Holzknecht, Guido
- Lebensdaten
- 1872 – 1931
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Röntgenologe ; Arzt ; Radiologe ; Hochschullehrer
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 116973854 | OGND | VIAF: 37154673
- Namensvarianten
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- Holzknecht, Guido
- Holzknecht, G.
Vernetzte Angebote
- * Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 [2003-]
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1972] Autor/in: Schmitz-Cliever, Egon (1972)
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Holzknecht, Guido
Röntgenologe, * 3.12.1872 Wien, † 30.10.1931 Wien. (katholisch)
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Genealogie
V Guido, Beamter, dann Fabr. in Klosterneuburg, aus Apothekerfam.;
M Ludovica Siebert, aus Kunstdrechslerfam.;
⚭ Carola, T d. Fabr. Dittmar;
1 T. -
Biographie
In der Fabrik seines Vaters erhielt H. die ersten technischen Eindrücke und Anregungen. Er studierte Medizin in Wien, Berlin, Straßburg und Königsberg. 1899 promovierte er in Wien und war anschließend Assistent bei dem Internisten Nothnagel. 1904 habilitierte er sich für das neue Fach der medizinischen Strahlenkunde. 1914 wurde er außerordentlicher Professor und Primarius des Zentral-Röntgeninstituts am Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Schon 1910 war er Vorsitzender der Deutschen Röntgengesellschaft, 1926 gründete er die Wiener Gesellschaft für Röntgenkunde, 1928 übernahm er die Leitung der seinem Institut angegliederten röntgentechnischen Versuchsanstalt. Die Strahlenschäden an den Händen, die er in den frühen Jahren der Röntgenologie erlitten hatte, wurden Ursache einer Krebserkrankung, der er nach schwerem Siechtum und nach mehr als 30 Operationen erlag.
H. gehört zu den Pionieren der Röntgenologie in der Geschichte der Heilkunde. Als Student erlebte er 1895 die Entdeckung Röntgens, und sogleich nach dem Staatsexamen widmete er sich in der inneren Klinik der Erforschung und Anwendung der neuen Strahlen. Er wurde das Haupt der Wiener Röntgenologenschule, die einen großen Anteil an der Entwicklung der röntgenologischen Wissenschaft in der Welt gehabt hat. Sein Verdienst war vor allem die enge Verflechtung von Röntgenologie und Klinik, der Sieg des anatomischen und klinischen Denkens in der neuen Disziplin. In der Diagnostik überwand er das starre Photographieren, das sich mit der Skelettuntersuchung begnügte, und baute die Methode der Durchleuchtung in verschiedenen Körperdurchmessern aus. Das räumlich-anatomische Denken führte ihn zur klassischen Röntgenuntersuchung der Brustorgane; sein 1901 erschienenes Werk hierüber wurde Vorbild für alle ähnlichen Bücher. Noch heute heißt der Raum hinter dem Herzen in der Fachsprache „Holzknechtscher Raum“. Als erster wagte er die Kontrastuntersuchung der Speiseröhre mit Wismut, da er den Gedanken vertrat, nicht sichtbare Hohlorgane durch eingebrachte Medien von hohem spezifischem Gewicht sichtbar zu machen. So ebnete er auch der Riederschen Kontrastuntersuchung des Magen-Darmkanals den Weg. Seine Monographie über die Röntgendiagnose des Magenkrebses war eine medizinische Großtat. Im 1. Weltkrieg entwickelte er neue Methoden der Röntgenuntersuchung von Knochenverletzungen, Darstellung von Geschossen und Fisteln. Die Strahlentherapie zählt ihn zu ihren Wegbereitern: er trat für das biologische Denken ein, baute das fraktionierte Verfahren und die Kreuzfeuermethode mit kleinen Feldern aus, bekämpfte die Einzeitbestrahlung und die Reizbestrahlung der Eierstöcke, untersuchte die Strahlenreaktion der Haut und schuf den ersten Strahlendosismesser (Chromoradiometer 1902). Die Dosis „1 H“ (= Holzknecht) wurde erst 20 Jahre später durch das „R“ (= Röntgen) ersetzt. In der Röntgentechnik liebte er einfache Hilfsinstrumente. Zahlreiche noch heute im Röntgenbetrieb übliche technische Prinzipien gehen auf ihn zurück. H. veröffentlichte über 200 wissenschaftliche Arbeiten, darunter mehrere Bücher und Beiträge zu Sammelwerken. Sie befassen sich mit Diagnostik, Therapie, Strahlenbiologie und Röntgentechnik.|
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Auszeichnungen
Riedermedaille d. Dt. Röntgenges. (1929), Dr. h. c. (Prag).
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Werke
u. a. Die röntgenolog. Diagnostik d. Brusteingeweide, 1901 (mit S. Jonas);
Eine neue einfache Dosierungsmethode, d. Chromoradiometer, in: Wiener Klin. Rdsch. 1902;
Eine Lokalisationsmethode f. Fremdkörper in d. Extremitäten, in: Fortschritte auf d. Gebiete d. Röntgenstrahlen 4, 1901/02;
Das Trochoskop, e. radiolog. Universaltisch, ebd. 8, 1904/05;
Die Grundlagen d. radiolog. Unters, d. Magens, in: Mitt. aus d. Laboratorium f. radiolog. Diagnostik u. Therapie … in Wien, 1906, Nr. 4;
Zur Physiol. u. Pathol. d. Atmung, 1907;
Das Problem d. gleichmäßigen Röntgendurchstrahlung d. Körpers z. Behandlung tiefliegender Prozesse, in: Wiener Med. Wschr. 1907, Nr. 5;
Die radiolog. Diagnostik d. intra- u. extraventrikulären Tumoren …, 1908 (mit S. Jonas);
Röntgenol., Eine Revision, 1918;
Einstellung z. Röntgenol. …in Praxis, Forschung u. Unterricht, 1927. -
Literatur
H. Holthusen, in: Klin. Wschr. 10, 1931;
R. Kienböck, in: Münchener Med. Wschr. 78, 1931;
L. Freund, in: Med. Klinik 27, 1931;
R. Lenk, in: Strahlentherapie 43, 1932;
G. Schwarz, in: Fortschritte auf d. Gebiete d. Röntgenstrahlen 45, 1932 (W-Verz.);
Meyer, Ehrenbuch d. Röntgenol. u. Radiol. aller Nationen, 1937;
E. G. Mayer, in: NÖB XII (L, P);
Fischer (P);
ÖBL. -
Porträts
Phot. in: Fortschritte auf d. Gebiete d. Röntgenstrahlen 44, 1931, H. 5;
Denkmal v. J. