[go: up one dir, main page]

Oberbayern


2

Kirchenasyl Immer mehr Flüchtlinge in oberbayerischen Pfarreien

In Bayern werden immer öfter Kirchenasyle gewährt. Pfarrgemeinden protestieren damit gegen eine in ihren Augen unmenschliche Flüchtlingspolitik. In Hausham bei Miesbach ist derzeit ein junger Nigerianer in der Obhut der Kirche.

Stand: 28.07.2014

John ist aus Nigeria, jetzt sitzt er vor der Pfarrkirche in Hausham. Nach wochenlanger Flucht aus Afrika ist er hier gelandet. Sein erstes Land in der EU war aber nicht Deutschland, sonder Ungarn, dort war er im Flüchtlingslager. Seit über fünf Monaten lebt er jetzt in Hausham im Kirchenasyl. Der Deutsche Staat will ihn abschieben, zurück nach Ungarn, in sein EU-Einreiseland. Nur dort darf er nach EU-Recht Asyl beantragen. Aber John will auf keinen Fall zurück.

Kirchenasyl in Bayern: bereits über 70 Fälle in diesem Jahr

In Hausham hat Pfarrer Michael Mannhardt John aufgenommen, versteckt ihn. Wenn die deutschen Behörden es nicht schaffen, John innerhalb von sechs Monaten nach Ungarn abzuschieben, dann muss sein Asylantrag in Deutschland bearbeitet werden. Es sind immer mehr Pfarrer, katholische wie evangelische, die sich vorstellen können, Flüchtlingen zu helfen, diese sechs Monate zu überbrücken. Zwischen 2001 und 2011 gab es gar keine Kirchenasyle in Bayern, in diesem Jahr sind schon über 70. Tendenz: steigend. Die Behörden sehen das gar nicht gern.

"Jeder, der ein solches Kirchenasyl ausruft, muss sich selbst bewusst sein, dass sich seine Kirchengemeinde damit an den absoluten Rand unseres Rechtsstaats begibt."

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann

Zitterpartie für Pfarrer und Flüchtling

Pfarrer, die Kirchenasyl anbieten, brauchen ein dickes Fell. Kurz nachdem John in Miesbach untergekommen ist, wird Pfarrer Michael Mannhardt zum Gespräch ins Landratsamt gebeten. Ihm wird klar gemacht, dass er sich durch das Kirchenasyl strafbar macht. Wenig später beantragt das Landratsamt Miesbach sogar Haftbefehl gegen John. Das Amtsgericht setzt eine Anhörung im Pfarrhaus an, es muss jetzt über den Antrag entscheiden. Nur noch zwei Wochen müssen Pfarrer Mannhardt und John durchhalten. Dann hat John zumindest die Chance, in Deutschland bleiben zu dürfen. Für beide eine Zitterpartie. Aber Pfarrer Mannhardt will nicht klein beigeben.

"Jetzt werf ich doch nicht die Flinte ins Korn. Also ich muss dranbleiben. Ich muss das weiterhin unterstützen, weil's eine gute Sache ist. Weil's wirklich Argumente gibt, die dafür sprechen, dass hier was reformiert gehört. Dass wir grundsätzlich was überdenken müssen, was die ganze Asylpolitik angeht."

Pfarrer Michael Mannhardt, Hausham

Für Flüchtling John ist noch völlig offen, wie es weitergeht. Erstmal muss er das Kirchenasyl überstehen. Und dann wird irgendwann der Staat prüfen, ob er in Deutschland ein Recht auf Asyl hat oder nicht.


2
Regionen Bayerns Region Unterfranken auswählen Region Mittelfranken auswählen Region Oberfranken auswählen Region Oberpfalz auswählen Region Niederbayern auswählen Region Oberbayern auswählen Region Schwaben auswählen