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szmtag

von Jan Tißler,
online veröffentlicht am 18.04.2012
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Onlineshop-Portrait: Zu Besuch bei … melovely.de

Aus dem
t3n Magazin Nr. 26

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Den bisherigen Karriereweg verlassen und stattdessen einen Onlineshop starten? Das trauen sich nicht viele. Die drei Gründer von melovely.de haben es vor einem Jahr getan. Sie bieten Schmuck und Accessoires direkt von Designern an und haben inzwischen gut 1.000 Produkte im Angebot. Das Geschäft läuft gut, die Zeichen stehen auf Expansion. Beim t3n-Besuch haben sie aber auch verraten, welche Hürden sie überwinden mussten.

 

bus zu besuch melovely
Foto: Dimitri Hempel

Wer an einen Online-Schmuckshop aus Berlin wie melovely.de denkt, hat sehr wahrscheinlich sofort diverse Vorurteile im Kopf: Das Büro beispielsweise ist doch sicherlich in Prenzlauer Berg oder irgendeinem der anderen „In-Stadtteile“ der Bundeshauptstadt. Ausgestattet sind die Räume selbstverständlich mit Macs. Und die Gründer sind Frauen – logisch.

Stimmt das bei melovely.de alles? Im Prinzip ja. Nur ist das Büro nicht in Prenzlauer Berg, sondern in Weißensee, einem bürgerlichen Stadtteil im Osten Berlins, den kaum ein Tourist auf der Karte hat. Auf den Tischen stehen tatsächlich Designer-PCs, aber nicht von Apple, sondern von Lenovo. Und die drei Gründerinnen sind in zwei Fällen Männer. Mit Vorurteilen ist das eben so eine Sache.

Manchmal aber stimmen sie dann doch. So heißt es beispielsweise, dass Gründer oft Feuer und Flamme für ihr Thema und ihre Ideen sind. Und wer die melovely-Macher Sina Erkenbrecher, Jochen Giljohann und Sascha Wohlgemuth trifft, der merkt schnell: Bei den dreien ist das tatsächlich so. Sie haben ihren Onlineshop nicht gestartet, weil sie auf das schnelle Geld aus sind. Stattdessen sind sie begeistert von den Designern und ihren Stücken und haben einfach unheimlich viel Spaß daran, ihr eigenes Geschäft aufzuziehen und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Als es im Gespräch mit t3n darum geht, was sie bisher alles gelernt haben aus ihrer Gründung, antwortet Sina Erkenbrecher spontan: „Natürlich ist der Arbeitsaufwand groß, aber unterm Strich hat sich der Schritt in die Selbstständigkeit mehr als gelohnt. Ich kann nur jedem raten, dem der Gedanke daran im Kopf herumschwirrt, den nötigen Mut aufzubringen und den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.“

Wenn Idee, Know-how und Gelegenheit zusammenkommen

Aber natürlich „fliegen nicht die ganze Zeit nur Smarties durch die Luft“, wie es Jochen Giljohann ausdrückt. Wohl keine Gründung läuft ohne Anfangsschwierigkeiten und Überraschungen ab. So ging es auch den melovely-Machern. „Wichtig ist es dabei, einen langen Atem zu haben“, sagt Jochen Giljohann und da sind sich alle drei einig. „Man darf sich von seinem Weg nicht abbringen lassen“, ergänzt Sina Erkenbrecher.

Die Idee zum Shop reifte auch erst mit der Zeit. Das grundlegende Know-how aber war schon vorhanden. Sina Erkenbrecher arbeitete unter anderem als freie Online-Marketing-Beraterin und als Projektmanagerin für E-Commerce bei Bertelsmann in Berlin. Jochen Giljohann war lange Jahre Projektmanager – ebenfalls bei Bertelsmann. Sascha Wohlgemuth wiederum arbeitete bei der Webagentur novomind als Technical Architect – Bertelsmann war einer der Kunden. So ist dann auch klar, wie die drei zueinandergefunden haben.

Mit fünf Designern und 250 Stücken fing vor einem Jahr alles an

Einige Stücke sind auch in den Büros von melovely.de zu sehen.
Einige Stücke sind auch in den Büros von melovely.de zu sehen.

Durch Designer in ihrem Bekanntenkreis kamen sie schließlich darauf, dass diese zwar gern ihre Stücke übers Netz anbieten würden, aber nicht so recht wussten, wie sie das anstellen sollen. Das war der Beginn der Idee, wie Sina Erkenbrecher erklärt: „Wir kommen aus dem E-Commerce. Die haben ihre Stücke. Warum bringt man das nicht zusammen?“

Und so entwickelte sich aus dieser ersten Idee zunächst ein Businessplan. Und aus dem Businessplan wurde schließlich melovely.de. Was so leicht klingt, war in der Praxis aber durchaus an mancher Stelle schwierig.

Allein schon die Frage der Gesellschaftsform: Der Steuerberater sagte das eine, der Rechtsanwalt das andere. Und Gründerberater gebe es sowieso in rauhen Mengen, haben die drei Onlineshop-Macher festgestellt – nur empfehlen die auch immer wieder etwas anderes. Hinzu kamen in der Gründungsphase kleinere und größere Stresssituationen rund ums Thema Behörden und Verwaltung. So sollte es den Handelsregistereintrag nur mit einem Bankkonto geben. Das Konto aber gab es wiederum nur mit einem Handelsregistereintrag. „Manchmal hat man das Gefühl, man sei der erste Mensch, der gründet“, so Jochen Giljohann.

Mit fünf Designern und 250 Produkten ging es Ende 2010 an den Start. Jeder Ring, jede Kette, jedes Armband wurde dazu fotografiert – natürlich aus verschiedenen Blickwinkeln und am Model. Damit nicht genug, gehört zu jedem Produkt ein Beschreibungstext, der weit über ein paar Sätze hinausgeht. Die Interessenten sollen eben sehr genau erfahren, was ihnen hier angeboten wird und auch von wem. „Anfangs habe ich die Texte noch selbst gemacht. Inzwischen habe ich das abgegeben“, sagt Jochen Giljohann. Und was man noch selbst machen kann und was man lieber in andere Hände gibt, gehört zu den wichtigen Entscheidungen bei einer solchen Gründung.

Vor allem eine Sache stellte sich dabei als noch aufwändiger heraus als die Fotoshootings: die Anpassung des Shopsystems Magento. Zudem ist es offenbar gar nicht so einfach, bezahlbare und fähige Magento-Entwickler zu finden. „Magento ist ein Star am Markt. Da gibt es eine Art Goldgräberstimmung“, sagt Sascha Wohlgemuth. Im Moment sucht das Team gerade wieder einen Freelancer, der sie bei der Weiterentwicklung des Shops in der nächsten Zeit unterstützt.

Die Magento-Lernkurve jedenfalls sei schmerzhaft, erklärt Sascha Wohlgemuth. Vor allem: „Das vermeintlich einfache Leben mit Modulen ist in der Praxis doch ganz anders.“ Bei jedem Modul müsse man sehr genau hinschauen, ob es den einwandfreien Betrieb des Shops nicht gefährdet und ob es überhaupt die gewünschte Funktionalität bereitstellt. Inzwischen ist Sascha Wohlgemuth vielfach dazu übergegangen, die Features lieber selbst zu bauen: „Man kennt so jede Zeile genau und überfrachtet den Shop nicht mit unnötigem Ballast.“ Zwar sind sie noch immer von Magento überzeugt und wollen auch nicht wechseln – aber, so Sina Erkenbrecher: „Die Anpassung haben wir uns einfacher vorgestellt. Zum Livegang des Shops mussten wir erst einmal so einige Feature-Ideen weglassen.“ Inzwischen haben die melovely-Macher immerhin nicht mehr das Gefühl, gegen Magento kämpfen zu müssen. Jetzt können sie nach und nach all die Ideen realisieren, die noch auf der Wunschliste stehen.

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2 Antworten

  1. von Auktionskopf 30.11.2011 (13:10Uhr) 1.

    Da ich ein Freund von Dawanda bin, gefällt mir dieser Ansatz von Geschäftsmodell sehr.
    Darüber hinaus kenne ich die Magento-Lernkurve und kann nur sagen: Hut ab !
    Mich hat diese dazu veranlasst alle deutschsprachigen Webshopanbieter (ca. 100) zu recherchieren, um beim nächsten Mal eine Webshoplösung auszuwählen, die für mich persönlich leichter zu handeln ist . Für das Weihnachtsgeschäft und darüber hinaus wünsche ich schon aus eigenem Interesse (siehe oben) heraus viel Erfolg!

  2. von El Gringo 20.04.2012 (11:10Uhr) 2.

    Ja ich kann das mit der Goldgräberstimmung bei den Magento-Entwicklern bestätigen. Da ich selber einer bin und mich schon länger damit beschäftige, werde ich tag-täglich mit Stellenangeboten umgarnt, die vieles Versprechen aber auch noch mehr fordern, und so gebe ich mich gerne meinem festen Arbeitgeber hin, als das Risiko bei Startups zu suchen, die sich bisher nicht einmal richtig etabliert haben. Es ist aber angenehm so "begehrt" zu sein :)

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