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serie zur nachkriegszeit
wiederaufbau der altstadt 1952.  
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die Frankfurter Altstadt -das war ein enges Gewimmel unzähliger alter, gotisch-spitzgiebeliger Häuser, die sich um den Dom scharten -einer der größten mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands. Für Besucher sicherlich ein attraktiver Ort, doch die Realität für die dort lebenden 22000 Frankfurter (Stand: 1925) sah anders aus: In den engen Gassen gab es wenig Licht, die mittelalterlichen Häuser waren größtenteils in sehr schlechtem Zustand, die hygienischen Zustände dürften ebenso mangelhaft gewesen sein. Längst hatten exklusivere Geschäfte begonnen, sich samt ihrer zahlungskräftigen Kundschaft aus den zunehmend verwahrlosten Straßen zurückzuziehen, Armut und Kriminalität waren in der Altstadt allgegenwärtig.
Römerberg Dom Braubachstarße Frankfurt, um 1940
doch schlug hier Frankfurts Herz und das erschwerte den Stadtverantwortlichen grundlegende Eingriffe in die überalterte Struktur dieses Stadtteils, die weder den darin wohnenden Menschen noch der modernen, zunehmend vom Verkehr abhängigen Zeit gerecht werden konnte. Sanierungskonzepte für so große Stadtquartiere waren noch unbekannt und so begnügte man sich mit dem Abriß einiger Hinterhöfe zur Auflockerung, Durchbrüchen für ein paar neue Straßen und Schönheitsreparaturen. Der sich ankündigende Krieg verhinderte weiterführende zeitgemäße Planungen für den Stadtkern; niemand aber ahnte die Ausmaße der Katastrophe, die Frankfurt und seine Altstadt dann für immer verändern sollte.
Römer Nikolaikirche Paulskirche

am 22. März 1944, es war Goethes Todestag, fiel Frankfurt und mit ihm verschwand die Altstadt. Unzählige Brandbomben ließen den alten Häusern, die überwiegend aus hölzernem Fachwerk bestanden, keine Chance. Über 5000 Menschen starben während der knapp 100 Bomberangriffe auf Frankfurt, die teilweise mit mehr als 1000 Flugzeugen ausgeführt wurden. Viele Altstadtbewohner verdankten ihr Leben den miteinander verbundenen, mittelalterlichen Kellersystemen, die ihnen die Flucht aus dem Inferno ermöglichten.

frankfurt war von 18 Millionen Tonnen Trümmern bedeckt, die Einwohnerzahl hatte sich auf ca 270000 halbiert, 44000 Wohnungen waren vernichtet. 37000 Tote waren insgesamt zu beklagen, davon rund 11000 von Nationalsozialisten ermordete jüdische Frankfurter, die die Stadt in allen Bereichen so stark geprägt und ihr die Lebenskraft verliehen hatten.

links: Blick vom Dom auf den Römer im Jahre 1944

die Fahrgasse in Richtung Main, ca 1946.

die Räumung der Trümmerberge wurde nach den Bombennächten zu einer der dringlichsten Aufgaben. Die sowohl körperlich ausgezehrte, als auch psychisch traumatisierte Bevölkerung stand vor unlösbar scheinenden Problemen. Wohnungen fehlten, Lebensmittel waren stark rationiert, die Menschen litten an Hunger und Krankheiten, so war es sehr schwierig, genügend Arbeitskräfte für diese fast unmenschlichen Arbeiten zu finden.

