Adlergestell
Das Adlergestell im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick ist mit 11,9 Kilometern die längste Straße Berlins. Sie führt vom Ortsteil Niederschöneweide bis zum Ortsteil Schmöckwitz am südöstlichen Stadtrand. Parallel zum Adlergestell verläuft die Görlitzer Bahn.
Adlergestell | |
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Adlergestell (rot) mit Verlängerungen | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Niederschöneweide, Adlershof, Grünau, Schmöckwitz |
Hist. Namen | Kurfürstenweg, Reichsapfelstraße |
Anschlussstraßen | Michael-Brückner-Straße (nordwestlich), Alt-Schmöckwitz (südöstlich) |
Bauwerke | Bebauung |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Straßenverkehr |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 11,9 Kilometer |
Namensgebung
Der Name ist alt überliefert. Bekannt ist, dass der Ausdruck „Gestell“ für die im Wald ausgehauenen Schneisenwege der Forstwirtschaft genutzt wurde, über die geschlagenes Holz abtransportiert wurde. Diese Wortbedeutung lebt in der Jägersprache noch heute fort.[1] Woher der Namenszusatz „Adler“ kommt, ist nicht bekannt. Die Volksetymologie verweist auf Adler an Baumstämmen, die als Wegweiser für den preußischen König dienten, wenn er zum Schloss Königs Wusterhausen ritt. Er kann sich allerdings auch auf die gleiche Wurzel wie die Bezeichnung des Guts Adlershoff beziehen, des Namensgebers der Ortschaft Adlershof, die heute ein Berliner Ortsteil am Adlergestell ist.
Zum Adlergestell wird kolportiert, dass es ehemals Kurfürstenweg oder auch Reichsapfelstraße genannt wurde, da die sie begrenzenden Bäume zur Zeit des Kurfürsten mit einem Apfel und einem Adler geschmückt waren. Die Straße begann damals in Berlin an der Alten Jakobstraße, zog sich die Köpenicker Straße entlang, mitten durch die Cöllnische Heide und am heutigen Bahnhof Berlin-Grünau vorbei.[2]
Verlauf
Das heutige Adlergestell beginnt als Fortsetzung der Michael-Brückner-Straße (früher: Grünauer Straße) in Niederschöneweide an der Überführung der S-Bahn-Strecke nach Spindlersfeld mit der Grundstücksnummer 73. Die Straße ist hier als Teil der B 96a sechsstreifig ausgebaut und führt geradlinig etwa 5,5 Kilometer über Adlershof bis Grünau. Sie verläuft parallel zur Görlitzer Bahn, die sich in ihrer Anlage am Adlergestell orientierte.
Vom S-Bahnhof Grünau führt die Straße rund 6,5 Kilometer durch den Berliner Forst bis nach Schmöckwitz, dem südlichsten Ortsteil Berlins. Dort endet sie mit der Grundstücksnummer 786.
Das Adlergestell ist eine der wichtigsten Ausfallstraßen im Süden Berlins. In der DDR-Zeit verlief der größte Teil des Straßenverkehrs aus Ost-Berlin in südlicher und westlicher Richtung (nach Dresden, Leipzig, Magdeburg) über das Adlergestell in Richtung Schönefeld, und zwar bis 1962 ab Adlershof über die Köpenicker Straße und den Ortsteil Altglienicke, dann über die im April 1962 eröffnete Schnellstraße (heute: Am Seegraben) im Verlauf der B 96a. Seit Oktober 1962 kann von der B 96a am Autobahndreieck Treptow auf die heutige A 117 gewechselt werden. Die Eröffnung des letzten Teilstücks der A 113 in Richtung Autobahndreieck Neukölln am 23. Mai 2008 führte zu einer Entlastung des Adlergestells.
