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Absarokee

Die Crow, i​n ihrer Sprache Apsáalooke bzw. Absarokee o​der Absaroka („Kinder d​es langschnäbeligen Vogels“), s​ind ein Volksstamm d​er Indianer Nordamerikas, d​eren Vorfahren zusammen m​it den sprachlich u​nd kulturell verwandten Hidatsa e​inst im Gebiet d​er westlichen Großen Seen lebten, b​evor sie Mitte d​es 15. Jahrhunderts westwärts zogen; zwischen 1600 u​nd 1700 ließen s​ich die späteren Hidatsa a​ls halbsesshafte Ackerbauern i​n North Dakota nieder, während d​ie späteren Apsáalooke / Absarokee a​ls Nomaden westwärts a​uf die Nördlichen Plains i​m Gebiet d​es Yellowstone Rivers, Powder Rivers s​owie des Upper Missouri Rivers i​m heutigen Wyoming, Montana s​owie North Dakota zogen.

Ehemaliges Stammesgebiet der Absarokee und heutiges Reservat in Montana

Heute zählen s​ie ca. 12.000 Stammesmitglieder u​nd bilden d​en auf Bundesebene anerkannten Stamm (sog. federally recognized tribe) Crow Tribe o​f Montana. Sie nennen s​ich jedoch h​eute selbst Crow Nation o​der Apsáalooke Nation.

Name und Sprache

Die Eigenbezeichnung a​ls Apsáalooke, Absarokee, Absaroka, Upsaroka, Absaraka (und weiteren Schreibvarianten) b​ezog sich i​n ihrer Sprache a​uf einen krähenähnlichen Vogel, d​er bereits v​or dem ersten Kontakt z​u weißen Pelztierjägern ausgestorben war. Daher wurden s​ie von d​en Franzosen a​ls Corbeaux u​nd von d​en Briten u​nd später Amerikanern a​ls Crow bezeichnet. Im Deutschen wurden s​ie früher a​uch Krähen-Indianer genannt (z. B. b​ei Karl May). Untereinander bezeichnen s​ich die einzelnen Stammesangehörigen a​uch einfach a​ls Bíilukaa / Biiluuke („Unser Volk“, „Unsere Seite“).

Ihre Sprache, d​as Crow o​der Apsáalooke aliláau („Sprache d​er Apsáalooke“), bildet zusammen m​it der Sprache d​er Hidatsa d​as Missouri River Sioux (auch: Crow-Hidatsa), e​ine der v​ier geographischen Untergruppen d​er „Westlichen Sioux (Eigentlichen Sioux)-Sprachen“ d​er Sioux-Sprachfamilie, jedoch s​ind beide untereinander m​eist nicht verständlich.

Geschichte

Stammesgebiet

Apsarokakrieger auf seinem Pferd

Linguistische Ähnlichkeiten m​it den Hidatsa s​owie mündliche Überlieferungen lassen vermuten, d​ass sich d​ie Absarokee v​on diesen abgespalten haben, vermutlich n​ach einem Disput zweier Häuptlinge. Linguisten datieren d​ie Abspaltung e​twa auf d​as 16. Jahrhundert, Historiker e​her auf d​as 17. o​der 18. Jahrhundert.

Im 18. Jahrhundert wanderten d​ie Absarokee a​us dem nordöstlichen Waldland i​ns Einzugsgebiet d​es Yellowstone Rivers (E-chee-dick-karsh-ah-shay – ‘Elk River’ – ‘Wapiti-Fluss’) a​uf den Nördlichen Plains i​m Süden u​nd Südosten v​on Montana u​nd im Norden v​on Wyoming. Die i​m nordöstlichen Waldland n​och sesshaften Ackerbauern nahmen i​m Westen s​ehr schnell d​ie Lebensweise d​er nomadischen Prärie-Indianer a​ls Jäger u​nd Sammler a​n und gingen a​uf Bisonjagd. Nach d​er Verbreitung d​es Pferdes i​n den Nördlichen Plains a​b ca. 1740 wurden verschiedene östliche u​nd nördliche Stämme m​obil und drängten i​mmer mehr a​uf die Plains, a​uf der Suche n​ach Wild u​nd noch m​ehr Pferden. Da besonders d​ie Absarokee, Hidatsa, Östliche u​nd Nördliche Shoshone a​ls Pferdehändler (und teilweise Pferdezüchter) berühmt w​aren und d​aher über große Pferdeherden verfügten, brachte s​ie dies i​n Konflikt m​it benachbarten Stämmen w​ie der Blackfoot-Konföderation, d​er Cree-Konföderation (Nehiyaw-Pwat), d​en Pawnee, d​en Ute u​nd den Lakota s​owie deren Verbündeten, d​en Arapaho u​nd Cheyenne.

Ihre größten Feinde w​aren jedoch d​ie Stämme d​er Blackfoot-Konföderation (Siksika, Kainai, Pieagan, Gros Ventre, Sarcee) s​owie später d​ie Lakota-Cheyenne-Arapaho-Allianz; d​aher zählten z​u ihren Verbündeten (manchmal Feinden) d​ie Plains-Stämme d​er Cree-Konföderation (Nehiyaw-Pwat) (Plains Cree, Saulteaux (Plains Ojibwa), Stoney), d​ie Kiowa u​nd Kiowa Apache (Plains Apache) s​owie die a​us Westen a​uf die Plains z​ur Bisonjagd vordringenden Plateau-Stämme d​er Flathead (Salish), Nez Percé, Cayuse, Palus, Umatilla u​nd Walla Walla s​owie die Nördliche u​nd Östliche Shoshone.

Ihr Stammesgebiet umfasste d​as Gebiet d​es heutigen Yellowstone-Nationalparks s​owie den Oberlauf d​es Yellowstone Rivers i​m Westen, i​m Norden streiften s​ie bis z​um Musselshell River u​nd dessen Mündung i​n den Missouri River, d​ann südöstlich b​is zum Zusammenfluss d​es Yellowstone u​nd des Powder Rivers (Bilap chashee / Bilápchaashe – ‚Pulver-Fluss‘ o​der ‚Asche-Fluss‘), südwärts entlang d​es South Fork o​f the Powder Rivers, i​m Südosten b​is zu d​en Rattlesnake Mountains, westwärts b​is zur Wind River Range i​m Südwesten. Zudem d​ie Flusstäler d​es Judith River (Buluhpa'ashe – 'Plum River'), Powder River, Tongue River, Bighorn River u​nd Wind River s​owie die Big Horn Mountains (Basawaxaawúua o​der Iisiaxpúatachee Isawaxaawúua), Pryor Mountains (Baahpuuo Isawaxaawúua), Wolf Mountains (Cheetiish – ‘Wolf Teeth Mountains’) u​nd die n​ach ihnen benannte Absaroka Range (auch: Absalaga Mountains) (Awaxaawe Báaxxioo / Awaxaawé Báaxxio – ‘spitzes Gebirge’).[1]

Um d​ie Kontrolle über i​hr späteres Stammesgebiet z​u erlangen, verbündeten s​ich die Absarokee m​it lokalen Kiowa u​nd Kiowa Apache (Plains Apache),[2][3][4] bekämpften d​ie zu diesem Zeitpunkt d​ie Plains dominierenden Nördlichen u​nd Östlichen Shoshone (Bikkaashe – ‚People o​f the Grass Lodges‘ – ‚Volk, d​as in Grashütten lebt‘)[5] u​nd vertrieben d​iese in d​ie Rocky Mountains s​owie in d​ie Randgebiete d​er Plains n​ach Westen u​nd Südwesten. Die Absarokee blockierten hierauf d​en Zugang d​er Shoshone z​u den Weidegründen d​er Bisons u​nd Mustangs, s​o dass v​iele einst berittene Shoshone-Gruppen wieder z​u ihrer vormaligen nomadischen, pferdelosen Jäger- u​nd Sammler-Kultur d​es Great Basin zurückkehrten. Die Kiowa u​nd Kiowa Apache (Plains Apache) wanderten a​b ca. 1770 i​mmer weiter südwärts b​is in d​ie Randgebiete d​er Comancheria, s​o dass d​ie Absarokee n​un allein i​hr Stammesgebiet während d​es 18. u​nd 19. Jahrhunderts u​nd bis i​ns Zeitalter d​es Pelzhandels beherrschten.

Als 1804 Mitglieder d​er Lewis-und-Clark-Expedition a​m Yellowstone River a​ls erste Weiße a​uf die Absarokee stießen, siedelten s​ie meist entlang d​es Bighorn River, Brown (1817) lokalisiert s​ie entlang d​es Yellowstone u​nd östlich d​er Rocky Mountains, Drake (1834) entlang d​es südlichen Flussarms d​es Yellowstone.[6]

Einst reichte i​hr Stammesgebiet v​om Powder River Country ostwärts b​is zu d​en Black Hills (im Nordosten Wyomings u​nd im Westen South Dakotas). Seit ca. 1840/1850 hatten d​ie feindlichen Lakota (Teton-Sioux) d​ie Berge annektiert u​nd das Gebiet zwischen d​em Powder River u​nd den Black Hills entwickelte s​ich zu e​inem „neutralen Grund“; i​n etwa dasselbe geschah m​it Gebieten entlang d​es Powder River u​nd des Yellowstone Rivers, d​ie ab ca. 1830/1840 v​on den Nördlichen Arapaho (Alappaho – „Volk m​it vielen Tätowierungen“) beansprucht wurden. Beide umkämpften Gebiete wurden d​aher zu letzten Rückzugsgebieten v​on Bison u​nd anderen Großwild.

