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Geld­anlage mit Fonds und ETF Kurs­raketen? Uninteres­sant!

Geld­anlage mit Fonds und ETF - Kurs­raketen? Uninteres­sant!

Kurs­rakete. Der Fonds mit der aktuellen Top-Rendite sollte nicht die erste Investitions­idee sein. © picture alliance / ZUMAPRESS / Defense Ministry

Anlegende haben oft nur die jüngsten Renditezahlen im Blick, wenn sie einen Fonds suchen. Doch die sind kein gutes Entscheidungs­kriterium. Worauf Sie eher achten sollten.

„Wie lege ich mein Geld am besten an?“ – Auf dem Weg zur Antwort auf diese Frage kann man sich leicht verlaufen, die falschen Leute nach dem Weg fragen oder die falschen Schlüsse aus den eigenen Beob­achtungen ziehen.

In einer Rubrik zum Thema Miss­verständ­nisse bei der Geld­anlage wollen wir in loser Folge auf eben solche eingehen. Hier Teil 7: „Kurs­raketen? Uninteres­sant!“.

Zum Nach­lesen finden Sie hier die voran­gegangenen Teile:

Teil 6: Sind Einzelaktien besser als ETF?

Teil 5. Verkaufssprüche unter der Lupe

Teil 4: Wenn aus Nachkommastellen Tausende Euro werden.

Teil 3: Viel zu wissen hilft nicht unbedingt viel.

Teil 2: Anlegen auf Sicht kostet Rendite.

Teil 1: MSCI World ETF – nur was für Einsteiger?

Performance allein greift zu kurz

Wenn man über Geld­anlage spricht, geht es ganz schnell um Performance, Rendite oder Ertrag. Dabei greift das Fokussieren auf diese Größen viel zu kurz. Gute Geld­anlage ist mit dieser eindimensionalen Betrachtung nicht möglich. Einer­seits wird es etwas komplexer, wenn man Geld­anlagen besser messen und beur­teilen will, anderer­seits kann es ungemein entspannend sein, wenn man das Haupt­augen­merk mal nicht auf die Performance legt.

Doch seitdem es die Börse gibt, versuchen Anle­gerinnen und Anleger, die Gewinner von morgen zu finden. Und seit Generationen wird dazu gern die Liste der Performance-Sieger von gestern analysiert. Wir zeigen, warum das keine so sinn­volle Heran­gehens­weise ist.

Es gibt verschiedene Spiel­arten, um auf die Performance-Sieger zu setzen, die wir hier kurz vorstellen.

Die besten Länder und Sektoren

Diese Spiel­art ist unter Profis nicht gebräuchlich, wird aber hier und da genannt, teils sogar als taugliche Strategie vorgestellt: Investieren in das Land oder die Branche mit der besten Performance im Vorjahr.

Wir haben das für diesen Artikel noch einmal über die letzten 21 Jahre simuliert. Im Jahr 2003 investieren wir in den Gewinner aus 2002. Im Jahr 2004 wechseln wir in den Gewinner aus 2003. So geht das weiter, bis unser Test Ende 2023 ausläuft, wobei wir zuletzt im Gewinner aus 2022 investiert waren.

Das sind die Ergeb­nisse: Wer immer in das beste Land investiert hat, hat 6,6 Prozent pro Jahr bekommen. Die Strategie mit der jeweils besten Branche brachte 11,4 Prozent pro Jahr. Wer die Strategien gemischt hätte und je nach Rendite entweder in das beste Land oder in die beste Branche investiert hätte, hätte eine Rendite von 6,9 Prozent pro Jahr erzielt. Die Wert­entwick­lungen sind jeweils auf US-Dollar-Basis berechnet. Zum Vergleich: Der MSCI All Country World hat im selben Zeitraum 9 Prozent pro Jahr erzielt.

Zwei Ausnahme­ereig­nisse

Dass es in dem Zeitraum mehr gebracht hätte, jeweils in die beste Branche des Vorjahres zu investieren, hängt ausschließ­lich an zwei besonderen Ereig­nissen: 2019 war der IT-Sektor am besten. Wer hier investierte, konnte während der folgenden Corona-Pandemie zwei Jahre lang am Boom der Tech-Werte teilhaben. 2021 wiederum war der Energie-Sektor der Gewinner. Das war die Branche, die im Folge­jahr vom Hoch­schnellen der Energiepreise durch den Ukraine-Krieg profitiert hat.

Ganz klar: Absehbar war das jeweils nicht. Auf die besten Länder oder Sektoren zu setzen, kann mal klappen, ist aber sicher keine über­legene Strategie. Wer das macht, holt sich auch deutlich mehr Risiko ins Portfolio.

Ähnliche Indizes bleiben ähnlich

Manche Anleger werden bei Ihrer ETF-Wahl auch dadurch geleitet, welcher Index gerade einen Deut besser als ein anderer, vergleich­barer Index gelaufen ist. Zum Beispiel sind der MSCI Europe und der Stoxx Europe 600 Index sehr ähnlich. ETF auf beide Indizes zeichnen wir mit 1. Wahl aus. Aber manchmal liegt der eine, manchmal der andere vorne. Daraus zu schließen, der Index mit der aktuell höheren Performance sei besser, ist deshalb ein Trug­schluss. Die Index­konzepte und Regeln sind zu ähnlich, um zwischen den zwei Indizes systematische Performance-Unterschiede zu begründen.

Kleine Unterschiede, mehr nicht

Auch in der Gruppe Aktien Welt haben wir verschiedene Indizes und ihre ETF mit 1. Wahl ausgezeichnet. Die größten Unterschiede unter­einander ergeben sich daraus, ob Schwellenländer mitberück­sichtigt werden oder ob der Index Nach­haltig­keits­filter einsetzt. Aber wenn ETF auf Indizes, die auch Schwellenländer umfassen (aktuell mit einer Quote von rund 11 Prozent), schlechter laufen, dann heißt das nicht, dass so ein ETF weniger empfehlens­wert ist. Es gibt gute Gründe, Schwellenländer beizumischen, und es wird wahr­scheinlich auch wieder Zeiten geben, in denen ein Beimischen zu besseren Ergeb­nissen führt, als wenn man sich auf Industrieländer konzentriert.

Fazit: Wenn Indizes ähnlich streuen und ähnlich konstruiert sind, zum Beispiel wenn beide ihre Mitglieder nach Streu­besitz gewichten, dann sollte kein systematischer Unterschied in Rendite oder Risiko existieren. Nur zufäl­lig wird mal der eine, mal der andere besser sein.

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Die besten Fonds

Wir werden regel­mäßig gefragt, warum wir nicht alle Fonds in eine große Tabelle werfen und die Fonds einfach nach Performance sortieren – dann sehe man doch, wer gut war.

Was vielen Anlegern aber oft nicht bewusst ist: Ein Fonds­manager kann nur so gut sein, wie das Land, aus welchem er Aktien auswählt oder die Branche, auf die er sich spezialisiert. Das sind alles Faktoren, die durch den Fonds fest­gelegt sind. Ein Deutsch­land-Fonds wird nicht plötzlich zum Türkei-Fonds, nur weil der Manager in Zukunft dort mehr Wachs­tum sieht. Ein Growth-Fonds wendet nicht plötzlich eine Dividenden-Strategie an.

Eine Fonds-Gewinner­liste über alle Branchen und Regionen würde nur zeigen, welche Länder, Branchen, Strategien gerade gut gelaufen sind, und mit ihnen die dort investierten Fonds. Wie viel solche Gewinner­listen zur Auswahl taugen, haben wir ja eingangs gezeigt.

Sinn­voll ist nur der Vergleich der Fonds inner­halb einer Fonds­gruppe. Das ist das, was wir mit unserer Punktebe­wertung machen. Dabei berück­sichtigen wir jedoch nicht nur die Rendite, sondern auch das Risiko, mit dem die Rendite erzielt wurde.

Die besten Aktien

Auf der Suche nach Strategien, um den Markt zu schlagen (in Bezug auf das Rendite-Risiko-Verhältnis), haben sich in der akademischen Literatur die sogenannten Faktoren heraus­kristallisiert. Das sind Aktien mit Eigenschaften, die es in vielen (nicht allen!) Markt­phasen schaffen, besser als der Markt zu laufen.

Eine davon ist die „Momentum-Strategie“. Sie setzt – ja nach Ausgestaltung – auf Aktien, die in den letzten sechs oder zwölf Monaten am besten gelaufen sind. Mache Finanz­wissenschaftler sprechen dem Faktor Momentum allerdings keine Aussagekraft zu, weil es keine ökonomisch rationale Erklärung dafür gibt, warum die besten Aktien der letzten Monate auch in Zukunft besser als die anderen laufen sollten. Anderer­seits ist es vorstell­bar, dass schlicht sehr viel Markt­teilnehmer trotzdem nur zu gerne auf den Gewinner­zug aufspringen und damit eine selbst­erfüllende Prophezeiung in Gang setzen: Ihr Kauf zieht die Kurse nach oben, was wieder andere Käufer anzieht, die die Kurse hoch treiben, und so weiter. Auch wenn die Entwick­lung der Momentum-Strategie verlockend aussieht, so bleibt ungewiss, ob so ein Markt­muster auch in zehn Jahren noch Bestand hat. Als Beimischung können Anleger entsprechende ETF aber nutzen.

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Natürlich wurde viel ausprobiert, auf welche vergangene Performance man schauen sollte. Dass Befür­worter der Momentum-Strategie sich die Performance der letzten sechs oder zwölf Monate anschauen, ist deshalb kein Zufall: andere Performance-Zeiträume lieferten für die Aktien­auswahl nicht so gute Ergeb­nisse.

