Zeitschrift: 69 (zur Zeitschrift) Titel: Die Gaben an die Gemeinde (Teil 3) Typ: Artikel Autor: Ralf Müller Autor (Anmerkung): online gelesen: 1608 |
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Die Gaben an die Gemeinde (Teil 3) |
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Bisher haben wir uns in der Beschäftigung mit den Gaben des Herrn Jesus Christus an die Gemeinde mit bestimmten Personengaben beschäftigt. Vielleicht war es nicht einfach, sich mit diesem Thema zu identifizieren, denn keiner von uns kann Apostel oder Prophet in dem Sinn sein, wie er in Eph 4,11 eigentlich gemeint ist. Auch ist nicht jeder Evangelist, Hirte oder Lehrer, wenngleich jeder Gläubige sicher schon in dem angesprochenen allgemeinen Sinn solche Dienste getan hat. Ab jetzt geht es um Gaben Christi an die Gemeinde, die uns direkt angehen. Es handelt sich um Gaben für das tägliche Leben eines gläubigen Christen, durch die das Gemeindeleben gefördert und das Einssein der Gläubigen bezeugt wird. Sie haben mit uns persönlich, unserer Beziehung zu dem Herrn Jesus und unserem Verhältnis zu unseren Mitmenschen zu tun. Auch hier müssen wir wieder unterscheiden zwischen Gaben, die es in der Vergangenheit - d.h. in der Anfangszeit der christlichen Gemeinde - gab, und solchen, die heute auch noch von jedem gläubigen Christen ausgeübt werden können und auch müssen. Kernaussagen zu diesem Thema sind in Römer 12 und 1.Korinther 12 und 14 zu finden. Lebenshaltung Nichts, was wir Menschen tun, geschieht ohne sittlichen Zusammenhang. Es gibt -moralisch gesehen - nur zwei Reiche auf dieser Welt: Das Reich Gottes und das Reich des Teufels. Das Reich Gottes, das moralisch schon die Charakterzüge des tausendjährigen Reiches tragen soll, ist im Augenblick noch ein Reich ohne Territorium. Dieses Reich läßt sich nicht geographisch beschreiben. Aber man kann sehen, ob diejenigen, die zu ihm gehören, so leben, wie der Herr Jesus gelebt hat (vgl 2Ko 3,3 mit Hes 36,25-28 und Jer 31,31-34). Das gesamte Gebiet der Erde ist im Augenblick unter der Herrschaft des Teufels, was wir sehr deutlich bei der Versuchung des Herrn Jesus in der Wüste sehen können (Mt 4,8-10; Lk 4,5-9). Hätte er dem Herrn Jesus die Reiche anbieten können, wenn er darüber nicht die Verfügungsgewalt gehabt hätte? Der Teufel ist der "Fürst dieser Welt" (Joh 14,30) und der "Gott dieses Zeitlaufs" (2Ko 4,4). Nicht daß jeder Ungläubige ihm huldigte. Es genügt schon, daß man Gott außerhalb der eigenen Berechnungen läßt (vgl Lk 12,134 Diese moralische Unterscheidung bildet bei den beiden Abschnitten, in denen die einzelnen Gaben beschrieben werden, die Einleitung. Das ist gewiß ein Hinweis darauf, daß Gott für die Beurteilung eines Dienstes die Motivation dessen wichtig ist, der ihn tut. Vereinfacht gesagt: Man könnte Leben retten, Leiden erleichtern, dabei aber das Ziel verfolgen, den Herrn Jesus aus dem Blickfeld dessen zu entfernen, dem geholfen wird. Wollen wir die Menschen mit etwas, was wir ihnen tun, dem Herrn Jesus näher bringen? Wollen wir Seine Verehrung vermehren? Oder wollen wir uns zwischen den Herrn Jesus und den Empfänger des Dienstes stellen? Oder wollen wir gar - wenigstens teilweise - Ehre für uns beanspruchen? 1. Korinther 12 In 1.Ko 12,1ff zeigt der Apostel auf, daß es bei den Korinthern mit der Bekehrung eine Veränderung gegeben hat. Von toten Götzenbildern hatten sie sich zu dem lebendigen Gott bekehrt, der alles erschaffen hat und auch heute noch handelt und redet (vgl Jes 44,6ff). Wie man den Briefen entnehmen kann, hatten sie eine Vorliebe für eine machtvolle Entfaltung von übernatürlichen Gaben. Die Götter, die sie früher gemacht und verehrt hatten, waren in der Regel stumm. Es gab aber auch noch etwas anderes: Beispielsweise das Orakel von Delphi zeigt, daß es wohl übernatürliche Erscheinungen gab, in denen Menschen Aussprüche taten. Und übernatürliche Aussprüche liebten sie immer noch, wie der Brief zeigt. Es ist nicht entscheidend, daß etwas Übernatürliches geschieht, denn auch der Teufel kann innerhalb bestimmter Grenzen Wunder bewirken (vgl 2Mo 7,11.22; 8,7.18; 2Thess 2,9-11). Das Entscheidende ist: Dient es zur Ehre Gottes? Wird Jesus Christus dadurch in Seinen Rechten als Herr praktisch anerkannt? Diese Frage mußte den Korinthern so deutlich vorgelegt werden, weil sie sie nicht beachteten. Die Frage für uns ist also: Wem dienen wir wirklich? Römer 12 Rö 12,1ff hat eine etwas andere Blickrichtung. Mit den Gaben, die Christus uns gegeben hat, haben wir den Auftrag, den Willen Gottes zu tun. Diesen Willen Gottes erkennen wir nach Rö 12, dadurch, daß wir drei Dinge beachten. Zuerst geben wir uns auch im Hinblick auf unseren Leib Gott hin. Das bedeutet nicht, daß wir uns kasteien, sondern daß wir uns mit unserem ganzen Leben unserem Herrn unterwerfen. Dabei ist nicht an Leibfeindlichkeit oder Lebensverachtung gedacht. Es ist doch ohnehin so, daß wir vollständig Gott gehören, daß Er alle Anrechte an uns hat. Wenn wir uns also die Größe der Erlösung bewußt machen, dann werden wir es dem Sklaven gleichtun, den in der Zeit der Sklaverei ein unbekannter Mann gekauft hatte, um ihm die Freiheit zu schenken. Dieser Sklave übergab sich freiwillig dem, der ihn gekauft hatte und diente ihm aus Dankbarkeit sein Leben lang mit Leib und Seele. Wenn wir das übertragen: Dieser ganzheitliche Gottesdienst ist nicht etwas, zu dem wir andere zwingen müßten, sondern etwas, das aus dem Bewußtsein der Gnade und der Größe unseres Gottes und seiner Wege (vgl. Rö 11,33ff) von selbst hervorkommt. Wenn wir es vielleicht wenig bei anderen bemerken, kann es dann vielleicht daran liegen, daß wir ihnen die Größe der Erhabenheit Gottes und Seiner Gnade nicht in der nötigen Übereinstimmung zwischen unserem Bekenntnis'und unserem Leben zeigen? Der zweite Punkt in diesem Abschnitt ist, daß wir der Welt nicht äußerlich gleichförmig sind. Das ist die soziale Komponente unseres Lebens und bedeutet, daß wir der Welt gegenüber nicht den Eindruck erwecken sollen, wir wären ihr gleich, hätten dieselben Lebensgrundsätze wie sie. Innerlich ist das ja auch nicht der Fall, denn Gott hat uns von neuem geboren (Jak 1,18;1Petr 1,23;2Petr 1,4; Joh 3,3.5.7). Wir sind nicht von der Welt, aber in ihr (Joh 17,14.16.18). Das bedeutet nicht, daß wir uns jetzt zwanghaft auf Biegen und Brechen äußerlich anders geben müssen. Gerade darin hat uns Christen oft Besonnenheit und Nüchternheit gefehlt (vgl die unterstellte Konsequenz in 1Ko 5,10). Nicht Mönchstum ist das, was der Herr gewollt hat, sondern vielmehr, daß unsere Lebensführung von moralischen Leitlinien geprägt ist, die Er uns gegeben hat (z.B. lPetr 2,21; Mt 11,29.30; 2Ko 6,11-7,1; Lk 10,33-35 in Verbindung mit 1Jo 3,16f und Jak 2,14-18). Nicht das, was wir nicht tun, beschreibt unser Leben, sondern das, was wir von dem Überfluß des Lebens besitzen, das der Herr Jesus uns geschenkt hat (Joh 10,10), und davon in die Praxis umsetzen. "Nicht gleichförmig der Welt sein", heißt nicht, daß wir unförmig sein sollen, sondern daß unser Leben eine Form bekommt, die dem Reichtum des uns von Gott geschenkten Lebens entspricht. Der dritte Punkt ist die Veränderung unseres Sinnes. Der Ausdruck "Sinn" beschreibt unser Bewußtsein, mit dem wir alles überdenken, was uns begegnet und was wir wahrnehmen. Er hat etwas mit unserer Fähigkeit des Verstehens, Fühlens, Beurteilens und Bestimmens zu tun. Durch das Lesen der Bibel und das persönliche Gebet werden wir immer vertrauter mit dem, was Er von uns wünscht. Mit dem erneuerten Sinn (oder: Verstand) sind wir dann in der Lage, den guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes zu prüfen und dann in unserem Leben umzusetzen. Eph 4,17 zeigt im Vergleich zu Rö 12,1.2 den Gegensatz auf, den unser Leben im Hinblick auf das Leben der Menschen um uns her haben soll. Sie sind in ihrem Sinn eitel. Wir dagegen dürfen uns vollständig aufgeben, um uns vollständig Gott zu schenken. Sie sind verfinstert am Verstand, wir sind durch Jesus Christus in das Licht gestellt worden (vgl Joh 1,9; Eph 1,18; 5,8; 2Ko 4,6; Hebr 10,32). Sie sind dem Leben Gottes entfremdet, wir dürfen danach trachten, in immer größere Übereinstimmung mit dem Leben Gottes zu kommen. Was ist besser dazu geeignet, mit dem Leben Gottes übereinzustimmen, als Seinen Willen zu erkennen und zu tun? Gnadengaben sind "Charismata" Zunächst einmal handelt es sich bei den Gaben nicht um Personen. Obwohl in 1Ko 12,28 auch die Personen-Gaben der Apostel und der Propheten genannt werden, handelt es sich aber bei ihnen um die Personen, die wir schon in Verbindung mit Eph 4 gesehen haben. Deshalb gehe ich hier nicht mehr darauf ein. In den beiden Abschnitten in Rö 12, 6-8 und 1Ko 12,8-10.28-30 geht es mehr um einzelne Fähigkeiten bzw. Tätigkeiten. Alle dort genannten Gnadengaben werden mit dem Wort cliarisma bezeichnet, dem griechischen Ausdruck für eine aus Wohlwollen heraus geschenkte Gabe. Das ist mir wichtig, denn man beobachtet oft die Neigung, charismatische Gaben aufgrund einer Bedeutungseinschränkung dieses Begriffs auf spektakuläre, zeichenhafte Gaben wie das Zungenreden und Heilungen zu beschränken. Auch Hilfeleistung ist eine Gnadengabe. Die Gnadengaben sind Aufgaben, zu denen uns Gott, der Heilige Geist, befähigt. Dabei sind die Aufzählungen in den von mir angeführten Abschnitten sicher nicht abschließend. Man denke nur an Rö 16, 4f und 2Tim 4,11. Die beiden genannten Handlungen lassen sich nicht in eine der genannten Kategorien pressen. Um sie aber auszuführen, benötigt man die ganze Gnade Gottes. Mir scheint, daß alles, was gläubige Christen in der Befähigung durch Gott und in Abhängigkeit von Ihm für andere tun, Gnadengabe ist. Selbstlos gute Werke tun, was eine vornehme Aufgabe ist, macht nötig, daß Gott uns dafür mit Seiner Gnade ausrüstet (z.B. Joh 10,32.33; Apg 9,36; Eph 2,10; Tit 2,14; 3,1.8.14; 1Petr 2,12). Ein Nachlesen und Überdenken der genannten Bibelstellen wird das deutlich machen. Kraftvolles Zeugnis in der Vergangenheit ... Nachdem wir jetzt die Voraussetzungen für die Gaben angeschaut haben, noch ein paar Gedanken zu dem, was sie sind und was sie bewirken. Aus den Abschnitten Rö 12 und 1Ko 12 und 14 wird deutlich, daß es Gaben zum Zeugnis nach außen gibt. Das sind die kraftvollen Gaben, die von dem einen Gott kommen, welcher der Schöpfer ist, in der Schöpfung mächtig wirkt und sich in ihr bezeugt. Unter diese Gaben fallen schwerpunktmäßig die Gaben des Zungenredens (vgl. besonders die Aussage von 1Ko 14, 21.22) und der Heilungen. Die Sprachenrede war in erster Linie eine Gerichtsbotschaft an das Volk Israel, daß es für eine gewisse Zeit durch Gott beiseite gesetzt würde (Rö 11,2232). Gerade das Zitat aus Jes 28,11.12 zeigt das. Nicht mehr die Sprache des Volkes Israel wäre die Sprache des Volkes Gottes. Vielmehr würde das Evangelium jetzt in den Sprachen der Menschen verkündet werden, die es hören würden, und Gott würde in den Sprachen dieser Menschen gelobt. Die Erwähnungen dieser Gabe in der Apostelgeschichte zeigen dies. Zuerst werden Menschen in Jerusalem mit unterschiedlicher Herkunft in der Gemeinde zusammengefügt (Apg 2,4.11). Dann werden die alten Grenzen, die seit der Zeit des Gesetzes zwischen Israel und den Völkern bestanden hatten, in der Gemeinde dadurch überwunden, daß eine Familie aus den "Unbeschnittenen" in die Gemeinde eingefügt wird (Apg 10,46). Weiterhin werden Jünger von Johannes, der dem Herrn Jesus den Weg bereitet hat, dem Christus zugefügt (Apg 19,6). Bei jedem der drei Ereignisse wird die alte Trennung, die zwischen Israel und den Völkern besteht, innerhalb der Gemeinde aufgehoben (vgl. Gal 3,28; Rö 1,16). Nach 1Ko 10,32 gibt es jetzt die Grup-pen der Juden (entsprechen Israel), die der Griechen (entsprechen den Völkern) und (seit Pfingsten) die Gemeinde Gottes. Dieses Neue wird durch das Sprachenreden nach außen hin bezeugt. Nach innen, d. h. in die Gemeinde hinein, ist das nicht nötig, weil die Gemeinde dem Wort Gottes glaubt, das diese Tatsache bezeugt. Eine Bibelarbeit über Heilungen wird einen gleichartigen Schwerpunkt nach außen hin aufzeigen. Abgesehen davon redet der Schreiber des He-bräerbriefes in Kap. 2,4 von zeichenhaften Wundem in der Vergangenheitsform. So wird auch von dieser Bibelstelle her sichtbar, daß die zeugnishaften Wunderwerke der Anfangszeit der Gemeinde Gottes schon zur Zeit der Abfassung des Hebräerbriefes vorüber waren. Sie hatten ja auch ihren Zweck erfüllt: Durch sie war Gemeinde in der Zeit ihres Entstehens in ihrem Ursprung als von Gott her bestätigt worden. ... und "Mörtel" für heute Der Schwerpunkt der heute existierenden Gnadengaben ist mehr nach innen gerichtet. Diese Gnadengaben könnte man bildlich als den "Mörtel der Gemeinde" bezeichnen, der sie verbindet und zusammenhält. Ein Vergleich von 1Ko 12,13 mit Vers 4 desselben Kapitels zeigt, daß diese Aussage von der Bibel her gemacht werden darf. Wir sind durch den Geist zu einem Leib getauft worden. Die Tätigkeiten werden in ihrem Ziel und ihrem Maß im Hinblick auf den Leib Christi und die Fähigkeiten der andern Gläubigen ausgeübt. Ohne das Wirken des Heiligen Geistes wäre es wohl schlecht um die Beziehungen der gläubigen Christen untereinander bestellt. Wenn wir bedenken, wie unterschiedlich wir in den einzelnen Gemeinden zusammengestellt sind und wie egoistisch wir oft unsere eigenen Lebensziele sogar auf Kosten unserer Mitchristen verfolgen, dann wird schnell klar, daß verschiedene Gnadengaben nötig sind, die durch den Heiligen Geist bewirkt werden müssen. Welche Überwindung ist oft nötig, um einem Mitchristen, der einem unsympathisch ist oder der uns ge-schadet hat, mit einer Gnadengabe zu dienen. Welche Überwindung ist nötig, von unserem durch unsere Arbeitskraft und Mühe erworbenen Besitz jemandem etwas abzugeben, der es nötig hat. Die Anfangszeit der Gemeinde war dadurch charakterisiert, daß man alles miteinander teilte (Apg 2, 42-47; 4,32-37). Diese ausgelebten Beziehungen innerhalb der Gemeinde waren ein kraftvolles Zeugnis auch nach außen hin. Abneigungen und Vorbehalte zu überwinden und Gott und den Mitmenschen vollständig zur Verfügung zu stehen, das ist etwas, das wir aus eigener Kraft nicht können. Aber unser Gott möchte uns Seine ganze Gnade dazu geben. Versuchen wir es doch einfach, erbitten wir die Gnade von Ihm und fangen gleich an, dem Nachbarn oder Mitchristen Gutes zu tun, mit dem wir uns am schlechtesten auszukommen in der Lage sehen. Darauf liegt Segen! (Rö 12,9-21) (wird fortgesetzt) |
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Nachtext |
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Quellenangaben |
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