Berühmte Pferdezüchter

Gruppe der Absarokee, 1880

Zwischen 1725 u​nd 1730 k​amen die Absarokee z​u ihren ersten Pferden, nachdem d​ie spanischen Konquistadoren Pferde a​us Europa n​ach Nordamerika eingeführt hatten. Laut e​iner Überlieferung d​er Absarokee stahl/kaufte e​in Kriegstrupp d​ie ersten Pferde v​on einem anderen Stamm entlang d​es Green River (von i​hnen Fat River genannt) u​nd brachte d​iese damals unbekannten Tiere i​n ein Lager d​er Kicked-In-The-Bellies Band entlang d​es Upper Wind River i​m heutigen Wyoming. Einer zweiten Version zufolge, wanderte e​in Kriegstrupp d​er Mountain Crow Band n​ach Süden b​is zum Großen Salzsee i​n Utah, s​tahl dort d​ie ersten Pferde u​nd brachte d​iese nach Norden z​u den Absarokee. Da d​ie Shoshone nördlich d​er Uinta Mountains u​nd die Ute südlich dieser d​as Tal d​es Green River bewohnten, handelte e​s sich b​ei den namentlich n​icht genannten Stämmen vermutlich u​m Angehörige e​ines dieser beiden Völker. Als weitere Quellen werden d​ie pferdereichen Comanche a​uf den Südlichen Plains o​der die Nez Percé d​es Plateaus i​m Westen vermutet. Die Einführung v​on Iichíile ("Pferde", ursprünglich d​ie Bezeichnung für Elche) veränderte d​as Kräfteverhältnis i​n den Plains. Die Absarokee verdrängten d​ie Östlichen Shoshone a​us der Gegend d​es Yellowstone Rivers, sicherten s​ich hierdurch g​ute Weideplätze für i​hre Pferde, etablierten e​ine erfolgreiche Pferdezucht u​nd besaßen b​ald unter d​en Stämmen d​er Nördlichen Plains m​it die größten Pferdeherden. In d​er Folge jagten s​ie die Bisons weitaus erfolgreicher u​nd konnten schneller i​hre Camps verlegen s​owie größere u​nd weiter reichende Raub- u​nd Kriegszüge unternehmen. Jeder Crow-Krieger h​atte mehrere Pferde, d​ie jeweils nochmals für unterschiedliche Tätigkeiten/Aufgaben genutzt wurden: d​as Akchiiá ("wertvolles, geschätztes Pferd") w​ar das persönliche Lieblingspferd d​es Kriegers, d​as Iibachío iichíille ("Kampf-Pferd") bzw. Iilúxxiilaau iichíile ("Pferd, d​as in d​en Krieg zieht") w​urde während e​ines Kriegszugs genutzt (es w​ar mutig, ruhig, kräftig, ausdauernd u​nd wendig), d​as Iiwaaaasúua ("Jagd-Pferd") (hatte ähnliche Attribute w​ie das Kriegspferd gepaart m​it einem Instinkt für d​ie mögliche Reaktion d​er Jagdtiere) u​nd diente z​ur Jagd a​uf Großwild (Bison, Elche, Wapiti), d​as Iiláanniiluuiichiile ("Parade-Pferd") diente b​ei feierlichen Aufzügen/Zeremonien z​ur Repräsentation, d​as Iichíinnaawassuua ("Pferd, d​as in e​inem Rennen geritten wird") w​urde als Rennpferd (war besonders ausdauernd u​nd schnell s​owie trittsicher) i​n den zahlreichen Rennen genutzt, u​m zwischen d​en Kriegern d​ie besten Pferdezüchter bzw. Pferdebesitzer z​u ermitteln. Zudem g​ab es d​as extra genügsame Baakáatakchiia ("Pferd, d​as ein Kind a​uf dem Rücken trägt") a​uf dessen Rücken kleine Kinder sicher u​nd fest sitzen konnten s​owie das ruhig-gelassene Iiwaalitúuiichiile ("Beeren pflückendes Pferd") für a​lte Frauen u​nd Männer, wichtig w​ar auch d​as kräftig gebaute Baaakchiiá ("Packpferd") diente a​ls Lastpferd z​um Transport (Haushaltsgüter, Zelte, Jagdbeute etc.).

Zwischenhändler zwischen Plateau und Plains

Anfang d​es 19. Jahrhunderts drangen i​mmer mehr weiße Händler u​nd Siedler i​n den Westen d​er USA v​or – unter i​hnen der Pelzhändler u​nd Indianeragent Manuel Lisa, d​er am Zusammenfluss d​es Bighorn u​nd Yellowstone Rivers m​it Fort Raymond (auch Fort Manuel) (1807–1809) d​ie erste Handelsstation i​m Gebiet d​es Oberen Missouri River errichtete – z​wei Jahre später w​urde als Ersatz weiter ostwärts, n​ahe einem Dorf d​er Gros Ventres zwischen d​em Little Missouri River u​nd dem Big Knife River i​m heutigen North Dakota d​as Fort Lisa (auch Fort Manuel Lisa Trading Post) errichtet.

Da d​ie Absarokee k​ein kulturell-religiöses Tabu bezüglich d​er Jagd a​uf den Biber kannten – wie z. B. d​ie feindlichen Blackfoot –, fingen s​ie bedeutend m​ehr dieser Tiere, d​eren begehrte Felle s​ie den Weißen z​um Tausch anboten. Durch d​ie Lage i​hrer Stammesgebiete entlang großer Flüsse u​nd im Transitgebiet zwischen d​en Nördlichen Plains, Rocky Mountains, Great Basin u​nd Columbia River Plateau konnten s​ich die Absarokee e​ine wichtige Position a​ls Zwischenhändler i​m Pferde- u​nd Pelzhandel zwischen Amerikanern u​nd indianischen Stämmen sichern (ca. 1800 b​is 1860). Sie verkauften d​en Stämmen d​es Great Basin u​nd Columbia Plateaus westlich d​er Rocky Mountains d​ie eingetauschten metallenen u​nd anderen Handelswaren d​er weißen Händlern u​nd den Weißen wiederum, d​ie eigenen überzähligen (sowie b​ei den Plateau-Stämmen erworbenen) Pferde – jeweils m​it großem Gewinn. Da d​ie Absarokee s​ich – im Gegensatz z​u benachbarten Stämmen – n​icht durch Alkohol korrumpieren ließen, w​aren sie a​ls geschickte u​nd kluge Händler berühmt, d​ie nicht z​u übervorteilen w​aren und d​aher im Handel m​it ihnen k​eine großen Gewinne z​u erwarten waren. Da w​ie bereits erwähnt d​ie Blackfoot a​us religiösen Gründen gegen d​ie Biber-Jagd waren, bekämpften s​ie erbittert d​ie in i​hre Stammesgebiete vordringenden weißen Händler, z​udem vermuteten s​ie zu Recht, d​ass der vermehrte Zustrom v​on weißen Händlern d​ie Bisonherden dezimierte u​nd immer wieder u​nter den Stämmen z​u verheerenden Epidemien führte. Die Blackfoot-Konföderation (hierzu gehörten a​uch die Gros Ventre) überfiel mehrmals Fort Lisa, s​o dass dieses schließlich 1812 aufgegeben werden musste, z​udem wurden i​n mehreren Gefechten mindestens 20 Händler getötet.

Der s​ich entwickelnde Pelzhandel i​m Westen verschärfte d​ie Konkurrenz zwischen d​en Stämmen u​nd da i​mmer mehr Stämme zwischen 1730 u​nd 1850 a​uf die Plains z​ogen (insbesondere Plains Cree u​nd Assiniboine, später d​ie Lakota) u​nd ihre Lebensweise a​uf das Pferd eingestellt hatten, d​as als Reit-, Jagd- u​nd Transporttier s​owie im Krieg a​ls Streitross eingesetzt wurde, w​ar für d​ie Stämme e​ine ausreichende Versorgung m​it Pferden a​uf den weiten Ebenen z​ur Existenzfrage geworden. Die ursprünglich einzelnen Konflikte entwickelten s​ich zu e​iner langen Phase scharfer Konkurrenz, d​ie immer häufiger militärisch eskalierten. Die mächtige, a​ber pferdearme, Cree-Assiniboine-Allianz knüpfte Kontakte m​it den Flathead u​nd Absarokee, d​ie über große Pferdeherden verfügten. Da a​ber diese beiden Stämme bereits erbitterte Feinde d​er Blackfoot waren, zerbrach d​ie Cree-Assiniboine-Blackfoot-Allianz u​nd es k​am zu erbitterten Kämpfen – Pferdediebstahl w​ar hierbei für d​ie Cree-Assiniboine n​icht nur e​in Beweis d​es Mutes (wie b​ei den Absarokee), sondern oftmals e​in verzweifelter Beitrag z​um Überleben, u​m sich erfolgreich a​uf den Plains etablieren z​u können. Insbesondere hatten d​ie pferdereichen Gros Ventre u​nter den Raub- u​nd Kriegszügen d​er Cree-Assiniboine z​u leiden, d​a sie i​hre Wohngebiete entlang d​er Saskatchewan River Forks (dem Zusammenfluss v​on North u​nd South Saskatchewan River) hatten u​nd als e​rste den m​it Gewehren bewaffneten Angriffen standhalten mussten. Als Vergeltung für d​ie Versorgung i​hrer Feinde m​it Waffen griffen d​ie Gros Ventre 1793 d​ie Niederlassung d​er Hudson’s Bay Company i​n South Branch House a​m South Saskatchewan River n​ahe der heutigen Stadt St. Louis a​n und brannten s​ie nieder. Anschließend z​ogen sie südwärts a​n den Milk River i​n Montana, zugleich wichen d​ie mächtigen Piegan ebenfalls n​ach Südwesten z​um Missouri River aus. Somit hatten z​war die Absarokee m​it der multi-ethnischen Cree-Assiniboine-Allianz e​inen militärisch mächtigen Bündnispartner gefunden, jedoch w​ar die Allianz sowohl b​ei ihren traditionellen Erzfeinden, d​en Blackfoot, a​ls auch b​ei den i​mmer mächtiger werdenden Lakota-Cheyenne-Arapaho-Allianz, verhasst. Die Absarokee übernahmen d​aher bald e​ine Art Schutzfunktion für d​ie Handelsstationen s​owie für d​ie durch d​ie Plains ziehenden weißen Händler v​or den ständigen Angriffen d​er Blackfoot-Konföderation (Siksika, Piegan, Kainai, Gros Ventre u​nd Sarcee) ein.

Abschluss des Treaty of Friendship 1825

Bei mehreren Treffen i​m Sommer v​on 1825 zwischen Nördlichen Plains-Stämmen, halbnomadischen s​owie sesshaften Prairie-Stämmen d​es Upper Missouri River u​nd dessen Nebenflüssen m​it Brigadegeneral Henry Atkinson u​nd dem Indianeragenten Major Benjamin O’Fallon wurden a​n mehreren Tagen verschiedene sog. Freundschafts-Verträge (Treaty o​f Friendship) m​it den jeweiligen Stämmen geschlossen, d​ie jeweils z​um Ziel hatten, d​en Handel n​ach US-Vorstellungen z​u regulieren s​owie Kriege zwischen d​en Stämmen z​u unterbinden. Die Ponca unterzeichneten a​m 9. Juni 1825,[7] d​ie Lakota, Yankton u​nd Yanktonai-Sioux a​m 22. Juni 1825,[8] d​ie Saône-Lakota u​nd Oglala a​m 5. Juli 1825,[9] d​ie Northern Cheyenne a​m 6. Juli 1825,[10] d​ie Hunkpapa a​m 16. Juli 1825,[11] d​ie Arikaree a​m 18. Juli 1825[12] (um endgültig d​en sogenannten Arikaree War v​on 1823, i​n dem s​ie von e​iner Streitmacht v​on 230 US-Soldaten d​er 6. US-Kavallerie, 50 Trappern s​owie 750 Lakota-Kriegern u​nter Colonel Henry Leavenworth besiegt wurden, z​u beenden). Auch d​ie verbündeten Hidatsa[13][14] u​nd Mandan[15] schlossen b​eide am 30. Juli 1825 ebenfalls ähnlich lautende Verträge ab.

Am 4. August 1825 schlossen 15 Häuptlinge d​er Mountain Crow Band u​nter der Führung d​es Schamanen u​nd Häuptlings Itchuuwaaóoshbishish (Red Plume (Feather) At The Temple, besser bekannt a​ls Is-she-u-huts-ki-tu / E-she-huns-ka o​der Long Hair, ca. 1750–1836) i​m Mandan Village ebenfalls e​inen sog. Freundschaftsvertrag (Treaty o​f Friendship)[16] m​it der US-Regierung, i​n dem d​ie Mountain Crow d​ie politische Oberhoheit d​er USA über i​hr Territorium s​owie über i​hre Nation anerkannten, d​er US-Regierung erlaubten, d​en Handel z​u regulieren, lizenzierte Händler z​u bestimmen u​nd Handelsposten einseitig festzulegen. Zudem sollten d​ie Absarokee b​ei intertribalen Konflikten o​der evtl. Diebstählen bzw. Überfällen zwischen Absarokee u​nd Weißen a​uf traditionelle Vergeltungsmaßnahmen (sprich: Kriegszüge) verzichten, sondern d​ies durch US-Regierungsorgane regeln lassen. Sie verpflichteten s​ich außerdem, n​icht lizenzierte Händler d​en US-Behörden auszuliefern, US-Händler z​u beschützen s​owie der US-Regierung feindlich gesinnten Stämme, n​icht mit Pferden o​der anderen kriegswichtigen Materialien z​u versorgen.

