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Helmer, Oskar

Lebensdaten
1887 – 1963
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
österreichischer Politiker ; Innenminister ; Politiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119101483 | OGND | VIAF: 50028140
Namensvarianten

  • Helmer, Oskar

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Zitierweise

Helmer, Oskar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119101483.html [02.12.2024].

CC0

  • Helmer, Oskar

    österreichischer Politiker, Innenminister, * 16.11.1887 Gattendorf (Burgenland), 13.2.1963 Wien.

  • Genealogie

    V Förster;
    M N. N.;
    1913 Rosa N. N. (* 1888); 1 Adoptiu-S.

  • Biographie

    Als Schriftsetzerlehrling in Wiener Neustadt (1900) kam H. mit dem Gedankengut der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Berührung, gründete 1903 eine Ortsgruppe jugendlicher Arbeiter und verfaßte Artikel und Berichte für die sozialdemokratische Wochenzeitung „Gleichheit“ (Wiener Neustadt). 1904 ging H. nach Wien, erlebte dort aktiv die Wahlrechtskämpfe der Arbeiterbewegung und durchwanderte nach der Wahlrechtsreform (1907) Österreich, Italien, die Schweiz und Deutschland. In Stuttgart (August 1907) nahm er an dem 1. internationalen Sozialistenkongreß teil. Anschließend arbeitete er in seinem Beruf und als Hilfsredakteur bei der „Leipziger Volkszeitung“. 1910 trat er in die Redaktion der „Gleichheit“ ein. Gleichzeitig wurde er Wahlkreissekretär der sozialdemokratischen Partei (Reichsratswahlen Juni 1911). Vor dem 1. Weltkrieg wurde er in die Redaktion der „Wiener Volkstribüne“ berufen, bei Kriegsausbruch wurde er Soldat. Ende 1918 organisierte er als Artillerie-Korporal nach dem Einmarsch der Italiener in Pola die Heimkehr der österreichischen Truppenangehörigen. H. kam knapp vor den ersten Nationalratswahlen der Republik Österreich (Februar 1919) zurück, stellte sich seiner Partei zur Verfügung und wurde jüngstes Mitglied der sozialdemokratischen|Landtagsfraktion Niederösterreichs. Nach der Trennung der Bundeshauptstadt Wien vom Land Niederösterreich (Dezember 1921) verblieb er im Landesdienst, wo er das Fürsorgereferat innehatte. 1927 wurde er zum Landeshauptmannsstellvertreter gewählt. – Er war ein Mann des Ausgleichs und der Besonnenheit und versuchte in den kritischen und spannungsgeladenen Tagen des Februar 1934 in Verhandlungen mit dem unter dem Diktat der austrofaschistischen Heimwehr stehenden christlich-sozialen Landespolitikern, im letzten Augenblick noch eine friedliche Lösung herbeizuführen. H. wurde indes verhaftet, und die Ereignisse nahmen ihren Lauf. – Nach seiner Entlassung verstand H. es, als Versicherungskaufmann 1934-38 während seiner Reisen mit Parteigenossen Fühlung aufzunehmen und die Kontakte in der erzwungenen Illegalität aufrechtzuerhalten. Im März 1938 beim Einmarsch Hitlers für kurze Zeit verhaftet, lehnte er es in der Folgezeit strikt ab, sich von den neuen Machthabern als Agitator vorspannen zu lassen. Wie zuvor, nutzte er seinen Beruf und wurde wieder Verbindungsmann für in Freiheit gebliebene Funktionäre seiner Partei. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er nochmals vorübergehend inhaftiert.

    Nach Kriegsende stellte sich H. sofort seiner Partei zur Verfügung. Er zog in das niederösterr. Landhaus (in Wien) ein und installierte dort, gemeinsam mit L. Figl, die neue niederösterr. Landesverwaltung. Im April 1945 wurde er von K. Renner als Unterstaatssekretär für Inneres in die Provisorische Staatsregierung berufen; nach den ersten freien Nationalratswahlen im November 1945 übernahm er das Amt des Innenministers. Seine freie und offene Kritik, besonders an der sowjetisch Besatzungsmacht, gab nicht nur der Bevölkerung Mut und und Rückhalt, sondern rüttelte auch das Gewissen der Weltöffentlichkeit auf und wies die Besatzungsmacht moralisch in ihre Schranken. Die Unerschrockenheit, mit der H. Einmischungen alliierter Dienststellen in Angelegenheiten seines Ressorts abwehrte, die Zielsicherheit, mit der er das Problem der Kriegsgefangenen und der Heimkehrer sowie das der Flüchtlinge während des ungarischen Aufstandes (1956) anpackte, machten ihn weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. – 1957 legte er sein Amt als Parteiobmann der Sozialistischen Landespartei Niederösterreichs nieder; 1959 schied er aus der Regierung aus und legte auch seine Funktion als stellvertretender Vorsitzender der SPÖ nieder. – Danach widmete sich H. vor allem der Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung; 1959 gründete er den „Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung“.

  • Werke

    Die nd.österr. Gemeinde, ihre Vfg. u. Verwaltung, Hdb. f. soz.demokrat. Gemeindevertreter Niederösterreichs, 1924;
    Österreichs Kampf um d. Freiheit, 1949;
    Im Kampf gegen d. Hunger - Rede d. Bundesmin. f. Ernährungswesen H. Frenzel u. d. Bundesmin. f. Inneres O. H., sowie d. Entschließung d. Konferenz d. Betriebsratsobmänner am 16.3.1946, in: Sozialist. Hh., F. 13, typ. „Vorwärts“;
    50. J. erlebte Gesch., 1957 (P);
    40 J. Burgenland, 1961;
    Ausgew. Reden u. Schrr., hrsg. u. biogr. eingel. v. J. Hannak, 1963;
    Aufbruch gegen d. Unrecht - Zur Gesch. d. soz.demokrat. Arbeiterbewegung im Viertel unter d. Wienerwald, 1964.

  • Literatur

    O. H. zu s. 10j. Jubiläum als Mitgl. d. nd.österr. Landesregierung (Festschr.), 1931;
    Das Leben e. Kämpfers f. d. Sozialismus - O. H. z. 60. Geb.tag, hrsg. v. d. Landesorg. Niederösterreich d. Sozialist. Partei Österreichs, mit Vorwort v. K. Renner, 1947;
    O. H. z. 70. Geb.tag 1887-1957, hrsg. v. ders. 1957;
    O. Tschadek, in: Werk u. Widerhall, Große Gestalten d. österr. Sozialismus, hrsg. v. N. Leser, 1964, S. 186 ff.

  • Porträts

    in Wien, Bildarchiv d. Arbeiter-Ztg., u. Archiv d. Ver. f. Gesch. d. Arbeiterbewegung.

  • Autor/in

    Ernst K. Herlitzka
  • Zitierweise

    Herlitzka, Ernst K., "Helmer, Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 494-495 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119101483.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA