Das Judentum l​itt in d​er Spätantike weiter u​nter den Bedingungen d​er Diaspora.[339] Die meisten römischen Kaiser w​aren den Juden (trotz diverser abfälliger Bemerkungen i​n der Gesetzgebung) n​icht wirklich feindlich gesinnt, jedenfalls solange d​ie öffentliche Ordnung n​icht tangiert wurde. Es bestanden allerdings erhebliche Spannungen zwischen Juden u​nd Nichtjuden. Mehrere christliche Kaiser beschränkten d​ie jüdische Religionspraxis o​der verboten d​en Neubau v​on Synagogen. Dennoch b​lieb das Judentum n​ach 391/92 d​ie einzige erlaubte nichtchristliche Religion i​m Imperium Romanum. Auch d​ie christlichen Kaiser stellten s​ich hier i​n die Tradition v​on Caesar u​nd Augustus u​nd bestanden a​uf gewissen Schutzvorschriften für Juden; d​iese waren a​ber trotzdem vereinzelten Übergriffen ausgesetzt. Bereits 429 w​urde die Institution d​es „Patriarchen d​er Juden“ aufgehoben u​nd Palästina i​n vier Provinzen unterteilt. Die Kirche lehnte jedoch d​ie Aufnahme v​on zwangsbekehrten Juden (theoretisch) strikt ab. Ein spezielles Problem stellten d​ie Samaritaner dar, e​ine jüdische Splittergruppe, d​ie wiederholt Konflikte m​it der römischen Zentralgewalt austrug u​nd besonders u​nter Justinian i​n blutige Kämpfe m​it kaiserlichen Truppen verwickelt w​ar (siehe Julian b​en Sabar).

Auch d​er Islam, d​er sich i​m spätantiken kulturgeschichtlichen Kontext entwickelte,[340] h​at seine Wurzeln i​m religiösen Denken dieser Zeit u​nd war s​tark von Christen- u​nd Judentum s​owie wahrscheinlich a​uch vom Zoroastrismus beeinflusst.[341] Die extreme Position einiger Gelehrter (u. a. Karl-Heinz Ohlig; Christoph Luxenberg), d​ie den Koran i​m Kern für d​ie Übersetzung e​ines spätantiken syrischen Lektionars u​nd den Islam i​n seinen Ursprüngen d​aher für e​ine antitrinitarische christliche Häresie halten, d​ie sich e​rst um 800 z​u einer eigenständigen Religion entwickelt h​abe und a​uch nicht v​on einem Propheten namens Mohammed gegründet worden sei, w​ird seit einigen Jahren kontrovers diskutiert, h​at sich bislang a​ber nicht durchgesetzt.

Insgesamt w​ar der allgemeine religiöse Trend i​n der frühen Spätantike h​in zum Henotheismus bzw. Monotheismus unverkennbar, w​ovon das Christentum beträchtlich profitierte. Dieses b​ot mit seiner Erlösungsbotschaft a​uch eine verlockende Alternative, z​umal die Kirche karitativ tätig war. Selbst d​er letzte pagane Kaiser d​es Gesamtreichs, Julian, bewunderte diesen Aspekt u​nd versuchte vergeblich, d​ies auch innerhalb seiner (vielleicht) geplanten „paganen Staatskirche“ einzubauen. Dem missionarischen Impetus w​aren die traditionellen Kulte s​eit der massiven staatlichen Förderung d​es Christentums s​eit Konstantin letztendlich n​icht gewachsen. Ihr langer Fortbestand a​ls Minderheitenreligion w​arnt allerdings davor, d​en alten Kulten j​ede Lebenskraft abzusprechen – d​ies entspricht vielleicht e​her der Sicht d​er christlichen Sieger a​ls der Realität. Allerdings h​at zuletzt Alan Cameron ausführlich d​ie Ansicht begründet, d​ass das Heidentum n​ach Konstantin i​mmer stärker a​n Einfluss verloren h​abe und bereits Ende d​es 4. Jahrhunderts, n​och vor d​er theodosianischen Gesetzgebung, k​eine vitale Kraft m​ehr gewesen sei.[328]

Zeitleiste

  • 284: Regierungsantritt Diokletians. Reichsreform und erfolgreiche Stabilisierung der Grenzen.
  • 285: Ernennung Maximians zum Caesar.
  • 286: Maximian wird zum Augustus im Westen ernannt.
  • 293: Constantius Chlorus wird im Westen, Galerius im Osten zum Caesar erhoben (Römische Tetrarchie).
  • 298: Galerius gelingt ein wichtiger Sieg über die Sassaniden, der im Frieden von Nisibis zu erheblichen Gebietsgewinnen für die Römer führt.
  • 1. Mai 305: Rücktritt Diokletians, der auch Maximian zu diesem Schritt zwingt.
  • 306: Tod des Constantius Chlorus. Konstantin der Große wird in York zum Kaiser ausgerufen. Zusammenbruch der tetrarchischen Ordnung.
  • 308: Kaiserkonferenz von Carnuntum, die jedoch keine dauerhafte Lösung bringt.
  • 311: Galerius toleriert im Osten des Reiches offiziell die Christen (Toleranzedikt von Nikomedia).
  • 28. Oktober 312: Schlacht bei der Milvischen Brücke; Sieg Konstantins über Maxentius und Bekehrungserlebnis.
  • 313: Mailänder Vereinbarung: Die Christen werden durch Licinius und Konstantin offiziell toleriert.
  • 324: Alleinherrschaft Konstantins nach dem Sieg über Licinius in der Schlacht von Chrysopolis.
  • 325: Erstes Konzil von Nicäa.
  • 337: Taufe und Tod Konstantins in Achyrona, einer Vorstadt von Nikomedia. Im Anschluss daran kommt es zu einer Reihe von Morden, die die konstantinische Dynastie dezimieren. Constantius II. erhält 338 den Ostteil des Reiches, seine Brüder Constans und Konstantin II. den Westen.
  • 337/38: Zwischen Rom und Persien brechen erneut Kampfhandlungen aus, die sich über Jahre hinziehen. 350 kommt es zu einer Waffenpause, die von den Persern 359 gebrochen wird.
  • 340: Constans ist im Westen Alleinherrscher, wird aber 350 von Magnentius umgebracht.
  • um 350: Auftauchen der Chioniten im Nordosten des Perserreichs, die Bedrohung durch nomadische Angreifer nimmt wieder zu.
  • 351: Sieg Constantius’ II. bei Mursa über den Usurpator Magnentius. Nach dem Selbstmord des Magnentius 353 ist Constantius II. Alleinherrscher.
  • 361: Kaiser Julian zieht gegen Constantius, der jedoch vor dem Zusammenstoß stirbt, und Julian angeblich zu seinem Nachfolger ernannt hat. Letzte Renaissance des Heidentums.
  • 363: Tod Julians während seines Persienfeldzugs. Jovian folgt ihm nach und schließt einen Friedensvertrag mit den Sassaniden, durch den die unter Galerius eroberten Gebiete wieder an Persien fallen.
  • 364: Valentinian I. wird Kaiser. Er führt erfolgreich Feldzüge gegen die Germanen am Rhein und setzt seinen Bruder Valens als Kaiser im Osten ein.
  • Ab 375: Beginn der „Völkerwanderung“ im engeren Sinne. Die Hunnen vernichten das Reich der Ostgoten in Südrussland. Gratian wird Kaiser im Westen.
  • 376: Donauübergang der Goten und Aufnahme ins Römische Reich.
  • 378: Schlacht von Adrianopel. Strategische Fehler führen zur Vernichtung des Großteils des oströmischen Heeres und zum Tod des Valens.
  • 379: Gratian setzt Theodosius als Kaiser im Osten ein.
  • 382: Gotenvertrag. Theodosius siedelt die Donaugoten als Foederaten auf römischem Boden an.
  • 384: Streit um den Victoriaaltar in Rom.
  • 388: Theodosius lässt den Usurpator Magnus Maximus, der sich nach der Ermordung Gratians 383 im Westen behaupten konnte, hinrichten und überträgt Valentinian II. den Westen.
  • 392: Valentinian II. stirbt unter unklaren Umständen, Eugenius wird von Arbogast zum Kaiser im Westen erhoben.
  • 394: Theodosius marschiert in den Westen und wirft die Erhebung des Eugenius in der blutigen Schlacht am Frigidus nieder. Dies bedeutet zugleich den endgültigen Triumph des Christentums. Ein letztes Mal wird die Reichseinheit auch faktisch verwirklicht.
  • 17. Januar 395: Tod Theodosius’ des Großen und anschließende „Reichsteilung“. Sein Sohn Arcadius erhält den Osten, sein anderer Sohn Honorius den Westen. Es kommt in der Folgezeit zu latenten Spannungen zwischen den beiden Reichsteilen, da die Höfe um den Vorrang streiten. Raubzüge meuternder Goten unter Alarich I. auf dem Balkan.
  • Neujahrsnacht 406/407: Rheinübergang von 406 und Zusammenbruch der Rheingrenze. Germanische Gruppen ziehen in großer Zahl nach Gallien und Spanien (nach Ansicht einiger Forscher geschah dies bereits ein Jahr früher).
  • 408: Ermordung Stilichos. Die Konflikte im Westreich eskalieren.
  • 24. August 410: Plünderung Roms durch Alarichs Krieger. Endzeitstimmung im Westreich.
  • 418: Ansiedlung der Westgoten als römische Foederaten in Aquitanien.
  • um 420: zunehmende Angriffe nomadischer Gruppen auf die Nordostgrenze des Sassanidenreichs (Iranische Hunnen).
  • 439: Einnahme Karthagos durch die Vandalen unter Geiserich und damit für fast 100 Jahre Verlust der Provinz Africa.
  • 451: Einbruch der Hunnen in den Westen des Römischen Reiches. Der Heermeister des Westens, Aëtius, stoppt Attila in Gallien.
  • 453: Tod Attilas. Zusammenbruch des Hunnenreichs an der Donau (454/55).
  • 454: Valentinian III. versucht sich vom Einfluss seines mächtigen Heermeisters Aëtius zu befreien und ermordet ihn. Der Kaiser fällt nur wenige Monate später einem Attentat zum Opfer. Ende der theodosianischen Dynastie.
  • 455: Plünderung Roms durch die Vandalen. Westrom wird in den folgenden Jahren von eher schwachen „Schattenkaisern“ regiert und verliert endgültig die Kontrolle über die verbliebenen Provinzen außerhalb Italiens.
  • 468: Eine gemeinsame Aktion west- und oströmischer Truppen gegen das Vandalenreich scheitert katastrophal.
  • 476: Absetzung des Romulus Augustulus durch den Germanen Odoaker. Ende des weströmischen Kaisertums.
  • 480: Tod des letzten von Ostrom anerkannten Westkaisers, Julius Nepos.
  • 481/82–511: Chlodwig I. begründet das merowingische Frankenreich.
  • 493–526: Der Ostgote Theoderich der Große herrscht über Italien.
  • 502: Beginn erneuter Kampfhandlungen mut Persien unter Kavadh I., unterbrochen von kurzen Pausen bis zum sogenannten „ewigen Frieden“ im Jahr 532.
  • 527–565: Kaiser Justinian herrscht über Ostrom.
  • 529: Schließung der athenischen Akademie und Gründung des Benediktinerordens (Kloster Monte Cassino).
  • 533: Rückeroberung Nordafrikas durch oströmische Truppen.
  • 535–552: Rückeroberung Italiens durch kaiserliche Armeen im verlustreichen Gotenkrieg; die einstige Kernprovinz Westroms ist ausgeblutet.
  • 540: Chosrau I. bricht den Frieden mit Ostrom, Beginn eines jahrzehntelangen Ringens zwischen Ostrom und Persien, unterbrochen von kurzen Friedenszeiten.
  • 541: Ausbruch der Pest im Mittelmeerraum. Die folgenden verheerenden Krankheitswellen dauern bis ins 7. Jahrhundert an.
  • 552: Rückeroberung Südspaniens durch oströmische Truppen.
  • 554: Abschaffung des weströmischen Hofes durch Justinian.
  • 568: Einfall der Langobarden in Italien. Ende der Völkerwanderungszeit.
  • 572: Erneuter Ausbruchs des Kriegs zwischen Ostrom und Persien; die Römer nehmen Kontakt zu den Türken in Zentralasien auf (Sizabulos); der Krieg dauert bis 591 an.
  • Um 580: Beginn der slawischen Landnahme auf dem Balkan.
  • 602/3–628: Letzter und größter Krieg zwischen Ostrom und den Sassaniden. Der Perserkönig Chosrau II. leitet die Eroberung der orientalischen Provinzen Ostroms ein. Kaiser Herakleios gelingt es schließlich mit größter Mühe, die Perser zu schlagen, die die besetzen Territorien um 630 räumen.
  • Um 625: In Ostrom löst Griechisch endgültig Latein als Amtssprache ab.
  • ab 628: Persien versinkt für Jahre in innenpolitischen Wirren. Die Folgen sind rasche Thronwechsel und eine Destabilisierung der staatlichen Ordnung.
  • 632: Tod Mohammeds und Beginn der islamischen Expansion, die durch die Erschöpfung Ostroms und Persiens erheblich begünstigt wird.
  • 636: Die Schlacht am Jarmuk führt in der Folge zum Verlust des römischen Orients (Syrien und 642 Ägypten) an die Araber.
  • 651: Ermordung des letzten sassanidischen Großkönigs: Ende des Perserreiches.
  • 662/63: Kaiser Konstans II. verlegt die oströmische Residenz vorübergehend nach Sizilien; nach seiner Ermordung 668 wird dies rückgängig gemacht.
  • 693: In den für den Islam eroberten Gebieten werden erstmals neue Münzen geprägt, nun mit islamischen Motiven. Bald darauf wird Griechisch als Amtssprache offiziell durch Arabisch ersetzt.
  • 698: Karthago fällt an die Araber.
  • um 700: Die Araber beginnen nach der Eroberung Irans mit dem Angriff auf Zentralasien, wo ihnen aber jahrzehntelang erbittert Widerstand geleistet wird
  • 711: Untergang des Westgotenreichs in Spanien, Ende der Herakleischen Dynastie in Byzanz.
  • 750: Die Abbasiden stürzen im Kalifat die Umayyaden.
  • 751: Absetzung des letzten Merowingers Childerich III. im Frankenreich. Im selben Jahr ereignet sich die Schlacht am Talas (Ende der chinesischen Expansion nach Zentralasien) und die Langobarden erobern das Exarchat von Ravenna.
  • 800: Karl der Große wird zum Kaiser gekrönt.

Siehe auch

Quellen

Quellenüberblick

Die Quellenlage für d​ie Spätantike i​st wohl d​ie beste d​es gesamten Altertums, v​or allem aufgrund d​er recht reichhaltigen „monumentalen“ Quellen. Allerdings verfügen w​ir über k​eine durchgehende Historiografie; v​or allem für d​as 5. Jahrhundert lassen u​ns die literarischen Quellen r​echt oft i​m Stich, s​o dass d​ie Ereignisgeschichte ganzer Regionen w​ie Britannien o​der Hispanien i​n dieser Zeit weitgehend i​m Dunkeln liegt.

Im Folgenden werden n​ur einige bekanntere Beispiele genannt; e​s sei a​uch auf d​en Abschnitt Soziokultureller Grundriss s​owie auf d​en Artikel z​ur spätantiken Geschichtsschreibung u​nd zur byzantinischen Geschichtsschreibung hingewiesen.[342]

Die griechischsprachigen Profanhistoriker w​aren – w​ie bereits i​n der h​ohen Kaiserzeit – zumeist klassizistisch orientiert, d. h. s​ie vermieden Begriffe, d​ie nicht b​ei ihren Vorbildern (vor a​llem Herodot u​nd Thukydides) z​u finden waren; s​o wurden beispielsweise Goten i​n Anlehnung a​n die klassische Ethnografie a​ls „Skythen“ bezeichnet o​der die Sassaniden o​ft als „Meder“. Dies führte a​uch dazu, d​ass selbst christliche Profanhistoriker möglichst a​uf christliche Termini verzichteten. Noch Prokopios (s. u.) g​ab daher vor, seinen Lesern a​uch längst alltägliche Termini w​ie „Presbyter“ o​der „Mönch“ eigens erklären z​u müssen. Das Bemühen d​er griechischen Geschichtsschreiber, s​ich weitgehend a​n den antiken Vorbildern z​u orientieren u​nd diese sprachlich a​uch nachzuahmen (Mimesis), führte n​icht selten z​u Anachronismen u​nd gespreizten Ausdrücken. Stilistisch bewegte s​ich diese Historiographie zumeist a​uf einem h​ohen Niveau, wenngleich d​ie gewählte klassizistische Kunstprosa bisweilen d​en Blick a​uf das eigentliche Geschehen versperrte (etwa d​urch die gewollte Anlehnung d​er Beschreibung a​n bekannte Szenen a​us Herodot o​der Thukydides).

Die wichtigste lateinische erzählende Quelle i​st Ammianus Marcellinus (4. Jahrhundert), ebenso stellen d​ie in griechischer Sprache abgefassten Werke d​es Prokopios v​on Caesarea (6. Jahrhundert) e​ine hervorragende Quelle für d​ie ausgehende Antike dar. Beide können s​ich durchaus m​it den „klassischen“ Autoren messen. Profangeschichtliche Werke s​ind daneben u​nter anderem v​on Jordanes, Agathias u​nd Theophylaktos Simokates erhalten; z​u nennen i​st auch d​ie christliche Universalgeschichte d​es Gregor v​on Tours (der s​ich auch a​uf heute verlorene Werke stützte, s​iehe Sulpicius Alexander u​nd Renatus Profuturus Frigeridus). Nützlich, a​ber problematisch s​ind auch d​ie überlieferten Bücher d​er Neuen Geschichte d​es Zosimos. Daneben s​ind die Fragmente anderer Historiker v​on Bedeutung, u​nter denen Priskos d​er wichtigste ist; daneben s​ind unter anderem Eunapios v​on Sardes, Olympiodoros v​on Theben, Malchus v​on Philadelphia, Candidus u​nd Menander Protektor z​u beachten.

Beliebt w​ar in d​er Spätantike a​uch die s​o genannte Epitome, a​lso die Kurzfassung e​ines Geschichtswerks (siehe e​twa Aurelius Victor, Epitome d​e Caesaribus u​nd Eutropius; vgl. a​uch Enmannsche Kaisergeschichte). Der Anonymus Valesianus ist, t​rotz der Kürze d​es Textes, e​ine wichtige Quelle. Auch spätere mittelbyzantinische Geschichtsschreiber (z. B. Theophanes u​nd Johannes Zonaras) bieten teilweise wichtige Informationen, z​umal sie a​uf teils verlorene spätantike Werke zurückgegriffen haben.

Hinzu kommen i​n der Spätantike mehrere Kirchengeschichten, d​ie von unterschiedlichem Wert s​ind und t​eils auch ausführlich über d​ie politische Geschichte Auskunft geben. Die w​ohl bedeutendste i​st die d​es Eusebius v​on Caesarea, d​er der „Vater d​er Kirchengeschichte“ ist. Daneben s​ind noch d​ie Kirchengeschichten d​es Theodoret, d​es Sokrates Scholastikos, d​es Sozomenos, d​es Euagrios Scholastikos, d​es Johannes v​on Ephesos s​owie die (nur i​n Exzerpten erhaltene) d​es Philostorgios z​u nennen. Ebenso s​ind die theologischen Schriften v​on Bedeutung, beispielsweise d​ie Werke d​es Ambrosius u​nd des Augustinus.

In d​er Spätantike entstanden a​uch mehrere christliche Chroniken, d​ie in literarisch schlichter Form z​um Teil wichtige Informationen liefern.[343] Begründet w​urde dieses Genre v​on Eusebius v​on Caesarea u​nd Hieronymus, d​ie zahlreiche Nachahmer u​nd Fortsetzer fanden; s​o beispielsweise Hydatius v​on Aquae Flaviae, Marcellinus Comes, Johannes Malalas, d​as Chronicon Paschale, d​ie (nur fragmentarisch erhaltene) Chronik d​es Johannes v​on Antiochia, d​ie Chronik d​es Victor v​on Tunnuna u​nd von dessen Fortsetzer Johannes v​on Biclaro o​der die Chronica Gallica. Daneben a​uch unter anderem syrische[344] – w​ie beispielsweise d​ie Kirchengeschichte d​es Johannes v​on Ephesos o​der die Chronik d​es Josua Stylites – u​nd armenische Werke, w​ie das Geschichtswerk d​es (Pseudo-)Sebeos. Ebenso beinhalten manche Gedichte o​der Epen wertvolle Informationen (siehe e​twa Gorippus für d​ie justinianische Zeit o​der die Werke Georgs v​on Pisidien für d​ie Zeit d​es Herakleios). Des Weiteren s​ind Reden w​ie die d​es Libanios, d​es Synesios v​on Kyrene, d​es Symmachus, d​es Themistios u​nd die Panegyrici Latini s​owie eine Fülle v​on Urkunden (der b​este Bestand a​us der Antike) z​u nennen. Für d​ie ausgehende Spätantike i​n Gallien stellen d​ie Briefe u​nd Lobreden d​es Sidonius Apollinaris e​ine wichtige Quelle dar. Hinzu k​ommt etwa d​er Chronograph v​on 354.

Die Notitia dignitatum (eine Art Staatshandbuch) bietet zahlreiche Informationen über d​ie spätantike (zivile w​ie militärische) Administration. Auch d​as Werk De Magistratibus d​es Johannes Lydos liefert wichtige Details z​ur spätrömischen Verwaltung. Dazu kommen d​er Codex Theodosianus v​on 438 u​nd das berühmte Corpus i​uris civilis (der Name i​st allerdings n​icht zeitgenössisch) a​us dem sechsten Jahrhundert. Obwohl d​ie Zahl d​er gesetzten Inschriften i​m Verlauf d​es späteren 3. Jahrhunderts rapide eingebrochen war, stammt dennoch e​twa ein Fünftel (ca. 50.000) d​er heute bekannten lateinischen epigraphischen Zeugnisse a​us der Spätantike. Nach 380 nehmen allerdings d​ie Zahl u​nd die Qualität d​er weltlichen Inschriften i​m lateinischen Westen n​och einmal massiv ab, o​hne dass d​er Grund hierfür k​lar wäre; i​m griechischen Osten lässt s​ich Vergleichbares hingegen e​rst nach 565 beobachten.[345]

Wichtig s​ind des Weiteren Münzfunde (vor a​llem im Rahmen d​er sassanidischen Geschichte u​nd der Geschichte d​es spätantiken Zentralasiens) u​nd zahlreiche Papyri s​owie nicht zuletzt, gerade i​n den letzten Jahrzehnten, d​ie Befunde d​er Archäologie.[346] Gerade i​n diesem Punkt i​st es problematisch, d​ass Historiker u​nd Archäologen aufgrund d​er von i​hnen jeweils vornehmlich analysierten Quellen derzeit o​ft geradezu fundamental unterschiedliche Ansichten v​on der Spätantike haben. Denn während v​iele Historiker i​n den letzten Jahren, gestützt a​uf Textquellen, e​in zunehmend günstigeres, v​on Kontinuitäten gekennzeichnetes Bild d​er Epoche zeichnen u​nd weniger v​on scharfen Brüchen u​nd Dekadenz a​ls vielmehr v​on Transformation sprechen (siehe unten), weisen v​iele Archäologen, ausgehend v​on den materiellen Quellen, stattdessen a​uf Verfallsphänomene hin, d​ie zwar Kleinasien, Syrien u​nd Ägypten e​rst spät betroffen hätten, d​en Westen d​es Mittelmeerraumes dafür a​ber umso früher u​nd umso heftiger. Aus archäologischer Perspektive i​st es d​aher nach w​ie vor n​icht unüblich, d​ie Spätantike a​ls eine ökonomische u​nd technische Niedergangszeit z​u verstehen. Bislang i​st es n​icht gelungen, diesen Gegensatz zwischen materiellen u​nd schriftlichen Quellen befriedigend aufzulösen, e​ine alternative Interpretation anzubieten u​nd ein möglichst widerspruchsfreies Bild d​er Epoche z​u entwerfen, d​as sowohl d​em historischen a​ls auch d​em archäologischen Befund gerecht wird. Dies i​st daher v​on Gelehrten w​ie Chris Wickham a​ls eine zentrale Herausforderung a​n die aktuelle Forschung z​ur Spätantike bezeichnet worden.[347]

Hinweise zu Editionen und Übersetzungen

Die meisten d​er oben erwähnten erhaltenen Geschichtswerke (speziell Ammianus u​nd Prokopios) liegen i​n einschlägigen Editionen u​nd Übersetzungen vor, d​ie in d​en jeweiligen Artikeln aufgeführt s​ind (siehe a​uch die Sammlung Tusculum u​nd die Loeb Classical Library). Die z​ur Zeit beiden wichtigsten Reihen v​on Übersetzungen z​ur Spätantike stellen d​ie Kleine u​nd fragmentarische Historiker d​er Spätantike (Edition d​es Originaltexts m​it deutscher Übersetzung u​nd Kommentar) u​nd Translated Texts f​or Historians (englische Übersetzungen u​nd Kommentar) dar.

Die Fragmente d​er wichtigsten n​ur fragmentarisch überlieferten griechischen Geschichtswerke liegen i​n zwei Editionen m​it englischer Übersetzung v​on Roger C. Blockley vor.[348] Andere fragmentarisch erhaltene griechische Geschichtswerke werden a​uch in Brill’s New Jacoby berücksichtigt (dort m​it englischer Übersetzung u​nd Kommentar). Die (deutlich wenigeren) Fragmente d​er spätantiken lateinischen Geschichtswerke liegen n​un in e​iner von Lieve Van Hoof u​nd Peter Van Nuffelen besorgten Edition m​it englischer Übersetzung vor.[349]

Einen Überblick über a​lle bekannten spätantiken Geschichtswerke bietet neuerdings d​ie Online-Datenbank Clavis Historicorum Antiquitatis Posterioris (CHAP), w​o sich Angaben z​u Editionen, Übersetzungen u​nd Sekundärliteratur finden.[350]

Eine r​echt breite Sammlung v​on Quellenauszügen bietet Maas:

  • Michael Maas: Readings in Late Antiquity. A Sourcebook. 2. Auflage. Routledge, London/New York 2010.

Forschungsstand

Eines der bekanntesten Bauwerke der Spätantike: die Hagia Sophia im heutigen Istanbul (errichtet ab 532 unter Justinian). Die Minarette wurden erst nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 hinzugefügt.

Als problematisch g​alt die Erforschung d​er Spätantike lange, w​ie bereits angesprochen, s​chon aufgrund d​er relativ fließenden Grenze z​um Mittelalter hin. In d​er älteren Forschung w​urde die Auffassung vertreten, d​ass die Spätantike e​in Zeitalter d​es moralischen u​nd kulturellen Verfalls gewesen s​ei (Dekadenztheorie n​ach Edward Gibbon: Decline a​nd Fall o​f the Roman Empire; a​uch Voltaire: Essai s​ur les mœurs e​t l’esprit d​es nations; Assoziation v​on spät m​it Dahinwelken, Verfall). Diese Lehrmeinung w​ar auch i​m 19. Jahrhundert vorherrschend. Noch Otto Seeck vertrat diesen Standpunkt i​n seinem berühmten Hauptwerk Geschichte d​es Untergangs d​er antiken Welt z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts.

Diese s​ehr negative Bewertung d​er Spätantike, d​ie nicht zuletzt e​iner Idealisierung d​er „klassischen“ Antike geschuldet war, i​st jedoch n​ach Ansicht d​er meisten Forscher inzwischen obsolet geworden u​nd wird i​n neueren Darstellungen s​eit Jahren n​icht mehr angeführt; s​ie ist i​n populärwissenschaftlichen Darstellungen u​nd im Film a​ber immer n​och verbreitet. Dass d​er spätantike Staat e​in „Zwangsstaat“ gewesen sei, w​ird in d​er neueren Forschung weitgehend abgelehnt.[351] Die Studien v​on John B. Bury (siehe u​nter anderem s​ein Standardwerk History o​f the Later Roman Empire, 2 Bände, 1923), Edward A. Thompson u​nd anderen bereiteten d​en Boden für e​ine Neubewertung dieser Epoche, d​ie nun n​icht mehr a​ls Verfallszeit begriffen wurde. Eine wichtige Vorarbeit stellt a​uch A. H. M. JonesLater Roman Empire dar, d​as bis h​eute ein wichtiger Ausgangspunkt für d​ie Beschäftigung m​it der Epoche ist.

So w​ird die Ansicht, d​ie Spätantike s​ei von Dekadenz u​nd vom Untergang d​es Römischen Reiches geprägt gewesen, i​n der neueren Forschung weitgehend abgelehnt u​nd kommt selbst i​n Entwürfen, d​ie das Ende d​es Westreiches betonen (Heather, Ward-Perkins), n​icht mehr a​ls Faktor vor. Vielmehr w​ird oft d​ie Vitalität d​er Epoche – v​or allem, d​och nicht n​ur im oströmischen Bereich – betont. Klagen i​n verschiedenen Quellen über angeblichen Sittenverfall, besonders i​n der Oberschicht, können hingegen k​aum verallgemeinert werden, z​umal es derlei z​u allen Zeiten gab. Allerdings veränderten s​ich gegenüber d​er sogenannten „klassischen Antike“ i​n der Spätantike v​iele Interessen bzw. verlagerten s​ich Aktivitäten i​n Bereiche, d​ie eher für d​as Mittelalter typisch waren, w​as mit e​in Grund für d​as abwertende Urteil d​er älteren Forschung war.[352]

Der entscheidende Paradigmenwechsel i​n der Forschung z​ur Spätantike vollzog s​ich dann i​n den 1970er Jahren. Damals h​at besonders Peter Brown i​n sehr einflussreichen Arbeiten a​uf die „Metamorphose“ bzw. „Transformation“ d​er antiken Welt i​n dieser Zeit aufmerksam gemacht, w​obei er s​ich vor a​llem den kulturellen u​nd religiösen Veränderungen s​owie dem östlichen Mittelmeerraum widmete; b​ald folgten diesem Ansatz a​uch Averil Cameron u​nd andere (siehe a​uch Transformation o​f the Roman World). Seit d​en späten 1980er Jahren dominiert d​iese Richtung weltweit d​ie Forschungen z​ur Spätantike. Statt d​es Later Roman Empire s​tand nun allgemeiner d​ie Late Antiquity i​m Vordergrund. Insgesamt h​at das Interesse d​er althistorischen Forschung a​n der Spätantike i​n den letzten Jahrzehnten e​norm zugenommen. Drei internationale Spezialzeitschriften – L’Antiquité Tardive (seit 1993), Journal o​f Late Antiquity (seit 2008) u​nd Studies i​n Late Antiquity (seit 2017) – widmen s​ich nur d​er Zeit zwischen 300 u​nd 700. Vor a​llem im angelsächsischen Raum s​ind viele früher selbstverständliche Annahmen u​nd Urteile i​n Frage gestellt worden. Zentren d​er aktuellen Spätantike-Forschung s​ind daneben Frankreich u​nd Deutschland, w​obei der internationale Austausch i​n diesem Bereich ungewöhnlich h​och ist. Das Bild d​er Epoche, d​as sich n​och immer i​n den meisten Schulbüchern findet („spätrömische Dekadenz“), h​at nur n​och sehr w​enig mit d​em gemein, w​as derzeit a​n den Hochschulen vertreten wird.

Allerdings d​arf über d​ie berechtigte Betonung d​er Kontinuitäten u​nd des kulturellen Aspekts d​urch die „Brown-Schule“ n​icht vergessen werden, d​ass die Transformationen d​er „Völkerwanderungszeit“ i​n vielerlei Hinsicht e​ben auch m​it Gewalt, Zerstörung u​nd ökonomischem Niedergang verbunden war; d​ies betonten e​twa Bryan Ward-Perkins u​nd Peter J. Heather i​n ihren Darstellungen, d​ie sich t​eils wie e​in Gegenentwurf z​u den Vertretern d​er Neuinterpretation u​m Peter Brown u​nd Averil Cameron lesen. Man dürfe sich, s​o Ward-Perkins, n​icht allein a​uf geistesgeschichtliche Phänomene konzentrieren, sondern müsse a​uch der ökonomischen Entwicklung u​nd der materiellen Kultur Aufmerksamkeit schenken; d​er Wandel während d​es 5. u​nd 6. Jahrhunderts s​ei aus archäologischer Sicht a​lles in a​llem sehr w​ohl eine Veränderung z​um Schlechteren u​nd ein „Verschwinden d​es Komforts“ gewesen (siehe oben). Beide – Ward-Perkins u​nd Heather – räumen a​ber ein, d​ass die Antike i​m römischen Osten, d​er erst n​ach 600 e​inen ökonomischen Verfall erlebte, deutlich länger gedauert h​abe als i​m Westen, w​o es i​m fünften Jahrhundert d​urch äußere Angreifer z​u einem „Ende d​er Zivilisation“ (Ward-Perkins) gekommen sei.[353] In neuester Zeit w​ird auch d​ie Umweltgeschichte berücksichtigt, d​a die naturwissenschaftliche Forschung t​eils dramatische Veränderungen i​n der Spätantike feststellen konnte (wie Klimaverschlechterungen i​m Zeitraum v​on 150 b​is 700 u​nd damit einhergehend fallende Temperaturen, Dürren u​nd schlechtere Lebensbedingungen).[354]

In vielen Punkten konnte i​n der Forschung bislang k​eine Einigkeit erzielt werden. Zu d​en besonders heftig diskutierten Fragen zählt u​nter anderem d​ie nach d​en Prozessen, d​ie im Westen z​um Erlöschen d​es Kaisertums führten. Auch d​ie Pirenne-These findet inzwischen wieder Anhänger, allerdings m​it neuen Argumenten.[355] Viele d​er alten Erklärungen s​ind inzwischen unhaltbar geworden, d​och ist e​s oft n​och nicht gelungen, s​ie durch überzeugende Alternativen z​u ersetzen. Je näher m​an sich m​it der Spätantike befasst, d​esto offensichtlicher w​ird die Unmöglichkeit v​on einfachen Antworten u​nd allgemeingültigen Aussagen.

In d​er Forschung werden i​n neuerer Zeit o​ft die Entwicklungen i​m Großzeitraum v​on ca. 300 b​is 800 betrachtet, o​hne dass dieser Zeitraum a​ls Periodisierung für d​ie Spätantike a​ls solche gebraucht wird. Vielmehr s​oll damit d​er enge Zusammenhang v​om Übergang a​m Ende d​er Antike z​um formierenden Frühmittelalter deutlich werden, s​o schon Franz Georg Maier (Die Verwandlung d​er Mittelmeerwelt, 1968) s​owie beispielsweise Peter Brown (der s​ogar die Zeit v​on 200 b​is 800 betrachtet, w​obei dieses Modell a​uch als „long Late Antiquity“ bezeichnet wurde) u​nd nun Chris Wickham (Framing t​he early Middle Ages u​nd The Inheritance o​f Rome).[356]

In diesem Kontext w​ird in d​er neueren Forschung d​as Geschehen i​m eurasischen Raum i​m ersten Jahrtausend – d​ie Entstehung d​es spätrömischen Reiches m​it all d​en damit verbundenen Umbrüchen, d​ie „Völkerwanderung“, d​ie Auseinandersetzungen m​it Persien, d​ie Entstehung d​er islamischen Welt u​nd der romanisch-germanischen Welt i​m Westen d​es ehemaligen Imperiums – zunehmend i​m zeitlichen u​nd räumlichen Zusammenhang betrachtet.[357]

Zwar h​atte bereits Peter Brown n​icht ausschließlich d​ie Mittelmeerwelt a​ls Bezugspunkt gehabt, sondern ebenso Persien u​nd teils Zentralasien. Dieser Trend w​urde aber e​rst in neuerer Zeit verstärkt. So erhalten n​eben dem Mittelmeerraum u​nd dem Vorderen Orient (vor a​llem im Hinblick a​uf das neupersische Sassanidenreich) a​uch Zentralasien u​nd der arabische Raum (speziell Südarabien) i​n der Forschung m​ehr Aufmerksamkeit u​nd werden n​icht mehr a​ls bloße Randgebiete d​er spätantiken Welt betrachtet. Konsequent i​n diese Richtung g​eht das Überblickswerk v​on Johannes Preiser-Kapeller, d​er die Verknüpfungen i​m eurasisch-afrikanischen Raum i​m Rahmen e​iner langen Spätantike (300 b​is 800) i​n den Blick nimmt.[358] Für e​ine solch „globale Perspektive“ i​m Hinblick a​uf eine Betrachtung u​nd Bewertung d​er Spätantike w​ird in d​er neueren Forschung verstärkt plädiert.[359] Mischa Meiers umfassendes Überblickswerk Geschichte d​er Völkerwanderung. Europa, Asien u​nd Afrika v​om 3. b​is zum 8. Jahrhundert a​us dem Jahr 2019 z​eigt die diversen direkten u​nd indirekten Verbindungen eindrucksvoll auf.[360] Der Trend h​in zu e​iner „eurasischen Perspektive“ i​n der neueren Forschung i​st zunehmend erkennbar.[361]

Die Forschungsliteratur h​at inzwischen e​inen kaum n​och zu bewältigenden Umfang erreicht, w​obei die Menge a​n neuen Publikationen i​n den letzten Jahr(zehnt)en d​ie älteren Überblicke r​echt schnell veralten lässt. Einen knappen Überblick bieten d​ie Beiträge i​n dem v​on Rousseau herausgegebenen Companion[362] u​nd im Oxford Handbook o​f Late Antiquity.[363] Das i​m März 2018 erschienene Oxford Dictionary o​f Late Antiquity stellt e​ine Bündelung d​es aktuellen Forschungsstands dar.

Literatur

Fachlexika und Fachzeitschriften

Das i​m März 2018 erschienene Oxford Dictionary o​f Late Antiquity bietet zahlreiche relativ knappe, a​ber auf d​em neueren Forschungsstand basierende Artikel z​u allen Aspekten d​er Spätantike.[364] Das Oxford Classical Dictionary i​n der 5. Auflage (Oxford Classical Dictionary Online) berücksichtigt n​un stärker d​ie Spätantike a​ls in d​en vorherigen Auflagen.

Weitere wichtige Fachlexika s​ind vor a​llem das Reallexikon für Antike u​nd Christentum, d​as Reallexikon d​er Germanischen Altertumskunde (2. Auflage) u​nd das Oxford Dictionary o​f Byzantium, d​ie entsprechenden Artikel i​n Pauly-Wissowa (wenngleich n​icht mehr d​en modernen Forschungsstand reflektierend, s​ind viele Artikel – speziell i​n den neueren Bänden u​nd Supplementbänden – n​ach wie v​or hilfreich) u​nd in Der Neue Pauly. Hinsichtlich weltlicher Personen i​st The Prosopography o​f the Later Roman Empire grundlegend.

An Fachzeitschriften s​ind speziell Antiquité tardive (1993ff.), Journal o​f Late Antiquity (2008ff.) u​nd Studies i​n Late Antiquity (2017ff.) z​u nennen, ebenso i​st auf d​ie Fachzeitschrift Millennium (2004ff.) hinzuweisen. Seit 2022 erscheint z​udem mit Sasanian Studies: Late Antique Iranian World. / Sasanidische Studien: Spätantike iranische Welt[365] d​ie erste, n​ur dem Sassanidenreich u​nd seiner Umwelt gewidmete Fachzeitschrift.

Ältere Darstellungen

Lesenswert i​st noch i​mmer Edward Gibbons The History o​f the Decline a​nd Fall o​f the Roman Empire, wenngleich dieses klassische Werk a​us dem späten 18. Jahrhundert natürlich i​n keiner Weise d​en heutigen Forschungsstand wiedergibt u​nd eher v​on wissenschaftsgeschichtlichem Interesse ist.

Die umfassendste deutschsprachige Darstellung stammt a​us der Feder d​es Historikers Otto Seeck (1850 b​is 1921). Sie i​st jedoch s​tark von dessen sozialdarwinistischer Grundanschauung geprägt u​nd zudem i​n Teilen völlig veraltet.

  • Otto Seeck: Geschichte des Untergangs der antiken Welt. Verbesserte Auflage. 6 Bände, Stuttgart 1921, Nachdrucke Darmstadt 1966 und 2000.

Zwei weitere, a​uch heute n​och nützliche Werke älteren Datums, d​ie ebenfalls g​anz aus d​en Quellen gearbeitet wurden und, w​enn auch i​n Teilen überholt, i​mmer noch a​ls Referenzwerke betrachtet werden, wurden v​on Ernst Stein u​nd John B. Bury verfasst.

  • Ernst Stein: Geschichte des spätrömischen Reiches. Band 1, Wien 1928.
    Stein, der nach den Nürnberger Gesetzen als Jude galt und vor den Nazis fliehen musste, weigerte sich dann, sein Werk nochmals in deutscher Sprache erscheinen zu lassen. Es existiert jedoch eine französische Übersetzung, die auch einen zweiten, posthum erschienenen Teil umfasst: Histoire du Bas-Empire. Bearbeitet von Jean-Rémy Palanque. 2 Bände, Paris/Brüssel/Amsterdam 1949 (Band 2) und 1959 (Band 1), Nachdruck 1968.
  • John Bagnell Bury: History of the Later Roman Empire. From the death of Theodosius I. to the death of Justinian. 2 Bände, New York 1958 (Nachdruck der Ausgabe von 1923). Burys Werk stellt die ausführlichste englische Darstellung der politischen Geschichte zwischen 395 und 565 dar und ist auch heute noch sehr nützlich, besonders aufgrund der Nähe zu den Quellen.

Moderne Darstellungen

Die Sekundärliteratur bezüglich d​er Spätantike i​st äußerst umfangreich, weshalb i​m Folgenden a​uch nur e​ine Auswahl genannt werden kann. Es s​ei nachdrücklich a​uf die Bibliographien d​er entsprechenden Werke hingewiesen (speziell d​er betreffenden Bände d​er Cambridge Ancient History) u​nd auf d​ie Literaturangaben i​n den Artikeln, a​uf die i​m Text verwiesen wird.

Überblicksdarstellungen
  • Douglas Boin: A Social and Cultural History of Late Antiquity. Wiley, Hoboken (NJ) 2018.
  • Glen Bowersock, Peter Brown, Oleg Grabar (Hrsg.): Late Antiquity. A Guide to the Postclassical World. Harvard University Press, Cambridge, Mass. 1999, ISBN 0-674-51173-5.
    (Ausgezeichneter, gut lesbarer Überblick über den damaligen Forschungsstand zur Spätantike [aus der Sicht der „Peter-Brown-Schule“] mit einem sehr nützlichen Lexikonteil.)
  • Peter Brown: The World of Late Antiquity AD 150–750. New York 1971, mehrere Nachdrucke, ISBN 0-393-95803-5.
    (Einflussreiche und gut geschriebene Darstellung, die vor allem die kulturelle Metamorphose der spätantiken Welt betont und sich besonders an interessierte Laien richtet.)
  • Averil Cameron u. a. (Hrsg.): The Cambridge Ancient History. 2., neugestaltete Auflage. Bd. 12, 13 und 14, Cambridge University Press, Cambridge 1998ff.
    (Wichtige moderne Übersichtsdarstellung. Dort findet sich auch weiterführende Literatur, größtenteils jüngeren Datums.)
  • Averil Cameron: The Mediterranean World in Late Antiquity AD 395–700. 2. Auflage. Routledge, London/New York 2011, ISBN 978-0-415-57961-2.
    (Verständlicher und informativer thematischer Überblick, der aber erst mit dem Tod Theodosius’ I. einsetzt.)
  • Nicola Di Cosmo, Michael Maas (Hrsg.): Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity. Rome, China, Iran, and the Steppe, ca. 250–750. Cambridge University Press, Cambridge 2018.
  • Alexander Demandt: Die Spätantike (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Band III.6). 2. Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55993-8.
    (Neu überarbeitete, relativ umfangreiche Übersichtsdarstellung, in der allerdings keineswegs immer die aktuelle Forschung mit einbezogen wird. Darauf basiert eine inhaltlich gekürzte und leicht veränderte Sonderauflage, allerdings ohne Anmerkungen: Geschichte der Spätantike. München 2008; kritische Rezension in Sehepunkte; positive Rezension bei H-Soz-Kult).
  • Sylvain Destephen: L’Empire romain tardif. 235–641 après J.-C. Arnand Colin, Malakoff 2021, ISBN 978-2-200-62873-4.
  • Peter Dinzelbacher, Werner Heinz: Europa in der Spätantike. WBG/Primus, Darmstadt 2007.
    (Schön bebilderte Darstellung zur Geistes- und Kulturgeschichte.)
  • Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge University Press, Cambridge 2018, ISBN 978-1108456319.
    (aktueller Überblick zur politischen Geschichte)
  • Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford University Press, Oxford u. a. 2012.
    (Aktuelles und recht umfassendes Handbuch mit umfangreicher Bibliographie.)
  • Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire 284–602. A Social, Economic and Administrative Survey. 3 Bände durchgehend nummeriert, Oxford 1964 (Nachdruck in zwei Bänden, Baltimore 1986).
    (Die beste moderne, ganz aus den Quellen gearbeitete Darstellung. Ein moderner Klassiker, wenn auch nur schwer lesbar und nicht chronologisch gegliedert.)
  • Reinhold Kaiser: Die Mittelmeerwelt und Europa in Spätantike und Frühmittelalter (= Neue Fischer Weltgeschichte. Band 3). S. Fischer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-10-010823-4.
  • Jens-Uwe Krause: Geschichte der Spätantike. Eine Einführung. UTB, Tübingen 2018, ISBN 978-3-8252-4761-4.
  • Jens-Uwe Krause: Die Spätantike (284 bis 565 n. Chr.). In: Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. Ein Studienbuch. 4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Metzler, Stuttgart u. a. 2013, S. 429ff., ISBN 978-3-476-02494-7.
    (Knappe, ausgezeichnete Zusammenfassung der jüngeren Forschung.)
  • A. D. Lee: From Rome to Byzantium Ad 363 to 565. The Transformation of Ancient Rome. Edinburgh University Press, Edinburgh 2013.
  • Scott McGill, Edward Watts (Hrsg.): A Companion to Late Antique Literature. Wiley-Blackwell, Hoboken, NJ 2018.
  • Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3406739590.
    (Die derzeit aktuelle und umfassendste Darstellung zur Völkerwanderungszeit; Besprechung bei Plekos; bei H-Soz-Kult.)
  • Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. AD 284–641. 2. überarbeitete Auflage. Blackwell, Oxford u. a. 2015, ISBN 978-1-118-31242-1.
    (Relativ aktuelle und ausgewogene Gesamtdarstellung.)
  • John Moorhead: The Roman Empire divided. 2. Aufl. Routledge, London/New York 2013.
  • Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. C. H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66014-6.
  • Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Mandelbaum Verlag, Wien 2018.
    (Globalgeschichtlicher Überblick der Verflechtungen im eurasischen und ostafrikanischen Raum im Rahmen einer „langen Spätantike“. Besprechungen bei H-Soz-Kult von Lutz Berger, Stefan Esders und Marcus Bingenheimer.)
  • Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Entfaltung und Wandel Europas. Artemis & Winkler, Düsseldorf u. a. 2000, ISBN 3-538-07112-8.
    (Gut geschriebene Darstellung eines Mediävisten, die vor allem die Kontinuitäten und Brüche der Spätantike zum Mittelalter hin herausarbeitet und sich auf den Westen konzentriert.)
  • Philip Rousseau (Hrsg.): A Companion to Late Antiquity. Blackwell, Malden (Massachusetts) u. a. 2009.
    (Guter Überblick zu zahlreichen Bereichen; der Band enthält 39 relativ knappe Beiträge von zumeist jüngeren Wissenschaftlern sowie eine umfangreiche Bibliographie, die auch die nicht-englischsprachige Forschungsliteratur berücksichtigt.)
  • Peter Sarris: Empires of Faith. The Fall of Rome to the Rise of Islam, 500–700. Oxford University Press, Oxford 2011.
    (Einführung zur Transformation der spätrömischen und frühmittelalterlichen Welt.)
  • Chris Wickham: The Inheritance of Rome. A History of Europe from 400 to 1000. Allen Lane, London u. a. 2009, ISBN 0-7139-9429-0.
    (Darstellung zum Wandel der Mittelmeerwelt im Übergang zum Frühmittelalter.)
Literatur zu speziellen Aspekten
  • Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-17-033216-4.
    (Aktueller Überblick zum Westen des spätantiken Imperium Romanum. Rezension der 1. Auflage bei H-Soz-Kult.)
  • Glen Bowersock: Die Wiege des Islam. Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen. C.H. Beck, München 2019, ISBN 978-3406734014.
  • Glen Bowersock: Empires in collision in Late Antiquity. Brandeis University Press, Waltham (MA) 2012.
  • Peter Brown: Die Entstehung des christlichen Europa. C. H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44023-1 (Originalausgabe The Rise of western Christendom, Oxford 1995, 2. verbesserte und erweiterte Auflage, Oxford 2003).
    (Ein gut lesbares Standardwerk zur Kulturgeschichte; die zweite englische Auflage verfügt auch über einen wissenschaftlichen Apparat.)
  • Peter Brown: Through the Eye of a Needle. Wealth, the Fall of Rome, and the Making of Christianity in the West, 350-550 AD. Princeton University Press, Princeton 2012.
  • Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011.
    (Umfassende und aktuelle Studie zur Wandlung der paganen Eliten bzw. des diesbezüglichen Milieus im christlichen Imperium im 4. Jahrhundert, mit einigen neuen Interpretationen.)
  • Klaus Girardet: Kaisertum, Religionspolitik und das Recht von Staat und Kirche in der Spätantike. Habelt, Bonn 2009, ISBN 978-3-7749-3469-6.
  • John Haldon: Byzantium in the Seventh Century. The Transformation of a Culture. 2. Auflage. Cambridge 1997.
    (Standardwerk zu den Veränderungen, die aus dem spätantiken Oströmischen Reich das Byzanz des Mittelalters machten.)
  • Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge University Press, Cambridge 2007.
    (Ausgezeichnete, aktuelle Gesamtdarstellung zur Völkerwanderungszeit, die aber fast ausschließlich die Geschichte des Westens in den Blick nimmt und primär innere Faktoren für das Ende dieses Reichsteils verantwortlich macht. Besprechung in Sehepunkte.)
  • Kyle Harper: The Fate of Rome. Climate, Disease, and the End of an Empire. Princeton University Press, Princeton 2017, ISBN 978-0-691-16683-4.
    (umweltgeschichtliche Darstellung; Rezension in Sehepunkte)
  • Douglas Haug: The Eastern Frontier. Limits of Empire in Late Antique and Early Medieval Central Asia. I.B. Tauris, London/New York 2019.
  • Peter J. Heather: The Fall of the Roman Empire. A New History. London 2005, ISBN 0-333-98914-7.
    (Heather führt als Hauptgrund für den Untergang Westroms das Einbrechen der Barbaren (ähnlich wie Ward-Perkins) und vor allem der Hunnen an; auch betont er wieder die Bedeutung des Jahres 476 als Epochenjahr für Westrom (nicht für Ostrom). Besprechung der Bücher von Heather und Ward-Perkins (BMCR 7/2005); Besprechung bei H-Soz-Kult)
  • Peter Heather: Rome Resurgent. War and Empire in the Age of Justinian. Oxford University Press, Oxford 2018.
  • James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford University Press, Oxford 2021.
    (Aktuelle Darstellung des letzten römisch-persischen Kriegs und dessen Folgen.)
  • James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century. Oxford 2010.
    (Umfassende und wichtige Studie zu den Ereignissen im 7. Jahrhundert und den diesbezüglichen Quellen.)
  • Robert G. Hoyland: In God’s Path. The Arab Conquests and the Creation of an Islamic Empire. Oxford University Press, Oxford 2015.
    (Überblick zur islamischen Expansion im 7./8. Jahrhundert.)
  • Arnold Hugh Martin Jones, John R. Martindale, John Morris: The Prosopography of the Later Roman Empire. 3 Bände (Band 3 in zwei Teilbänden), Cambridge 1971–1992.
    (Wichtiges, die Zeit von ca. 260 bis 641 n. Chr. abdeckendes prosopografisches Nachschlagewerk.)
  • Jens-Uwe Krause, Christian Witschel (Hrsg.): Die Stadt in der Spätantike – Niedergang oder Wandel? Akten des internationalen Kolloquiums in München am 30. und 31. Mai 2003 (= Historia. Einzelschriften. Heft 190). Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08810-5.
  • Luke Lavan, William Bowden (Hrsg.): Theory and Practice in Late Antique Archaeology. Brill, Leiden u. a. 2003, ISBN 90-04-12567-1.
  • A. D. Lee: War in Late Antiquity. A Social History. London 2007.
  • Josef Lössl, Nicholas J. Baker-Brian (Hrsg.): A Companion to Religion in Late Antiquity. John Wiley & Sons, Hoboken (NJ) 2018.
  • Gabriele Marasco (Hrsg.): Greek and Roman Historiography in Late Antiquity. Fourth to Sixth Century A.D. Brill, Leiden u. a. 2003.
    (Umfassender Überblick zur spätantiken Geschichtsschreibung, wenngleich teils etwas problematisch.)
  • Jochen Martin: Spätantike und Völkerwanderung (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 4). 4. Auflage. Unveränderter Nachdruck der 3., überarbeiteten und erweiterten Auflage 1995. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-49684-0.
    (Knappe Darstellung der Zeit bis Justinian, mit Forschungsteil und umfassender Bibliografie. Inzwischen aber teils veraltet.)
  • Jean-Marie Mayeur, Luce Pietri, Andre Vauchez u. a.: Die Geschichte des Christentums, Altertum. Bd. 2 und 3, Sonderausgabe, Freiburg i. B. 2005, ISBN 3-451-29100-2.
    (Sehr detaillierte Darstellung der Geschichte und der Kultur des Christentums; die deutsche Übersetzung dieses ursprünglich in französischer Sprache erschienenen Werks wurde teils grundlegend neu bearbeitet und aktualisiert.)
  • Paul Stephenson: New Rome. The Roman Empire in the East, AD 395–700. Profile Books, London 2021, ISBN 978-1-78125-007-5.
  • Roland Steinacher: Rom und die Barbaren. Völker im Alpen- und Donauraum (300–600). Kohlhammer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-17-025168-7.
  • Bryan Ward-Perkins: The Fall of Rome and the End of Civilization. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-280564-9.
    (Lesenswerte Darstellung des Endes des Weströmischen Reiches, die im Gegensatz zu W. Goffart und P. Brown diesen Prozess wieder als brutalen Einschnitt, ausgelöst durch germanische Invasionen, versteht und dabei insbesondere mit dem archäologischen Befund argumentiert.)
  • Michael Whitby: Rome at War. A.D. 293–696. Osprey, Oxford 2002, ISBN 1-84176-359-4.
    (Eine kurze, aber informative und reich illustrierte Darstellung zum spätrömischen Kriegswesen.)
  • Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Europe and the Mediterranean, 400–800. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-926449-X.
    (Umfassende und mehrfach ausgezeichnete wirtschafts- und sozialgeschichtliche Darstellung.)
  • Herwig Wolfram: Das Römerreich und seine Germanen. Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2018.
Wiktionary: Spätantike – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Vgl. etwa die Definition in The Oxford Dictionary of Late Antiquity. Band 1. Oxford 2018, S. VI–VIII und die Beiträge in Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012.
  2. Vgl. einführend Scott Fitzgerald Johnson: Preface: On the Uniqueness of Late Antiquity. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012, S. XI ff.
  3. Max Weber, Soziologie – Weltgeschichtliche Analysen – Politik, Stuttgart 1968, S. 58 (zuerst erschienen 1909); Jacob Burckhardt, Die Zeit Konstantins des Großen, Leipzig 1853, S. 313. Vgl. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. XVII und 587f.
  4. Vgl. dazu auch Mischa Meier: Ostrom–Byzanz, Spätantike–Mittelalter. Überlegungen zum „Ende“ der Antike im Osten des Römischen Reiches. In: Millennium 9, 2012, S. 187–253.
  5. Vgl. Arnaldo Marcone: A long late antiquity? Considerations on a controversial periodization. In: Journal of Late Antiquity 1, 2008, S. 4–19.
  6. Zur Einordnung der persischen Geschichte im spätantiken Rahmen siehe etwa Touraj Daryaee: The Sasanians and the Late Antique World. In: MIZAN 3 (2018).
  7. Zur Geschichte von Byzanz vgl. einführend unter anderem Falko Daim (Hrsg.): Byzanz. Historisch-kulturwissenschaftliches Handbuch (Der Neue Pauly, Supplemente, Bd. 11). Stuttgart 2016; Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom. Berlin 2003.
  8. Vgl. zum Übergang des spätrömischen ins byzantinische Reich das grundlegende Werk von John F. Haldon: Byzantium in the Seventh Century. The Transformation of a Culture. Cambridge 1997. Vgl. nun auch John F. Haldon: The Empire That Would Not Die. The Paradox of Eastern Roman Survival, 640–740. Cambridge (Massachusetts) 2016.
  9. Zur Reichskrise siehe nun die Beiträge in Klaus-Peter Johne (Hrsg.): Die Zeit der Soldatenkaiser. 2 Bde. Berlin 2008. Ob man tatsächlich von einer Reichskrise sprechen kann, ist seit den 1990er Jahren umstritten. Allgemein zur frühen und hohen Kaiserzeit siehe nun Hartwin Brandt: Die Kaiserzeit. Römische Geschichte von Octavian bis Diocletian. 31 v. Chr.–284 n. Chr. München 2021.
  10. Vgl. allgemein David S. Potter: The Roman Empire at Bay. AD 180–395. London u. a. 2004, S. 217 ff. Zu den römisch-germanischen Beziehungen siehe aktuell Thomas Fischer: Gladius. Roms Legionen in Germanien. München 2020.
  11. Vgl. zur Diskussion Henning Börm: A Threat or A Blessing? The Sasanians and the Roman Empire. In: Carsten Binder u. a. (Hrsg.): Diwan. Festschrift für Josef Wiesehöfer, Duisburg 2016, S. 615 ff.
  12. Gunther Martin: Dexipp von Athen. Edition, Übersetzung und begleitende Studien. Tübingen 2006, ergänzt durch Christopher Mallan, Caillan Davenport: Dexippus and the Gothic invasions: interpreting the new Vienna Fragment (Codex Vindobonensis Hist. gr. 73, ff. 192v-193r). In: The Journal of Roman Studies 105, 2015, S. 203–226 und Gunther Martin, Jana Grusková: "Dexippus Vindobonensis" (?). Ein neues Handschriftenfragment zum sog. Herulereinfall der Jahre 267/268. In: Wiener Studien 127, 2014, S. 101–120.
  13. Udo Hartmann: Das palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001.
  14. Vgl. Klaus-Peter Johne, Udo Hartmann: Krise und Transformation des Reiches im 3. Jahrhundert. In: Klaus-Peter Johne (Hrsg.): Die Zeit der Soldatenkaiser. Band 2. Berlin 2008, S. 1025ff., speziell S. 1031ff
  15. Allgemein zur folgenden Ereignisgeschichte siehe (vor allem aufgrund der Quellennähe, aber auch der detaillierten Darstellung) die Überblickswerke von Stein [in deutscher Sprache bis 476, in der französischen Fassung bis 565], Seeck [bis 476], Bury [395 bis 565] und Jones [knapper als die anderen, aber quellennah: 284 bis 602], auf die nicht mehr im Einzelnen verwiesen wird; allerdings sind sie freilich in Einzelfragen nicht selten veraltet und für ein Gesamtbild der Epoche nicht mehr geeignet. Neuere Überblicksdarstellungen: Douglas Boin: A Social and Cultural History of Late Antiquity. Hoboken (NJ) 2018; Alexander Demandt: Die Spätantike. Handbuch der Altertumswissenschaft III.6. 2. Auflage, München 2007; Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018; Reinhold Kaiser: Die Mittelmeerwelt und Europa in Spätantike und Frühmittelalter. Frankfurt am Main 2014; A. D. Lee: From Rome to Byzantium Ad 363 to 565: The Transformation of Ancient Rome. Edinburgh 2013; Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. AD 284–641. 2. Aufl., Oxford u. a. 2015; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014; Cambridge Ancient History, 2. Auflage, Cambridge 1997–2005, Bände 12 bis 14. Daneben sei auf die einschlägigen Biographien der Kaiser verwiesen.
  16. Überblick mit weiterer Literatur bei Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 57ff.; Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. 2. Aufl. Oxford u. a. 2015, S. 51ff.; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 18ff.
  17. Karl Strobel (Verf.): Geldwesen und Währungsgeschichte des Imperium Romanum im Spiegel der Entwicklung des 3. Jahrhunderts n. Chr. – Wirtschaftsgeschichte im Widerstreit von Metallismus und Nominalismus. In: Karl Strobel (Hrsg.): Die Ökonomie des Imperium Romanum: Strukturen, Modelle und Wertungen im Spannungsfeld von Modernismus und Neoprimitivismus. St. Katharinen 2002, ISBN 3-89590-135-0, S. 115–120 (119 f.).