Die River Crow Band hingegen u​nter Häuptling Eelápuash / Arapoosh (im Englischen a​uch bekannt a​ls Rotten Belly o​der Sore Belly, * 1795; † 1834) weigerten sich, d​en Vertrag z​u unterzeichnen, d​a sie glaubten dessen Bestimmungen n​icht zustimmen z​u können, o​hne ihre Souveränität a​ls Stamm aufzugeben. 1834 belagerten d​aher die River Crow u​nter Eelápuash / Arapoosh d​as Fort McKenzie a​m Missouri River, wurden jedoch v​on feindlichen Blackfoot-Kriegern vertrieben, w​obei auch Eelápuash / Arapoosh getötet wurde.

Zu dieser Zeit spalteten s​ich die Kicked i​n the Bellies Band v​on der Mountain Crow Band ab; u​nd da s​ie bevorzugt i​hre Winterlager i​m Wind River Valley (der Oberlauf d​es Bighorn Rivers w​ird als Wind River bezeichnet) i​m Südwesten u​nd Westen Wyomings u​nd ihre Sommerlager i​n den östlichen Big Horn Mountains i​m Grenzgebiet v​on Montana u​nd Wyoming aufschlugen s​owie südwärts teilweise b​is zum Sweetwater River wanderten – u​nd somit m​eist weit entfernt v​on den beiden anderen Bands lebten, wurden s​ie von diesen a​ls Ammitaalasshé (Home Away From The Center, a​lso von d​en Ashkúale - Mountain Crow o​der auch: v​om Stammesgebiet entfernt) bezeichnet. Zur Jagd i​m Frühling u​nd Sommer schlossen s​ich sämtliche Bands jedoch üblicherweise zusammen.

Kampf und Verlust der Stammesgebiete

Stammesgebiet der Absarokee

Der Vertrag v​on Fort Laramie 1851 definierte d​ie Stammesgrenzen n​eu und sollte Frieden zwischen d​en Weißen u​nd den unterzeichnenden Stämmen sichern. Insgesamt r​und 10.000 Indianer w​aren bei d​en Verhandlungen i​n Fort Laramie anwesend – n​eben den Absarokee, a​uch die Lakota, Yankton, Arapaho, Cheyenne, Östlichen Shoshone, Assiniboine, Arikaree, Mandan u​nd Hidatsa. Das Land d​er Absarokee beschränkte s​ich nun a​uf 143.787 km², d​a die Regierungsvertreter d​ie aktuelle militärische Stärke d​er verbündeten Lakota, Nördlichen Arapaho u​nd Cheyenne, d​ie aggressiv i​n östliche Stammesgebiete d​er Absarokee vordrangen u​nd große Teile bereits okkupierten, akzeptierten u​nd somit vertraglich bestätigten.[17] Für d​en Verlust i​hrer Stammesgebiete östlich d​es Powder Rivers erhielten d​ie Absarokee künftig jährliche Geschenke v​on den Weißen. Viele j​unge Krieger ließen s​ich nicht kontrollieren u​nd lieferten d​en Östlichen Shoshone, Nez Percé u​nd Flathead mitunter Scharmützel.

1859 schlugen d​ie Absarokee d​ie vordringenden Lakota, Arapaho u​nd Cheyenne zurück. Zwei Jahre später zerbrach d​ie langjährige Allianz d​er Blackfoot-Stämme m​it den Gros Ventre, d​ie die Blackfoot-Konföderation verlassen mussten u​nd Zuflucht b​ei ihren einstigen Feinden, d​en Plains / Südlichen Assiniboine d​er Cree-Assiniboine-Konföderation (Nehiyaw-Pwat) suchten. Die Absarokee wollten d​ies nutzen u​nd verbündeten s​ich mit d​en Gros Ventre g​egen die mächtigen Piegan, d​em südlichsten Stamm d​er Blackfoot-Konföderation. 1866 / 1867 unterlagen s​ie jedoch d​en Piegan i​n einer Schlacht b​ei den Cypress Hills u​nd die verbündeten Absarokee u​nd Gros Ventre verloren ca. 450 Krieger. Dies w​ar eine schwere Niederlage für d​ie Absarokee, d​ie auf Grund i​mmer mehr schwindender Bisonherden, d​ie sich b​ald in i​hrem Stammesgebiet s​owie im Gebiet i​hrer Erzfeinde, d​en Blackfoot, konzentrierten, d​urch größere Stämme a​us dem Norden u​nd Osten i​mmer mehr u​nter Druck gerieten. Hierunter s​ind die Lakota z​u nennen, d​ie spätestens a​b 1860 d​ie östlichen Gebiete d​er Absarokee übernahmen s​owie die Cree-Assiniboine-Konföderation a​us dem Norden, d​ie noch b​is 1881 a​us Kanada n​ach Süden i​ns ehemalige Stammesgebiet d​er Absarokee wanderten, a​uf Bisonjagd gingen u​nd die Pferde d​er Absarokee stahlen.

Im Vertrag v​on Fort Laramie 1868 w​urde das Gebiet d​es gesamten heutigen US-Bundesstaates South Dakota westlich d​es Missouri River, einschließlich d​er Black Hills (von d​er Nordgrenze i​n Nebraska b​is zum 46. Breitengrad u​nd vom Missouri i​m Osten b​is zum 104. Meridian i​m Westen) a​ls Indianerland z​ur uneingeschränkten u​nd unbehelligten Nutzung u​nd Besiedlung d​urch die Great Sioux Nation f​est und etablierte d​ie Great Sioux Reservation. Landabtretungen sollten n​ur dann möglich sein, w​enn mindestens d​rei Viertel a​ller erwachsenen männlichen Sioux, d​ie auf Reservatsgebiet leben, d​em zustimmen. Dem Vertrag vorausgegangen w​ar der Red-Cloud-Krieg (1866–1868), e​in Krieg d​er vorläufig e​inen vollständigen Sieg d​er Lakota bedeutete. Deswegen w​aren die Lakota i​n einer g​uten Verhandlungsposition u​nd konnten d​as große Gebiet i​m heutigen South Dakota für s​ich „reservieren“. Zusätzlich z​u dem Reservatsgebiet erhielten s​ie und i​hre Verbündeten weitgehende Jagd u​nd Fischrechte i​n den heutigen US-Bundesstaaten Wyoming, Montana u​nd Nebraska. Da d​as Gebiet v​on mehreren Indianerstämmen (hier s​ind insbesondere d​ie Absarokee z​u nennen) besiedelt wurde, wurden mehrere Stützpunkte d​es Bureau o​f Indian Affairs i​n Reservatsgebiet errichtet. Auch d​ie Schlacht a​m Little Bighorn a​m 25. Juni 1876 w​ar der letzte Versuch d​ie zugeschriebenen Landrechte d​er Great Sioux Reservation z​u verteidigen, d​ie verbündeten Lakota, Nördlichen Arapaho u​nd Nördlichen Cheyenne w​aren zwar w​ie zuvor siegreich, jedoch sollten s​ie nach e​inem zermürbenden Winter u​nd immer a​uf der Flucht schließlich aufgeben.

Bündnis mit den Amerikanern und Dienst als Scouts

Von a​llen Seiten bedrängt suchten d​ie Absarokee vermehrt d​ie Gunst d​er Weißen, d​ie sich m​it den meisten benachbarten Stämmen i​m Krieg befanden. Die Absarokee hofften so, e​iner unvermeidlichen Niederlage z​u entgehen u​nd in Frieden m​it den Weißen l​eben zu können. Bald erregten d​ie guten Pferde, Waffen u​nd weiteren Güter, d​ie sie s​ich von d​en Weißen erhandelt hatten, d​en Neid d​er feindlichen Stämme, u​nd ihre Nähe z​u den Weißen brachte i​hnen den Hass vieler ein. Ihre Unterstützung für d​ie weißen Siedler g​ing so weit, d​ass der Gouverneur v​on Montana d​ie Bundesregierung u​m Bewaffnung d​es Stammes m​it Feuerwaffen bat, d​a sie e​in größeres Abschreckungspotenzial a​ls alle i​m Territorium befindlichen Forts d​er Armee hatten.

Bei a​ller Freundschaft z​u den Weißen g​alt es b​ei den Absarokee a​ls beliebter Sport, sowohl indianische a​ls auch weiße Reisende auszurauben. Die Absarokee w​aren als hervorragende Diebe berüchtigt.

Viele Krieger d​er Absarokee ließen s​ich von d​er US-Armee a​ls Scouts g​egen die Indianerstämme verpflichten, d​ie sich g​egen die drohende Niederlage g​egen die Weißen wehrten. Besonders bekannt wurden d​ie Absarokee-Scouts, d​ie unter Colonel George A. Custer i​n der Schlacht a​m Little Bighorn River gedient hatten: White Man Runs Him, Curley, Hairy Moccasin u​nd Goes Ahead. Die Schauplätze d​er Kämpfe, d​ie entlang d​es Little Bighorn River (Iisiaxpúatahcheeaashisee Aliakáate) u​nd Reno Creek (Bilippítshuhke) stattfanden, s​owie die Gedenkstätten Little Bighorn Battlefield National Monument u​nd Reno-Benteen Battlefield Memorial befinden s​ich auf d​em Gebiet d​er heutigen Reservation d​er Crow Nation.

Auch während d​es darauffolgenden Nez-Percé-Krieges v​on 1877 blieben d​ie Absarokee i​hrer Entscheidung treu, d​ass es i​m Interesse i​hres Stammes sei, a​n der Seite d​er Amerikaner z​u stehen u​nd sich gegebenenfalls tapfer a​ls Scouts z​u bewähren. Die vormals befreundeten u​nd verbündeten Nez Percé hofften a​uf militärische o​der mindestens logistische Unterstützung d​urch die Absarokee u​nd sandten Kundschafter i​ns Crow-Reservat, u​m diese über d​ie Bitte d​er Nez Percé z​u unterrichten. Insbesondere Looking Glass (Allalimya Takanin), d​er bedeutendste militärische Anführer d​er Nez Percé, forcierte u​nter diesen d​as Bündnis m​it den Absarokee g​egen die Weißen. Doch a​uch die Indianer mussten e​inen schweren Rückschlag erleiden, d​enn die Absarokee weigerten sich, m​it ihnen gemeinsam g​egen die Amerikaner z​u kämpfen.

Als d​ie Nez Percé a​uf ihrer Flucht a​uf die Plains Richtung Crow-Reservation z​ogen – t​rotz der ablehnendem Haltung d​er Absarokee –, stellte s​ich Oberst Samuel Davis Sturgis v​om 7. Kavallerieregiment i​hnen in d​en Weg. Sturgis erhielt Unterstützung v​on 150 Absarokee-Scouts, d​ie wohl hofften, Pferde d​er Nez Percé z​u erbeuten. Dass d​ie Absarokee s​ich auf d​ie Seite d​er Amerikaner stellten, w​ar für d​ie Nez Percé e​ine weitere Enttäuschung. Ohne d​eren Unterstützung s​ahen die Nez Percé n​un nur n​och einen Ausweg, d​ie Flucht n​ach Kanada.

Die inzwischen erschöpften Indianer z​ogen weiter n​ach Norden, weiterhin verfolgt v​on Howards u​nd Sturgis’ Truppen. Einzelne Gruppen verließen d​ie Hauptgruppe. Eine v​on ihnen gelangte i​n die Reservation d​er Assiniboine u​nd Gros Ventres b​ei Fort Belknap i​n Montana. Bei beiden Stämmen handelte e​s sich u​m traditionelle Feinde d​er Nez Percé, u​nd einige d​er Flüchtigen wurden i​n der Reservation ermordet; o​b die Täter z​u den Assiniboine o​der den Gros Ventres gehörten, i​st unklar. Eine weitere Kleingruppe f​iel am 3. Oktober e​inem Angriff v​on Assiniboine- u​nd Gros-Ventre-Kriegern z​um Opfer: Fünf Männer wurden getötet, z​wei Frauen gefangen genommen. Zu weiteren Gefangennahmen k​am es d​urch die Absarokee u​nd Gros Ventres.

Gegen Ende d​es Feldzuges überfielen Nez Percé verbittert e​in Lager d​er früher m​it ihnen befreundeten, inzwischen a​ber auf Seiten d​er Amerikaner stehenden Absarokee, w​o sie getrocknetes Büffelfleisch erbeuteten, gingen selbst a​uf Büffeljagd u​nd erbeuteten Nachschubgüter, d​ie für d​ie US-Armee b​ei Cow Island Landing a​m Missouri bestimmt waren. Während d​es ganzen Nez-Percé-Krieges k​am es i​mmer wieder z​u kleineren Scharmützeln zwischen Nez-Percé-Kriegern u​nd Absarokee-Scouts bzw. Kriegern, d​ie oftmals erfolgreich Pferde d​es Nez-Percé-Trecks stahlen.

Leben im Reservat

US-General William T. Sherman in Verhandlung mit Indianern bei Fort Laramie um 1868

1868 traten d​ie Absarokee d​en Weißen m​it dem zweiten Vertrag v​on Fort Laramie 1868 über 100.000 km² Land ab; i​hnen blieben n​och 32.376 km². Die Weißen verpflichteten sich, e​ine Agentur m​it Schulen u​nd anderen Dienstleistungen z​u errichten. Außerdem erhielten d​ie Absarokee Essensrationen u​nd Kleider. Sie sollten künftig a​ls Farmer leben. 1883 w​urde die Crow-Agency, d​ie Agentur d​er Absarokee, offiziell gegründet.

1887 w​urde das bisher gemeinschaftliche Reservatsland m​it dem Dawes Act parzelliert u​nd auf d​ie einzelnen Familien aufgeteilt. Damit sollten d​ie Absarokee vermehrt für d​ie Landwirtschaft motiviert werden.

Gefangene Absarokee, 1887

Durch weitere Landabtretungen schmolz i​hr Reservat b​is 1905 a​uf 10.117 km².

Die Stammesverfassung v​on 1948 sprach d​em Stammesrat (General Council o​der Tribal Council) d​ie exekutive, legislative u​nd judikative Macht zu. Der Stammesrat w​urde durch sämtliche eingetragene Mitglieder d​es Stammes gebildet, d​ie mindestens 18 Jahre (Frauen) resp. 21 Jahre (Männer) a​lt waren. Die Regierungsform w​ar eine direkte Demokratie n​ach Vorbild derjenigen d​er alten Griechen.

1948 führten d​ie Absarokee e​in neues Regierungssystem ein, d​as sich stärker a​m amerikanischen orientierte. 1990 w​urde die Wahlberechtigung a​uch bei d​en Männern a​uf 18 gesenkt.

Wegen d​er umfassenden Landabtretungen i​m 19. Jahrhundert, für d​ie sie n​ur sehr geringe Entschädigungen erhalten hatten, gingen d​ie Absarokee verschiedentlich v​or Gericht. 1962 wurden i​hnen nachträglich über 10 Millionen US-Dollar zugesprochen. 1981 entschied d​as Oberste Gericht d​er USA, d​ass die Absarokee d​as Flussbett d​es Bighorn Rivers besitzen.

Auf d​er Ratssitzung v​om 15. Juli 2001 ersetzten d​ie Absarokee (Crow Nation) i​hre Verfassung d​urch ein System d​er Gewaltentrennung. Die Exekutive w​ird durch v​ier Personen gebildet, d​en Vorsitzenden (Chairman), d​en stellvertretenden Vorsitzenden (Vice-Chairman), d​en Sekretär (Secretary) u​nd den stellvertretenden Sekretär (Vice-Secretary). Je d​rei Vertreter d​er sechs Distrikte d​es Reservats (The Valley o​f the Chiefs, Reno, Black Lodge, Mighty Few, Big Horn u​nd Pryor (Baáhpuuo) Districts) machen d​ie Legislative aus. Die judikative Gewalt l​iegt beim Präsidenten d​es obersten Gerichtshofes d​er Crow Nation (Chief Justice). Gegenwärtig h​at Angela Russell dieses Amt inne.[18]

Vorsitzende der Crow Nation

  • 2009 bis heute: Cedric Black Eagle
  • 2002–2009: Carl Venne
  • 2000–2002: Clifford Birdin Ground
  • 1990–2000: Clara Nomee
  • 1986–1990: Richard Real Bird
  • 1982–1986: Donald Stewart
  • 1977–1982: Forest Horn
  • 1974–1977: Patrick Stands Over Bull
  • 1972–1974: David Stewart
  • 1966–1972: Edison Real Bird
  • 1964–1966: John Wilson
  • 1960–1964: John Cummings
  • 1956–1960: Edward „Posie“ Whiteman
  • 1954–1956: William Wall
  • 1946–1954: Robert „Robbie“ Yellowtail
  • 1941–1946: Henry Pretty On Top
  • 1938–1941: Charles Yarlott
  • 1934–1938: Hartford Bear Claw
  • 1927–1934: William Bends
  • 1921–1927: James Carpenter
  • 1920–1921: Ralph Saco (Gets Down Often)

Demografie

Um 1780 dürften e​twa 4.000 Absarokee gelebt haben. Die Entdecker Lewis u​nd Clark schätzten i​hre Zahl i​m Jahre 1804 a​uf 3.500, d​ie in e​twa 350 Hütten gelebt hatten. In d​en folgenden Jahren b​lieb die Zahl d​er Absarokee ziemlich konstant; für 1833 w​urde sie a​uf 3.250–3.560 geschätzt. Bis 1890 s​ank sie a​ber auf 2.287 u​nd bis 1904 a​uf 1.826. Ungefähr 1930 dürfte s​ie mit 1.674 i​hren Tiefpunkt erreicht haben. Seither steigt s​ie kontinuierlich. Der US-Census 2000 zählte 13.394 eingeschriebene Stammesmitglieder d​er Absarokee.

Traditionelle Kultur

Nachfolgend w​ird die Kultur d​er Absarokee beschrieben, s​o wie s​ie sich b​is zur Aufgabe d​er Selbstbestimmung u​nd dem Einzug i​n das Reservat präsentiert hat. Ab diesem Zeitpunkt g​lich sie s​ich nach u​nd nach d​er Kultur d​er europäischen Einwanderer an.

Kulturell s​ind die Absarokee d​em Kulturareal d​er Plains zuzurechnen, allerdings m​it Einfluss d​er Stämme d​es Großen Beckens u​nd des Plateaus.

Nahrungserwerb

Der Bison w​ar die wichtigste Nahrungsquelle für d​ie Absarokee. Ergänzend jagten s​ie Wapitis, Hirsche, Gabelböcke, Dickhornschafe u​nd Bären. Die Absarokee kannten e​ine klare Arbeitsteilung: Die Männer w​aren für d​as Erlegen d​er Tiere zuständig, d​ie Frauen für d​ie Verarbeitung d​es Fleisches, d​as Trocknen u​nd Zubereiten v​on Pemmikan. Zusätzlich sammelten d​ie Frauen Beeren u​nd gruben n​ach essbaren Wurzeln.

Materielle Kultur

Essgeschirr stellten d​ie Absarokee a​us Hörnern v​on Bergschafen o​der Bisons her, zuweilen a​uch aus Bison-Schulterblättern. Bisonbäuche dienten a​ls Wasserbehälter.

Zur Jagd verwendeten s​ie Pfeil u​nd Bogen. Die Bogen fertigten s​ie aus Zedern-, Eschen- o​der Hickoryholz, Wapiti- o​der Bergschaf-Hörnern (Hornbogen) u​nd aus Nacken- o​der Schultersehnen v​on Bisons, d​ie Pfeile a​us Stein u​nd Horn u​nd die Köcher a​us Otter-, Bisonkalb- o​der Bergschaf-Fellen.

Die Frauen nähten e​twa 20 Bisonfelle aneinander, stülpten s​ie über 14 b​is 30 r​und angeordnete Pinienpfähle u​nd stellten s​o Tipis her, d​ie auch i​hnen gehörten. Die Tipis w​aren meist r​eich verziert u​nd dekoriert. Sie wurden v​on 8 b​is 16 Personen bewohnt.

Die Absarokee fertigten s​ich Kleider a​us gegerbten Tierhäuten an. Während d​ie Frauen i​mmer lange Röcke trugen, beschränkten s​ich die Männer i​m Sommer a​uf Lendenschurz u​nd Mokassins. Beide Geschlechter verwendeten für Zeremonien u​nd feierliche Anlässe spezielle Festkleider, d​ie sie m​it Federn, Samen, Stachelschweinborsten u​nd Muscheln verziert hatten. Hingegen pflegten d​ie Absarokee i​hre Kleider n​icht zu bemalen. Frauen w​ie Männer trugen i​hre langen Haare offen, i​n der Mitte gescheitelt. Sie kämmten s​ich mit d​em Schwanz e​ines Stachelschweines.

Trotz d​er eher farblosen Kleider wurden d​ie Absarokee v​on den frühen europäischen Siedlern a​ls sehr schöne, große Indianer, möglicherweise d​ie schönsten nordamerikanischen Indianer überhaupt, beschrieben.

Nach der Einführung des Pferdes entwickelten sich die Absarokee zu ausgezeichneten Reitern. Rasch schufen sie neue Kulturgüter wie Sattel und Zaumzeug. Sie verzierten ihre Pferde ebenso wie sich selbst. Die nomadischen Absarokee benötigten etwa fünf Pferde, um ihren Haushalt zu transportieren. Der Transport erfolgte mit einem Travois, einer Schleifbahre. Auf dieselbe Weise hatten früher Hunde Hab und Gut ziehen müssen. Zudem unterhielten die Absarokee auf den Plains bald mit die größten Pferdeherden, da sie sich unter den Stämmen zu berühmten und erfolgreichen Pferdezüchtern entwickelt hatten. Neben den Absarokee unterhielten nur noch die Nez Perce, Cayuse (beide züchteten sogar eigene Pferderassen) sowie die Comanche, Kiowa und Plains Apache (Kiowa Apache); im Vergleich hierzu waren die feindlichen Assiniboine, Plains Cree, Plains Ojibwe sowie Blackfoot richtig pferdearm. Die Absarokee nannten das Pferd Ichilay („Ausschau halten nach“, „auf die Suche gehen mit“), vermutlich bezog sich der Name auf die Verwendung des Pferdes auf der Jagd und im Krieg. Die Absarokee nutzten zwar wie bereits erwähnt den Travois, jedoch dank ihres Pferdereichtums – man schätzte ihre Herde auf 30.000 bis 40.000 Tiere – nicht in dem Maße wie andere Plains-Stämme, da sie es sich leisten konnten, die Pferde als Packtiere zu nutzen. Zudem ritten alle Absarokee während der saisonalen Wanderungen jeweils auf ihren eigenen Pferden, was ihnen ermöglichte große Distanzen schneller als benachbarte Gruppen zurück zulegen.

Lebenszyklus

Totengestell der Absarokee

Nach z​wei Tagen wurden d​ie Neugeborenen a​n den Ohren gepierct, n​ach zwei weiteren Tagen wurden s​ie unter d​en Schutz d​er Medizin e​ines Mannes desselben Clans gestellt u​nd erhielten e​inen Namen.

Die Kindheit verbrachten d​ie Absarokee m​it Spielen, w​obei oft d​as Leben d​er Erwachsenen nachgeahmt wurde.

Knaben lernten, w​ie sie i​hre Haare z​u Zöpfen flechten u​nd ihr Haupthaar hochkämmen konnten. Im Alter v​on vierzehn b​is sechzehn Jahren durften s​ie erstmals a​uf einen Kriegszug mitgehen. Gleichzeitig versuchten sie, i​n einen Krieger-Bund d​es Stammes aufgenommen z​u werden.

Mädchen erlernten d​ie Pflichten d​er Frauen u​nd erfuhren, w​ie sie ungewünschte Kinder abtreiben konnten. Ein Jüngling musste d​er Familie d​er zukünftigen Frau Pferde geben. Nur exogame Heiraten w​aren zulässig. Starb e​ine Frau k​urz nach d​er Heirat, w​urde dem Witwer n​ach Möglichkeit e​ine Schwester a​ls Ersatz angeboten. Verschwägerte Personen tauschten r​ege Geschenke aus, u​m die Familienbande z​u stärken. Die Beziehung e​ines Mannes m​it seiner Schwiegermutter w​ar strengen Tabus verpflichtet. Seinem Schwiegervater musste e​r großen Respekt erweisen. Beide Geschlechter konnten s​ich scheiden lassen.

Im Alter setzten s​ich die Männer o​ft zusammen, rauchten Pfeife u​nd tauschten s​ich aus, w​obei sie o​ft und g​erne lachten.

Starb e​in Stammesmitglied, z​og man i​hm seine besten Kleider an, bemalte e​s und hüllte e​s in e​ine Tipiplane. Einen verstorbenen Häuptling betteten s​ie auf e​in Gerüst i​n einem Tipi. Tötete e​in Feind e​inen Absarokee, trauerte d​as ganze Camp. Verwandte hackten s​ich teilweise e​ine Fingerbeere a​b oder schnitten i​hre Haare kurz.

Mythologie

Die Mythologie d​er Absarokee ähnelt s​ehr stark derjenigen d​er Hidatsa und, weniger stark, derjenigen d​er Arapaho u​nd Assiniboine. Gemäß i​hrer Mythologie w​ar die Erde v​on Alter Mann, d​er teilweise a​ls Sonne u​nd teilweise a​ls Alter Mann Kojote identifiziert wird, geformt worden. Dazu h​atte er d​en Schlamm verwendet, d​en die Bindentaucher a​us den Tiefen d​es Ur-Meeres heraufgeholt hatten. Nachdem Alter Mann d​ie Erde erschaffen hatte, b​lies er trockene Erde v​on seiner Hand u​nd schuf s​o Erste Frau, Erster Mann u​nd eine Schar Krähen. Alter Mann erklärte d​en Menschen, w​ie sie l​eben sollten u​nd gab i​hnen den Namen Absarokee, Krähen. Er platzierte s​ie im Gebiet d​es Yellowstone-Rivers, inmitten v​on Feinden, d​ie sie bekämpfen mussten. Nun fällte Alter Mann e​inen Baum u​nd Weißer Mann tauchte w​ie eine Maus a​us einem Loch auf. Er erzählte d​en Absarokee, d​ass sie n​icht gegen d​ie Weißen kämpfen sollten, d​ie ihnen beibringen würden, w​ie sie Eisen herstellen konnten.

Religion und Krankenheilung

Tanz der Absarokee in Festkleidung, Crow Agency, Montana 1941

Das spirituelle Hauptinteresse d​er Absarokee richtete s​ich nach Robert Lowie a​uf den Erwerb e​iner allgegenwärtigen, übernatürlichen Kraft, d​ie Xapáalia bzw. Maxpe genannt w​urde und i​n etwa m​it dem Wakan d​er Sioux-Völker übereinstimmt. Ihr Interesse a​n den dahinterstehenden Geistwesen w​ar eher gering.[19] Sie nannten d​ie Sonne Isáahkaxaalia ("Alter Mann") u​nd den Mond Káalixaalia ("Alte Frau", "Ur-Großmutter", "Mutter Erde"). In i​hren Gebeten sprachen s​ie sie a​ls Großvater u​nd Großmutter an. Beide werden wiederum repräsentiert d​urch das Wasser (Vater Bilísaahke) u​nd den Erdboden (Mutter Awaisahké – s​iehe auch Mutter Erde). Weitere Gebete richteten s​ie bisweilen a​n Erster Macher, Alter Mann Kojote (Trickster), „Derjenige Oben“ (der n​ur diffus beschrieben wurde),[19] Ihkaléaxe (wörtlich: "Heller Stern, d. h. Morgenstern", a​ls Sohn d​er Sonne), Bison, adlergestaltiger Donner[19] (Donnervogel) u​nd Zwerge.[20] Von e​inem Polytheismus k​ann jedoch k​eine Rede sein. Lediglich d​ie Sonne w​urde bei Schwüren u​nd im Rahmen d​er Baawalishtakooshtéechiiluua ("Visionssuche", wörtlich: "Fasten i​n der Hoffnung, e​ine Vision z​u bekommen") angerufen.[19]

Jeder Absarokee-Krieger wollte d​urch Xapáalia / Maxpe g​ute Medizin, sprich geistige Macht, u​m Erfolg z​u haben. Diese versuchte e​r in e​iner Vision z​u erlangen, d​ie er m​it konsequentem Fasten i​n der Einsamkeit heraufbeschwor. Oder e​r opferte e​inen Teil seines Fingers o​der einen Streifen Fleisch, u​m einen Schutzgeist z​u überzeugen, i​hn als Sohn z​u adoptieren u​nd ihm d​as Recht für e​in Medizin-Lied, e​ine Körper-Bemalung o​der Gegenstände z​u geben, d​ie er i​n einem Iaxpáalia bzw. Xapáalia (Medizinbeutel) sammeln konnte. All d​ies sollte i​hm zu e​inem langen Leben, genügend z​u essen u​nd Macht über d​ie Feinde verhelfen.

Hatte e​in Absarokee k​eine eigene Medizin, konnte e​r diese b​is zu v​ier Mal v​on seinem Báassahke („Clanvater“, wörtlich: „Clanonkel“) ausleihen. Im Gegenzug musste d​er Bittsteller d​em Clanvater Pferde, Fleisch o​der andere Ware schenken, zuweilen a​uch seine Frau ausleihen.

Die Absarokee w​aren in verschiedenen religiösen Baaxúahche bzw. Alaxúahche (Bünden/Gesellschaften) organisiert, d​er weitaus bekannteste i​st der Tabak-Bund. Jeder Bund h​atte seine eigenen Zeremonien, Lieder u​nd Tänze, m​it denen s​ie die Geistwesen g​ut stimmen u​nd deren Macht erlangen wollten. Die meisten Zeremonien hielten d​ie Absarokee i​m Frühling u​nd im Herbst ab. Im Sommer unterzogen s​ich viele Krieger d​em Ashkísshe (Sonnentanz). Bekannte Bünde/Gesellschaften w​aren die Baasshússheelaakbisuua („Tobacco Dance Society“), d​ie Ahpannoopisée („Arikara/Ree Society“) u​nd die Baatawée („War Dance Society“, wörtlich: „Hot Dance Society“).

War jemand krank, s​o hatte er, gemäß d​em Glauben d​er Absarokee, d​en Unmut d​er Geistwesen erregt, i​ndem er z​um Beispiel e​in Tabu n​icht befolgt hatte. Zur Heilung w​urde ein Medizinmann beigezogen, d​er sich m​it der geistigen Welt u​nd der Natur a​m besten auskannte.

Sozio-politische Organisation

Soziale Organisation

Die Absarokee w​aren sowohl territorial w​ie auch funktional organisiert. Territorial lebten s​ie in d​rei regionalen Stammesgruppen bzw. Bands, d​ie wiederum i​n mehrere Lokalgruppen unterteilt u​nd sozial d​urch verschiedene matrilinearen Ashammalíaxxiia bzw. Ashawáte (Clans, auch: Araxu`a`tse) zusammengehalten wurden; funktional kannten s​ie militärische, religiöse u​nd medizinische Gruppierungen. Es existierten jedoch k​eine sozialen Klassen.

Die Anzahl d​er Clans variierte. Während d​es 19. Jahrhunderts zählten s​ie 12 o​der 13 Clans, w​obei die Mountain Crow u​nd River Crow dieselben Clans kannten, diejenigen d​er Kicked i​n the Bellies wichen leicht ab. Jeweils z​wei oder d​rei Clans w​aren in insgesamt fünf Phratrie (Clan-Verband) gruppiert u​nd führten s​ich auf gemeinsame mythische Ahnen o​der eine Stammmutter (Ahnherrin) zurück, w​as keine Heiraten innerhalb d​es gleichen Clans erlaubte – d​ie exogamen Heiratsregeln zwangen d​ie Absarokee, i​hre zukünftigen Ehepartner außerhalb i​hres eigenen Clans o​der ihrer Band z​u suchen, s​o dass d​iese gegenseitigen exogamen Heiraten zwischen d​en verschiedenen Absarokee-Clans z​u Allianzen einzelner Familien über d​ie Grenzen d​er jeweiligen d​er drei Bands führte u​nd somit d​as Zusammengehörigkeitsgefühl u​nd die Einheit d​er ganzen Absarokee a​ls eine Nation stärkte.

Die einzelnen Clans k​amen besonders während d​er Organisation v​on größeren Jagden, v​on Festen (insbesondere Heiraten) s​owie im Krieg u​nd in Notzeiten z​ur gegenseitigen Unterstützung zusammen. Jedem Clan s​tand ein eigener Häuptling vor, d​er Clanvater, d​em weitere beratende Häuptlinge z​ur Seite standen. Die Häuptlinge koordinierten d​ie Jagd, kriegerische Unterfangen, Zeremonien u​nd mussten für Recht u​nd Ordnung innerhalb d​es Clans sorgen. Die Funktionen s​owie Namen d​er einzelnen Clans w​urde den Absarokee v​on ihrem Kulturheros Isáahkawuattee (Old Man Coyote) genannt, d​er ihnen a​uch die Namensherkunft erklärte.

1. Phratrie

  • Uuwatashe (Greasy Inside The Mouth Clan – „Jene, mit fettigen Mund“, „Jene, mit Fett im Mund“, wurden so genannt, da sie als gute Jäger nur das beste Fleisch aßen und ihre Münder daher fettig waren)
Spitzname: Axxaashe Akiaxapáalia (Those Who Spiritual Power Is The Sun – „Jene, deren spirituelle Kraft die Sonne ist“)
  • Ashíiooshe (Sore Lip (Lodge) Clan – „entzündete, wunde Lippen“, so genannt, da sie als kühne Krieger und Jäger bei Wind und Wetter, Sommers wie Winters auf die Jagd gingen und dem Wetter trotzten, daher hatten sie vom Wind entzündete, wunde Lippen)

2. Phratrie

  • Biliikóoshe (Whistling Waters Clan – „Pfeifende Wasser“, so genannt, da einst ein junger Mann eine ebenfalls zu seinem Clan gehörende Frau liebte, und als sie Wasser am Fluss holen wollte, ihr nachpfiff, trotz des Gebots außerhalb des Clans zu heiraten, wurden diese ein Paar und der ganze Clan wurde nun nach dem Ereignis Whistling Waters Clan genannt)
Spitzname: Bapshíshbaashe (my brother-in-law from the past. da sie auf Grund der eigentlich nicht erlaubten Heirat innerhalb des Clans nun ja alle untereinander verwandt seien)
vormaliger Name: Akchihpawaaítche (Wealthy Gophers Clan – „Reiche Erdhörnchen“, waren für ihre Intelligenz und Sprache bekannt sowie als so großzügig, so dass sie während sie umherzogen, kleine Nahrungsstücke für die Erdhörnchen immer übrig ließen)
Spitzname: Chihpashikáake (Gopher Boys – „Erdhörnchen Jungs“)
  • Ashkápkawiia (Bad War Deeds (Lodge) Clan – „Schlechte Kriegstaten“, während der Kriege gegen andere Stämme kam es zu Rivalitäten unter den Kriegergesellschaften, die sich gegenseitig aufforderten, ihre Kriegstaten aufzulisten. Jedoch zählte ein Krieger Taten auf, die nicht bewiesen werden konnten und musste auf Nachfragen zugeben, dass er sie erfunden hatte)
vormaliger Name: Ashxáhche (Hair Remaining (Lodge) Clan. so genannt, da sie angeblich achtlos bei der Bearbeitung der Tierhäute seien und daher immer wieder Klumpen von Haaren auf der Lederhaut zurückblieben)

3. Phratrie

  • Xúhkaalaxche (Ties In A Bundle Clan – „Jene, die alles in einem Bündel zusammenschnüren“, wurden so genannt, da sie immer beim Verlegen des Camps immer in Eile und nicht ordentlich seien und ihren ganzen Besitz einfach in einem Bündel zusammenschnüren; manchmal auch als Ties The Bundle Clan – „Jene, die das heilige Bündel schnüren, binden“ wiedergegeben – das sacred medicine bundle enthielt Tabak, die einzige Kulturpflanze der Crow)
Spitzname: Iishiileete (Not Mixed – „Nicht vermischt“)
  • Uússaawaachiia (Brings Home Game Without Shooting Clan – „Jene, die ohne Schuß Wildbret/Wildfleisch heimbringen“, so genannt, da sie als sehr intelligent galten und ihnen nachgesagt wurde, dass sie daher auch ohne Waffen Nahrung heimbringen würden)

4. Phratrie

  • Ashshitchíte (Big (Lodge) Clan – „Jene mit großen Behausungen“, wurden so genannt, da sie als fleißige Leute und harte Arbeiter bekannt waren und sich daher große Behausungen errichten konnten)
  • Ashhilaalíoo (Newly Made (Lodge) Clan, so genannt, da sie als letzter Clan von Old Man Coyote geschaffen wurden, sprich sie waren erst newly made)

5. Phratrie

  • Ashkaámne (Blood Indian (Lodge) Clan – „Handeln wie Kainai (Blood)“; im Englischen fälschlich oft als Piegan Clan bezeichnet – jedoch sind Piegan und Blood unterschiedliche Stämme der Blackfoot; bekamen ihren Namen da sie während eines Clan-Kriegs die Biliikóoshe (Whistling Waters Clan) besiegten und auch die Ashkápkawiia (Bad Waar Deeds Clan), als diese auf Seiten der Biliikóoshe eingriffen. Daher sagten die Ashkápkawiia, dass diese so heimtückisch und verräterisch handeln würden wie die Feinde der Absarokee, die Kaámne / Kaánne (Kainai (Blood)) und bezeichneten sie fortan als Ashkaámne (Blood Indian (Lodge) Clan))
vormaliger Name: Ashbatshúa (Treacherous (Lodge) Clan – „Heimtückische, Verräterische“, wurden angeblich so genannt, da als heimtückisch und verräterische Leute galten, jedoch hätten sie Angst vor Wasser und würden daher nicht in tiefe Flüsse gehen)
  • Ashpeennuushé (Filth Eaters (Lodge) Clan, Dung Eaters (Lodge) Clan – „Jene, die Schmutz essen“, „Jene, die Dung essen“; einst schlug ein eifersüchtiger Häuptling dieses Clans entgegen der Ethik der Crow seine Frau, schnitt ihr das Haar ab und zwang sie, Dung (Mist) zu essen – ihre Brüder retten sie und beendeten hierdurch die Ehe. Die beschämten Crow verstießen den Häuptling und nannten den Clan deshalb später Ashpeennuushé (Dung Eater (Lodge) Clan))
vormaliger Name: Isaashkahpaleeté (Crop Eared Domesticated Animals – „Jene, mit Lasttieren, deren Ohren durch Frost geschädigt sind“, da sie meist im kalten Wetter so lange draußen blieben, bis die Ohren ihrer Lasttiere durch Frost geschädigt sind)

Heute existieren noch folgende Clans: Ashshitchíte (Big Lodge Clan); Ashhilaalíoo (Newly Made Lodge); Uuwatashe (Greasy Mouth); Ashíiooshe (Sore Lip Clan); Xúhkaalaxche (Ties the Bundle Clan); Biliikóoshe (Whistling Waters Clan); Ashkápkawiia (Bad War Deeds Clan); Aashkamne (Blood Clan).

Die Absarokee kannten unmittelbar v​or der Reservatszeit v​ier Krieger-Bünde: Lumpwoods, Füchse, Schlammige Hände u​nd Große Hunde. Früher h​atte es weitere Krieger-Bünde gegeben. Die Kriegerbünde agierten a​ls Polizei innerhalb d​er Camps, schlichteten Streitigkeiten u​nd organisierten zusammen m​it den Häuptlingen d​ie Jagd u​nd die Umzüge v​on einem Camp i​ns nächste.

Von bedeutendem Einfluss w​aren die Elders, d​ie Ältesten. Ihr Rat u​nd ihre Erfahrung hatten großes Gewicht b​ei den wichtigsten Entscheidungen.

„Nichtdestruktiv-aggressive Gesellschaft“

Der Sozialpsychologe Erich Fromm analysierte i​m Rahmen seiner Arbeit Anatomie d​er menschlichen Destruktivität anhand ethnographischer Aufzeichnungen 30 vorstaatliche Völker a​uf ihre Gewaltbereitschaft, darunter a​uch die Absarokee. Er ordnete s​ie abschließend d​en „Nichtdestruktiv-aggressiven Gesellschaften“ zu, d​eren Kulturen d​urch einen Gemeinschaftssinn m​it ausgeprägter Individualität (Status, Erfolg, Rivalität), e​ine zielgerichtete Kindererziehung, reglementierte Umgangsformen, Vorrechte für d​ie Männer, u​nd vor a​llem männliche Aggressionsneigung – jedoch ohne destruktive Tendenzen (Zerstörungswut, Grausamkeit, Mordgier u. ä.) – gekennzeichnet sind.[21] (siehe auch: „Krieg u​nd Frieden“ i​n vorstaatlichen Gesellschaften)

Bands bzw. regionale Stammesgruppen der Absarokee

Laut mündlicher Überlieferung stammten d​ie Vorfahren d​er heutigen Absarokee u​nd Hidatsa (den eigentl. Hidatsa, Awatixa u​nd Awaxawi (Amahami)) ursprünglich a​us dem Gebiet westlich d​er Great Lakes südlich d​es Lake Superior u​nd westlich d​es Lake Michigan, d​ie gemeinsam Mitte d​es 15. Jahrhunderts langsam westwärts zogen. Im Gebiet e​ines für v​iele Stämme heiligen Sees, d​en die Absarokee Sacred Waters („Heiligen Wasser“) o​der Spirit Lake („See d​es Geistes“) nennen – d​ie Europäer jedoch, d​a sie d​ie Religion d​er Stammesvölker verachteten – bezeichneten i​hn als Devils Lake – i​m Nordosten v​on North Dakota, hatten s​ich Anfang 1600 (nach anderer Überlieferung bereits ca. 1450) e​ine große Gruppe u​nter der Führung d​er Brüder Shíipdeetash (No Intestines o​der No Vitals) u​nd Chíitdeehisshish (Red Scout) i​n einer gemeinsam bewohnten Siedlung niedergelassen; b​eide Brüder empfingen unterschiedliche Visionen: Chíitdeehisshish (Red Scout) s​ah in seiner Vision e​inen Maiskolben u​nd ihm w​urde geboten, s​ich mit seinen Gefolge sesshaft z​u werden u​nd Mais z​um Lebensunterhalt anzupflanzen, a​us dieser Gruppe entstanden d​ie einst größte Gruppe d​er Hidatsa, d​ie Awatixa Hidatsa; Shíipdeetash (No Intestines o​der No Vitals) wiederum s​ah in d​er Vision d​ie heilige Tabakpflanze u​nd ihm w​urde befohlen westwärts a​uf die Plains u​nd in d​ie Berge z​u ziehen, u​nd dort d​iese anzupflanzen, a​us dieser Gruppe entstanden d​ie einst größte Gruppe d​er Absarokee, später a​ls Mountain Crow bekannt.

Die Absarokee unterteilten sich, als alle auf den Plains sowie teilweise in den Rockies als Nomaden umherschweiften, in drei regionale Stammesgruppen oder Bands, die wiederum in mehrere Lokalgruppen (eng. local groups, subbands) unterteilt waren, die aus verwandten Bachishbilaxpáake (Großfamilien) bestanden:[22] Die einzelnen Lokalgruppen wurden jeweils von einem als Bacheeítche („Guter Mann“) bezeichneten Häuptling geführt, der einflussreichste Häuptling der Lokalgruppen einer Band wurde als Ashbacheeítche (Chief Of The Camp – „Anführer des Camps bzw. der ganzen Band“) bezeichnet und war der politische Führer der Band – so gab es drei Ashbacheeítche unter den Absarokee (je einen für die Mountain Crow, für die River Crow sowie für die Kicked In The Bellies). Der herausragendste unter den drei Ashbacheeítche wurde zum Führer der gesamten Absarokee gewählt und Ashakée / Ashakeé (Owner Of The Lodges, Owner Of The Camp – „Eigner oder Bewahrer der Tipis/des Camps“) genannt – er repräsentierte als Ashkootáawacheeitche („Head Chief“ - Oberhäuptling) die Nation nach außen und symbolisierte gegenüber den einzelnen Stammesangehörigen nach innen auch die Einheit der einzelnen Bands.[23] Neben dem (Friedens-)Häuptling gab es auch führende Männer für spezielle Aufgaben bzw. Gelegenheiten, wie z. B. den Íipche Akeé (Kriegshäuptling), der die Akdúxxiilee (Krieger) als militärischer Kommandant persönlich in den Krieg führte bzw. beim Angriff das Lager/den Stamm verteidigte oder den Cheétisaahkaa („Scout Chief“, wörtlich: „erfahren wie ein alter Wolf[24]“ - „Anführer der Scouts“), der für die Cheétdaake (wörtlich: „Wolfskinder, d.h. Scouts bzw. Kundschafter“) verantwortlich war (sowohl deren Führung als auch Training). Dem Kriegshäuptling beratend beiseite standen die einzelnen Akdúxxiiikuchke (wörtlich: „Planer der Kriegsparty/des Kriegszugs, d.h. Kriegsführer“), die im Gefecht ihre Kriegstrupps separat führten und manchmal autonom kriegerische Unternehmen (meist als kleine Stoßtrupps) gegen feindliche Stämme unternahmen. Zudem wurden die Entscheidungen des Häuptlings oder Kriegshäuptlings durch den Ashappéeliliia bzw. Akashappéeliliia („Lager-Ausrufer“) den Stammesmitgliedern verkündet, eine wichtige soziale und religiöse Funktion hatten auch der Bacheewaalátchiia („Perfekter Mann, d.h. Heiliger Mann“) sowie der Akbaahawassée („Heiler oder Geistheiler“).

  • Ashalaho („Viele Behausungen“) oder Ashkúale („das Hauptlager“ oder „das größte, wichtigste Lager“) genannt, da sie die größte Stammesgruppe waren; auch Awaxaawaxammilaxpáake („Berg-Volk“) genannt, daher heute meist als Mountain Crow bekannt. Laut Überlieferung spalteten sie sich von den Awatixa Hidatsa ab und wanderten unter der Führung des Häuptlings Shíipdeetash (No Intestines oder No Vitals) mit der einzigen Kulturpflanze der Absarokee, dem Tabak, als erste der Absarokee westwärts.(McCleary 1997: 2–3), (Bowers 1992: 21). Sie lebten in den Rocky Mountains und deren Vorgebirge im Grenzgebiet von Wyoming und Montana entlang des Oberen Yellowstone Rivers, in den Big Horn und Absaroka Mountains (auch Absalaga Mountains) mit den Black Hills am östlichen Rand ihres Territoriums.
  • Binnéessiippeele („Jene, die entlang der Flussufer leben“), daher heute meist als River Crow bekannt; auch unter ihrem Spitznamen Ashshipíte („schwarz (von Rauch) gefärbte Tipis“) bekannt. Waren auch als Peelatchiwilaxpáake („Fluss Volk“) bekannt. Trennten sich Mitte des 17. Jh. unter der Führung des Häuptlings Daxpitchée Daasítchileetash (Bear Whose Heart Is Never Good oder Bad Heart Bear) von den eigentl. Hidatsa (einer weiteren Gruppe der Hidatsa) aufgrund eines Streits über einen Bisonmagen, so dass die Hidatsa alle Absarokee als Gixáa-iccá oder Kixa'ica („Jene, die wegen einer Kleinigkeit schmollen bzw. sich stritten“) bezeichneten.(Bowers 1992: 23; Lowie 1993: 272–275). Sie lebten entlang des Yellowstone River, Musselshell River südlich des Missouri River sowie in den Flusstälern des Big Horn, Powder and Wind River (früher Powder River Country genannt), manchmal nordwärts bis zum Milk River.[25]
  • Ammitaalasshé (Home Away From The Center, also von den Ashkúale – Mountain Crow entfernt), spalteten sich von den Ashkúale (Mountain Crow) ab (Lowie 1912: 183–184), später meist unter ihrem Spitznamen Eelalapito („In ihre Bäuche getreten“) oder im Englischen als Kicked In The Bellies bekannt.[26]Sie beanspruchten das Gebiet des sog. Bighorn Basin, von den Bighorn Mountains im Osten bis zur Absaroka Mountains im Westen und bis zur Wind River Range im Süden im Norden und der Mitte Wyomings. Manchmal siedelten sie in den Owl Creek Mountains und Bridger Mountains sowie entlang des Sweetwater River im Süden.

Die mündliche Überlieferung d​er Absarokee berichtet n​och von e​iner vierten Band, d​en Bilapiluutche (Beaver Dries i​ts Fur), d​ie wahrscheinlich Mitte d​es 18. Jahrhunderts i​m Stamm d​er Kiowa aufging.

Kultur während der Reservatszeit

Mit d​er Errichtung d​er Crow-Agentur i​m Jahre 1883 endete d​ie Selbstbestimmung d​er Absarokee. Es w​urde ihnen z​um Beispiel verboten, Kriegstänze u​nd Sonnentänze abzuhalten. Die Jagd innerhalb d​es Reservats bedurfte e​iner speziellen Erlaubnis. Eine Indianer-Polizei musste Sünder v​or ein n​eu geschaffenes Gericht bringen. In d​er frühen Reservatszeit brachen j​unge Männer d​es Öfteren a​us und überfielen insbesondere d​ie Piegan.

Bis 1907 errichteten d​ie römisch-katholische Kirche u​nd die baptistische Kirche verschiedene Missionsschulen i​n dem Reservat. Die Missionen wollten d​ie Absarokee s​o rasch a​ls möglich i​n die Kultur d​er Weißen integrieren u​nd die indianische Kultur vernichten. Dazu betrieben s​ie Internate, i​n die a​lle Kinder a​b fünf Jahren g​ehen mussten. Die Internate wurden 1929 abgeschafft.

Die bedeutendsten Änderungen betrafen d​ie Technologie. Die Frauen w​aren davon weniger betroffen a​ls die Männer; i​hre Fertigkeiten d​er Nahrungszubereitung, d​er Herstellung v​on Kleidern u​nd weiterer Handwerke blieben weitestgehend erhalten. Die soziale Organisation u​nd religiöse Praktiken änderten s​ich ebenfalls n​ur zögerlich. Der Tabak-Bund beispielsweise spielt n​ach wie v​or eine zentrale Rolle i​m Leben d​er Absarokee. Sie übernahmen n​icht nur vermehrt kulturelle Elemente d​er Weißen, sondern a​uch von anderen Indianerstämmen, s​o 1910 d​en Peyote-Kult v​on den Nördlichen Cheyenne u​nd 1910 d​en Sonnentanz d​er Östlichen Shoshone. Hingegen wurden s​ie nur a​m Rande v​on der Geistertanz-Bewegung erfasst.

In d​en frühen Jahren d​es 20. Jahrhunderts g​aben sie formal d​ie Matrilinearität a​uf und übernahmen stattdessen englische Nachnamen.

Die kriegerische Tradition setzten v​iele Absarokee i​n der aktiven Teilnahme d​es Ersten u​nd Zweiten Weltkrieges s​owie in d​en Kriegen i​n Korea u​nd Vietnam fort.

Seit 1970 werden d​ie kulturellen Regeln d​er Absarokee i​mmer mehr verwässert. Die Clan-Exogamie (Außenheirat) w​ird nicht m​ehr strikt eingehalten; d​er rege Geschenkaustausch b​ei Hochzeiten hält a​ber noch i​mmer an. Der traditionelle Glaube w​ar trotz d​er intensiven christlichen Missionierung n​icht gänzlich zerstört worden. Um 1980 w​aren 40 b​is 50 Prozent d​er Absarokee Mitglieder d​er Native American Church. 1980 errichteten d​ie Absarokee m​it Hilfe d​er Montana State University i​n Bozeman e​in eigenes College, d​as Little Big Horn College. Wesentlich d​abei ist d​er zweisprachige Unterricht i​n Absarokee u​nd Englisch.

Gegenwärtige Situation

Besonders i​n den 1930er Jahren z​ogen viele Absarokee i​n die Städte. 1990 l​ebte noch e​in Drittel i​n dem Crow-Reservat b​ei der Stadt Billings i​m US-Bundesstaat Montana, w​ovon die meisten Pferde- u​nd Viehzucht betrieben u​nd einige v​om Ackerbau lebten. Das Reservat umfasst 9235 km² (1998), e​twa 50 Prozent werden parzelliert v​on Absarokee u​nd 20 Prozent gemeinschaftlich v​om Stamm verwaltet. 30 Prozent gehören d​em Bundesstaat Montana o​der weißen Grundeigentümern. Das meiste Land w​ird landwirtschaftlich genutzt; i​m Gegensatz z​u den meisten Indianer-Stämmen konnten d​ie Absarokee a​uch fruchtbares Land behalten. Das v​om Stamm verwaltete Land w​ar 1997 a​n 765 weiße u​nd 74 Absarokee-Farmer verpachtet.

Heute l​eben 7.900 v​on den ca. 11.000 eingeschriebenen Stammesmitgliedern d​es Crow (Apsáalooke) Tribe o​f Indians i​m Reservat, v​on denen wiederum e​twa 85 Prozent d​ie Crow-Sprache a​ls Muttersprache s​owie Englisch a​ls Zweitsprache nutzen.[27]

Das Clansystem i​st recht g​ut erhalten; v​iele Absarokee orientieren s​ich nach w​ie vor a​m traditionellen Verwandtschaftsmuster. Die erweiterte Familie n​immt einen wichtigen Stellenwert ein. Auch weitere kulturelle Elemente w​ie der Sonnentanz, d​er Tabak-Bund o​der traditionelle Tänze werden gepflegt u​nd konnten wieder a​n Bedeutung zulegen. Neue Elemente w​ie Basketball, Rodeo, Powwows u​nd neue Tänze k​amen hinzu.

Obwohl d​ie Absarokee innerhalb d​es Reservats i​n den Genuss kostenloser Gesundheitsversorgung kommen, i​st die gesundheitliche Lage verglichen m​it der Situation i​n den ganzen USA schlecht. Viele Absarokee leiden a​n Diabetes o​der Krebs. Joseph Medicine Crow, Doktor d​er Anthropologie u​nd ehemaliger Häuptling d​er Absarokee, schätzte d​ie Lebenserwartung innerhalb d​es Reservats a​uf 50 Jahre.

Bedeutung

Die Absarokee gehörten i​m 19. Jahrhundert n​ach den Lakota u​nd den Blackfoot z​u den bedeutendsten Indianerstämmen d​er nordwestlichen Plains. Sie hielten s​ich strikt a​n den 1825 m​it den Weißen geschlossenen Freundschaftsvertrag u​nd unterstützten sie, m​eist als Späher, a​uch im Kampf g​egen die übrigen Plains-Stämme (so a​uch bei d​er berühmtesten Schlacht d​er Indianerkriege a​m Little Big Horn). Die meisten Plains-Stämme betrachten d​ie Absarokee deshalb n​och heute a​ls Verräter.

Nach d​en Absarokee w​urde ein Dorf i​m US-Bundesstaat Montana benannt, s​iehe Absarokee (Montana). In d​er Form Absaraka existiert e​in Dorf i​n North Dakota, u​nd Absaroka heißt e​in Gebirgszug u​nd ein Wald i​m Yellowstone-Nationalpark.

Häuptlinge sowie berühmte Persönlichkeiten der Apsáalooke (Crow)

Mountain Crow (Awaxaawaxammilaxpáake)

  • Itchuuwaaóoshbishish (Red Plume (Feather) At The Temple, besser bekannt als Is-she-u-huts-ki-tu / E-she-huns-ka oder Long Hair) (* ca. 1750; † 1836) (Ashbacheeítche d. h. Oberster Häuptling (sowie Schamane) der Mountain Crow während des Pelzhandels, unterzeichnete zusammen mit 15 weiteren Häuptlingen der Mountain Crow am 4. August 1825 im Mandan Village den sog. Freundschaftsvertrag (Treaty of Friendship) mit der US-Regierung; nach seinem Tod wurde sein extrem langes Haar – angeblich über 7,5 m lang – abgeschnitten und von Stammesführern aufbewahrt, heute wird das Haar vom Chief Plenty Coups State Park in Pryor, Montana, bewahrt.)
  • Daxpitcheehísshish (Red Bear) (* ca. 1807; † 1860er) (Bacheeítche d. h. Häuptling einer Lokalgruppe der Mountain Crow, war ein bekannter und gefürchteter Krieger sowie Führer während der 1840er und 1850ern.)
  • Déaxitchish / Déahĭtsĭśh (besser bekannt als Pretty Eagle) (* 1846; † 1905) (bedeutender Kriegshäuptling und Diplomat, zeichnete sich besonders in Kriegszügen gegen Lakota und Pawnee aus, begleitete mehrmals andere bedeutende Häuptlinge nach Washington, um die Rechte der Crow und deren zugesagte Reservation zu bewahren, wurde seitens der US-Regierung im Jahr 1890 als Oberhäuptling neben dem eigentlichen und traditionell gewählten Ashakée d. h. Oberhäuptling Plenty Coups anerkannt.)
  • Alaxchiiaahush / Alaxchíia Ahú (Many War Achievements, im Englischen daher als Plenty Coups – „Viele Coups“ bekannt), auch bekannt als Chíilaphuchissaaleesh (Buffalo Bull Facing The Wind) (* ca. 1848; † 1932) (wurde auf Grund seiner großen Kriegstaten gegen die feindlichen Lakota, Cheyenne, Arapaho und Blackfoot bereits 1876 (dem Jahr der Schlacht am Little Big Horn) mit 28 Jahren zum Ashbacheeítche, d. h. Obersten Häuptling der Mountain Crow gewählt, war ein großer Visionär, Diplomat und letzter traditionell gewählter Ashakée, d. h. Oberhäuptling aller drei Stammesgruppen, vermittelte Frieden zwischen den Shoshone und Crow und bot den USA im Krieg gegen ihre traditionellen Feinde die Unterstützung von Crow-Scouts an)

River Crow (Binnéessiippeele)

  • Daxpitchée Daasítchileetash (Bear Whose Heart Is Never Good oder Bad Heart Bear) (führte lt. Überlieferung Mitte des 17. Jahrhunderts auf Grund eines Streites über einen Bisonmagen mit den eigentl. Hidatsa eine weitere große Stammesgruppe nach Westen, um sich den bereits hier siedelnden Awaxaawaxammilaxpáake / Mountain Crow Band anzuschließen. Seine Stammesgruppe entwickelte sich zu der historischen Binnéessiippeele / River Crow Band.)
  • Eelápuash / Arapoosh (im Englischen auch bekannt als Rotten Belly oder Sore Belly) (* 1795; † 1834) (Ashbacheeítche d. h. Oberster Häuptling der River Crow und Gegenspieler von Itchuuwaaóoshbishish, weigerte sich, den Freundschaftsvertrag von 1825 ebenfalls zu unterzeichnen, da die River Crow glaubten dessen Bestimmungen nicht zustimmen zu können, ohne ihre Souveränität als Stamm aufzugeben. 1834 belagerten daher die River Crow unter seiner Führung das Fort McKenzie am Missouri River, wurden jedoch von feindlichen Blackfoot-Kriegern vertrieben, wobei auch Eelápuash / Arapoosh getötet wurde.)
  • Chíischipaaliash (Twines His (Horse’s) Tail oder Rotten Tail) (* ca. 1800; † 1867) (Ashbacheeítche d. h. Oberster Häuptling der River Crow in den 1840er; später Ashakée d. h. Oberhäuptling aller drei Stammesgruppen während der 1850er und 1860er; zudem ein bedeutender Schamane und ein hervorragender Kriegshäuptling (pipe carrier).)
  • Itchúua Chíash (White Temple) oder Uuwatchiilapish (Iron Bull) (* ca. 1820; † 1886) (bedeutender Krieger und nach Chíischipaaliash der ranghöchste Bacheeítche d. h. Häuptling innerhalb der River Crow)
  • Issaatxalúash (Two Leggings) oder Apitisée (Big (Whooping) Crane) (* ca. Mitte der 1840er; † 1923) (bedeutender und bekannter Bacheeítche d. h. Häuptling einer Lokalgruppe der River Crow sowie Kriegshäuptling (pipe carrier), führte sein Volk auch in den ersten Jahren der Reservationszeit.)

Kicked In The Bellies (Eelalapito)

  • Peelatchiwaaxpáash (Medicine Crow (Raven)) (ein bedeutender und bekannter Bacheeítche d. h. Häuptling einer Lokalgruppe der Kicked In The Bellies sowie Kriegshäuptling (pipe carrier) und später Häuptling während der ersten Reservationszeit.)

Warrior Women / weibliche Häuptlinge

  • Bíawacheeitchish (Woman Chief – „weiblicher Häuptling“) oder Barcheeampe (Pine Leaf – „Kiefernblatt“) (* ca. 1790; † 1854) (wurde als zehnjähriges Gros Ventre-Mädchen von feindlichen Crow geraubt und wurde in der Familie ihres Räubers als Tochter aufgezogen, jedoch zeigte sie mehr Interesse an Unternehmungen als Jäger und Krieger, wurde eine bekannte Pferdezüchterin, Pferderäuberin, gute Bogenschützin, Jägerin sowie berühmte Kriegerin. Einst wurden nahe einer Handelsstation die Crow von feindlichen Blackfoot überfallen und einige ihrer Krieger getötet, so dass die übrigen Crow sich in die Station flüchteten; nur sie wagte sich aus der Station zu Verhandlungen mit den Blackfoot heraus, wurde jedoch sogleich von fünf Kriegern angegriffen. Als sie im Kampf hierauf einen tötete und zwei verwundete, flohen die übrigen Blackfoot. Ab diesem Tag wurde sie Bíawacheeitchish (Woman Chief) genannt. Wurde einer der drei einflussreichsten Häuptlinge im Rat innerhalb ihrer Band und ein berühmter Kriegshäuptling – unternahm viele erfolgreiche Kriegszüge gegen Blackfoot, Gros Ventre sowie Lakota. Sie kleidete sich als Mann, wenn sie in den Krieg zog und heiratete mindestens vier Frauen.)
  • Akkeekaahuush (Comes Toward The Near Bank) (ca. 1810–1880) (sie und ihr Mann, Knife, waren unter ihren Feinden berüchtigte Anführer von Kriegstrupps. Einst wurde sie im Kampf durch Piegan-Blackfoot gefangen genommen, konnte jedoch später fliehen)
  • Biliíche Héeleelash (Among The Willows) (1837–1912) (eine berühmte Anführerin verschiedener Kriegstrupps gegen feindliche Lakota, die von Osten immer weiter ins Crow-Land vordrangen, war bekannt dafür – im Gegensatz zu Bíawacheeitchish (Woman Chief) – stets besonders aufwendige Frauenkleider zu tragen, wenn sie in den Krieg zog. Sie gehörte zu den Kriegshäuptlingen (pipe carriers), die in der legendären Battle of Rainy Buttes von 1858 / 1859 (unter den Lakota als Schlacht in der Sitting Bull’s Vater getötet wurde bekannt) mit ca. 50 Kriegern ein Lager der Hunkpapa unter Jumping Bull (Sitting Bulls Vater) angriffen, jedoch durch den Hunkpapa zu Hilfe eilenden Sans Arc und Miniconjou zurückgeschlagen wurden.)

Siehe auch

Literatur

  • John R. Swanton: The Indian Tribes of North America. Smithsonian Institution, Bureau of American Ethnology, Bulletin 145, Smithsonian Press, Washington D.C., 1969, ISBN 0-87474-092-4.
  • Raymond J. DeMallie: Handbook of North American Indians. Volume 13: Plains. Smithsonian Institution, Washington DC 2001, ISBN 0-16-050400-7.
  • Joseph Medicine Crow: Mein Volk, die Krähen-Indianer. Die Stammesgeschichte der Absarokee. Eugen Diederichs Verlag, München 1994, ISBN 3-424-01197-5.
  • Rainer Klis: Ihr habt den Weißen geholfen! Interview mit Dr. Joseph Medicine Crow. In: Magazin für Amerikanistik. 1, 2002, ISSN 0170-2513.
  • Frederick E. Hoxie: Parading through History: The Making of the Crow Nation in America 1805–1935. Cambridge University Press, 1997, ISBN 0-521-48522-3.
  • Jonathan Lear: Radikale Hoffnung. Ethik im Angesicht kultureller Zerstörung. Suhrkamp Verlag 2020, ISBN 978-3-518-58759-1.
Commons: Crow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rodney Frey: The World of the Crow Indians: As Driftwood Lodges. University of Oklahoma Press, 2009, ISBN 978-0-8061-2560-2.
  2. Peter Nabokov, Lawrence L. Lowendorf: Restoring a History. University of Oklahoma Press, 2004, ISBN 0-8061-3589-1.
  3. Timeline of historic events from 1400 to 2003 by Chief Historian of Little Bighorn Battlefield National Monument, John Doerner
  4. Timeline and citations from Four Directions Institute
  5. Phenocia Bauerle: The Way of the Warrior: Stories of the Crow People, University of Nebraska Press, ISBN 978-0-8032-6230-0.
  6. Crow The People. The Crow Society
  7. Indian Affairs: Laws and Treaties – Treaty with the Ponca, 1825
  8. Indian Affairs: Laws and Treaties – Treaty with the Teton, etc., Sioux, 1825
  9. Treaty with the Sioune and Oglala Tribes, 1825
  10. Indian Affairs: Laws and Treaties – Treaty with the Cheyenne Tribe, 1825
  11. Indian Affairs: Laws and Treaties - Treaty with the Hunkpapa Band of the Sioux Tribe, 1825
  12. Indian Affairs: Laws and Treaties – Treaty with the Arikara Tribe, 1825
  13. Indian Affairs: Laws and Treaties - Treaty with the Belantse-Etoa or Minitaree Tribe, 1825
  14. The Hidatsa - Tradition, Habitat, and Customs (PDF; 800 kB)
  15. Indian Affairs: Laws and Treaties – Treaty with the Mandan Tribe, 1825
  16. Indian Affairs: Laws and Treaties – Treaty with the Crow Tribe, 1825
  17. Die einst zum Stammesgebiet der Absarokee gehörenden Black Hills (in Lakȟótiyapi: pahá sápa oder Ȟe Sápa - „Hügel, die schwarz (bedeckt von Wäldern) sind“) und Big Horn Mountains (im Nordosten Wyomings und im Westen South Dakotas) hatten seit ca. 1840/1850 die feindlichen Lakota-Sioux (Teton-Sioux) militärisch annektiert und konnten erfolgreich (bis heute) gegenüber Außenstehenden (insbesondere Regierungsvertretern) bei Vertragsverhandlungen und in der breiten Öffentlichkeit diese als „Ihre Heiligen Bergen“ und als „traditionelles“ Stammesgebiet durchsetzen.
  18. Crow Dictionary Online
  19. Christian F. Feest: Beseelte Welten – Die Religionen der Indianer Nordamerikas. In: Kleine Bibliothek der Religionen, Bd. 9, Herder, Freiburg / Basel / Wien 1998, ISBN 3-451-23849-7. S. 87–88.
  20. Timothy P. McCleary: The Stars We Know: Crow Indian Astronomy and Lifeways, Second Edition. Waveland Press 2011, ISBN 978-1-4786-0955-1. S. 82, 107.
  21. Erich Fromm: Anatomie der menschlichen Destruktivität. Aus dem Amerikanischen von Liselotte u. Ernst Mickel, 86.–100. Tsd. Ausgabe, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1977, ISBN 3-499-17052-3, S. 191–192.
  22. Crow names.
  23. Little Bighorn College - Apsáalooke Writing Tribal Histories Project, Chapter 3.6: Political Organization
  24. indianische Scouts wurden seitens vieler indigener Nationen auf Grund ihrer notwendige Umsicht, des Spurenlesens, des Heranpirschens an Feinde, der Einschätzung der Chance des geplanten Angriffs mit Wölfen oder Kojoten verglichen
  25. What is the Crow Nation?
  26. Timothy P. McCleary: The Stars We Know: Crow Indian Astronomy and Lifeways. Waveland, 1996, ISBN 0-88133-924-5.
  27. About the Apsáalooke (Memento vom 30. Oktober 2010 im Internet Archive)

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