Bebauung (Auswahl)
Entlang der Straße wurden mit der Herausbildung der Siedlungsgebiete auch Wohnhäuser errichtet. Nennenswert ist dabei vor allem der Kern von Schmöckwitz.[3] Zur Ansiedlung trug besonders die Verkehrsanbindung Berlins durch die parallel verlaufende Bahntrasse bei, die in den genannten Ortsteilen jeweils einen Bahnhof besitzt. Einige der erhaltenen Gebäude stehen in der Berliner Denkmalliste, so das Bahnbetriebswerk Berlin-Schöneweide[4] und das S-Bahn-Ausbesserungswerk Niederschöneweide[5] sowie Teile der Siedlung Adlershof (zwischen Adlergestell und Anna-Seghers-Straße).[6] Des Weiteren sind das Fabrikgebäude von Bärensiegel an der Ecke Glienicker Weg,[7] die alte Feuerwache, der Straßenbahnhof und die Schule in Schmöckwitz[8] sowie weitere Wohnhäuser[9] als Baudenkmale erhalten.
Radverkehr
Auf dem Adlergestell befindet sich ein beschädigter benutzungspflichtiger Radweg, der von Radverbänden als dringend sanierungsbedürftig kritisiert wird.[10] Er besteht stadtauswärts abschnittweise aus einem etwa 50 Zentimeter breiten Streifen, den sich Rad- und Fußverkehr teilen.[11] Laut der Antwort auf eine schriftliche Anfrage des Abgeordneten Maik Penn (CDU) aus dem Jahr 2019 ereigneten sich in den Jahren zuvor auf dem Adlergestell besonders häufig Verkehrsunfälle, bei denen Radfahrer teils schwer verletzt werden.[12]
Am 30. Juni 2020 wurde vom Bezirksamt Treptow-Köpenick auf einer Strecke von 2,5 Kilometern zwischen Sterndamm und Rudower Chaussee stadtauswärts auf der rechten der drei Fahrbahnen ein Pop-up-Radweg eingerichtet.[13]
Weblinks
- Adlergestell. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
Einzelnachweise
- F. A. Brockhaus, Mannheim (1995): Brockhaus Enzyklopädie (19. Auflage), Band 26, Deutsches Wörterbuch A-GULB, S. 1319.
- Hans E. Pappenheim: Die Joachim-Friedrich-Gedenkstätte bei Berlin. In: Der Bär von Berlin, Berlin 1965, S. 195–200.
- Baudenkmalskomplex Alt-Schmöckwitz 1–15, Dorfkern Schmöckwitz, mit Anger, Kirchplatz und Dorfkirche; Adlergestell 778/786
- Adlergestell, Bahnbetriebswerk Schöneweide, Lokschuppen, Wasserturm, Übernachtungsgebäude, Dienstgebäude aus den Jahren 1902–1906
- Baudenkmalskomplex Adlergestell 133–149, S-Bahn-Ausbesserungswerk Niederschöneweide, Halle und Verwaltungsgebäude, Pförtnerhaus, Wohnhaus, 1926–1932 von Fritz Hane; Kameradschaftshaus, 1938–1939 von Eger & Gräber; Berufsschule, 1951/1952 von Günter Worlitzsch
- Baudenkmalskomplex Wohnanlage 1929/1930 mit Abtstraße 1–11, Adlergestell 261, Anna-Seghers-Straße 114–116; Baudenkmal Wohnanlage mit Gartenhof Adlergestell 267–267a, 269–269a; 1929–1930 von Franz Vogt; Anna-Seghers-Straße 134–136, Radickestraße 67–75
- Baudenkmal Fabrik Bärensiegel, Adlergestell 327, 1904-06 von Max Jacob
- Baudenkmale Adlergestell 778–786, Feuerwache, Straßenbahnhof und Schule, 1900–1912 von Kurt Berndt
- Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin-II. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 402, 403.
- B96a: Nach 15 Jahren immer noch kein vernünftiger Radweg. 9. August 2019, abgerufen am 1. Juli 2020.
- Gefahrenstellen im Augenschein. Abgerufen am 1. Juli 2020.
- Neue Wege für mehr Radfahrer in Treptow-Köpenick. In: Berliner Abendblatt. 13. April 2019, abgerufen am 1. Juli 2020.
- Pop-Up-Radweg Adlergestell. 1. Juli 2020, abgerufen am 1. Juli 2020.