Das ist nicht nur eine alte Fußballregel für Verteidiger, sondern das gilt auch dann, wenn wir Menschen mit dem Evangelium erreichen möchten. Man muss manchmal lange Wege ohne „Ballberührung“ laufen, aber immer in der Nähe des Gegners bleiben, wenn man ihn im richtigen Moment attackieren will.
Wie bekommt man die Nordkoreaner zu fassen? Am 25.5.2010 fand in Altach (Österreich) – ganz in unserer Nähe – ein Länderspiel zwischen Griechenland und Nordkorea als Vorbereitung für die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika statt. Nordkorea gilt seit Jahren weltweit als das Land Nr. 1, wenn es um Christenverfolgung geht. Dieser Staat schottet sich völlig von der übrigen Welt ab – mit Ausnahme von China. Daher war es mir ein Anliegen, besonders diesen Spielern etwas vom Evangelium mitzugeben. Im Vorfeld bestellte ich mir u. a. „Ein Brief für dich“ und „Letzte Fragen“ auf Koreanisch. Neue Testamente und Bibeln waren leider zu teuer, deshalb verzichtete ich darauf. Am Spieltag begleitete mich mein jüngster Sohn Josia (gerade 11 Jahre alt geworden). Wir kamen ungefähr 20 Minuten vor dem Ende des Spieles in Altach an und gingen direkt durch einen unbewachten Eingang in den Bereich, wo auch die Busse für die beiden Mannschaften standen, um dort zu warten. Schon nach kurzer Zeit sagte uns ein Mann, den ich seit vielen Jahren immer mal wieder treffe, dass wir dort nicht bleiben dürften. Dieser Mann arbeitet für ein Schweizer Spielervermittlungs-Unternehmen, das auch Trainingslager für Fußball-Mannschaften organisiert und betreut. Hier war er als Betreuer für die griechische Mannschaft tätig. Auch mein Einwand, dass es vor vier Jahren im Vorfeld zur WM 2006 nach dem Spiel Paraguay gegen Georgien überhaupt kein Problem war, nach dem Spiel zu den Spielern zu gelangen, nutzte nichts. Wir mussten gehen. Allerdings erfuhr ich noch, dass die Nordkoreaner in Dornbirn im Sheraton-Hotel wohnten.
Im „Abseits“? Daraufhin gingen wir um das ganze Stadion herum, um wenigstens zum Absperrungsgitter zu gelangen, bei dem der Bus der Nordkoreaner stand. Das misslang ebenso, weil auch dieser Bereich weitläufig abgesperrt war. Somit gingen wir wieder zurück und stellten uns schließlich an ein Gitter, das 10 – 15 Meter von dem Ort entfernt war, wo die Spieler zu ihren Bussen gingen. Enttäuscht und mit wenig Aussicht auf Erfolg schickte ich ein Stoßgebet zum Himmel. Der erste Grieche ging vorbei. Der zweite kam. Ich signalisierte ihm, zu uns zu kommen. Er winkte freundlich zurück und ging weiter. Der dritte Grieche kam freundlich zu uns und gab ein Autogramm. Ihm konnte ich ein Buch schenken. Die ersten Nordkoreaner kamen, reagierten aber nicht auf mein Winken und gingen zu ihrem Bus. Plötzlich sah ich in diesem abgesperrten Areal einen älteren „Autogramm-Jäger“, den ich bei ähnlichen Anlässen schon mehrmals getroffen hatte. Wir fragten uns, wie der da wohl hineingekommen sei und bemerkten ein offenes Seitentor, durch das wir an einem Ordner vorbei ohne Probleme gehen konnten. Sofort ging ich auf einen Koreaner zu und konnte ihm ein Heft geben. Danach kam plötzlich eine zweite Person von dem oben erwähnten Spielervermittlungs-Unternehmen und fuhr uns direkt in barschem Ton an, dass wir gehen sollten. Auf meine Erklärung, dass wir ganz legal herein gekommen wären, reagierte er weiterhin heftig. Beim Hinausgehen kam mir ein Koreaner entgegen. Diese Gelegenheit wollte ich wenigstens doch nutzen, doch als ich auf ihn zuging, schrie der andere Mann mich an. Somit räumten wir das „Feld“ und gingen enttäuscht zum Auto zurück.
Geänderte Taktik Plötzlich kam uns die Idee, dem Bus der Nord- koreaner zum Sheraton-Hotel nach Dornbirn zu folgen, was wir auch taten. Doch bereits kurz hinter dem Stadion bog der Bus zur Autobahnauffahrt ab. Was sollten wir tun? Ich entschied mich, dem Bus folgen und bat den Herrn um seine Hilfe. Es ging alles gut und der Bus hielt vor dem Hotel. Wir stiegen aus, um zu den Spielern zu gehen. Da bemerkte ich die „freundliche“ Person vom Stadion, die wohl für die Betreuung der Nordkoreaner zuständig war. Was nun ...? Glücklicherweise konnte ich durch die Glasfassade des Hotels sehen, wie dieser Mann direkt zum Lift ging und verschwand. Sofort gingen wir zu den Spielern. Mein Sohn ließ sich Unterschriften in ein Heft schreiben, und ich gab die Literatur weiter. Ein Spieler bemerkte, dass ich noch etwas anderes in der Hand hielt, als er selbst gerade bekommen hatte. Ungeniert bediente er sich wortlos und ging ins Hotel. Plötzlich kam von hinten ein Koreaner in Zivil und schaute bei einem Spieler nach, was er denn da bekommen hätte. Er intervenierte nicht und war dann wieder weg. Ich vermute, dass diese Person vom Geheimdienst war.
„Treffer!“ Neben uns stand noch ein Koreaner, der möglicherweise als Dolmetscher fungierte. Er war sehr freundlich und sagte Josia jeweils auf Englisch, von welchem Spieler er sich eine Unterschrift holen sollte, weil der gut wäre. Dann ging er in die Hotelhalle und winkte meinen Sohn zu dem Star-Spieler Tae-Se Jong, der in Japan spielt. Er saß dort alleine und auch ihm konnte ich noch etwas geben. Als wir wieder im Auto waren, saß er immer noch da und las ... So hat der Herr diesen Abend, der turbulent und ziemlich unangenehm begann, doch noch zum Guten geführt. Möge Er zu diesen Menschen reden und Augen und Herzen öffnen. Wir konnten nur von Herzen „Danke“ sagen!
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