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Zeitschrift-Artikel: »Auch wenn wir manches nicht versteh’n ...«

Zeitschrift: 149 (zur Zeitschrift)
Titel: »Auch wenn wir manches nicht versteh’n ...«
Typ: Artikel
Autor: Andreas Fett
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1640

Titel

»Auch wenn wir manches nicht versteh’n ...«

Vortext

In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen ... denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Joh 14,2

Text

Es ist jetzt genau 10 Jahre her. Sie mussten tatsäch- lich amputieren – es war die letzte Rettung in akuter Lebensgefahr. Jeden Abend trafen sich dutzende Geschwister unserer Gemeinde, um für meine Frau Gabi zu beten und mit uns um ihr Überleben zu ringen. Nach zwei Monaten Kampf auf Leben und Tod wurde ihr in einer Radikal-OP der linke Arm abgenommen. Nur so behielt sie eine Chance, ihre Blutvergiftung zu überleben. Und tatsächlich, es wurde besser mit ihr. Wenige Tage später klingelt das Telefon: „Guten Morgen, Andreas. Deine Frau hat einen Arm verloren. Ich möchte, dass sie nicht auch noch ihre Bewegungsfreiheit verliert. Sobald sie aus dem Krankenhaus kommt, soll sie wieder Auto fahren können. Ich habe mich erkundigt, was an Umbauten dazu nötig ist. Sie braucht ein Automatik-Getriebe und einen Lenk-Knauf. Ich kümmere mich darum ... Wie soll das sonst bei euch mit den drei kleinen Kindern funktionieren?“ Und schon hat Alfred, das resolute Unikum aus unserer Gemeinde, den Hörer aufgelegt. Eine Woche später wieder ein Anruf von ihm: „In der Nähe von Osnabrück steht das passende Auto für Gabi. Es ist ein Jahreswagen – ein VW-Touran. Ich hoffe, die Farbe sagt euch zu. Du kannst dich am Montag dort hinbringen lassen und ihn abholen. Sobald sich deine Frau dazu in der Lage fühlt, muss sie beim TÜV mit dem umgebauten Fahrzeug ihre Fahrtüchtigkeit unter Beweis stellen. Das ist für sie ein Klacks – nur eine kurze Probefahrt als Praxis-Nachprüfung. Wenn sie besteht, darf sie sofort in den Straßenverkehr!“ Ungläubig kratze ich mich am Kopf. Das kann nicht sein Ernst sein. Was für ein Mann! Er hat sein vollmundiges Versprechen wirklich wahr gemacht! Er hat für Gabi ein passendes Automatik-Fahrzeug gefunden. Und nicht nur das: In seiner hartnäckig-akribischen Arbeitsweise hat Alfred auch alles Weitere bedacht und bewerkstelligt. Am nächsten Montag stehe ich vor dem besagten Autohaus bei Osnabrück. Man überreicht mir Fahrzeugpapiere und Schlüssel. „Äh, was ist mit dem Kaufvertrag, der Tageszulassung, der Versicherung?“ „Ist schon alles erledigt! Gute Fahrt.“ „Alles erledigt?“ Das alles fühlt sich an wie ein Märchen. Der Wagen riecht wie neu. Ich kann es einfach nicht fassen. Ungläubig steige ich in den VW und fahre wie benebelt vom Hof. Nach all den Schreckensnachrichten, den Wochen des Betens und Bangens um meine Frau – nun das. Was für eine Wende. Ich juble, ich jauchze, ich hüpfe beim Fahren vor Freude auf dem Fahrersitz. Aus übervollem Herzen danke ich Gott für dieses unglaubliche Geschenk. Er ist denen, die ihn suchen, tatsächlich ein Belohner (Heb 11,6). Dann stelle ich fest, dass der Wagen sogar einen integrierten CD-Player hat. So was haben wir noch nie besessen. Da fällt mir ein, dass ich sogar CDs dabei habe. Meine Frau hat sie mir aus dem Krankenhaus-Nachttisch mitgegeben – damit ich sie mit nach Hause nehme. Ich krame die erstbeste aus meiner Reisetasche und schiebe sie in den Schlitz. Es ist eine selbstgebrannte CD von lieben Freunden aus Wuppertal. Sie haben ein paar Lieder aufgenommen und Gabi zum Mutmachen ins Krankenhaus geschickt. Ich habe sie noch nicht angehört. Das erste Lied ist „Anker in der Zeit“. Mir kommen hemmungslos die Tränen, als ich die folgenden Zeilen als Untermalung unserer jüngsten Erfahrungen höre: Es gibt die wunderbare Heilung, die letzte Rettung in der Not. Und es gibt Trost in Schmerz und Leiden, ewiges Leben nach dem Tod. Es gibt Gerechtigkeit für alle, für unsre Treue ewgen Lohn. Es gibt ein Hochzeitsmahl für immer mit Jesus Christus, Gottes Sohn. Er ist das Zentrum der Geschichte, er ist der Anker in der Zeit. Er ist der Ursprung allen Lebens und unser Ziel in Ewigkeit! Nur wenige Monate später ist Alfred gestorben. Doch was er dort oben im Vaterhaus angetroffen haben wird, überragt sein Vorbild himmelweit und sprengt alle unsere Erfahrungen und Vorstellungen. Ich wäre gerne dabei gewesen – bei der „Schlüsselübergabe“ von Alfreds „VW“ (Vorbereiteter Wohnung). Naja, umso mehr freuen wir uns auf das gemeinsame Hochzeitsmahl.

Nachtext

Quellenangaben