So arbeitet das Bomben-Suchschiff auf dem Potsdamer Aradosee
Das Boot zieht täglich seine Bahnen auf dem Baggersee.
Quelle: Bernd Gartenschläger
Potsdam. In der vergangenen Woche hat die lang geplante Suche nach Munitions-Altlasten im Potsdamer Aradosee begonnen. Im Rahmen der Grundsanierung des Gewässers soll es von etwaigen Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg befreit werden: Täglich zieht ein spezielles Suchboot seine Bahnen über den schlammigen Tümpel in der Teltower Vorstadt.
Zuständig für diese Suchaktion ist der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Brandenburger Polizei, für den Aradosee hat die Behörde ein Unternehmen beauftragt. Auf dem Boot arbeiten drei Personen: ein Bootsführer, ein Munitionsarbeiter und ein nach dem Sprengrecht Verantwortlicher. Gemeinsam suchen sie nun systematisch das vor rund 250 Jahren als Baggersee angelegte Gewässer ab – der Aradosee lag zu Kriegszeiten direkt neben einem Rüstungsbetrieb und damit einem Ziel für die Bomben der Alliierten.
Boot kann keine Sprengung auslösen
„Es werden geophysikalische Messverfahren eingesetzt, die computergestützt erfasst und ausgewertet werden“ erklärt die Sprecherin des Zentraldienstes der Polizei, Virginia Dürr, das Vorgehen auf dem See. „Das Boot verfügt über Vorrichtungen, die mit Messgeräten ausgestattet sind und in den See herabgelassen werden.“ Das Boot selbst könne keine Detonation auslösen, versichert die Sprecherin.
Falls die Messgeräte einen metallischen Gegenstand feststellen, klären Taucher dessen Beschaffenheit. Falls sie dabei tatsächlich auf einen Blindgänger treffen, werden umgehend die zuständigen Behörden informiert. „Solange die Munition nicht bewegt wird, kann in der Regel nicht von einer Gefahr ausgegangen werden“, sagt Virginia Dürr. Grundsätzlich verhielten sich die Uralt-Bomben an Land und im Wasser gleich.
Fast 200 Blindgänger seit der Wende
Immer wieder sorgen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg in Potsdam für aufwendige Entschärfungen. Seit der Wende wurden bereits 194 Bomben gesprengt oder entschärft. Oftmals muss dafür ein großer Sperrkreis eingerichtet werden, um die Bevölkerung nicht zu gefährden. Zuletzt war im Januar die Innenstadt, darunter auch der Hauptbahnhof, über Stunden lahmgelegt worden. Sprengmeister Mike Schwitzke hatte die in der Speicherstadt entdeckte Fliegerbombe schließlich nicht vor Ort unschädlich machen können, sie wurde nach Kummersdorf/Gut (Teltow-Fläming) transportiert und dort gesprengt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Brandenburg etwas mehr als 80 Blindgänger behandelt.
Von Saskia Kirf
MAZ