Galmei
Galmei ist eine mineralogisch heute historische, weil nicht eindeutige Bezeichnung für Mineralgemenge von verschiedenen schwefelfreien Zinkerzen (insbesondere Zinkcarbonat mit/oder Zinksilikat), im Wesentlichen unterscheidet man carbonatischen Galmei wie Smithsonit (Zinkspat) und silikatischen Galmei wie Hemimorphit (Zinksilikat).
Geschichte
Der Name Galmeistein (lateinisch Lapis calaminaris) bzw. Galmei (früher auch Galmey) und Kalemin (mittelhochdeutsch auch kalemīn)[1][2] wurde aus Lapislazuli calaminaris, einer lateinischen Korruption des griechischen καδμία Cadmia abgeleitet, was der gemeinschaftliche Name für Zink-Erze jeglicher Art war. Man unterschied zudem Cadmia lota und Cadmia usta (gebrannter Galmei, Zinkkalk, Zinkoxid).[3] Im 18. und 19. Jahrhundert gab es unter anderem mit der Erzgrube Breinigerberg bei Stolberg, mit der Scharley-Grube im oberschlesischen Deutsch-Piekar (1811), und den Zinkgruben Altenberg der Vieille Montagne in Neutral-Moresnet große Galmei-Zinkerz-Minen.
Im frühen 19. Jahrhundert wurde entdeckt, dass das als Galmei bezeichnete Erz eigentlich aus zwei verschiedenen, oft zusammen auftretenden Zinkmineralen besteht:
- Zinkcarbonat – Zn[CO3] bzw. Smithsonit und
- Zinksilikat – Zn4[(OH)2|Si2O7]·H2O bzw. Hemimorphit, oder Kieselzinkerz H2Zn2SiO5, vielleicht auch Zinkblüte (Hydrozinkit, Zn5[(OH)3|CO3]2[4]).[5]
Der Galmei war seit der Antike bis ins 18. Jahrhundert von hoher Bedeutung für die Herstellung von Messing, da metallisches Zink in der Natur nicht vorkommt und keine Technik bekannt war, es zu produzieren.
Der Name der belgischen Gemeinde Kelmis, französisch La Calamine, leitet sich von Galmei ab. An dieser Lagerstätte gab es überwiegend silikatisches Galmei, also Kieselzinkerz, Hemimorphit, das in dieser Gegend als Kelms oder Kelmes bekannt ist und seit dem frühen Mittelalter dort abgebaut wurde.
In der Heilkunde fand Galmei wegen seiner austrocknenden Wirkung Anwendung.[6]
Chemie
Obwohl chemisch und kristallographisch ziemlich verschieden, weisen die beiden Mineralien ähnliche äußere Form auf und sind ohne detaillierte chemische oder physikalische Analyse nicht leicht zu unterscheiden. Der britische Chemiker und Mineraloge James Smithson war 1803 der erste, der die Mineralien trennen konnte.[7] Historisch wurde der Begriff Galmei in der Bergbauindustrie wahllos für beide Mineralien verwendet. In der Mineralogie ist Galmei heute keine offizielle Bezeichnung mehr.
Galmei entsteht überwiegend durch Metasomatose vorhandener Zinkerzlager. Durch Verwitterung kann Galmei auch als sogenannter Erdgalmei, als erdige Masse (Mulm) vorkommen. Für die Legierung von Messing kann Galmei so direkt mit Kupfer aufgeschmolzen werden, eine vorherige Fraktion des Zinkes aus dem Galmei oder auch nur ein Mahlen ist nicht erforderlich.[8]
Siehe auch
Literatur
- Stolberger Alphabet der Heimatkunde, Stichwort Galmei
- Johann Georg Krünitz: Galmey. In: Oekonomische Encyklopädie. Band 15. Berlin 1786, S. 800
- Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 104 f.
Weblinks
- Mineralienatlas:Galmei
- Calamine. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Februar 2020 (englisch).
Einzelnachweise
- Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 232.
- Dieter Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des 15. Jahrhunderts vom Oberrhein. Teil I: Text und Glossar (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 34). Horst Wellm, Pattensen (jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg) 1985, ISBN 3-921456-63-0, S. 201.
- Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 137 (Cadmia) und ebenda (Calaminaris lapis: Geriebener Galmei).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52). Königshausen & Neumann, Würzburg 1991, ISBN 3-88479-801-4, S. 129 und 146 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990): Galmei, Galmeistein bzw. Lapis calaminaris, dort „lapis kalami“ und „kalmis“ bzw. „kalmis stain“: Zinkspat, Zinkkarbonat mit Kieselzinkerz; vielleicht auch Zinkblüte
- Wolfgang Schneider: Pharmazeutische Chemikalien und Mineralien. Ergänzungen (zu Band III des Lexikons zur Arzneimittelgeschichte). Govi Verlag, Frankfurt am Main 1975, S. 209.
- George Brown Goode: The Smithsonian Institution, 1846–1896, The History of Its First Half Century. De Vinne Press, Washington, D.C. 1897, S. 12–13 (englisch).
- Galmei (Memento vom 9. August 2016 im Internet Archive). Eintrag auf der Webseite des Museum Zinkhütter Hof.