Tipp: Mehr zu Momentum und anderen Faktoren in unserem Artikel Faktor-ETF.

Die besten Anleihen(fonds)

Wenn die Markt­zinsen steigen, fallen die Anleihen­kurse. Von lang laufenden Anleihen fallen sie stärker als von kurz laufenden. Umge­kehrt verhält es sich, wenn die Zinsen fallen.

Dieser Mecha­nismus hat dazu geführt, dass Anleihenfonds während der raschen Zins­erhöhung der EZB – um 4,5 Prozent­punkte seit Anfang 2022 – teil­weise um über 20 Prozent gefallen sind. Das sah für interes­sierte Neuanleger nach einem schlechten Kauf auf. Dabei waren Anleihenfonds endlich wieder interes­sant, denn inzwischen versprechen sie wieder 3 bis 4 Prozent Rendite, wenn sich nichts im Zins­markt ändert. Vor der Zins­wende jedoch hatten die Fonds eine viel­versprechende Rendite ausgewiesen, doch auch das war nur eine Vergangen­heits­betrachtung und keine Aussage für die Zukunft.

Bei Anleihen und Anleihenfonds schaut man also besser auf die sogenannte Endfäl­ligkeits­rendite oder Effektiv­verzinsung. Diese ist bei Fonds zwar nicht garan­tiert, aber sie ist der beste Indikator, um abzu­schätzen, was man erwarten kann, wenn sich nicht zu viel im Zins­markt ändert.

Der Blick zurück hilft nicht weit

Zur Beur­teilung einer Anlage hat man leider immer nur den Blick in den Rück­spiegel. Weil die vergangenen Informationen die einzigen sind, die einem zur Verfügung stehen, tendieren wir Menschen dazu, ihnen zu viel Bedeutung beizumessen. Wer nicht gerade eine Momentum-Strategie umsetzt – und das ist für Privat­anleger viel Arbeit und gegebenenfalls ein teurer Spaß, weil viel gehandelt werden muss – braucht zumindest für seine Auswahl der Geld­anlage nicht auf die Performance zu achten. Sie ist schlicht kein guter Indikator für zukünftigen Anlage­erfolg.

Fazit: Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, gilt es, eine andere Erkennt­nis zu nutzen: Streuung! Sie ist das A und O, um ein best­mögliches Rendite-Risiko-Profil zu erzielen. Mehr dazu unter anderem in unserem Artikel Streuung bei der Geldanlage.

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3 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • WittyPitty am 12.08.2024 um 10:11 Uhr
    @con2test

    Der Grund, warum sich praktisch keine auf die Landwirtschaft konzentrierenden ETFs zu finden sind, liegt im woken Zeitgeist. Was meine ich damit? Die meisten Anbieter von ETFs trauen sich an die Landwirtschaft nicht heran. Weil sofort aus irgendwelchen Ecken das Gekeife losgehen würde, dass es jemand wagt, in Nahrungsmittel zu investieren. Das sorgt dafür, dass die allermeisten Anbieter die Finger davon lassen. Es gibt allerdings einige wenige ETF. Eine gute Übersicht bietet dieser externe Artikel: https://finanzwissen.de/etf/rohstoffe/agrar/

  • con2test am 21.05.2024 um 13:09 Uhr
    Was wird zukünftig relevant

    Da ETFs langfristig laufen sollen, habe ich auch langfristige ETFs gewählt. Also neben dem MSCI World kleine Fonds für Green Energy und Global Water. In den World Momentum investierte ich einen festen Betrag, hat sich gut entwickelt. Und ganz neu - bisschen Risiko muss sein - jeweils 500€ in die neuen RüstungsETFs. Denn so wie die Menschheit in Zukunft Wasser braucht, werden auch die Kriege weitergehen. Nur einen ETF für internationale Landwirtschaft konnte ich noch nicht finden. Wieso eigentlich nicht?

  • WittyPitty am 20.05.2024 um 10:33 Uhr
    Wertentwicklung der Vergangenheit

    Vergangene Performance ist kein Indiz für die zukünftige. Diese Aussage kann stimmen. Sie kann auch nicht stimmen. Wichtig ist hier, warum eine Aktie in der Vergangenheit eine gute Performance gezeigt hat. Hat beispielsweise ein Unternehmen eine seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten andauernde positive Gewinnentwicklung und zahlt es deshalb auch schon lange regelmäßig ansteigende Dividenden, so dürfte die gute Performance einer Aktie wohl hauptsächlich an der Substanz gelegen haben, schlicht weil es ein gutes Unternehmen ist. Hier ist die Wertentwicklung aus der Vergangenheit durchaus ein gutes Indiz für die der Zukunft. Wichtig bei Einzelwerten ist also immer, dass man sich das Unternehmen gut anschaut , analysiert und bewertet. Das ist viel Arbeit und deshalb, ganz wie die Stiftung Warentest es zurecht sagt, ist für die meisten Anleger ein breit streuender ETF die bessere Wahl.