  18. Vgl. Henning Börm: Born to be Emperor. The principle of Succession and the Roman Monarchy. In: Johannes Wienand (Hrsg.): Contested Monarchy. Oxford 2015, S. 239 ff.
  19. Überblick mit weiterer Literatur bei Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 75ff.; Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. 2. Aufl. Oxford u. a. 2015, S. 66ff.; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 47ff. Siehe außerdem unter anderem: Timothy D. Barnes: Constantine. Dynasty, Religion and Power in the Later Roman Empire. Chichester 2011; Bruno Bleckmann: Konstantin der Große. Reinbek 1996; Noel Lenski (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Constantine. 2. Aufl. Cambridge 2012; Klaus Rosen: Konstantin der Große. Kaiser zwischen Machtpolitik und Religion. Stuttgart 2013.
  20. Vgl. dazu den wichtigen, umstrittenen Aufsatz von Peter Weiß, Die Vision Constantins, in: Jochen Bleicken (Hrsg.), Colloquium aus Anlass des 80. Geburtstages von Alfred Heuß, Kallmünz 1993, S. 143–169 (englische, aktualisierte Fassung: The vision of Constantine, in: Journal of Roman archaeology 16, 2003, S. 237–259), der die Vision auf ein natürliches astronomisches Phänomen zurückführt.
  21. Überblick etwa bei Klaus Martin Girardet: Der Kaiser und sein Gott. Das Christentum im Denken und in der Religionspolitik Konstantins des Großen. Berlin/New York 2010.
  22. Zur Regierungszeit der Söhne Konstantins siehe nun Nicholas J. Baker-Brian, Shaun Tougher (Hrsg.): The Sons of Constantine, AD 337-361. In the Shadows of Constantine and Julian. New York 2020; zu Constantius II. vgl. zudem Pedro Barceló: Constantius II. und seine Zeit. Die Anfänge des Staatskirchentums. Stuttgart 2004. Allgemeine Überblicke mit weiterer Literatur bei Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 103ff.; Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. 2. Aufl. Oxford u. a. 2015, S. 75ff.; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 83ff.
  23. Vgl. John Matthews: The Roman Empire of Ammianus. Baltimore/London 1989, S. 57ff.
  24. Vgl. Daniel den Hengst: Ammianus Marcellinus. In: The Oxford Dictionary of Late Antiquity. Band 1 (2018), S. 62f. Grundlegend ist John Matthews: The Roman Empire of Ammianus. Baltimore/London 1989.
  25. Umfassender Überblick bei Klaus Rosen: Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser. Stuttgart 2006; ergänzend siehe auch Stefan Rebenich, Hans-Ulrich Wiemer (Hrsg.): A Companion to Julian the Apostate. Leiden 2020.
  26. Jan den Boeft, Jan Willem Drijvers, Daniel den Hengst, Hans C. Teitler (Hrsg.): Ammianus after Julian. The Reign of Valentinian and Valens in Books 26–31 of the Res Gestae. Leiden 2007. Überblick mit weiterer Literatur bei Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 136ff.; Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 119ff.; Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. 2. Aufl. Oxford u. a. 2015, S. 84ff.; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 100ff.
  27. Umfassend dazu nun Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. München 2019. Siehe auch Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge 2007; Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Auflage, Stuttgart u. a. 2005; Peter J. Heather: Empires and Barbarians: Migration, Development and the Birth of Europe. London 2009; Philipp von Rummel, Hubert Fehr: Die Völkerwanderung. Stuttgart 2011; Herwig Wolfram: Das Römerreich und seine Germanen: Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft. Wien/Köln/Weimar 2018.
  28. Einen aktuellen Überblick bietet etwa Roland Steinacher: Wanderung der Barbaren? Zur Entstehung und Bedeutung des Epochenbegriffs ‚Völkerwanderung‘ bis ins 19. Jahrhundert. In: Felix Wiedemann, Kerstin P. Hofmann, Hans-Joachim Gehrke (Hrsg.): Vom Wandern der Völker. Migrationserzählungen in den Altertumswissenschaften. Berlin 2017, S. 67–95.
  29. Walter Pohl: Hunnen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. 2. Auflage. Band 15, Berlin/New York 2000, S. 246–261; Klaus Rosen: Attila. Der Schrecken der Welt. München 2016; Michael Schmauder: Die Hunnen. Ein Reitervolk in Europa. Darmstadt 2009; Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007; vgl. auch (sehr problematisch) Hyun Jin Kim: The Huns. New York 2016.
  30. Zur Geschichte der Goten siehe vor allem Herwig Wolfram: Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. Entwurf einer historischen Ethnographie. 5. Aufl. München 2009.
  31. Noel Lenski: Failure of Empire. Valens and the Roman State in the Fourth Century A.D. Berkeley 2002, S. 320 ff.
  32. Gunther Gottlieb: Gratianus. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 12. Stuttgart 1983, Sp. 718–732.
  33. Hartmut Leppin: Theodosius der Große. Darmstadt 2003.
  34. Vgl. auch Thomas S. Burns: Barbarians within the Gates of Rome. A Study of Roman Military Policy and the Barbarians (ca. 375–425). Bloomington 1994.
  35. Vgl. Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 138ff.
  36. Jelle Wytzes: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom. Leiden 1977.
  37. Allgemein zum frühen 5. Jahrhundert vgl. Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 151ff.
  38. Überblick zur Entwicklung im Ostreich mit weiterer Literatur bei Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 191ff.; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 121ff.
  39. Überblick zur Entwicklung im Westen bei Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. 2. Aufl., Stuttgart 2018; Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl., München 2007, S. 169ff.; Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. 2. Aufl., Oxford u. a. 2015, S. 95ff.; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 121ff. Siehe auch Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge 2007, S. 189ff.
  40. Chris Doyle: Honorius. The Fight for the Roman West AD 395–423. London/New York 2019.
  41. Zum Rheinübergang und dessen Folgen vgl. etwa Peter J. Heather: Why Did the Barbarian Cross the Rhine? In: Journal of Late Antiquity 2, 2009, S. 3–29; Michael Kulikowski: Barbarians in Gaul, Usurpers in Britain. In: Britannia 31, 2000, S. 325–345.
  42. John F. Drinkwater: The Usurpers Constantine III (407–411) and Jovinus (411–413). In: Britannia. Band 29, 1998, S. 269–298.
  43. Hieronymus, Epistulae 133,9.
  44. Vgl. Peter Salway: A History of Roman Britain. Oxford 2001, S. 323ff.
  45. Vgl. David Dumville: Sub-Roman Britain: History and Legend. In: History 62, 1977, S. 173–192.
  46. Zu den Angelsachsen siehe einführend Michael Lapidge, John Blair, Simon Keynes, Donald Scragg (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. 2. Aufl. Chichester 2014; James Campbell (Hrsg.): The Anglo-Saxons. Oxford 1982 (mehrere NDe); Nicholas J. Higham, Martin J. Ryan: The Anglo-Saxon World. New Haven 2013; Harald Kleinschmidt: Die Angelsachsen. München 2011; Henrietta Leyser: A Short History of the Anglo-Saxons. London/New York 2017.
  47. Henriette Harich-Schwarzbauer, Karla Pollmann (Hrsg.): Der Fall Roms und seine Wiederauferstehungen in Antike und Mittelalter. Berlin/Boston 2013; Mischa Meier, Steffen Patzold: August 410 – Ein Kampf um Rom. Stuttgart 2010.
  48. Zum Folgenden siehe allgemein Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 204ff.; Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 151ff.; vgl. auch Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge 2007, S. 220ff.
  49. Überblick bei Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. 2. Auflage. Stuttgart 2018.
  50. Zu den Vandalen siehe Roland Steinacher: Die Vandalen. Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs. Stuttgart 2016.
  51. Timo Stickler: Aëtius. Gestaltungsspielräume eines Heermeisters im ausgehenden Weströmischen Reich. München 2002.
  52. Michael Maas (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Attila. Cambridge 2014; Klaus Rosen: Attila. Der Schrecken der Welt. München 2016.
  53. Vgl. dazu vor allem Thomas Barfield: Perilous Frontier: Nomadic Empires and China. Cambridge (MA)/Oxford 1989.
  54. Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007, S. 12ff.
  55. Vgl. dazu Mischa Meier: A Contest of Interpretation: Roman Policy toward the Huns as Reflected in the "Honoria Affair" (448/50). In: Journal of Late Antiquity 10, 2017, S. 42–61; Timo Stickler: Aëtius. Gestaltungsspielräume eines Heermeisters im ausgehenden Weströmischen Reich. München 2002, S. 125ff.
  56. Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. 2. Aufl., Stuttgart 2018, S. 105 ff.; Dirk Henning: Periclitans res Publica. Kaisertum und Eliten in der Krise des Weströmischen Reiches 454/5–493. Stuttgart 1999.
  57. Wolfgang Kuhoff: Die Versuchung der Macht. Spätrömische Heermeister und ihr potentieller Griff nach dem Kaisertum. In: Silvia Serena Tschopp, Wolfgang E. J. Weber (Hrsg.): Macht und Kommunikation. Berlin 2012, S. 39–80.
  58. Friedrich Anders: Flavius Ricimer. Macht und Ohnmacht des weströmischen Heermeisters in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Frankfurt am Main u. a. 2010.
  59. Vgl. etwa die Aufsätze in Walter Pohl (Hrsg.): Kingdoms of the Empire. The Integration of Barbarians in Late Antiquity Leiden u. a. 1997 sowie Walter Goffart: The Technique of Barbarian Settlement in the Fifth Century: A Personal, Streamlined Account with Ten Additional Comments. In: Journal of Late Antiquity 3, 2010, S. 65–98; Guy Halsall: The Technique of Barbarian Settlement in the Fifth Century. A Reply to Walter Goffart. In: Journal of Late Antiquity 3, 2010, S. 99–112.
  60. Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. 2. Aufl., Stuttgart 2018, S. 124 ff.
  61. Penny MacGeorge: Late Roman Warlords. Oxford 2002, S. 69ff.
  62. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 191ff. Vgl. für die nun folgende Zeit auch Paul Stephenson: New Rome. The Roman Empire in the East, AD 395–700. London 2021.
  63. Fergus Millar: A Greek Roman Empire. Power and Belief under Theodosius II (408–450). Berkeley 2006.
  64. Timo Stickler: Marcianus. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 24. Stuttgart 2012, Sp. 76–89.
  65. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 217ff.
  66. Vgl. umfassend zur Einführung Gereon Siebigs: Kaiser Leo I. Das oströmische Reich in den ersten drei Jahren seiner Regierung (457–460 n. Chr.). Berlin/New York 2010.
  67. Adolf Lippold: Zenon 17. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band X A, Stuttgart 1972, Sp. 149–213.
  68. Zusammenfassend zum späten 5. Jahrhundert vgl. etwa Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 195ff.
  69. Aktueller und umfassender Überblick bei Hans-Ulrich Wiemer: Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. München 2018.
  70. Mischa Meier: Anastasios I. Die Entstehung des Byzantinischen Reiches. Stuttgart 2009.
  71. Vgl. Geoffrey B. Greatrex: Rome and Persia at War, 502–532. Leeds 1998, S. 73ff.
  72. Allgemeiner Überblick über das frühe 6. Jahrhundert bei Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 245 ff.
  73. Klaus Rosen: Justin I. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 19 (1999), Sp. 763–778.
  74. Geoffrey B. Greatrex: Rome and Persia at War, 502–532. Leeds 1998, S. 139ff.
  75. Grundlegend über Justinian und die aktuelle Forschung informiert Hartmut Leppin: Justinian. Das christliche Experiment. Stuttgart 2011. Siehe daneben unter anderem die Biographie von James Evans: The Age of Justinian. London u. a. 1996 sowie die Beiträge in Michael Maas (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Justinian. Cambridge 2005.
  76. Michal Feldman u. a.: A High-Coverage Yersinia pestis Genome from a Sixth-Century Justinianic Plague Victim. In: Molecular biology and evolution. Band 33, Nr. 11,1 (2016), S. 2911–2923, doi:10.1093/molbev/msw170, PMID 27578768, PMC 5062324 (freier Volltext). Zu den Folgen vgl. Mischa Meier: The "Justinianic Plague". The Economic Consequences of the Pandemic in the Eastern Roman Empire and its Cultural and Religious Effects. In: Early Medieval Europe 24 (2016), S. 267–292 (mit weiterer Literatur).
  77. Vgl. auch Mischa Meier: Das andere Zeitalter Justinians. Göttingen 2003.
  78. Geoffrey B. Greatrex: Rome and Persia at War, 502–532. Leeds 1998, S. 213ff.
  79. Henning Börm: Der Perserkönig im Imperium Romanum. Chosroes I. und der sasanidische Einfall in das Oströmische Reich 540 n. Chr. In: Chiron 36, 2006, S. 299–328.
  80. Speziell zu den militärischen Konflikten im Zeitalter Justinians siehe Peter Heather: Rome Resurgent. War and Empire in the Age of Justinian. Oxford 2018.
  81. Vgl. Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 304 ff.
  82. Klaus Rosen: Iustinus II. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 19 (1999), Sp. 778–801. Vgl auch Paul Stephenson: New Rome. The Roman Empire in the East, AD 395–700. London 2021, S. 219ff.
  83. Zur folgenden Zeit vgl. etwa Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 283ff.; Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. 2. Aufl. Oxford u. a. 2015, S. 433ff.; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 242ff.
  84. Li Qiang, Stefanos Kordosis: The Geopolitics on the Silk Road. Resurveying the Relationship of the Western Türks with Byzantium through Their Diplomatic Communications. In: Medieval Worlds 8, 2018, S. 109–125.
  85. Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 288ff.
  86. Zur oströmischen Balkanpolitik im 6. Jahrhundert siehe nun Alexander Sarantis: Justinian’s Balkan Wars. Campaigning, Diplomacy and Development in Illyricum, Thace and the Northern World A.D. 527–65. Prenton 2016.
  87. Walter Pohl: Die Awaren. Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567–822 n. Chr. 2. aktualisierte Auflage. München 2002.
  88. Florin Curta: Still waiting for the barbarians? The making of the Slavs in „Dark-Age“ Greece. In: Florin Curta (Hrsg.): Neglected Barbarians. Turnhout 2010, S. 403–478.
  89. Michael Whitby: The Emperor Maurice and his Historian. Theophylact Simocatta on Persian and Balkan Warfare. Oxford 1988. Siehe auch den Überblick bei Paul Stephenson: New Rome. The Roman Empire in the East, AD 395–700. London 2021, S. 223ff.
  90. Vgl. auch Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 293 ff.
  91. Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 300 f. Zur folgenden Zeit siehe auch Paul Stephenson: New Rome. The Roman Empire in the East, AD 395–700. London 2021, S. 236ff.
  92. James Howard-Johnston: Kosrow II. In: Encyclopædia Iranica Online
  93. Die wichtigste aktuelle Studie dazu ist nun James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford 2021.
  94. Übersetzte Quellenauszüge bei Geoffrey B. Greatrex, Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook. London/New York 2002, S. 182 ff. Moderne Darstellungen etwa bei Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018, S. 331 ff.; James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford 2021; James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century. Oxford 2010, S. 436 ff.; Peter Sarris: Empires of Faith. Oxford 2011, S. 242 ff.
  95. Zum Kriegsverlauf siehe (mit Hinweisen auf Quellen und moderne Literatur) James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford 2021, S. 22ff.
  96. Vgl. James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford 2021, S. 153ff.
  97. Zu Herakleios siehe Walter E. Kaegi: Heraclius. Cambridge 2003. Zur Lage des Reichs bis zum Ende des Perserkriegs siehe nun auch Theresia Raum: Szenen eines Überlebenskampfes. Akteure und Handlungsspielräume im Imperium Romanum 610–630. Stuttgart 2021.
  98. James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford 2021, S. 192ff.; James Howard-Johnston: Heraclius’ Persian Campaigns and the Revival of the East Roman Empire 622–630. In: War in History 6, 1999, S. 1–44.
  99. Vgl. dazu auch James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford 2021, S. 295ff.
  100. James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford 2021, S. 321ff.
  101. Touraj Daryaee: When the End is Near: Barbarized Armies and Barracks Kings of Late Antique Iran. In: Maria Macuch u. a. (Hrsg.): Ancient and Middle Iranian Studies. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2010, S. 43–52.
  102. Vgl. Stefan Esders: Herakleios, Dagobert und die 'beschnittenen Völker'. In: Andreas Goltz u. a. (Hrsg.): Jenseits der Grenzen. Beiträge zur spätantiken und frühmittelalterlichen Geschichtsschreibung. Berlin 2009, S. 239–311, hier S. 244ff.
  103. John Haldon: Byzantium in the Seventh Century. 2. Aufl. Cambridge 1997.
  104. Vgl. etwa Lutz Berger: Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. München 2016; Fred M. Donner: Muhammad and the Believers. At the Origins of Islam. Cambridge MA u. a. 2010; Chase F. Robinson (Hrsg.): The New Cambridge History of Islam. Band 1. Cambridge u. a. 2010.
  105. Glen Bowersock: Die Wiege des Islam. Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen. München 2019.
  106. Vgl. Robert G. Hoyland: In God’s Path. Oxford 2015; Hugh Kennedy: The great arab conquests. Philadelphia 2007; wichtiger Überblick mit detaillierter Quellenkritik bei James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Oxford 2010.
  107. Doctrina Iacobi nuper babtizati, ed. N. Bonwetsch 1910, 61,4–12.
  108. Zu den Folgen vgl. etwa John F. Haldon: The Empire That Would Not Die. The Paradox of Eastern Roman Survival, 640–740. Cambridge (Massachusetts) 2016, S. 26ff.
  109. John F. Haldon: The Empire That Would Not Die. The Paradox of Eastern Roman Survival, 640–740. Cambridge (Massachusetts) 2016, S. 27.
  110. Vgl. John F. Haldon: The Empire That Would Not Die. The Paradox of Eastern Roman Survival, 640–740. Cambridge (Massachusetts) 2016, S. 29.
  111. Einführend siehe etwa Michael J. Decker: The Byzantine Dark Ages. London/New York 2016.
  112. Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. 1. Abteilung (641–867), Nr. 3691.
  113. Siehe dazu John F. Haldon: The Empire That Would Not Die. The Paradox of Eastern Roman Survival, 640–740. Cambridge (Massachusetts) 2016; Walter Kaegi: The early Muslim raids into Anatolia and Byzantine Reactions under Emperor Constans II. In: Emmanouela Grypeou u. a. (Hrsg.): Encounter of Eastern Christianity with Early Islam. Leiden 2006, S. 73–92; Ralph-Johannes Lilie: Die byzantinische Reaktion auf die Ausbreitung der Araber. München 1976.
  114. Walter Kaegi: The early Muslim raids into Anatolia and Byzantine Reactions under Emperor Constans II. In: Emmanouela Grypeou u. a. (Hrsg.): Encounter of Eastern Christianity with Early Islam. Leiden 2006, S. 73–92, hier S. 85; abweichend davon (für das Jahr 659) Ralph-Johannes Lilie: Die byzantinische Reaktion auf die Ausbreitung der Araber. München 1976, S. 68.
  115. Vgl. Marek Jankowiak: The first Arab siege of Constantinople. In: Travaux et Mémoires du Centre de Recherche d’Histoire et Civilisation de Byzance. Bd. 17. Paris 2013, S. 237–320.
  116. Leslie Brubaker, John F. Haldon: Byzantium in the Iconoclast era. c. 680–850. A History. Cambridge 2011, S. 69 ff.
  117. Robert G. Hoyland: In God’s Path. The Arab Conquests and the Creation of an Islamic Empire. Oxford 2015, S. 86ff.
  118. Vgl. James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century. Oxford 2010, S. 488 ff.
  119. Vgl. auch Garth Fowden: Before and After Muhammad. The First Millennium Refocused. Princeton (NJ) 2014.
  120. Zum post-römischen Europa siehe nun Chris Wickham: The Inheritance of Rome. London 2009; Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. überarbeitete Auflage. Basingstoke u. a. 2010 (jeweils mit weiterer Literatur). Vgl. auch den Überblick bei Paul Fouracre (Hrsg.): The New Cambridge Medieval History. Bd. 1. Cambridge 2005.
  121. Allgemeiner Überblick bei Sebastian Scholz: Die Merowinger. Stuttgart 2015.
  122. Vgl. dazu Andrew Gillett: Telling off Justinian. Theudebert I, the Epistolae Austrasicae, and communication strategies in sixth-century Merovingian-Byzantine relations. In: Early Medieval Europe 27, 2019, S. 161–194.
  123. Vgl. allgemein Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A. D. 300–900. Cambridge 2001.
  124. Theo Kölzer, Rudolf Schieffer (Hrsg.): Von der Spätantike zum frühen Mittelalter: Kontinuitäten und Brüche, Konzeptionen und Befunde. Stuttgart 2009. Vgl. dazu auch F. Staab, Kontinuitätsproblem, -theorie (Antike/MA), in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1418–1420 sowie Kontinuitätsprobleme, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 17, S. 205ff.
  125. Vgl. Johannes Sachslehner: Wien. Geschichte einer Stadt. Wien/Graz/Klagenfurt 2016, S. 29.
  126. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018, S. 8f.
  127. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018, S. 9–11.
  128. Vgl. dazu Roland Steinacher: Rom und die Barbaren. Völker im Alpen- und Donauraum (300–600). Stuttgart 2017.
  129. Überblick bei Roland Steinacher: Wanderung der Barbaren? Zur Entstehung und Bedeutung des Epochenbegriffs ‚Völkerwanderung‘ bis ins 19. Jahrhundert. In: Felix Wiedemann, Kerstin P. Hofmann, Hans-Joachim Gehrke (Hrsg.): Vom Wandern der Völker. Migrationserzählungen in den Altertumswissenschaften. Berlin 2017, S. 67–95.
  130. Philipp von Rummel: Gotisch, germanisch oder römisch? Methodologische Überlegungen zur ethnischen Interpretation von Kleidung. In: Walter Pohl, Mathias Mehofer (Hrsg.): Archäologie der Identität. Wien 2010, S. 51–77. Vgl. auch Walter Pohl: Telling the Difference: Signs of ethnic Identity. In: Walter Pohl, Helmut Reimitz (Hrsg.): Strategies of Distinction: The Construction of Ethnic Communities, 300–800. Leiden u. a. 1998, S. 17 ff.
  131. Vgl. Walter Pohl: Ethnizität des Frühmittelalters als interdisziplinäres Problem. In: Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung 4 (1999), S. 69–75.
  132. Zu den römisch-germanischen Kontakten vgl. einführend Thomas Fischer: Gladius. Roms Legionen in Germanien. Eine Geschichte von Caesar bis Chlodwig. München 2020; zur Problematik des Germanen-Begriffs siehe auch die Beiträge in Matthias Friedrich, James Harland (Hrsg.): Interrogating the ‘Germanic’. A Category and its Use in Late Antiquity and the Early Middle Ages. Berlin/New York 2020.
  133. Zur Entstehung dieser post-römischen Nachfolgereiche und der Forschungsdiskussion siehe nun vor allem Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. München 2019. Vgl. des Weiteren Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge 2007; Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Auflage, Stuttgart u. a. 2005; Peter J. Heather: Empires and Barbarians: Migration, Development and the Birth of Europe. London 2009; Verena Postel: Die Ursprünge Europas. Migration und Integration im frühen Mittelalter. Stuttgart 2004; Chris Wickham: The Inheritance of Rome. London 2009; Herwig Wolfram: Das Römerreich und seine Germanen: Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft. Wien/Köln/Weimar 2018.
  134. Vgl. auch Hans-Ulrich Wiemer: Die Goten in Italien. Wandlungen und Zerfall einer Gewaltgemeinschaft. In: Historische Zeitschrift 296, 2013, S. 593–628, hier S. 598: Es handelte sich um mobile Kriegergruppen und damit um eine Form der Gemeinschaftsbildung, die in vielen Kulturen und Epochen begegnet; sie lässt sich dem Oberbegriff der Gewaltgemeinschaft subsumieren, wenn man darunter soziale Gruppen versteht, für deren Konstitution und Reproduktion Gewalt eine zentrale Rolle spielt.
  135. Vgl. dazu Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. München 2019, S. 508ff.
  136. Zu diesem Transformationsprozess siehe etwa Hans-Werner Goetz, Jörg Jarnut, Walter Pohl (Hrsg.): Regna and Gentes. The Relationship between Late Antique and Early Medieval Peoples and Kingdoms in the Transformation of the Roman World. Leiden u. a. 2003; Thomas F. X. Noble (Hrsg.): From Roman Provinces to Medieval Kingdoms. London/New York 2006; Walter Pohl (Hrsg.): Kingdoms of the Empire. Leiden u. a. 1997.
  137. Bonnie Effros, Isabel Moreira (Hrsg.): The Oxford Handbook of the Merovingian World. Oxford u. a. 2020; Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. 5. Aufl., Stuttgart 2006; Ian N. Wood: The Merovingian Kingdoms. London 1994; Sebastian Scholz: Die Merowinger. Stuttgart 2015. Siehe auch die Beiträge in Stefan Esders u. a. (Hrsg.): The Merovingian Kingdoms and the Mediterranean World. Revisiting the Sources. London u. a. 2019; Stefan Esders u. a. (Hrsg.): East and West in the Early Middle Ages. The Merovingian Kingdoms in Mediterranean Perspective. Cambridge 2019.
  138. Vgl. auch Jeroen W. P. Wijnendaele: Generalissimos and Warlords in the Late Roman West. In: Nãco del Hoyo, López Sánchez (Hrsg.): War, Warlords and Interstate Relations in the Ancient Mediterranean. Leiden 2018, S. 429–451.
  139. Matthias Becher: Chlodwig I. Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt. München 2011; Mischa Meier, Steffen Patzold (Hrsg.): Chlodwigs Welt. Organisation von Herrschaft um 500. Stuttgart 2014.
  140. Vgl. dazu Hendrik Hess: Das Selbstverständnis der gallo-römischen Oberschicht. Berlin 2019; Karl Friedrich Stroheker: Der senatorische Adel im spätantiken Gallien. Tübingen 1948 (Nachdruck Darmstadt 1970).
  141. Vgl. dazu auch Reinhold Kaiser: Das römische Erbe und das Merowingerreich. 3. Aufl. München 2004.
  142. Zur Rolle der gallorömischen Bischöfe in dieser Zeit vgl. Bernhard Jussen: Über ‚Bischofsherrschaften‘ und die Prozeduren politisch-sozialer Umordnung in Gallien zwischen Antike und Mittelalter. In: Historische Zeitschrift 260, 1995, S. 673–718.
  143. Zum Folgenden allgemein Herwig Wolfram: Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. 5. Auflage, München 2009.
  144. Allgemein zum Westgotenreich ab dem 6. Jahrhundert siehe Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Paderborn 2008, S. 140ff.; Roger Collins: Visigothic Spain 409–711. Oxford 2004, S. 38ff.
  145. Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Paderborn 2008, S. 173ff.
  146. Zu Theoderich siehe nun vor allem Hans-Ulrich Wiemer: Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. München 2018. Vgl. des Weiteren Frank M. Ausbüttel: Theoderich der Große. Darmstadt 2004; Wilhelm Enßlin: Theoderich der Große. 2. Auflage. München 1959. Zu den Quellen und deren Bewertung siehe Andreas Goltz: Barbar – König – Tyrann. Das Bild Theoderichs des Großen in der Überlieferung des 5. bis 9. Jahrhunderts. Berlin/New York 2008.
  147. Jörg Jarnut: Geschichte der Langobarden. Stuttgart 1982; Wilfried Menghin: Die Langobarden. Stuttgart 1985; Peter Erhart, Walter Pohl (Hrsg.): Die Langobarden: Herrschaft und Identität. Wien 2005.
  148. Helmut Castritius: Die Vandalen. Stuttgart u. a. 2007; Andy Merrills, Richard Miles: The Vandals. Oxford/Malden, MA 2010; Roland Steinacher: Die Vandalen. Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs. Stuttgart 2016; Konrad Vössing: Das Königreich der Vandalen. Darmstadt 2014.
  149. Vgl. auch Jonathan Conant: Staying Roman: Conquest and Identity in Africa and the Mediterranean, 439–700. Cambridge 2012.
  150. Allgemein vgl. Rory Naismith: Early Medieval Britain, c. 500–1000. Cambridge 2021. Siehe auch Michael Lapidge, John Blair, Simon Keynes, Donald Scragg (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. 2. Aufl. Chichester 2014; James Campbell (Hrsg.): The Anglo-Saxons. Oxford 1982 (mehrere NDe); Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. Aufl., Basingstoke u. a. 2010, S. 173ff.; Nicholas J. Higham, Martin J. Ryan: The Anglo-Saxon World. New Haven 2013; Harald Kleinschmidt: Die Angelsachsen. München 2011; Henrietta Leyser: A Short History of the Anglo-Saxons. London/New York 2017.
  151. Vgl. einführend Michael G. Morony: Should Sasanian Iran be Included in Late Antiquity? (PDF; 385 kB). In: E-Sasanika 1 (2008) und Touraj Daryaee: The Sasanians and the Late Antique World. In: MIZAN 3 (2018). Zur Geschichte des Sassanidenreichs siehe unter anderem: Michael Bonner: The Last Empire of Iran. Piscataway 2020; Henning Börm: Prokop und die Perser. Untersuchungen zu den römisch-sasanidischen Kontakten in der ausgehenden Spätantike. Stuttgart 2007; Matthew P. Canepa: The Two Eyes of the Earth. Art and Ritual of Kingship between Rome and Sasanian Iran. Berkeley 2009; Touraj Daryaee: Sasanian Iran 224–651 CE. Portrait of a Late Antique Empire. Costa Mesa (Calif.) 2008; Touraj Daryaee: Sasanian Persia. The Rise and Fall of an Empire. London 2009; Touraj Daryaee (Hrsg.): Sasanian Iran in the context of Late Antiquity. The Bahari lecture series at the Oxford University. Irvine 2018; Engelbert Winter, Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001; James Howard-Johnston: East Rome, Sasanian Persia and the End of Antiquity: Historiographical and Historical Studies. Aldershot 2006; Khodadad Rezakhani: ReOrienting the Sasanians. East Iran in Late Antiquity. Edinburgh 2017; Zeev Rubin: The Sasanid Monarchy. In: Averil Cameron u. a. (Hrsg.): The Cambridge Ancient History 14. Cambridge 2000, S. 638ff.; Eberhard Sauer (Hrsg.): Sasanian Persia. Between Rome and the Steppes of Eurasia. Edinburgh 2017; Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990. Vgl. auch die neue Fachzeitschrift Sasanian Studies: Late Antique Iranian World. / Sasanidische Studien: Spätantike iranische Welt.
  152. Guter zusammenfassender Überblick auch bei Josef Wiesehöfer: The Late Sasanian Near East. In: Chase Robinson (Hrsg.): The New Cambridge History of Islam. Bd. 1. Cambridge 2010, S. 98–152.
  153. Josef Wiesehöfer: The Late Sasanian Near East. In: Chase Robinson (Hrsg.): The New Cambridge History of Islam. Bd. 1. Cambridge 2010, hier S. 114f. Siehe auch Matthew P. Canepa: The Two Eyes of the Earth. Art and Ritual of Kingship between Rome and Sasanian Iran. Berkeley 2009, S. 53ff.
  154. Überblick zu den militärischen Konflikten bei Michael H. Dodgeon, Samuel N. C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (AD 226–363). London/New York 1991; Geoffrey B. Greatrex, Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook. London/New York 2002.
  155. Matthew P. Canepa: The Two Eyes of the Earth. Art and Ritual of Kingship between Rome and Sasanian Iran. Berkeley 2009.
  156. Ammianus Marcellinus 17, 5.
  157. Petros Patrikios, Fragment 13; Theophylaktos Simokates 4,11, 2f.
  158. Nicola Di Cosmo, Michael Maas (Hrsg.): Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity. Rome, China, Iran, and the Steppe, ca. 250–750. Cambridge 2018.
  159. Vgl. zusammenfassend Khodadad Rezakhani: ReOrienting the Sasanians. East Iran in Late Antiquity. Edinburgh 2017.
  160. Vgl. Henning Börm: A Threat or a Blessing? The Sasanians and the Roman Empire. In: Carsten Binder, Henning Börm, Andreas Luther (Hrsg.): Diwan. Studies in the History and Culture of the Ancient Near East and the Eastern Mediterranean. Duisburg 2016, S. 615–646. Börm betont, dass das Aggressionspotential durchaus auch auf römischer Seite hoch war.
  161. Vgl. Richard Payne: The Making of Turan. The Fall and Transformation of the Iranian East in Late Antiquity. In: Journal of Late Antiquity 9, 2016, S. 4–41.
  162. Josef Wiesehöfer: The Late Sasanian Near East. In: Chase Robinson (Hrsg.): The New Cambridge History of Islam. Bd. 1. Cambridge 2010, hier S. 117ff.
  163. Peter Brown: The World of Late Antiquity AD 150–750. London 1971, S. 160; Matthew P. Canepa: The Two Eyes of the Earth. Art and Ritual of Kingship between Rome and Sasanian Iran. Berkeley 2009, S. 143 (mit englischer Übersetzung der betreffenden Quelle).
  164. Zu Details siehe Lutz Berger: Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. München 2016, S. 154ff.; Robert G. Hoyland: In God’s Path. Oxford 2015, S. 49ff.; Hugh Kennedy: The Great Arab Conquests. Philadelphia 2007, S. 98ff. und 169ff.
  165. James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Oxford 2010, S. 436ff.; James Howard-Johnston: Heraclius’ Persian Campaigns and the Revival of the East Roman Empire 622–630. In: War in History 6, 1999, S. 1–44.
  166. Touraj Daryaee: When the End is Near: Barbarized Armies and Barracks Kings of Late Antique Iran. In: Maria Macuch u. a. (Hrsg.): Ancient and Middle Iranian Studies. Wiesbaden 2010, S. 43–52.
  167. Matteo Compareti: The last Sasanians in China. In: Eurasian Studies 2 (2003), S. 197–213.
  168. Vgl. etwa Richard Nelson Frye: The Golden Age of Persia. The Arabs in the East. London 1975.
  169. Vgl. einführend und zusammenfassend Étienne de la Vaissière: Central Asia and the Silk Road. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012, S. 142 ff.; weiterführende spezielle Informationen bieten unter anderem Nicola Di Cosmo, Michael Maas (Hrsg.): Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity. Rome, China, Iran, and the Steppe, ca. 250–750. Cambridge 2018; Douglas Haug: The Eastern Frontier. Limits of Empire in Late Antique and Early Medieval Central Asia. London/New York 2019. Allgemein zur Geschichte Zentralasiens in diesem Zeitraum siehe auch Christoph Baumer: The History of Central Asia. Bd. 2. London 2014; Peter Frankopan: Licht aus dem Osten. Berlin 2016; Valerie Hansen: The Silk Road. A History with Documents. Oxford 2016.
  170. Khodadad Rezakhani: ReOrienting the Sasanians. East Iran in Late Antiquity. Edinburgh 2017, S. 72 ff.
  171. Vgl. Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Aufl. Stuttgart 2005, S. 104–106; Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007, S. 24–26.
  172. Grundsätzlich zu den iranischen Hunnen siehe Michael Alram u. a. (Hrsg.): Das Antlitz des Fremden. Die Münzprägungen der Hunnen und Westtürken in Zentralasien und Indien. Wien 2016; Khodadad Rezakhani: ReOrienting the Sasanians. East Iran in Late Antiquity. Edinburgh 2017.
  173. Étienne de la Vaissière: Central Asia and the Silk Road. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012, S. 142 ff., hier S. 144–146.
  174. Allgemein zur Bedrohungslage sesshafter Kulturen durch Reitervölker vgl. Thomas Barfield: Perilous Frontier: Nomadic Empires and China. Cambridge (MA)/Oxford 1989.
  175. Khodadad Rezakhani: ReOrienting the Sasanians. East Iran in Late Antiquity. Edinburgh 2017, S. 125 ff.
  176. Vgl. zusammenfassend Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007, S. 12 ff.
  177. Zu dessen Geschichte in der Antike siehe nun Christoph Baumer: History of the Caucasus. Volume One: At the Crossroads of Empires. London 2021.
  178. Vgl. dazu Daniel T. Potts: Sasanian Iran and its Northeastern Frontier: Offense, Defense, and Diplomatic Entente. In: Nicola Di Cosmo, Michael Maas (Hrsg.): Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity. Rome, China, Iran, and the Steppe, ca. 250–750. Cambridge 2018, S. 287 ff.
  179. Vgl. Robert G. Hoyland: In God’s Path. Oxford 2015, S. 93 f.
  180. Vgl. allgemein Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018, S. 143 ff.
  181. Étienne de la Vaissière: Central Asia and the Silk Road. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012, S. 142 ff., hier S. 146–148.
  182. Étienne de la Vaissière: Central Asia and the Silk Road. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012, S. 142 ff., hier S. 148.
  183. Vgl. zu den diplomatischen Kontakten Li Qiang, Stefanos Kordosis: The Geopolitics on the Silk Road. Resurveying the Relationship of the Western Türks with Byzantium through Their Diplomatic Communications. In: Medieval Worlds 8, 2018, S. 109–125; Mark Whittow: Byzantium’s Eurasian Policy in the Age of the Türk Empire. In: Nicola Di Cosmo, Michael Maas (Hrsg.): Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity. Rome, China, Iran, and the Steppe, ca. 250–750. Cambridge 2018, S. 271 ff.
  184. Mihály Dobrovits: The Altaic world through Byzantine eyes: Some remarks on the historical circumstances of Zemarchus’ journey to the Turks (AD 569-570). In: Acta Orientalia 64, 2011, S. 373–409.
  185. Zu den Kök-Türken siehe einführend Mark Dickens: Türks. In: The Oxford Dictionary of Late Antiquity. Band 2 (2018), S. 1533 f.; Denis Sinor: The Establishment and Dissolution of the Turk Empire. In: Denis Sinor (Hrsg.): The Cambridge History of Early Inner Asia. Cambridge 1990, S. 285–316; Bertold Spuler: Geschichte Mittelasiens seit dem Auftreten der Türken. In: Karl Jettmar (Hrsg.): Geschichte Mittelasiens. Leiden 1966, S. 123 ff. Zu den chinesisch-türkischen Beziehungen in dieser Zeit siehe Pan Yihong: Son of Heaven and Heavenly Qaghan. Sui-Tang China and its Neighbors. Bellingham 1997; Wang Zhenping: Tang China in multi-polar Asia. A history of diplomacy and war. Honolulu 2013, S. 21 ff.
  186. Nikolay N. Kradin: From Tribal Confederation to Empire: The Evolution of the Rouran Society. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae 58, 2005, S. 149–169.
  187. Pan Yihong: Son of Heaven and Heavenly Qaghan. Sui-Tang China and its Neighbors. Bellingham 1997, S. 176 ff.
  188. Pan Yihong: Son of Heaven and Heavenly Qaghan. Sui-Tang China and its Neighbors. Bellingham 1997, S. 262 ff.
  189. Zu diesen siehe Colin Mackerras: The Uighur Empire According to the T'ang Dynastic Histories. A Study in Sino-Uighur Relations 744–840. Columbia, SC 1973.
  190. Étienne de la Vaissière: Sogdian Traders. A History. Leiden/Boston 2005.
  191. Étienne de la Vaissière: Central Asia and the Silk Road. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012, S. 142 ff., hier S. 149 f.
  192. Étienne de la Vaissière: Central Asia and the Silk Road. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012, S. 142 ff., hier S. 148 f.
  193. Vgl. Minoru Inaba: Across the Hindūkush of the ʿAbbasid Period. In: D. G. Tor (Hrsg.): In The ʿAbbasid and Carolingian Empires. Comparative Studies in Civilizational Formation. Leiden/Boston 2018, S. 123 ff.
  194. Max Deeg: Along the Silk Road: From Aleppo to Chang'an. In: Nicholas J. Baker-Brian, Josef Lossl (Hrsg.): A Companion to Religion in Late Antiquity. Hoboken (NJ) 2018, S. 233–253.
  195. Zur islamischen Expansion in Zentralasien siehe Hamilton Alexander Rosskeen Gibb: The Arab Conquests in Central Asia. London 1923 (Digitalisat). Siehe auch Christopher Beckwith: The Tibetan Empire in Central Asia. Princeton 1987, S. 55 ff.; Robert G. Hoyland: In God’s Path. Oxford 2015, S. 148 ff.
  196. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018, S. 45.
  197. Mark Edward Lewis: China's Cosmopolitan Empire. The Tang Dynasty. London/Cambridge (Massachusetts) 2009.
  198. Vgl. dazu Valerie Hansen: The Synthesis of the Tang Dynasty: The Culmination of China’s Contacts and Communication with Eurasia, 310–755. In: Nicola Di Cosmo, Michael Maas (Hrsg.): Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity. Rome, China, Iran, and the Steppe, ca. 250–750. Cambridge 2018, S. 108 ff.
  199. Vgl. Edwin G. Pulleyblank: Chinese-Iranian Relations I. In Pre-Islamic Times. In: Encyclopædia Iranica V, 1991, 424–431. Allgemein zur Außenpolitik Tang-Chinas siehe etwa Wang Zhenping: Tang China in multi-polar Asia. A history of diplomacy and war. Honolulu 2013.
  200. Materialreicher Überblick auf Grundlage chinesischer Quellen bei Otto Franke: Geschichte des chinesischen Reiches. Band 2. Berlin/Leipzig 1936, S. 439 ff.
  201. Domenico Agostini, Sören Stark: Zāwulistān, Kāwulistān and the land Bosi - On the question of a Sasanian court-in-exile in the southern Hindukush. In: Studia Iranica 45, 2016, S. 17–38.
  202. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018, S. 40.
  203. Otto Franke: Geschichte des chinesischen Reiches. Band 2. Berlin/Leipzig 1936, S. 442 f.
  204. Christopher Beckwith: The Tibetan Empire in Central Asia. Princeton 1987, S. 138–140.
  205. Christopher Beckwith: The Tibetan Empire in Central Asia. Princeton 1987, S. 31–36.
  206. Christopher Beckwith: The Tibetan Empire in Central Asia. Princeton 1987, S. 43 ff.
  207. Christopher Beckwith: The Tibetan Empire in Central Asia. Princeton 1987, S. 108 ff.
  208. Vgl. grundsätzlich Matthew Adam Cobb (Hrsg.): The Indian Ocean Trade in Antiquity. London/New York 2018; Roderich Ptak: Die maritime Seidenstrasse. München 2007.
  209. Lionel Casson: The Periplus Maris Erythraei. Princeton 1989.
  210. Vgl. Matthew Adam Cobb: Rome and the Indian Ocean Trade from Augustus to the Early Third Century CE. Leiden/Boston 2018, S. 128 ff.; Raoul McLaughlin: Rome and the Distant East. Trade Routes to the Ancient Lands of Arabia, India and China. London/New York 2010, S. 25 ff.
  211. Matthew Adam Cobb: Rome and the Indian Ocean Trade from Augustus to the Early Third Century CE. Leiden/Boston 2018, S. 301 f.
  212. Matthew Adam Cobb: Rome and the Indian Ocean Trade from Augustus to the Early Third Century CE. Leiden/Boston 2018, S. 136–138.
  213. Vgl. zur Namensproblematik Philip Mayerson: A Confusion of Indias. Asian India and African India in the Byzantine Sources. In: Journal of the American Oriental Society 113, 1993, S. 169–174.
  214. Vgl. Raoul McLaughlin: The Roman Empire and the Indian Ocean. The Ancient World Economy and the Kingdoms of Africa, Arabia and India. Barnsley 2014, S. 88 ff.
  215. Vgl. Gary K. Young: Rome’s Eastern Trade. London/New York 2001, S. 22 f.
  216. Zu Details siehe Matthew Adam Cobb: Rome and the Indian Ocean Trade from Augustus to the Early Third Century CE. Leiden/Boston 2018; Raoul McLaughlin: The Roman Empire and the Indian Ocean. The Ancient World Economy and the Kingdoms of Africa, Arabia and India. Barnsley 2014; Raoul McLaughlin: Rome and the Distant East. Trade Routes to the Ancient Lands of Arabia, India and China. London/New York 2010; Gary K. Young: Rome’s Eastern Trade. London/New York 2001.
  217. Raoul McLaughlin: The Roman Empire and the Indian Ocean. The Ancient World Economy and the Kingdoms of Africa, Arabia and India. Barnsley 2014, S. 88 ff.
  218. Monika Schuol: Globalisierung in der Antike? Seegestützter Fernhandel zwischen Rom und Indien. In: Orbis Terrarum 12, 2014, S. 273–286; E. H. Seland: The Indian Ocean and the Globalisation of the Ancient World. In: West and East 7, 2008, S. 67–79; Marijke Van der Veen, Jacob Morales: The Roman and Islamic spice trade: New archaeological evidence. In: Journal of Ethnopharmacology 167, 2015, S. 54–63.
  219. Gary K. Young: Rome’s Eastern Trade. London/New York 2001, S. 71 ff.
  220. Vgl. Matthew Adam Cobb: Rome and the Indian Ocean Trade from Augustus to the Early Third Century CE. Leiden/Boston 2018, S. 295–297; Gary K. Young: Rome’s Eastern Trade. London/New York 2001, S. 74.
  221. James Howard-Johnston: The India Trade in Late Antiquity. In: Eberhard Sauer (Hrsg.): Sasanian Persia. Between Rome and the Steppes of Eurasia. Edinburgh 2017, S. 284 ff.; Gary K. Young: Rome’s Eastern Trade. London/New York 2001, S. 77 f.
  222. Gary K. Young: Rome’s Eastern Trade. London/New York 2001, S. 78.
  223. Greg Fisher: Rome, Persia, and Arabia Shaping the Middle East from Pompey to Muhammad. London/New York 2020.
  224. James Howard-Johnston: The India Trade in Late Antiquity. In: Eberhard Sauer (Hrsg.): Sasanian Persia. Between Rome and the Steppes of Eurasia. Edinburgh 2017, S. 284 ff., hier S. 295 f.
  225. Vgl. Pius Malekandathil: Maritime India: Trade, Religion, and Polity in the Indian Ocean. Delhi 2010, S. 4.
  226. Pius Malekandathil: Maritime India: Trade, Religion, and Polity in the Indian Ocean. Delhi 2010, S. 4–9.
  227. Vgl. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018, S. 37 f.
  228. Vgl. einführend Klaus Geus: Auf zu neuen Ufern. Das Rote Meer und darüber hinaus. In: Antike Welt 3/2019, S. 23–28. Siehe auch Glen Bowersock: The Throne of Adulis: Red Sea Wars on the Eve of Islam. Oxford 2013; Timothy Power: The Red Sea from Byzantium to the Caliphate: AD 500–1000. Cairo 2012.
  229. Zur Geschichte Aksums siehe etwa Glen Bowersock: The Throne of Adulis: Red Sea Wars on the Eve of Islam. Oxford 2013, S. 44 ff.; Francis Breyer: Das Königreich Aksum. Geschichte und Archäologie Abessiniens in der Spätantike. Mainz u. a. 2012; Klaus Dornisch: Sagenhaftes Äthiopien. 2. durchgesehene und aktualisierte Auflage. Darmstadt 2019; Stuart Munro-Hay: Aksum. An African Civilisation of Late Antiquity. Edinburgh 1991; Christian Julien Robin: Arabia and Ethiopia. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford 2012, speziell S. 273 ff.
  230. Timothy Power: The Red Sea from Byzantium to the Caliphate: AD 500–1000. Cairo 2012, S. 47 f.
  231. Einführend Christian Julien Robin: Arabia and Ethiopia. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford 2012, S. 247–332.
  232. Yosef Yuval Tobi: Ḥimyar, kingdom of. In: The Oxford Classical Dictionary Online (5. Auflage); Christian Julien Robin: Arabia and Ethiopia. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford 2012, speziell S. 263 ff.; Wilfried Seipel (Hrsg.): Jemen. Kunst und Archäologie im Land der Königin von Saba. Wien 1998.
  233. Vgl. Christian Julien Robin: Arabia and Ethiopia. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford 2012, hier S. 259–261.
  234. Vgl. Glen Bowersock: The Throne of Adulis: Red Sea Wars on the Eve of Islam. Oxford 2013, S. 78 ff.
  235. Glen Bowersock: The Throne of Adulis: Red Sea Wars on the Eve of Islam. Oxford 2013, S. 92 ff.; Norbert Nebes: Die Märtyrer von Nagrān und das Ende der Himyar. Zur politischen Geschichte Südarabiens im frühen sechsten Jahrhundert. In: Aethiopica 11, 2008, S. 7–40; Timothy Power: The Red Sea from Byzantium to the Caliphate: AD 500–1000. Cairo 2012, S. 63 ff.; Christian Julien Robin: Arabia and Ethiopia. In: Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford 2012, hier S. 281 ff.
  236. Glen Bowersock: The Throne of Adulis: Red Sea Wars on the Eve of Islam. Oxford 2013, S. 120.
  237. Timothy Power: The Red Sea from Byzantium to the Caliphate: AD 500–1000. Cairo 2012, S. 76 ff.
  238. Timothy Power: The Red Sea from Byzantium to the Caliphate: AD 500–1000. Cairo 2012, S. 89 ff.
  239. Fred Virkus: Politische Strukturen im Guptareich (300-550 n. Chr.). Wiesbaden 2004. Vgl. daneben (jeweils mit weiterer Literatur) Hermann Kulke, Dietmar Rothermund: Geschichte Indiens. Von der Induskultur bis heute. 3. aktualisierte Auflage der Sonderausgabe. München 2018, S. 106 ff.; Romila Thapar: The Penguin History of Early India. London 2002, S. 280 ff.
  240. Vgl. Marlene Njammasch: Gab es eine indische Spätantike? In: Klio 71, 1989, S. 469–476. Njammasch weist auch auf numismatische und kunsthistorische Untersuchungen hin, die das Bild eines großen goldenen Zeitalters relativieren.
  241. Hermann Kulke, Dietmar Rothermund: Geschichte Indiens. Von der Induskultur bis heute. 3. aktualisierte Auflage der Sonderausgabe. München 2018, S. 106 f.
  242. Vgl. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018, S. 22 f.
  243. Upendra Thakur: The Hunas in India. Varanasi 1967; Fred Virkus: Politische Strukturen im Guptareich (300-550 n. Chr.). Wiesbaden 2004, S. 85 f.
  244. Michael Alram u. a. (Hrsg.): Das Antlitz des Fremden. Die Münzprägungen der Hunnen und Westtürken in Zentralasien und Indien. Wien 2016, S. 71 ff.; Timo Stickler: The Gupta Empire in the Face of the Hun Threat. Parallels to the Late Roman Empire? In: J. Bemmann, M. Schmauder (Hrsg.): The Complexity of Interaction along the Eurasian Steppe Zone in the first Millennium CE. Wiesbaden 2015, S. 659–669.
  245. Timo Stickler: The Gupta Empire in the Face of the Hun Threat. Parallels to the Late Roman Empire? In: J. Bemmann, M. Schmauder (Hrsg.): The Complexity of Interaction along the Eurasian Steppe Zone in the first Millennium CE. Wiesbaden 2015, S. 659–669, hier S. 664.
  246. Robert Göbl: Dokumente zur Geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und Indien. Band 2. Wiesbaden 1967, S. 68; Upendra Thakur: The Hunas in India. Varanasi 1967, S. 132.
  247. Fred Virkus: Politische Strukturen im Guptareich (300-550 n. Chr.). Wiesbaden 2004, S. 121 f.
  248. Vgl. Fred Virkus: Politische Strukturen im Guptareich (300-550 n. Chr.). Wiesbaden 2004, S. 85.
  249. Allgemeiner Überblick bei Scott McGill, Edward Watts (Hrsg.): A Companion to Late Antique Literature. Hoboken, NJ 2018. Vgl. auch die Kurzinformationen in Lexikon der antiken christlichen Literatur. Hrsg. von Wilhelm Geerlings, Siegmar Döpp, unter Mitarbeit von Peter Bruns, Georg Röwekamp, Matthias Skeb u. Bettina Windau, 3. vollständig überarb. und erw. Aufl., Freiburg i. Br. 2002; Rainer Nickel: Lexikon der antiken Literatur. Düsseldorf 1999.
  250. Zur spätantiken Geschichtsschreibung siehe unter anderem Peter van Nuffelen (Hrsg.): Historiography and Space in Late Antiquity. Cambridge 2019; Gabriele Marasco (Hrsg.): Greek and Roman Historiography in Late Antiquity. Fourth to Sixth Century A.D. Leiden u. a. 2003; Warren Treadgold: The Early Byzantine Historians. Basingstoke 2007. Siehe allgemein auch The Oxford History of Historical Writing. Hrsg. von Andrew Feldherr u. a. 5 Bände. Oxford 2011–2012.
  251. Dariusz Brodka: Ammianus Marcellinus. Studien zum Geschichtsdenken im vierten Jahrhundert n. Chr. Krakau 2009; John F. Matthews: The Roman Empire of Ammianus. Baltimore/London 1989.
  252. Roger C. Blockley (Hrsg.): The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus 2 Bände. Liverpool 1981–1983.
  253. Hartmut Leppin: Von Constantin dem Großen zu Theodosius II. Das christliche Kaisertum bei den Kirchenhistorikern Socrates, Sozomenus und Theodoret. Göttingen 1996.
  254. Alan Cameron: Claudian. Poetry and Propaganda at the Court of Honorius. Oxford 1970.
  255. Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford/New York 2011; Peter Gemeinhardt: Das lateinische Christentum und die antike pagane Bildung. Tübingen 2007.
  256. Siehe allgemein die Beiträge in Lloyd P. Gerson (Hrsg.): The Cambridge History of Philosophy in Late Antiquity. 2 Bände, Cambridge 2010.
  257. Umfassender Überblick über die christlich-syrische Literatur etwa bei Syri.ac (wissenschaftlich betreut).
  258. Siehe dazu Historiography, Syriac, in: Gorgias Encyclopedic Dictionary of the Syriac Heritage: Electronic Edition. Vgl. auch Sebastian P. Brock: Syriac Historical Writing: A Survey of the Main Sources. In: Journal of the Iraqi Academy (Syriac Corporation) 5, 1979/1980, S. 1–30.
  259. E. Bartmann, Rezension zu J. Elsner, Art and the Roman Viewer, Cambridge 1995. Vergleich vor allem Anm. 1. URL=http://bmcr.brynmawr.edu/1996/96.04.31.html#NT1
  260. Siehe allgemein auch Paul Veyne: Die Kunst der Spätantike. Geschichte eines Stilwandels. Reclam, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-010664-8.
  261. Vgl. z. B. Philipp von Rummel: Habitus barbarus. Kleidung und Repräsentation spätantiker Eliten im 4. und 5. Jahrhundert. Berlin/New York 2007.
  262. Der wohl beste allgemeine kulturgeschichtliche Überblick ist immer noch Peter Brown: The World of Late Antiquity AD 150–750. London 1971. Vgl. auch die Beiträge in Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012, S. 335 ff.
  263. Vgl. einführend Thomas Bauer: Warum es kein islamisches Mittelalter gab. Das Erbe der Antike und der Orient. München 2018.
  264. Vgl. Brian Croke: Count Marcellinus and his Chronicle. Oxford 2001, S. 86ff.; vgl. auch B. Adamik: Bemerkungen zur Problematik „Latein in Byzanz“. Über die lateinischsprachige Bevölkerung von Konstantinopel, in: H. Petersmann, R. Kettemann (Hrsg.), Latin vulgaire – latin tardif, Hildesheim 2003, S. 201–218.
  265. Gregor selbst sprach nach eigener Aussage aber kein Griechisch und lernte es auch in Konstantinopel nicht, was darauf hindeutet, dass es grundsätzlich sehr wohl möglich gewesen sein muss, sich auf Latein zu verständigen. Vgl. Greg. epist. 7,29 und 11,54f.
  266. Vgl. zu dieser Entwicklung Haralambie Mihăescu: Die Lage der zwei Weltsprachen (Griechisch und Latein) im Byzantinischen Reich des 7. Jahrhunderts als Merkmal einer Zeitwende, in: Friedhelm Winkelmann u. a. (Hrsg.), Studien zum 7. Jahrhundert in Byzanz, Berlin 1976, S. 95–100.
  267. Vgl. zur spätrömischen Gesellschaft allgemein Géza Alföldy: Römische Sozialgeschichte (4. Aufl.), Stuttgart 2011, S. 273–306 (mit aktueller Literatur).
  268. Vgl. Rolf Rilinger: Humiliores – Honestiores. Zu einer sozialen Dichotomie im Strafrecht der römischen Kaiserzeit. München 1988.
  269. Vgl. zum spätantiken Senat den Überblick bei Stefan Rebenich: melior pars humani generis. Aristokratie(n) in der Spätantike. In: Hans Beck u. a. (Hrsg.), Die Macht der Wenigen, München 2008, S. 153–175.
  270. Peter Gemeinhardt: Das lateinische Christentum und die antike pagane Bildung. Tübingen 2007, S. 137f.
  271. Zum Wandel der Senatsaristokratie vgl. die wichtige Studie von Salzman: Michele R. Salzman, The Making of a Christian Aristocracy: social and religious change in the western Roman Empire. Cambridge/Mass. 2002.
  272. Vgl. Peter Gemeinhardt: Das lateinische Christentum und die antike pagane Bildung. Tübingen 2007.
  273. Jens-Uwe Krause: Geschichte der Spätantike. Eine Einführung. Tübingen 2018, S. 255ff.
  274. Vgl. zusammenfassend Jens-Uwe Krause: Geschichte der Spätantike. Eine Einführung. Tübingen 2018, S. 260f.
  275. Elisabeth Herrmann-Otto: Die Gesellschaftsstruktur der Spätantike. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. Mainz 2007, S. 183ff., hier S. 188.
