Wie gut war mein Fonds? Anleger kommen oft auf andere Renditen als wir im Fondstest. Auch hinsichtlich der Kosteninformationen der Banken herrscht oft Ratlosigkeit.
Wie kommt es zu abweichenden Zahlen?
„Ich verstehe nicht, wie Sie auf die in Ihrer Tabelle angegebenen Fondsrenditen kommen, ich habe abweichende Werte festgestellt.“ Mit Worten wie diesen wenden sich Nutzer unseres Fondsdauertests häufig an uns. Sie finden in ihren Depotauszügen oder auf Seiten im Internet andere Zahlen. Manche rechnen auch selbst. Die unterschiedlichen Ergebnisse lassen sich meist einfach erklären.
Tipp: Was Ihre Renditen wirklich wert sind und wie Sie Ihr Depot richtig pflegen, verrät unser großer Depot-Check.
Stichtag
Der Stichtag für unseren Fondsdauertest liegt bei Veröffentlichung der Ergebnisse ein paar Wochen zurück. Wenn unsere Leser die Tabellen sehen, haben sich die Fonds bereits weiterentwickelt. Es dauert eine Weile, ehe die Daten vorliegen und ausgewertet sind.
Beispiel. Für die Bewertung der rund 19 000 Fonds benötigen wir meist bis zum Ende des Folgemonats, für den Stichtag 30. November liegen die Ergebnisse etwa zu Weihnachten vor, für den Stichtag 30. April Ende Mai. Die Nutzer unserer Fondsdatenbank können sie dann bereits abrufen. In Druck gehen die Daten erst Anfang des Folgemonats, in unseren Beispielen also Anfang Januar beziehungsweise Anfang Juni. Mitte des Monats sind sie bei unseren Finanztest-Abonnenten. Wer das Heft am Kiosk kauft, hält die Ergebnisse womöglich noch später in den Händen.
Berechnungszeitraum
Für unseren Fondsdauertest berechnen wir Renditen für bestimmte Zeiträume. Den jeweils aktuellen Stichtag geben wir auf der Startseite des Fondsvergleichs und auch direkt bei den Fondstabellen an. Davon abweichende Daten führen zu anderen Ergebnissen. Wir rechnen zudem nur mit Monatsendwerten. Anleger kaufen ihre Fonds meist nicht genau zu diesem Termin, sondern irgendwann während des Monats. Zur Renditeberechnung müssen sie entsprechend mit Tageskursen rechnen. Je nachdem, wie stark die Kurse in der Zwischenzeit geschwankt haben, können ihre Renditen von denen, die wir berechnen, um mehrere Prozentpunkte abweichen.
Jährliche Renditen
Unsere Renditen sind jährliche Renditen. In vielen Depotübersichten finden Anleger jedoch die kumulierte Rendite, die Wertentwicklung seit Beginn des Investments. Wer die Renditen seiner verschiedenen Anlagen vergleichbar machen will, muss auf jährliche Werte umrechnen, das geht tagesgenau (Renditeformeln). Wir rechnen die Renditen für die Fonds von einem Zeitpunkt an, so als hätten wir eine Einmalanlage getätigt. Wer mit monatlichen Raten spart, hat viele verschiedene Einstiegszeitpunkte, also für jede Rate eine eigene Rendite. Während es relativ einfach ist, Renditen für Einmalanlagen auszurechnen, stößt man bei Sparplänen an die Grenzen dessen, was mit einfachen Mitteln möglich ist. Da hilft nur noch der Computer.
Kaufkosten
Wir rechnen immer mit den offiziellen Anteilwerten der Fonds, den Nettoinventarwerten (NIW). Kaufkosten berücksichtigen wir nicht. Anleger, die Fondsanteile mit Ausgabeaufschlag kaufen, sehen in ihrer Kaufabrechnung den höheren Ausgabepreis des Fonds. Wenn sie davon ausgehend ihre bisherige Rendite berechnen, kommen sie auf einen geringeren Wert.
Beispiel. Der aktuelle Anteilwert eines Fonds beträgt 100 Euro. Der Ausgabeaufschlag beträgt 5 Prozent, somit liegt der Ausgabepreis bei 105 Euro. Ein Jahr später beträgt der Anteilwert des Fonds 120 Euro. Lässt man die Kaufkosten außen vor, beläuft sich der Gewinn des Fonds auf 20 Euro. Die Rendite beträgt demnach 20 Prozent. Ein Anleger, der zu 105 Euro gekauft hat, hat allerdings nur 15 statt 20 Euro Gewinn gemacht, was einer Rendite von 14,3 Prozent entspricht.
Die Kaufkosten lassen wir außen vor, weil sie je nach Kaufquelle völlig unterschiedlich sind. Anleger, die statt beim Berater in der Bankfiliale ihren Fonds online ordern, zahlen oft nur die Hälfte des Ausgabeaufschlags, statt 5 Prozent zum Beispiel nur 2,5 Prozent. Beim Fondsvermittler im Internet fällt der Ausgabeaufschlag teils sogar ganz weg. Beim Kauf von ETF, börsengehandelten Fonds, fallen die Kaufspesen für eine Börsenorder an. Das sind bei Direktbanken oft 10 bis 20 Euro. Bei Filialbanken sind 1 Prozent vom Kurswert üblich.
Ausschüttungen
Zum Erfolg des Fonds zählen nicht nur die Kursgewinne, sondern auch die laufenden Erträge wie Zinsen und Dividenden. Bei ausschüttenden Fonds fließen die Erträge aus dem Fonds ab. Trotzdem müssen sie bei der Renditeberechnung berücksichtigt werden. Viele Anleger übersehen das. Sie betrachten nur die Kursentwicklung des Fonds. Wer thesaurierende Fonds besitzt, hat es einfacher: Diese Fonds behalten die Erträge im Fondsvermögen, damit sind sie im Kurszuwachs automatisch enthalten und müssen nicht extra hineingerechnet werden.
Börsenpreise
Die offiziellen Fondspreise, die Nettoinventarwerte, werden zu einem fixen Zeitpunkt berechnet. Manchmal schauen Anleger online nach, wie viel ihr Fonds wert ist. Eventuell sehen sie dann Börsenkurse, die sich im Tagesverlauf ändern. Dadurch können sich andere Renditen ergeben als mit den NIW.
Währung
Bei Fonds, deren Anteile in Dollar notieren, kann es passieren, dass Anleger Kursverlauf und Rendite in Dollarpreisen bekommen. Die unterscheiden sich oft deutlich von denen in Euro.
Beispiel. Den Lyxor MSCI All Country World ETF gibt es in verschiedenen Anteilsklassen. Die Euro-Tranche hat in diesem Jahr 3,14 Prozent plus gemacht (Stichtag 30. November). Die Dollar-Tranche hat, in Dollar gerechnet, 2,74 Prozent verloren. In Euro gerechnet entwickelte sich die Dollar-Tranche wie die Euro-Tranche.
Wir rechnen fremde Währungen immer um. Anleger aus dem Euroraum legen ihr Geld in Euro an, entsprechend gilt für sie die Wertentwicklung in Euro. Aber auch die Renditen der in Euro umgerechneten Anteilwerte können sich unterscheiden. Das kann daran liegen, dass die Anbieter zur Umrechnung einen anderen Wechselkurs verwenden als wir. Wechselkurse werden von verschiedenen Institutionen und zu verschiedenen Zeiten bereitgestellt, wir nutzen den der Europäischen Zentralbank (EZB), veröffentlicht um 16 Uhr.
Maximaler Verlust
Häufig kommen Anleger auch dann auf unterschiedliche Ergebnisse, wenn sie den maximalen Verlust nachvollziehen wollen, den wir in den Tabellen abdrucken. Er gibt an, wie weit der Wert des Fonds unter einen früher einmal erzielten Höchstwert gefallen ist. Wir betrachten dabei standardmäßig die Verläufe in unserem fünfjährigen Untersuchungszeitraum, in unserem Fondsvergleich können Anleger den Zeitraum individuell einstellen. Hier gilt ähnlich wie für die Renditen der Fonds: Ausschüttungen sind berücksichtigt. Es zählt nicht nur der Kurs des Fonds, sondern sein Wert einschließlich Ausschüttungen. Und wie bei den Renditen rechnen wir auch für die Feststellung der maximalen Verluste mit Monatsendwerten. Auf Tagesbasis können sich höhere Verluste ergeben.
Tipp: Unser großer Fondsvergleich enthält Informationen zu 19 000 Fonds und ETF. Rund 8 000 Fonds davon sind bewertet.
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@kadlud: Produktkosten laut KIID (Wesentlichen Anlegerinformationen), ex-ante, ex-post ... werden alle anders definiert oder ausgewiesen. Im ETF stecken Kosten i.H.v. 0,25 % und das Einzige, was da noch fehlt, sind die Handelskosten innerhalb des Fonds, die aber hier niedrig sein dürften (und auch bei anderen ETF und Fonds anfallen).
Hallo,
ich habe den iShares MSCI EM SRI Ucits ETF bei der DKB über Tradegate gekauft. Laut der Test-Bewertung und auch auf Finanzen.net belaufen sich die Kosten auf 0,25%. In der ex-ante Kostenaufstellung der DKB werden nun 0,58% als laufende Kosten p.a. (Produktkosten) veranschlagt. Wie lässt sich dies erklären?
@suchender1: zu 1.) Wenn Sie 0,049 in eine Excel-Zelle eintragen und in "%" formatieren, wird 4,9 % erscheinen (genügend Nachkommastellen anzeigen, sonst wird vielleicht auf 5% gerundet). Es gilt ja 0,049 = 4,9 %.
Zu 2.) Der "iShares Edge MSCI World Min Volatility Ucits ETF USD" hat aktuell 3 Punkte. Wie fast alle irgendwie risikogesteuerten Strategien konnte er den Corona-Crash zwar dämpfen, hat aber einen Teil der rapiden Erholung verpasst.
1. Sollte man bei der Renditeformel zum Schluss nicht noch den Faktor 100 hin zufügen um auf die tatsächliche Rendite zu kommen ?
2.Warum ist der Fonds iSchares IE00B8FHGS14 nicht mehr in den neuen Ausgaben aufgeführt.
In der Ausgabe 6/2019 war er noch mit 5 Punkten aufgeführt.
Habe ihn deshalb auch gekauft.
@greenstone: Mit der neuen Fondsbesteuerung führt die Bank für ab 2018 thesaurierte Erträge Abgeltungssteuer ans Finanzamt ab. Die Höhe der abzuführenden Steuer erfolgt pauschaliert über die Berechnung der Vorabpauschale, die anstelle der tatsächlich erzielten Thesaurierungen besteuert wird. Wie das funktioniert erklärt der folgende Artikel:
www.test.de/fondsbesteuerung
(maa)