Herodes Antipas
Herodes Antipas (* um 20 v. Chr. in Judäa; † um 39 n. Chr. in Lugdunum Convenarum, Südgallien) herrschte als Tetrarch in Galiläa.
Leben
Herodes Antipas war der zweite Sohn, den Herodes der Große mit seiner vierten Ehefrau, der Samaritanerin Malthake, zeugte. Er wurde zusammen mit seinem älteren Bruder Archelaos und seinem Halbbruder Philippus in Rom erzogen. Als sein Vater im Jahre 4 v. Chr. starb, wurde Herodes Antipas als einer der wenigen Söhne, die allen Nachstellungen entgangen waren, Herrscher von Galiläa und Peräa. Er machte Sepphoris in Galiläa zu seiner Hauptstadt. Außerdem gründete er Tiberias am See Genezareth, eine hellenistische Stadt, die nach Kaiser Tiberius benannt wurde und Sepphoris als Hauptstadt der Tetrarchie ablöste.
Herodes Antipas verliebte sich in seine Schwägerin und Nichte Herodias, die Frau seines Halbbruders Herodes Boethos (der Sohn der zweiten Mariamne). Herodias verließ ihren Mann aus Liebe zu ihm, und Herodes Antipas wiederum verstieß seine erste Frau, die Tochter des nabatäischen Königs Aretas IV. Dieser doppelte Ehebruch erregte bei den Juden Anstoß. Der gekränkte Schwiegervater Aretas brachte ihm in einem Grenzkrieg eine schwere Niederlage bei. Nach biblischer Darstellung hielt Johannes der Täufer dem Herodes den doppelten Ehebruch öffentlich vor, worauf Johannes verhaftet, in die Bergfestung Machärus gebracht und später auf Veranlassung der Herodias enthauptet wurde. Der jüdische Historiker Josephus Flavius erwähnt in seinem Bericht über die Hinrichtung Johannes des Täufers (Ant. 18, 116–119) die Kritik des Täufers an der Ehe des Herodes mit Herodias nicht. Josephus zufolge bewog ein politisches Motiv Herodes Antipas dazu, den Täufer verhaften zu lassen, nämlich die Befürchtung, die Anziehungskraft seiner Reden und dessen Ansehen beim Volk könnten einen Aufstand auslösen.
Herodes Antipas ging auf Betreiben von Herodias 39 n. Chr. nach Rom, um von Caligula den Königstitel zu erhalten, wurde jedoch aufgrund von schweren Anklagen, die sein Neffe und Schwager Herodes Agrippa I. gegen ihn vorgebracht hatte, nach Lugdunum Convenarum in Südgallien verbannt. Dort starb er, das genaue Todesdatum ist unbekannt. Im Anschluss daran wurde sein Reich mit dem Gebiet des Herodes Agrippa vereinigt.
Bibel
Herodes Antipas wird im Neuen Testament immer als „König Herodes“ oder „Tetrarch“ (Vierfürst) erwähnt:
Erst im Lauf der Jahrhunderte gab man ihm den Beinamen Antipas, um ihn von seinem gleichnamigen Vater zu unterscheiden. Der altgriechische Name Antipas (Ἀντιπᾶς) bedeutet „gegen alles“ bzw. „gegen jeden“ (ἀντί „gegen“; πᾶς „ganz, jede[r, -s], alle[s]“).[1] Es werden als Bedeutungen allerdings auch „gegen den Vater“[2], abgeleitet von altgriechisch Antipatros (Ἀντίπατρος), sowie „Stellvertreter des Vaters“ bzw. „Ebenbild des Vaters“[3] genannt. Der Name Antipas wird in der Bibel nur ein einziges Mal erwähnt. In Offb 2,13 wird der Name eines frühchristlichen Märtyrers mit Antipas angegeben.
Das Lukasevangelium (Lk 23,7 ) berichtet, dass Pontius Pilatus Jesus zu Herodes Antipas schickte, als er ihn in Gewahrsam hatte. Herodes Antipas, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade in Jerusalem aufhielt, war juristisch zuständig, weil Jesus Galiläer war. Herodes freute sich, da er von Jesus ein Wunder sehen wollte. Als Jesus nicht auf diesen Wunsch einging und auch nicht auf die gestellten Fragen antwortete, trieb Herodes Spott mit ihm, indem er ihm ein Prunkgewand überwarf und ihn so zu Pilatus zurückschickte. Die Bibel gibt an, dass Pilatus und Herodes, die früher verfeindet gewesen waren, durch diese Angelegenheit Freunde wurden.
Filmische Umsetzung
Mehrere Schauspieler verliehen Herodes ein Gesicht, zuletzt 2015 der Schauspieler Eoin Macken in Killing Jesus.
- 1953: Salome (Darsteller: Charles Laughton)
- 1961: König der Könige (D: Frank Thring)
- 1964: Das 1. Evangelium – Matthäus (D: Francesco Leonetti)
- 1965: Die größte Geschichte aller Zeiten (D: José Ferrer)
- 1973: Jesus Christ Superstar (D: Josh Mostel)
- 1977: Jesus von Nazareth (D: Christopher Plummer)
- 1979: Jesus (D: Richard Peterson)
- 1999: Die Bibel – Jesus (D: Luca Barbareschi)
- 2000: Jesus Christ Superstar (D: Rik Mayall)
- 2004: Die Passion Christi (D: Luca De Dominicis)
- 2004: Judas und Jesus (D: Philip Dunbar)
- 2006: Es begab sich aber zu der Zeit... (D: Alessandro Giuggioli)
- 2015: Killing Jesus (D: Eoin Macken)
Siehe auch
Literatur
- Michael Tilly: Der Fuchs auf dem Herrscherthron. Herodes Antipas, Tetrarch von Galiläa und Peräa. In: Welt und Umwelt der Bibel. Bd. 24, 2002, ISSN 1431-2379, S. 15–20.
- Rainer Metzner: Die Prominenten im Neuen Testament. Ein prosopographischer Kommentar (= Novum Testamentum et Orbis Antiquus – Studien zur Umwelt des Neuen Testaments. 66). Göttingen 2008, S. 29–35.
- Fritz Rienecker, Gerhard Maier: Lexikon zur Bibel. 8. Auflage, SCM R. Brockhaus, Witten 2010, ISBN 978-3-417-24678-0, S. 690–693.
- Julia Wilker: Für Rom und Jerusalem. Die herodianische Dynastie im 1. Jahrhundert n. Chr. Verlag Antike, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-938032-12-1, S. 15, 20, 22 u. a.
Weblinks
Einzelnachweise
- www.namen-namensbedeutung.de. Abgerufen am 20. Januar 2018.
- http://www.einmaleins-der-namen.de. Abgerufen am 29. Januar 2018.
- www.bibelwissenschaft.de. Abgerufen am 29. Januar 2018.