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Lingelsheim, Georg Michael

Lebensdaten
1556 – 1636
Geburtsort
Straßburg
Sterbeort
Frankenthal (Pfalz)
Beruf/Funktion
Jurist ; Humanist ; kurpfälzischer Geheimer Rat ; Schriftsteller
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 117032107 | OGND | VIAF: 39331373
Namensvarianten

  • Lingelsheim, Georg Michael
  • Lingelheim, Georg Michael
  • Lingelheim, Michael
  • Lingelsheim, G. M.
  • Lingelsheim, Mich.
  • Lingelsheim, Michael
  • Lingelshemius, G. M.
  • Lingelshemius, Georgius Michael
  • Lingelshemius, Georgius-Michael
  • Lingelshemius, Michael
  • Lingelshemus, Georgius Michael
  • Singelsheim, Michael

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Zitierweise

Lingelsheim, Georg Michael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117032107.html [27.11.2024].

CC0

  • Lingelsheim, Georg Michael

    Jurist, Humanist, * 9.12.1556 Straßburg, Juli/August 1636 Frankenthal (Pfalz). (reformiert)

  • Genealogie

    V Theobald (1529–1609), Präzeptor am Gymnasium in St.;
    M Marie Hutter;
    1) um 1590 Claudine Virot, 2) Heidelberg 1596 Agnes (1577–1635), T d. Michael Loefenius ( 1620), kurpfälz. GR, u. d. Agnes Est;
    5 S, 3 T, u. a. Friedrich ( 1616), lat. u. dt. Dichter, Jakob ( 1630), lat. Dichter, Salome ( Petrus de Spina, 1592–1655, Prof. d. Med. in Heidelberg, dann Stadtphysikus in Frankfurt/M., s. BLÄ); Nachkomme Friedrich v. L. (1755-1835), preuß. Gen.-Lt. u. Kommandant d. Kadettenanstalten (s. Priesdorff II, S. 344-48).

  • Biographie

    Für den Straßburger Gymnasiasten L. war der bedeutende Jurist Joh. Lobbetius ein väterlicher Freund, der ihm und seinen acht Geschwistern sein Vermögen vermachte. Unmittelbar nach den Studien in Heidelberg und Basel, wo er 1583 zum Dr. iur. promoviert wurde, erhielt er zusammen mit Otto v. Grünrade die Stelle eines Erziehers beim jungen Kf. Friedrich IV. von der Pfalz. Humanistisch gebildet, war L. nicht nur für die allgemeine Erziehung und für den Unterricht in Latein und Französisch verantwortlich, sondern auch für die vom Vormund Pfalzgf. Johann Casimir angestrebte Hinwendung des Prinzen zum ref. Bekenntnis. 1587 auch zum Rat ernannt, gehörte L. zu einer Gruppe von Räten, die nach dem Tode Johann Casimirs 1592 durch einen Appell an die wetterau. Grafen die ref. Konfession gegen eine drohende luth. Vorherrschaft retteten; konsequenterweise rückte L. 1592 in den Oberrat auf, der unter den schwachen Kf. Friedrich IV. und Friedrich V. weitgehend die Pfälzer Politik bestimmte. 1593 verlieh ihm sein kurfürstl. Schüler die Administration des Stifts Waldersbach, wodurch L. Oberpfälzer Landstand wurde.

    Mit den Oberräten Loefenius und Plessen besonders verbunden, stand L. – trotz einzelner Gesandtschaftsreisen – nie im Zentrum der Politik und gehörte auch nicht zu den Scharfmachern unter den Heidelberger Politikern. 1619 war er gegen eine Annahme der böhm. Königskrone durch Friedrich V. und blieb bei der Expedition in Heidelberg|zurück, von wo er 1621 vor den Kriegsereignissen in die Heimatstadt Straßburg flüchtete. 1633 kehrte er nach der kurzfristigen Restitution Friedrichs V. nach Heidelberg zurück, mußte aber im Herbst 1634 wieder nach Frankenthal ausweichen. Dort starb er, vielleicht an den Folgen erlittener Haft. Die Interessen des feinsinnigen, häufig kränkelnden Mannes gehörten vor allem der klassischen Bildung – auch wenn er an den politischen und konfessionellen Debatten regen Anteil nahm. Sein Haus in Heidelberg bildete einen Mittelpunkt humanistischer Gelehrsamkeit, wahrscheinlich auch einer literarischen Sodalität, und gewann Bedeutung für die Geschichte der deutschen Barockdichtung und des Späthumanismus. Bei ihm verkehrten Männer wie Hippolyt v. Colli, Petrus Denaisius, Marquard Freher, Janus Gruter, Paul Schede-Melissus, Balthasar Venator, Julius Wilhelm Zincgref und Joh. Joachim v. Rusdorf. Der junge Martin Opitz empfing durch L. nachhaltige Eindrücke und Förderung; zwei Söhne L.s betätigten sich als Dichter. Er führte eine umfangreiche Korrespondenz u. a. mit Matthias Bernegger, Jacques Bongars, Melchior Goldast, Hugo Grotius, Jacobus Augustus Thuanus (de Thou). L. nützte diese Verbindungen nur vorsichtig politisch, bemühte sich aber stets um Förderung seiner Freunde. Er regte mancherlei Schriften an; er selbst attackierte den Konvertiten Kaspar Schoppius. L.s umfangreiche Bibliothek ging großenteils im 30jährigen Kriege verloren.

  • Werke

    Cave canem, De vita, moribus, rebus gestis, divinitate Gasparis Sciopii apostatae, Satyricon, 1612;
    Tarraei Hebi, nobilis a Sperga Scioppius excellens …, 1612;
    Jacobi Bongarsi et Georgii Michaelis Lingelshemi epistolae, 1610;
    Briefe G. M. L.s, M. Berneggers u. ihrer Freunde, hrsg. v. A. Reifferscheid, 1889.

  • Literatur

    Ch. F. Ayrmann, Sylloge anecdotorum omnis aevi chronicorum …, 1746;
    Briefe u. Akten z. Gesch. d. Dreißigj. Krieges, 11 Bde., 1870 ff.;
    M. Ritter, Gesch. d. Dt. Union, Von d. Vorbereitungen d. Bundes b. z. Tode Kaiser Rudolphs II. (1598–1612), 2 Bde., 1867/79;
    E. Otto, Btrr. z. Gesch. d. Heidelberger Hofes unter Friedrich IV., in: HV 4, 1901, S. 33 ff.;
    A. Tecke, Die kurpfälz. Pol. u. d. Ausbruch d. Dreißigj. Krieges, Diss. Hamburg 1931;
    F. H. Schubert, Ludwig Camerarius 1573-1651, 1955;
    V. Press, Calvinismus u. Territorialstaat, Regierung u. Zentralbehörden d. Kurpfalz 1559-1619, 1970;
    A. Schindling, Humanist. Hochschule u. Freie Reichsstadt, Gymnasium u. Ak. in Straßburg 1538-1621, 1977.

  • Porträts

    Kupf. (Heidelberg, Städt. Slgg.).

  • Autor/in

    Volker Press
  • Zitierweise

    Press, Volker, "Lingelsheim, Georg Michael" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 621-622 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117032107.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA