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Zeitschrift-Artikel: Ungewöhnliche Bekehrungen

Zeitschrift: 158 (zur Zeitschrift)
Titel: Ungewöhnliche Bekehrungen
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

online gelesen: 1594

Titel

Ungewöhnliche Bekehrungen

Vortext

Die folgende Geschichte aus dem 19. Jahrhundert handelt von einem Fuhrmann, der sich der Gemeinde anschließen wollte, die sich im Londoner „Metropolitan Tabernacle“ versammelte. Wie es dort üblich war, wurde er von C.H. Spurgeon aufgefordert, seine Umkehr zu Gott vor der versammelten Gemeinde zu bezeugen. Und so erzählte der Fuhrmann seine ungewöhnliche Bekehrungsgeschichte, in der ein origineller „Seelengewinner“ das Werkzeug zu seiner Umkehr war.

Text

› „Sag, was du zu sagen hast – aber mach ?s kurz!“ Ich arbeitete als Fuhrmann und war noch nie auf die Idee gekommen, zur Kirche zu gehen. Ich glaube nicht, dass mir jemand je etwas über Gott oder Christus gesagt hatte, bis ich eines Tages über die London Bridge fuhr und plötzlich jemand hinten auf mein Fuhrwerk sprang. Ich packte meine Peitsche, um ihn wegzujagen, aber er sagte: „Lass das sein, Kollege, ich habe eine Botschaft für dich!!“ Das klang mir seltsam, und ich fragte: „Was denn für eine?“ „Ich will sie dir schon sagen, aber das geht besser, wenn ich vorn sitze.“ Er setzte sich neben mich. Ich fragte ihn: „Was ist deine Botschaft?“ „Es ist eine Botschaft Gottes für deine Seele.“ Ich schimpfte und uchte, aber das machte ihm offensichtlich nichts. Er sagte: „Du bist genau der Mann, den ich suchte. Ich wusste, dass du schwörst und fluchst, denn dadurch hast du mich zuerst auf dich aufmerksam gemacht. Ich bin sicher, die Botschaft ist für dich.“ Da sagte ich zu ihm: „Sag, was du zu sagen hast – aber mach’s kurz!“ Er machte es kurz, aber sehr klar und direkt. Er sagte mir, was aus meiner Seele werden würde, wenn ich so mit meinem Schwören sterben sollte. Dann sprach er über die zukünftige Welt. Er sagte mir, dass es einen Erlöser für die Sünder gäbe, und wenn ich ihm vertraute, könnte ich gerettet werden. Bevor er mich verließ, nahm er mir das Versprechen ab, Sie predigen zu hören. Das habe ich versprochen, und weil ich mich immer gerühmt hatte, mein Wort zu halten, kam ich in Ihre Predigt, obwohl es mir herzlich leid tat, dass ich das Versprechen gegeben hatte. Noch nie war ich am Sonntag so früh aufgestanden. Als der Mann mich an der Tür sah, nahm er mich mit, gab mir seinen Platz und stand während des ganzen Gottes- dienstes, was ich als sehr freundlich von ihm empfand. Nach der Predigt fragte er mich: „Hat es dir gefallen?“ Ich antwortete: „Nein, das sind Sachen, die mir nichts bedeuten. Ich glaube nicht an die Religion.“ „Gut. Aber du wirst glauben“, sagte der Mann. Draußen verabschiedeten wir uns, und ich hoffte, ihn nie wieder zu sehen. Einige Wochen begegnete ich ihm nicht. Aber als ich eines Tages die Blackfriars Road hinunterging, sah ich ihn mir entgegenkommen. Ich verschwand um die nächste Ecke, aber kurz darauf hörte ich jemand hinter mir her rennen. Er holte mich ein und sagte: „Hallo, Kollege, wie geht es dir?“ „Ganz gut.“ „Geht es dir denn jetzt besser?“, fragte er. Da ich nicht antwortete, sagte er, er sei fest überzeugt, dass ich eines Tages Christ würde und dass er mich nicht eher in Ruhe lassen werde, bis das geschehen sei. Ich fürchtete, er würde mit mir in mein Haus gehen wollen. Aber meine Frau und ich waren Trinker, wir hatten kaum Möbel im Haus, und ich wollte nicht, dass er das sähe. Um ihn loszuwerden, versprach ich ihm, am nächsten Sonntag wieder Spurgeon predigen zu hören. Ich hielt mein Versprechen. Und jetzt bin ich froh, dass mich niemand mehr dazu bringen muss, in das Tabernakel zu gehen. Ich komme seit sechs Monaten regelmäßig, ich habe den Heiland gefunden, und vier von meinen Kollegen bringe ich mit, damit sie das Evangelium hören.

Nachtext

Quellenangaben

Aus: C.H. Spurgeon: Alles zur Ehre Gottes, Bielefeld: CLV