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Pressemitteilung Nr. 288 vom 17. September  2003

Gemeinsame Pressemitteilung der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren, der Länder Österreich, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern
 

Gemeinsame Pressemitteilung des Generalsekretärs der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren Hans Ambühl, der österreichischen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, der hessischen Kultusministerin Karin Wolff, der Kultusministerin von Baden-Württemberg Annette Schavan, der bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier sowie des bayerischen Wirtschaftsminister Otto Wiesheu

zur OECD-Studie "Bildung auf einen Blick"
vom 17. September 2003

"Die OECD muss den Stellenwert der beruflichen Bildung anerkennen und endlich untersuchen"

Schwere Kritik an der jüngsten Vorstellung des OECD-Berichts "Bildung auf einen Blick 2003" üben der Generalsekretär der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren Hans Ambühl, die österreichische Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die hessische Kultusministerin Karin Wolff, zugleich Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die Kultusministerin von Baden-Württemberg Annette Schavan, die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier sowie der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu. Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeier betonte, die Aussagen von Herrn Schleicher dokumentierten seine geringen Kenntnisse der Bildungssysteme im deutschsprachigen Raum. "Die Behauptung, dass eine zu geringe Zahl von Abiturienten und Hochschulabsolventen in Deutschland mitverantwortlich für die aktuelle Wirtschaftsschwäche ist, ist abenteuerlich und realitätsfern", sagte Hohlmeier am Mittwoch in München. Dann müssten Länder wie Bayern, Baden-Württemberg und Hessen mit einer niedrigen Abiturientenquote wirtschaftlich Schlusslicht in Deutschland sein. Genau das Gegenteil ist aber der Fall: Sie liegen an der Spitze und haben die geringste Jugendarbeitslosigkeit.

Hohlmeier forderte die OECD erneut auf, den Stellenwert der beruflichen Bildung endlich anzuerkennen und auch zu untersuchen. Das duale Ausbildungssystem sei ein "Erfolgsschlager" und genieße einen exzellenten Ruf. Bayern qualifiziere in postsekundären Ausbildungsgängen an Fachschulen und Fachakademien rund 26.000 Studierende für anspruchsvolle Ausbildungen wie zum Beispiel zum Meister und Techniker. Diese Ausbildungen fänden in vielen anderen europäischen Ländern an den Hochschulen statt. "Über das berufliche Schulwesen eröffnen wir Haupt- und Realschülern die Chance bis zur Hochschulreife. Ich fordere Herrn Schleicher auf, diese Leistungen endlich anzuerkennen", sagte Hohlmeier.

Der Generalsekretär der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Hans Ambühl erklärte in Bern: "Die jüngsten internationalen Bildungsindikatoren der OECD und die damit verbundene Kommunikation machen einmal mehr deutlich, dass bei der OECD die Dualität des Schweizer Bildungssystems noch immer nicht wirklich wahrgenommen und gewürdigt wird". Zwei Drittel aller Jugendlichen in der Schweiz machen eine Berufslehre, das heißt eine stark praxisgestützte betrieblich-schulische Berufsausbildung. Anschlusswege in den Tertiärbereich gibt es mehrere, so mit dem Eidg. Fähigkeitszeugnis zu den Berufsprüfungen und höheren Fachprüfungen (Meisterausbildungen), zu den Höheren Fachschulen, mit Berufsmatura zu den Fachhochschulen sowie unter gewissen Voraussetzungen auch zu den universitären Hochschulen. Dieses flexible und mittlerweile auch sehr durchlässige System sei nach Überzeugung der schweizerischen Bildungspolitik mit ursächlich dafür, dass die Arbeitslosigkeit und insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz im internationalen Quervergleich recht tief liegt. "Es ist an der Zeit, dass diese Aspekte in den Bildungssystemvergleichen der OECD zur Kenntnis genommen und validiert werden", betonte der Generalsekretär.

Die österreichische Bildungsministerin Elisabeth Gehrer sagte in Wien: "Angesichts der gestern publizierten Daten hat sich einmal mehr die Notwendigkeit gezeigt, die Aufbereitung der Daten durch die OECD weiter zu verbessern." So würden beispielsweise bildungspolitisch wichtige Bereiche wie das Berufsausbildungssystem, das im deutschsprachigen Raum sehr stark ausgebaut ist, nicht berücksichtigt. "Österreich hat ein berufsbildendes Schulwesen, um das uns viele Länder in der Welt beneiden. Bei der Zahl der Schulabschlüsse oder der Jugendarbeitslosigkeit liegt Österreich im internationalen Vergleich ebenfalls sehr gut. Es wäre dringend an der Zeit, dass die OECD diese volkswirtschaftlich bedeutsamen Faktoren entsprechend berücksichtigt", unterstrich die Bundesministerin.

Hessens Kultusministerin Wolff warnte eindringlich davor, den Anstieg bei den Studienanfängern wie eine "Monstranz der Bildungspolitik" vor sich her zu tragen. "Die Quote sagt nichts, wir brauchen Qualität. Deshalb müssen wir vor allem die Studierfähigkeit unserer Schulabgänger nachhaltig verbessern", sagte Wolff in Wiesbaden. Gefragt sei die gezielte Förderung von unterschiedlichen Begabungen sowohl im unteren wie auch im oberen Leistungsspektrum. "Durch einseitig interpretierte Bildungsstudien jedenfalls wird sich Deutschland nicht von seinem bewährten System aus Abitur und Dualem Ausbildungssystem abbringen lassen."

Die Kultusministerin von Baden-Württemberg Annette Schavan erklärte, dass das berufliche Schulwesen als wichtige Säule des Bildungswesens in Baden-Württemberg in der Studie nicht angemessen zur Geltung komme. Damit werde das Gesamtbild verzerrt. "Qualifikationen, die bei uns im dualen System erworben werden können, können in anderen Ländern nur über ein Studium erworben werden. Der enge Praxisbezug und die frühzeitige enge Anbindung an die Wirtschaft in unserem beruflichen Schulsystem führt dazu, dass Baden-Württemberg europaweit zu den Ländern mit der geringsten Jugendarbeitslosigkeit gehört", erläuterte die Ministerin in Stuttgart.

Auch der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu sagte: "Der Bildung kommt eine Schlüsselfunktion für die wirtschaftliche Entwicklung zu. Ein hervorragendes Bildungssystem braucht hervorragende Universitäten und exzellente Forschungseinrichtungen. Aber das misst sich nicht nur an der Anzahl der Hochschulabsolventen, sondern es misst sich an der Qualität der Hochschulabsolventen genauso wie an der Qualität der praktischen Ausbildung bzw. der Qualität der weiterbildenden Einrichtungen. Hier muss alles miteinander in einer sinnvollen Relation stimmen. Eine reine monokausale Betrachtung kann daher auch nicht zutreffend sein."

G. Fuchs, Kommunikationsbeauftragte der EDK
Mag.iur. U. Rauch-Keschmann, Pressesprecherin der Bundesministerin
E. König, Pressesprecher des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport
R. Hörnig, Pressesprecher der Hessischen Kultusministeriums
Dr. R. Pfeiffer, Pressesprecher des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Technologie
 

Claudia Piatzer, Pressesprecherin des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus

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