Usability-Studien sind nicht selten ein Extra, das Website-Betreiber und -Gestalter hin und wieder in Auftrag geben. Das muss aber nicht unbedingt sein: Wie wäre es stattdessen mit einem festen Usability-Tag? In regelmäßigen Treffen kann man dabei die eigene Seite weiterentwickeln. Pro Teilnehmer rechnet man eine feste Zeit ein, die man nach Belieben mit Projekten füllen kann. Auf diese Weise kann man das Thema Usability als festen Teil in das eigene Portfolio aufnehmen.
Freunde rekrutieren
Als Probanden eignen sich Freunde sowie Bekannte und auch ein Zusammenschluss verschiedener Freelancer ist möglich. Allerdings sollten die Teilnehmer aus der Zielgruppe kommen, die auch die eigene Website ansprechen soll. Hält man zudem eine kleine Aufmerksamkeit, etwa in Form von Süßigkeiten und Getränken vor, steigt die Motivation der Probanden zusätzlich.
Bei qualitativen Usability-Studien kann man schon mit wenigen Nutzern wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Usability-Experte Jakob Nielsen hat beispielsweise einmal erläutert, warum für die meisten qualitativen Tests nur fünf Nutzer notwendig sind. Selbst wenn man auf diese Weise nicht alle Schwachstellen findet, erhält man dennoch wichtige Erkenntnisse. Quantifizieren kann man später jederzeit mittels anderer Verfahren.
Gute Planung ist das A und O
Zur Vorbereitung der Studie sollte man sich Gedanken über die eigenen Nutzer machen. Es gibt unterschiedliche Nutzertypen, die mit verschiedenen Zielen an eine Website herangehen. Diese verschiedenen Absichten bildet man über das Szenario ab, das man seinen Probanden am Anfang der Studie erläutert. Möglich sind sowohl offene („Informieren Sie sich auf der Seite, ob Sie ein Thema interessiert“) als auch zielfokussierte Szenarien („Suchen Sie Informationen über den Staatstrojaner“).
Es bietet sich an, die Zeit für das Szenario einzuschränken. Dazu kann ein Satz wie „Sie haben einige Minuten Zeit, um sich über das Tagesgeschehen zu informieren“ dienen. Eine Zeitbeschränkung ist sinnvoll, wenn das Szenario selbst kein eindeutiges Ende hat und zu befürchten ist, dass Nutzer zu zeitraubenden Aktivitäten wie etwa Lesen von Artikeln übergehen.
Ganz grundsätzlich sollte man sich fragen, ob man ein Szenario explorativ aufbauen oder konkrete Aspekte vergleichen möchte. Ein exploratives Szenario wie „Schauen Sie sich auf der Webseite um“ eignet sich, wenn man noch keine Vorstellungen darüber hat, was den Nutzern bei der Website wichtig sein könnte. In einem solchen Fall erhält man allerdings sehr verschiedene Nutzungsmuster. Derartige Szenarien eignen daher gut für das Finden von Ansatzpunkten für weitere Studien.
Tipps für vergleichende Szenarien |
Beiden Gruppen verschiedene Aufgaben stellen, um zu testen, ob die Website für verschiedene Nutzungsabsichten angemessen ist. |
Verschiedene Designs mit jeweils der gleichen Aufgabe testen, um zu evaluieren, bei welchem die Aufgabe besser gelöst wird. |
Niemals verschiedene Designs und Aufgaben gleichzeitig testen – sonst kann man die Ergebnisse später nur schwer aufschlüsseln. |
Wenn es eher um konkrete Aspekte geht, sollte man ein klares Szenario formulieren („Informieren Sie sich über die Tagespolitik“). Teilt man die Versuchspersonen in zwei Gruppen auf, kann man später gut vergleichen, welche Gruppe das Szenario am besten gelöst hat.
Nutzern über die Schulter schauen
Die Interaktion der Versuchspersonen mit der Website ist für die Studie von zentralem Interesse und sollte daher genau erfasst werden. Im Rezeptionslabor geschieht dies meist mittels Blickaufzeichnungstechnologien, sodass später sichtbar ist, welche Elemente der Website die Versuchsperson betrachtet hat. Für eine kleinere Studie reicht es, den Bildschirm mit der Website aufzunehmen. Dazu eignet sich jedes Screen-Capturing-Programm. Sinnvoll kann auch eine Software sein, die Screen-Capturing und Audio-Aufnahme kombiniert. Auf dem Mac bietet sich dazu etwa Silverback an.
Lautes Denken als Analyseinstrument
Mit der Aufzeichnung der Nutzerinteraktion hat man bereits einen wichtigen Teil der Studie erfasst. Jedoch erklären diese Daten noch nicht, warum ein Nutzer auf eine bestimmte Art und Weise reagiert.
Eine Lösung für dieses Problem ist das so genannte „Laute Denken“. Lautes Denken bedeutet, dass ein Nutzer seine Gedanken ausformuliert („Wo finde ich jetzt den Warenkorb? Warum ist hier nicht so ein Symbol mit einem Einkaufswagen?“). Lautes Denken eignet sich für bewusste Vorgänge wie Navigation, nicht jedoch für eher Unbewusstes oder Dinge, über die man nicht gerne spricht.
Lautes Denken kann man wahlweise gleichzeitig oder nachträglich zur Rezeption durchführen. Kommt der gleichzeitige Ansatz zum Tragen, bittet man seine Probanden, während der Studie zu formulieren, was ihnen durch den Kopf geht. Fragt man die Probanden erst nach der Aufgabe, wie es ihnen ergangen ist, können sie sich vielleicht nicht mehr an alles erinnern, dafür ist jedoch die Rezeption selbst ungestört.
8 Antworten
von r.o.b.'s Kellerclub » Warum u… 17.02.2012 (17:09Uhr) 1.
[...] mit zig Probanden und Beteiligten laufen zu lassen, den ganze Spaß doch einmal in Kleingruppen selbst durch zu führen. Nur wer wertet die Ergebnisse hinterher aus und setzt die Erkenntnisse um? So werden neue Projekte [...]
von Andreas 04.05.2012 (12:34Uhr) 2.
"... Teilt man die Versuchspersonen in zwei Gruppen auf, kann man später gut vergleichen, welche Gruppe das Szenario am besten gelöst hat."
Argh! Epic fail in der Formulierung! Personen scheitern nicht - nur Testobjekte. Es wird ja nicht die Person, sondern das Testobjekt geprüft! Das ist immens wichtig!
Manche Menschen suchen Fehler nämlich umgehend bei sich selbst: "Ich verstehe das halt nicht, tut mir leid, dass ich die Aufgabe nicht geschafft habe." Und plötzlich sehen sie sich in einer Prüfungssituation: Stress, Erfolgsdruck, Angst "um Gottes willen, hoffentlich blamiere ich mich nicht", ...
Wozu aber überhaupt Gruppen vergleichen? Das steht hier nicht. Oder hab ich es überlesen? Das macht nur Sinn, wenn ich feststellen will ob eine Gruppe A (junge Menschen) mit einer Webseite besser zurecht kommt als eine Gruppe B (alte Menschen). Oder wenn ich zweit verschiedene Varianten einer Webseite teste - mit welcher Varianten kommen die Tester besser zurecht?
von DIY: Usability der eigenen Webseite prü… 07.05.2012 (09:52Uhr) 3.
[...] prüfen und dabei Stärken und Schwächen der eigenen Webseite aufdecken. | Quelle: t3n Sag es [...]
von Max 07.05.2012 (11:00Uhr) 4.
Unmoderierte Remote Usability-Tests sind auch noch eine Alternative, die man sich anschauen kann.
Bei uinspect beispielsweise können Usability-Tests auch einfach per Online-Formular beauftragt werden.
Die Videos mit Sprach- und Bildschirmaufzeichnung der Testpersonen sind dann schon wenige Stunden später abrufbar.
von Amazon im Usability-Test: User geben Tip… 14.05.2012 (12:30Uhr) 5.
[...] Website-Usability: So prüfst du die Nutzbarkeit deiner Website - t3n-Magazin Weitere Artikel zu Usability, Tipps, Tests und Amazon Kommentare: 0 Tweets: 0 Facebook-Likes: 0 14.05.2012 Ads_BA_AD("FOOT"); [...]
von Solarstrom Simon 17.05.2012 (16:14Uhr) 6.
Aktualität und Inhalte für den Nutzer sind wichtig.
Die Idee mit den Test kosten Günstig bringt einiges.
Irgendwann ist man von seiner eigenen Gestaltung so Überzeugt das man glaubt das wäre es......
mit sonnigen Grüßen Solarstrom Simon
von Lothar Seifert 21.05.2012 (10:42Uhr) 7.
Wenn man selbst eine Webseite gestaltet, dann hat man die so oft angeschaut, dass einem Fehler kaum noch auffallen. Das Prüfen durch weitere Personen ist sehr sinnvoll. Danke für die Tipps. Eine gute Möglichkeit habe ich bei einer speziellen Gruppe im Netzwerk Xing gefunden. Die Ratschläge hier hier kommen ehrlich und unvoreingenommen.
von Multimediatreff 30: App-Entwicklung ›… 07.06.2012 (22:35Uhr) 8.
[...] sind so wertvoll, dass ich sie gerne hervorheben möchte – Details dann in der Präsentation, und Tipps zum Testen der Usability (mit Schwerpunkt auf Webseiten) habe ich einmal für t3n [...]