 


Foto:Jäger

Foto:Jäger

in der Stadtverwaltung waren inzwischen Pläne zur Verwertung der Trümmermassen gereift, um aus diesen wiederverwertbare Baustoffe zu gewinnen. Es war die Geburtsstunde der Trümmerverwertungsgesellschaft TVG , die im Herbst 1945 von der Stadt, den Baufirmen Holzmann , Wayss & Freitag , der Metallgesellschaft und ihrer Tochtergesellschaft Lurgi gegründet wurde. Sie stand für das vielbeachtete "Frankfurter Verfahren": Abbruch, Räumung, Transport und Aufbereitung des Trümmerschutts -alles in einer Hand!

eine sogenannte Trümmerbeschlagnahme-Anordnung vom 20. Dezember 1945 sah die Beschlagnahme aller Gebäudetrümmer vor, darunter fielen auch noch stehende Gebäude, die mehr als 70% Zerstörungen aufwiesen. Diese gingen in den Besitz der Stadt über, was rechtlich äußerst umstritten war und zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Eigentümern führte. 1946 begann dann die großflächige Räumung der Innenstadt, der neu gewählte Oberbürgermeister Walter Kolb griff mitsamt seiner Stadtverwaltung eigenhändig zum Spaten , um der Bevölkerung das Signal zum Wiederaufbau zu geben. Zunächst wurde der Schutt mit Schaufel und Hacke bearbeitet, mechanische Räumgeräte waren praktisch nicht vorhanden, Lastkraftwagen (siehe Foto links) konnten erst eingesetzt werden, als die Straßen wenigstens teilweise freigeschaufelt waren. An diesen Aufräumarbeiten beteiligten sich freiwillig viele tausend Frankfurter und Frankfurterinnen. (siehe auch )

vom Scheffeleck, am Rande der Innenstadt gelegen, zum Ratsweg am Ostpark wurde eine Feldbahn für den Abtransport der Schuttmengen gebaut, der sogenannte "Trümmerexpress", der bis 1948 mit seinen Kippwagen in den Osten der Stadt fuhr. Dort war auf dem heutigen Festplatz der "Dippemeß" Deutschlands größte Aufbereitungsanlage für Trümmerschutt, sowie eine Betonanlage für die Herstellung von neuem Baumaterial, wie z.B. Mauersteinen, Dachziegeln, Wandplatten usw. entstanden . Der Erfolg der dort ausführenden Trümmerverwertungsgesellschaft TVG war unübersehbar: Schon Ende 1947 waren 26 km Straßen abgeräumt, als die Anlage 1950 mit voller Kapazität arbeitete, waren unter anderem bereits 30 Millionen Voll- und Hohlblocksteine hergestellt (siehe Bild). Eine gewaltige Leistung!


foto:Molzahn

Der Aufbau beginnt
die Altstadt, ca 1950 -die Straßen um den Dom waren freigeräumt und auch Schutt und Ruinen waren zum größten Teil verschwunden.

Foto:F.Brzoska

die Diskussion um die Bebauung der zerstörten Altstadt polarisierte Städtebauer, Politiker und Bevölkerung in zwei Lager. Das eine plädierte für einen Wiederaufbau unter Einbeziehung noch stehender Häuserreste und Beibehaltung der alten kleinteiligen Straßenstruktur, die andere Seite konnte sich nur einen völligen Neuaufbau und den damit verbundenen radikalen Neubeginn vorstellen. Um diese konträren Positionen sorgfältig gegeneinander abzuwägen, entschloß man sich daher zu einer Bausperre für den Innenstadtbereich, die trotz großer Wohnungsnot immerhin bis 1952 andauern sollte. In dieser Zeit näherten sich die Standpunkte an, so daß einerseits der Erhalt einiger Baudenkmäler, darunter die Staufenmauer, das Steinerne Haus , der Saalhof, das Leinwandhaus, Karmeliterkloster oder das einzig erhalten gebliebene Fachwerkhaus der Altstadt am Fahrtor gesichert werden konnte (siehe auch ), andererseits die Verfechter moderner Lösungen ihre Vorstellungen eines zeitgemäßen Städtebaus durchsetzen konnten. Sie planten eine durch Höfe aufgelockerte Wohn -und Geschäftsbebauung mit einzelnen höheren Gebäuden als baulichen Dominanten, neue Hauptverkehrsstraßen in Ost-West, bzw. Nord-Süd-Richtung und der damit einhergehenden Auflösung des engen Gassensystems. Es mag heute zwar bedauerlich erscheinen, daß viel Erhaltenswertes geopfert wurde und aus dem eher geschäftlichen Viertel überwiegend ein Wohnquartier wurde, doch unter den sehr schwierigen Bedingungen in diesen ersten Jahren nach dem Krieg wurde in einem durchaus demokratischen Prozeß eine für alle Seiten tragbare Lösung gefunden. Die Ausnahme bildete allerdings der Bereich zwischen Römer und Dom, -die Stelle aus der die Stadt Frankfurt wohl einst erwuchs, sollte noch viele Jahre unbebaut brachliegen.

