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Hintergrund
Großes Kino mit tvN: Netflix hat in Südkorea einen Verbündeten
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Der aus Kalifornien stammende Streaminganbieter und der südkoreanische Markt passen im fiktionalen Bereich sehr gut zusammen. Doch nicht jede Serie von tvN wurde ein Hit.

Der südkoreanische Fernsehmarkt ist mit dem europäischen System nicht wirklich vergleichbar. Dort finden die Zuschauer mehrere öffentlich-rechtliche Fernsehsender wie KBS1 und KBS2, aber auch zahlreiche Privatsender. Das System umfasst auch sehr viele Unterhaltungskanäle, die landesweit ausgestrahlt werden. Einer der bekanntesten Sender ist MBC, der mit «The Masked Singer» bekannt wurde. Dort läuft die Show seit Jahren am Sonntagvorabend und lockt ein immer kleineres Publikum an. Kein Wunder, immerhin liefen schon über 350 Ausgaben.

Doch besonders spannend ist der Blick auf den Pay-TV-Sender tvN, der inzwischen mit seinen Eventserien Geschäfte mit dem internationalen Streamingdienst Netflix macht. Die Verantwortlichen des Senders, der erst seit 2006 am Markt operiert, hat starke Eigenproduktionen kreiert. Die kommen zwar noch nicht an die Werte der öffentlich-rechtlichen Sender heran, aber zumindest die frei-empfangbaren Sender hat man schon teilweise eingeholt. Die Kreativen haben sich auf Serien konzentriert, die eine kurze Staffel haben, die allerdings auch dann schnell hintereinander versendet werden. Eine dieser Serien ist «Twenty-Five Twenty-One» von Jung Jee-hynun und Kown Do-eun. Jeden Samstag und Sonntag wurden um 21.10 Uhr eine neue Episode ausgestrahlt, binnen acht Wochen war die Coming-of-Age-Romanze erzählt.

Die Serie handelte von Na Hee-do (Kim Tae-ri), deren Fechtmannschaft der Seonjung-Mädchenschule aufgrund einer Finanzkrise aufgelöst wird. Sie wechselt zur Taeyang High School und schafft es, in die Fechtnationalmannschaft zu kommen. Die Familie von Baek Yi-jin (Nam Joo-hyuk) wird durch die Finanzkrise stark gebeutelt. Er ist gezwungen, mehrere Teilzeitjobs anzunehmen und kann später als Sportreporter durchstarten. Die beiden treffen sich das erste Mal mit 18 und 22 Jahren und sehen sich mit 21 und 25 wieder. Das Drama gewann kontinuierlich Zuschauer hinzu und sicherte sich Anfang April einen Bestwert von 11,52 Prozent. Im Durchschnitt sahen 2,54 Millionen Zuschauer die Serie, das Finale kam auf 3,05 Millionen Fans. «Twenty-Five Twenty-One» wurde zu einem der stärksten Dramen im Kabelfernsehen. Die internationalen Rechte hat sich Netflix gesichert.

Der südkoreanische Fernsehsender tvN feierte mit zahlreichen Serien zuletzt große Erfolge. «Hometown Cha-Cha-Cha», das ebenfalls am Samstag und Sonntag um 21.00 Uhr ausgestrahlt wurde, war ein Straßenfeger. Die Serie begann mit 1,67 Millionen Zuschauer und erreichte nach 16 Episoden 3,24 Millionen Zuseher. Die Geschichte um Yoon Hye-jin (Shin Min-a), eine intelligente und hübsche Zahnärztin, die in der Großstadt lebt und dort ihren Job verliert, nachdem sie den Chefarzt der Klinik zu Recht beschuldigt hat, die Behandlung der Patienten aus Profitgründen zu übertreiben, sprach sich bei den Zuschauern herum.

Während die Zahnärztin im September und Oktober 2021 auf Quotenfang ging, erzielte «Vincenzo» im Frühjahr 2021 tolle Werte. 3,84 Millionen Südkoreaner verfolgten das Finale, im Mittel wurden 3,38 Millionen Zuschauer erzielt. Der Quotenverlauf war schon – wie bei den anderen Serien – steigend. Die Serie ist auch nicht mit deutschen Formaten vergleichbar: Im Alter von acht Jahren wird Park Joo-hyung (Song Joong-ki) von einer italienischen Familie adoptiert. Später schließt er sich der Mafia an und wird von Don Fabio, dem Oberhaupt der Cassano-Familie, adoptiert. Unter dem Namen "Vincenzo Cassano" wird er Anwalt, Consigliere für die Mafia und Don Fabios rechte Hand. Nach dem Tod von Fabio versucht Paolo, Fabios leiblicher Sohn und das neue Oberhaupt der Cassano-Familie, Vincenzo zu töten. Er flieht nach Seoul und macht sich auf den Weg, um 1,5 Tonnen Gold zurückzuholen, die er mit Hilfe eines kürzlich verstorbenen chinesischen Tycoons im Keller des Geumga Plaza versteckt hatte.

Ebenfalls am Wochenende lief diese Serie: «Mr Queen» handelte von Jang Bong-hwan (Choi Jin-hyuk), einem Koch, der im Blauen Haus arbeitete. Er hat einen freien Geist, aber eines Tages findet er sich im Körper der Königin Cheorin (Shin Hye-sun) in der Joseon-Zeit wieder. Im Dezember startete das Format mit 1,90 Millionen Zuschauer, ehe am 14. Februar das Finale von 4,75 Millionen Menschen verfolgt wurde.

Es geht aber auch anders: Im Herbst 2021 setzte tvN die Serie «Hospital Playlist» mit einer zweiten Staffel fort. Die Serie, die inzwischen auch bei Netflix verfügbar ist, war schon in der ersten Runde mit durchschnittlich 2,90 Millionen Zuschauer ein Straßenfeger, die zweite Runde verbuchte 3,20 Millionen Koreaner. Das Medical-Drama wurde jeweils am Donnerstag um 21.00 Uhr ausgestrahlt und handelt von fünf Ärzten in ihren 40ern, die seit ihrem Studienbeginn vor knapp zwei Jahrzehnten beste Freunde sind.

Der Pay-TV-Anbieter tvN hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Serien geschaffen, die kontinuierlich Zuschauer hinzugewinnen. Dafür braucht man freilich mutige Stoffe und nicht unbedingt einen weiteren drögen Serienstoff, den man vielleicht schon mehrfach aus den Vereinigten Staaten kennen könnte, keine weitere «SOKO»-Serie und auch keinen Reboot von «Balko». Doch auch in Südkorea sind nicht alle Ideen ein Erfolg. Die aktuellen Serien «The Killer’s Shopping List» (mittwochs und donnerstags) und «Shooting Stars» (Freitags und samstags) sind Totalausfälle. Zuletzt lief «Military Prosecutor Doberman» zu Beginn der Woche, holte aber nur mittelmäßige Werte. Dennoch haben wir im westlichen Fernsehen oftmals das Problem, dass Serien nach der Premiere massiv an Zuschauer verlieren. Bei den Südkoreanern sieht die Bilanz in den meisten Fällen anders aus.

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