  276. Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 222.
  277. Michael Whitby: The violence of the circus factions. In: Keith Hopwood (Hrsg.): Organized Crime in Antiquity. Swansea 1999, S. 229–253.
  278. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 419f.
  279. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 343ff.
  280. Vgl. Mark Whittow: The Middle Byzantine Economy. In: Jonathan Sheperd (Hrsg.): The Cambridge History of the Byzantine Empire. Cambridge 2008, S. 465ff. Zur wirtschaftlichen Situation des Mittelmeerraums in dieser und der folgenden Zeit siehe Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A. D. 300–900. Cambridge 2001; Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005.
  281. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300-800 n. Chr. Wien 2018.
  282. Vgl. zu diesem Beziehungsgeflecht zwischen Mittelmeerwelt und dem asiatischen Raum auch Nicola Di Cosmo, Michael Maas (Hrsg.): Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity. Rome, China, Iran, and the Steppe, ca. 250–750. Cambridge 2018.
  283. Valerie Hansen: The Silk Road. A History with Documents. Oxford 2016; Étienne de La Vaissière: Sogdian Traders. A History. Leiden/Boston 2005. Für die Frühzeit siehe nun auch Craig Benjamin: Empires of Ancient Eurasia. The First Silk Roads Era, 100 BCE–250 CE. Cambridge 2018.
  284. James Howard-Johnston: The India Trade in Late Antiquity. In: Eberhard Sauer (Hrsg.): Sasanian Persia. Between Rome and the Steppes of Eurasia. Edinburgh 2017, S. 284ff.; Raoul McLaughlin: The Roman Empire and the Indian Ocean. The Ancient World Economy and the Kingdoms of Africa, Arabia and India. Barnsley 2014; Timothy Power: The Red Sea from Byzantium to the Caliphate: AD 500–1000. Cairo 2012.
  285. Vgl. dazu Matthew P. Canepa: Distant Displays of Power. Understanding Cross-Cultural Interaction Among the Elites of Rome, Sasanian Iran, and Sui-Tang China. In: Ars Orientalis 38, 2010, S. 121–154.
  286. Timothy Power: The Red Sea from Byzantium to the Caliphate: AD 500–1000. Cairo 2012, S. 61ff.
  287. Vgl. Jens Uwe Krause/Christian Witschel (Hrsg.), Die Stadt in der Spätantike – Niedergang oder Wandel? Akten des internationalen Kolloquiums in München am 30. und 31. Mai 2003. Stuttgart 2006.
  288. Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A. D. 300–900. Cambridge 2001, S. 27ff.
  289. Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005, S. 708ff.
  290. Zusammenfassend Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A. D. 300–900. Cambridge 2001, S. 115ff.
  291. Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A. D. 300–900. Cambridge 2001, S. 117f.
  292. Vgl. Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A. D. 300–900. Cambridge 2001, S. 778ff.
  293. Vgl. dazu Peregrine Horden: Plague of Justinian. In: The Oxford Classical Dictionary, 5. Auflage (Oxford Classical Dictionary Online); Mischa Meier: The ‘Justinianic Plague’: the economic consequences of the pandemic in the eastern Roman empire and its cultural and religious effects. In: Early Medieval Europe 24, 2016, S. 267–292.
  294. Michal Feldman u. a.: A High-Coverage Yersinia pestis Genome from a Sixth-Century Justinianic Plague Victim. In: Molecular biology and evolution. Band 33, Nr. 11,1 (2016), S. 2911–2923, doi:10.1093/molbev/msw170, PMID 27578768, PMC 5062324 (freier Volltext).
  295. Ancient Yersinia pestis genomes from across Western Europe reveal early diversification during the First Pandemic, in: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (2019).
  296. Vgl. Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005, S. 548–550.
  297. Kyle Harper: The Fate of Rome. Climate, Disease, and the End of an Empire. Princeton 2017.
  298. Vgl. A. H. M. Jones: The Later Roman Empire. 2 Bde. Baltimore 1986, S. 712ff.
  299. Nov. Iust. 38.
  300. Vgl. John Haldon: Byzantium in the Seventh Century. 2. Aufl. Cambridge 1997, S. 93–99.
  301. Vgl. Jens-Uwe Krause: Geschichte der Spätantike. Eine Einführung. Tübingen 2018, S. 285 ff.
  302. Vgl. dazu ausführlich Matthew P. Canepa: The Two Eyes of the Earth. Art and Ritual of Kingship between Rome and Sasanian Iran. Berkeley 2009.
  303. Vgl. dazu Henning Börm: Das weströmische Kaisertum nach 476, in: Josef Wiesehöfer u. a. (Hrsg.): Monumentum et instrumentum inscriptum, Stuttgart 2008, S. 47–69.
  304. Christopher Kelly: Ruling the Later Roman Empire. Cambridge MA u. a. 2004.
  305. Vgl. A. H. M. Jones: The Later Roman Empire. 2 Bde. Baltimore 1986, S. 566.
  306. Vgl. Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 225.
  307. Vgl. zum Hof einführend Michael McCormick: Emperor and Court. In: Averil Cameron u. a. (Hrsg.): The Cambridge Ancient History 14, Cambridge 2000, S. 135–163: Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 217ff.
  308. Gideon Maier: Amtsträger und Herrscher in der Romania Gothica. Vergleichende Untersuchungen zu den Institutionen der ostgermanischen Völkerwanderungsreiche. Stuttgart 2005, S. 159–161.
  309. Vgl. zu diesem Phänomen ausführlich Joachim Szidat: Usurpator tanti nominis. Kaiser und Usurpator in der Spätantike, Stuttgart 2010.
  310. Zum Verhältnis zwischen Kaiser und Aristokratie vgl. Henning Börm: Herrscher und Eliten in der Spätantike, in: Josef Wiesehöfer u. a. (Hgg.): Commutatio et contentio. Studies in the Late Roman, Sasanian, and early Islamic Near East, Düsseldorf 2010, S. 159–198 (Digitalisat).
  311. Joachim Szidat: Usurpator tanti nominis. Kaiser und Usurpator in der Spätantike (337-476 n. Chr.). Stuttgart 2010, S. 27–32.
  312. Vgl. A. H. M. Jones: The Later Roman Empire. 2 Bde. Baltimore 1986, S. 1057.
  313. Jens-Uwe Krause: Geschichte der Spätantike. Eine Einführung. Tübingen 2018, S. 86.
  314. Jens-Uwe Krause: Geschichte der Spätantike. Eine Einführung. Tübingen 2018, S. 85.
  315. Vgl. Reinhold Kaiser: Das römische Erbe und das Merowingerreich. 3. Auflage. München 2004, S. 68–70.
  316. Jens-Uwe Krause: Geschichte der Spätantike. Eine Einführung. Tübingen 2018, S. 330 f.
  317. Max Kaser: Römische Rechtsquellen und angewandte Juristenmethode. Wien u. a. 1986, S. 119–121.
  318. Okko Behrends: Das Privatrecht des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches, seine Kodifikationsgeschichte, sein Verhältnis zu den Grundrechten und seine Grundlagen im klassisch-republikanischen Verfassungsdenken. In: Okko Behrends, Wolfgang Sellert (Hrsg.): Der Kodifikationsgedanke und das Modell des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). 9. Symposium der Kommission „Die Funktion des Gesetzes in Geschichte und Gegenwart“. Göttingen 2000, S. 9–82, hier: S. 9–19; Wolfgang Kunkel, Martin Schermaier: Römische Rechtsgeschichte. 14., durchgesehene Auflage. Köln u. a. 2005, §§ 9–12.
  319. Grundlegend zum spätantiken Heer – speziell des 4. Jahrhunderts – ist Yann Le Bohec: Das römische Heer in der Späten Kaiserzeit, Stuttgart 2010.
  320. Vgl. Michael Whitby: Siege Warfare and Counter-Siege Tactics in Late Antiquity (ca. 250–650). In: Neil Christie, Alexander Sarantis (Hrsg.): War and Warfare in Late Antiquity. Boston/Leiden 2013, S. 433 ff.
  321. Vgl. Wolfgang Liebeschuetz: The End of the Roman Army in the Western Empire. In: J. Rich, G. Shipley (Hrsg.): War and Society in the Roman World. London/New York 1993, S. 265–276.
  322. Wolfgang Kuhoff: Die Versuchung der Macht. Spätrömische Heermeister und ihr potentieller Griff nach dem Kaisertum. In: Silvia Serena Tschopp, Wolfgang E. J. Weber (Hrsg.): Macht und Kommunikation. Berlin 2012, S. 39–80; Anne Poguntke: Das römische Heermeisteramt im 5. Jahrhundert. Überlegungen zum Verhältnis zwischen Kaiser und Heermeister in Ost und West. In: Carola Föller, Fabian Schulz (Hrsg.): Osten und Westen 400–600 n. Chr. Kommunikation, Kooperation und Konflikt. Stuttgart 2016, S. 239–262.
  323. Vgl. dazu unter anderem A. H. M. Jones: The Later Roman Empire. 2 Bde. Baltimore 1986, S. 679ff., und Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 303ff.
  324. An der gescheiterten Militäroperation des Anthemius gegen die Vandalen sollen 468 laut Prokopios sogar 100.000 Mann beteiligt gewesen sein (Bella 3,6,1); angesichts der gut belegten gewaltigen Kosten der Aktion ist diese Angabe nicht unglaubwürdig.
  325. Eine detaillierte Darstellung der Geschichte des spätantiken Christentums findet sich u. a. in Peter Brown: Der Schatz im Himmel: Der Aufstieg des Christentums und der Untergang des römischen Weltreichs. Stuttgart 2017; Jean-Marie Mayeur, Luce Pietri, Andre Vauchez u. a.: Die Geschichte des Christentums, Altertum. Bd. 2 und 3, Sonderausgabe, Freiburg i. B. 2005. Zur Christologie grundlegend ist Alois Grillmeier u. a.: Jesus der Christus im Glauben der Kirche. 2 Bde. in 5 Tl.-Bdn., aktual. Neuaufl., Freiburg i. Br. 2004.
  326. Uta Heil, Jörg Ulrich (Hrsg.): Kirche und Kaiser in Antike und Spätantike. Berlin/Boston 2017.
  327. Vgl. hierzu den Überblick bei Karen Piepenbrink: Antike und Christentum. Darmstadt 2007, S. 96ff.
  328. Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford-New York 2011.
  329. Glen Bowersock: The Throne of Adulis: Red Sea Wars on the Eve of Islam. Oxford 2013.
  330. Eine hervorragende Darstellung bezüglich dieses Themas stellt Peter Brown, The Rise of Western Christendom, 2. Aufl., Oxford 2003, dar, worin auch etwa auf die Ausbreitung des Christentums in Asien und Aksum eingegangen wird.
  331. Einführende Beiträge in Josef Lössl, Nicholas J. Baker-Brian (Hrsg.): A Companion to Religion in Late Antiquity. Hoboken (NJ) 2018.
  332. Jelle Wytzes: Der letzte Kampf des Heidentums in Rom. Leiden 1977.
  333. Vgl. unter anderem Arnaldo Momigliano (Hrsg.): The Conflict Between Paganism and Christianity in the Fourth Century. Oxford 1963 sowie Frank R. Trombley: Hellenic Religion and Christianization c. 370–529. 2 Bände. Leiden u. a. 1993f.
  334. Vgl. Martin Wallraff: Christus verus Sol. Sonnenverehrung und Christentum in der Spätantike. Münster 2001.
  335. Vgl. Martin R. von Ostheim: Selbsterlösung durch Erkenntnis. Die Gnosis im 2. Jahrhundert n. Chr. Basel 2013, S. 7 f.
  336. Udo Schnelle: Die ersten 100 Jahre des Christentums 30–130 n. Chr. Göttingen 2015, S. 540–558.
  337. Manfred Hutter: Manichäismus. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 24. Stuttgart 2012, Sp. 6–48.
  338. Mahnaz Moazami (Hrsg.): Zoroastrianism. A Collection of Articles from the Encyclopædia Iranica. 2 Bände. New York 2016; Michael Stausberg: Die Religion Zarathushtras. Geschichte, Gegenwart, Rituale. 3 Bände. Stuttgart 2002–2004.
  339. Karl Leo Noethlichs: Die Juden im christlichen Imperium Romanum (4.–6. Jahrhundert). Berlin 2001.
  340. Glen Bowersock: Die Wiege des Islam. Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen. München 2019.
  341. Vgl. etwa Lutz Berger: Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. München 2016; Aziz Al-Azmeh: The Emergence of Islam in Late Antiquity. Allah and His People. Cambridge 2014; Angelika Neuwirth: Der Koran als Text der Spätantike. Ein europäischer Zugang. Frankfurt am Main 2010.
  342. Relativ detailliert geht A. H. M. Jones (The Later Roman Empire. 3 Bde. Oxford 1964 / 2 Bde. Baltimore 1986) auf die Quellen ein; knapper, aber aktueller ist Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. 2. Aufl. Oxford u. a. 2015, S. 15ff. Ansonsten sei auf die entsprechenden Quellenverzeichnisse der in der Bibliographie aufgeführten Werke verwiesen, wie etwa Demandts Handbuch. Bzgl. der Quellenlage zur Geschichte des Sassanidenreichs sei auf die Ausführungen im dortigen Artikel verwiesen. Allgemein zur Geschichtsschreibung vgl. Gabriele Marasco (Hrsg.), Greek and Roman Historiography in Late Antiquity. Fourth to Sixth Century A.D. Leiden u. a. 2003 (nicht ganz unproblematisch) sowie David Rohrbacher: The Historians of Late Antiquity. London-New York 2002 (deckt nur einen Teil der Autoren ab). Eine knappe Übersicht bzgl. der klassizistischen Geschichtsschreiber in der Spätantike bietet Geoffrey Greatrex: The Classical past in the Classicising Historians.
  343. Richard W. Burgess, Michael Kulikowski: Mosaics of Time. The Latin Chronicle Traditions from the First Century BC to the Sixth Century AD. Volume I: A Historical Introduction to the Chronicle Genre from its Origins to the High Middle Ages. Turnhout 2013.
  344. Zur syrischen Historiographie siehe die Angaben bei Syri.ac
  345. Für die Herrschaft Justinians (527 bis 565) hat man von einer „epigraphischen Renaissance“ gesprochen; vgl. Hartmut Leppin: Justinian, Stuttgart 2011, S. 180. Vgl. zur spätantiken lateinischen Epigraphik Dennis Trout: Inscribing Identity. The Latin Epigraphic Habit in Late Antiquity. In: Philip Rousseau (Hrsg.): A companion to Late Antiquity. London 2009, S. 170ff. und Benet Salway: Late Antiquity. In: Christer Bruun, Jonathan Edmondson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Roman Epigraphy. Oxford 2014, S. 364ff.
  346. Vgl. den Überblick von Olof Brandt: The Archaeological Record: Problems of Interpretation. In: Philip Rousseau (Hrsg.): A Companion to Late Antiquity. Malden u. a. 2009, S. 156ff.
  347. Vgl. Chris Wickham: The inheritance of Rome. A history of Europe from 400 to 1000. London 2009, S. 9f.
  348. Roger C. Blockley (Hrsg./Übers.): The Fragmentary Classicising Historians of the Later Roman Empire. 2 Bände. Liverpool 1981/83 (für Priskos siehe auch die aktuelle englische Übersetzung John Given: The Fragmentary History of Priscus. Attila, the Huns and the Roman Empire, AD 430-476. Merchantville, NJ 2014); Roger C. Blockley (Hrsg./Übers.): The History of Menander the Guardsman. Liverpool 1985.
  349. Lieve Van Hoof, Peter Van Nuffelen (Hrsg./Übers.): The Fragmentary Latin Histories of Late Antiquity (AD 300–620). Edition, Translation and Commentary. Cambridge 2020.
  350. Clavis Historicorum Antiquitatis Posterioris (CHAP)
  351. Vgl. beispielsweise Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 588f.; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014, S. 221–223
  352. Vgl. auch Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 586f.
  353. Bryan Ward-Perkins: The Fall of Rome and the End of Civilization. Oxford 2005; Peter J. Heather: The Fall of the Roman Empire: A New History. London 2005.
  354. Vgl. Kyle Harper: The Fate of Rome. Climate, Disease, and the End of an Empire. Princeton 2017.
  355. Vgl. John Moorhead, The Roman Empire divided, 2. Aufl. London/New York 2013, S. 274–291.
  356. Vgl. dazu auch Arnaldo Marcone: A long late antiquity? Considerations on a controversial periodization. In: Journal of Late Antiquity 1 (2008), S. 4–19.
  357. Mischa Meier: Die Spätantike, zeitlich und räumlich neu gefasst. Eine Zwischenbilanz aktueller Suchbewegungen. In: Historische Zeitschrift 304, 2017, S. 686–706.
  358. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018.
  359. Vgl. etwa Nicola Di Cosmo, Michael Maas (Hrsg.): Empires and Exchanges in Eurasian Late Antiquity. Rome, China, Iran, and the Steppe, ca. 250–750. Cambridge 2018; Mark Humphries: Late Antiquity and World History. Challenging Conventional Narratives and Analyses. In: Studies in Late Antiquity 1, 2017, S. 8–37; Hyun Jin Kim: Geopolitics in Late Antiquity. The Fate of Superpowers from China to Rome. London/New York 2019; Mischa Meier: Das Ende des weströmischen Kaisertums – ein Ereignis der chinesischen Geschichte? Auswirkungen von Mobilität in eurasischer Perspektive. In: Historische Zeitschrift 311, 2020, S. 275–320; Sitta von Reden (Hrsg.): Handbook of Ancient Afro-Eurasian Economies. Vol. 1: Contexts. Berlin/Boston 2020.
  360. Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. München 2019.
  361. Vgl. dazu auch die Besprechung von Mischa Meiers Geschichte der Völkerwanderung in Plekos durch Michael Kulikowski (S. 489 f.): What we might call a ‘Eurasian turn’ in approaches to Late Antiquity has suddenly become fashionable. Barely a glimmer in the eye of scholarship three decades ago, the last decade has seen numerous conferences and exhibitions designed to bring two traditional narratives – the decline and fall of the Roman empire on the one hand, and the steady progress of China’s dynastic history on the other – into dialogue with one another. Whether this is accomplished by way of the Silk Road and Central Asia, trans-Himalayan interactions, or the Indian Ocean world matters very little: the goal, to demonstrate connections, is the same. [...] The Eurasian interactionist approach, by contrast, seeks to recognize and account for the fact that even in later Antiquity, and even despite the tyranny of long distances, the internal histories, and the regional rhythms within, the different parts of three interlinked continents were subject to actual influence by events taking place half a world away. For the most part, the players involved had no certain knowledge, sometimes no knowledge at all, of those far distant lands. Yet despite that, the collapse of the Xiongnu hegemony could be felt, ever so faintly, on the edge of the Caucasus and the Ukrainian steppe, while a Byzantine outpost on the Crimea could mobilize Turk armies in what is now Kazakhstan and Xinjiang.
  362. Philip Rousseau (Hrsg.): A Companion to Late Antiquity. Malden (Massachusetts) u. a. 2009.
  363. Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012. Vgl. auch S. Swain, M. Edwards (Hrsg.): Approaching Late Antiquity: The Transformation from Early to Late Empire. Oxford/New York 2004. Nicht mehr auf dem neuesten Stand, dennoch nützlich, ist der Forschungsüberblick bei Martin, Spätantike und Völkerwanderung.
  364. Fachbesprechung bei sehepunkte.
  365. Verlagsbeschreibung

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