Foto:dpa Braubachstrasse

15.5.1952: Grundsteinlegung zum Wiederaufbau zwischen Töngesgasse und der alten Schnurgasse. An mehreren Stellen startete der Neuaufbau: westlich der Fahrgasse, südlich des Domes , zwischen Trierischer Gasse und Neuer Kräme, sowie südlich des Rathauses und des Karmeliterklosters. Schon am 3. Dezember 1952 war Richtfest für den sogenannten Abschnitt I des Neuaufbaus der Altstadt.

hinten im Bild die einzig erhaltene Häuserzeile der Altstadt in der Braubachstraße.

Wohnhochhaus Fahrgasse Bienenkorbhaus Foto: W.Grewe
baustellen bestimmten das Bild der Innenstadt noch viele Jahre. Im Vordergrund ist der Neubau der Stadtwerke an der neuen Nord-Süd-Achse, der Kurt-Schumacher-Straße zu erkennen. Im Bildhintergrund die Rohbauten des Wohnhochhauses Fahrgasse und etwas weiter rechts das Betonskelett des Bienenkorbhauses an der Konstablerwache , ca 1954. ..........................

die neue Ost-West-Achse, nach 15 Monaten Bauzeit am 16. November 1953 eingeweiht als "Straße an der Paulskirche", ab 1955 heißt sie Berliner Straße.

 

 

der westliche Teil der Berliner Straße endete in einen Kreisel an der Weißfrauenstraße. Auch in diesem Gebiet waren seit 1952 viele neue Häuser entstanden, darunter auch der achtstöckige Bundesrechnungshof (links), in der Bildmitte die Einfahrt in die Bethmannstraße, nach rechts in die Münzgasse Richtung Dom. Dieses Bild wurde 1953 vom Degussa-Hochhaus gemacht.

 

Foto: S.Jäger

auch die vor dem Krieg einheitlich geschlossene, klassizistisch bebaute Mainfront wurde im Stil der fünfziger Jahre wiederhergerichtet.

Fahrgasse Trierische Hof Töngesgasse Baugrube der Stadtsparkasse Kleinmarkthalle retuschiertes Wohnhochhaus Fahrgasse Dom Paulskirche Foto: H.Rücker

dieses Foto wurde 1954 vom neuen Bienenkorbhochhaus aufgenommen. Es zeigt im Vordergrund die Töngesgasse , nach hinten verlaufend von links die Fahrgasse und der Trierische Hof (siehe auch, rechts), man sieht rechts die Baugrube der Stadtsparkasse zur Ecke Töngesgasse/Hasengasse, deren Bau bald darauf begann.

wer genau hinschaut, kann erkennen, dass ein höheres Haus (links vor dem Dom, das Wohnhochhaus Fahrgasse/Berlinerstr. ) hineinretuschiert wurde, es war zum Zeitpunkt der Bildaufnahme noch nicht ganz fertig. Auch vorne im Bild wurde der Fahrbahnrand "verbessert", dort lagen noch Trümmergrundstücke. Dieses Bild stammt übrigens aus einem Werbeprospekt der Stadt Frankfurt...

© JHS, 23.02.03
frankfurt baut auf