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Kahle, Paul

Lebensdaten
1875 – 1964
Geburtsort
Hohenstein (Ostpreußen)
Sterbeort
Düsseldorf
Beruf/Funktion
Orientalist ; Alttestamentler ; Evangelischer Theologe ; Semitist ; Pfarrer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118714678 | OGND | VIAF: 37035194
Namensvarianten

  • Kahle, Paul
  • Kahle, P.
  • Kahle, P. E.
  • Kahle, Paul E.
  • Kahle, Paul Ernest
  • Kahle, Paul Ernst
  • Kahle, Paulus
  • Kalah, Paul
  • Kāla, Pāwl
  • Kālah, Pāwl
  • كاله, پاول
  • Cahle, Paul
  • Cahle, P.
  • Cahle, P. E.
  • Cahle, Paul E.
  • Cahle, Paul Ernest
  • Cahle, Paul Ernst
  • Cahle, Paulus
  • Calah, Paul
  • Cāla, Pāwl
  • Cālah, Pāwl

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Zitierweise

Kahle, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118714678.html [31.10.2024].

CC0

  • Kahle, Paul

    Orientalist, Alttestamentler, * 21.1.1875 Hohenstein (Ostpreußen), 24.9.1964 Düsseldorf. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Ernst (1849–1916), D. theol., Gymnasialdir., seit 1904 Provinzialschulrat in Danzig (s. Altpreuß. Biogr.), S d. Konsistorialrats u. Sup. Otto Wilh. Ferd. in Danzig u. d. Emilie Kratz;
    M Bertha (1853–1943), T d. Rittergutsbes. Carl Ferdinand Schmidt u. d. Bertha Nachstaedt;
    Groß-Om Aug. Friedrich Krah (1792–1848), Ob.bgm. v. Königsberg seit 1842 (s. L);
    - Gießen 1917 Marie (1893–1948), T d. Paul Gisevius (1858–1935), Prof. d. Landwirtsch. in Gießen (s. Altpreuß. Biogr.), u. d. Marie Stolzmann;
    5 S.

  • Biographie

    K. studierte seit 1894 in Marburg und dann in Halle Theologie und Orientalistik, promovierte bei Franz Praetorius mit einer Arbeit über das samaritanische Pentateuchtargum und legte das Lizentiatenexamen 1902 ab. Nach kurzer Tätigkeit als stellvertretender Pfarrer in Braila (Rumänien) war er 1903-08 Pfarrer und Schulleiter der deutschen Gemeinde in Kairo. 1909 habilitierte er sich in Halle; 1914 wurde er als Ordinarius nach Gießen berufen und 1923 nach Bonn, wo er das Orientalische Seminar bedeutend ausbaute und um eine chinesische und japanische Abteilung erweiterte. Seit 1921 war K. im Vorstand der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, gab ihre Zeitschrift und Abhandlungen heraus und organisierte ihre Orientalistentage. 1939 emigrierte er, nachdem er wegen Hilfeleistung für einen jüdischen Bekannten vom Dienst suspendiert worden war, mit seiner Familie nach England. Nach dem Kriege wurde er rehabilitiert, behielt aber seinen Wohnsitz in England bei. Reisen führten ihn oft nach Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und 1955 nach Pakistan. 1963 siedelte er nach Düsseldorf über.

    K.s Forschungen galten in erster Linie der Textgeschichte des hebräischen AT und seiner alten Versionen. Durch gründliche Untersuchungen der ältesten hebräischen Bibelhandschriften und insbesondere der aus der Geniza der Synagoge in Alt-Kairo stammenden Fragmente konnte er die Entwicklung der altpalästinensischen, der babylonischen und der tiberiensischen Punktation aufhellen und die von den tiberiensischen Masoreten konstituierten Rezensionen des Bibeltextes kennzeichnen. Die Rezension des Ben Ascher machte er auf Grund der Leningrader Hs B 19 A (vom J. 1009) zur Grundlage des masoretischen Textes, den er in der 3. Auflage von R. Kittels Biblia Hebraica abdrucken ließ; damit ersetzte er den seit 1524 für maßgeblich geltenden Text des Jakob Ben Chaiyim durch eine um Jahrhunderte ältere Textgestalt. Ebenso untersuchte er die Textgeschichte der Targume (Übersetzungen des AT ins Aramäische) auf Grund der ältesten Handschriften und stellte die These auf, daß deren Sprache dem zur Zeit Jesu in Palästina gesprochenen Aramäisch nahestehe Auch bei der Septuaginta nahm er an, daß ihr lokal verschiedene Versionen vorausgingen, deren Unterschiede erst allmählich in demselben Maß ausgeglichen wurden, in welchem in der Kirche das Bedürfnis nach einer offiziellen Ausgabe des griechischen AT wirksam wurde. Diese in schroffem Gegensatz zu den herrschenden Anschauungen stehende These führte zu heftigen Kontroversen. K.s Leitidee, daß der hebräische Bibeltext das Endergebnis einer langen Entwicklung sei, fand durch die Qumran-Texte, in denen echte (das heißt den Sinn betreffende) Varianten vorkommen, eine glänzende Bestätigung. Er widmete daher diesen Funden und den durch sie gestellten Problemen in der 2. Auflage seines Werks „The Cairo Geniza“ (1959, deutsch 1962) besondere Aufmerksamkeit.

    Auf islamischem Gebiet galt K.s Interesse vor allem den volkstümlichen Erscheinungen, wie dem Aberglauben, dem Heiligenkult, dem Derwischwesen, dem Schattenspiel. Ebenso interessierte er sich für die Geschichte Ägyptens im Mittelalter, gab mit Mohammad Mostafa die Chronik des Ibn Iyās heraus, beschäftigte sich mit der Geschichte des Porzellans in der Islamwelt, edierte und übersetzte das Segelhandbuch des Piri Re’is und entdeckte dabei eine Seekarte, die nach seiner Ansicht die für verloren gehaltene Seekarte des Kolumbus war.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c., Mitgl. mehrerer Ak.

  • Werke

    W Verz. in: Opera Minora, Festschr. P. K., 1956.

  • Literatur

    M. Black, in: Proceedings of the Brit. Ac. 51, 1965, S. 485-95 (P);
    J. Fück, in: Zs. d. Dt. Morgenländ. Ges. 116, 1966, S. 1-7 (P);
    R. Hartmann, in: Jb. d. Dt. Ak. d. Wiss. zu Berlin, 1964, S. 254-257;
    R. Meyer, in: Sächs. Ak. d. Wiss. zu Leipzig. Jb. 1963–65, S. 330-34;
    A. Diez Macho, in: Recent Progress in Biblical Scholarship, 1965, S. 13-61;
    E. Wagner, Das Seminar f. Sprachen u. Kulturen Nordafrikas a. d. Univ. zu Gießen, in: Gießener Hochschulbll. 12, 1965, H. 3, S. 26-29;
    O. Eißfeldt, in: Archiv f. Orientforschung 21, 1966, S. 256 f.;
    M. Black u. G. Fohrer (Hrsg.), In Memorian P. K., 1968 (P). - Zu Groß-Om A. F. Krah: F. Gause, Gesch. d. Stadt Königsberg II, 1968.

  • Autor/in

    Johann W. Fück
  • Zitierweise

    Fück, Johann W., "Kahle, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 24-25 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118714678.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA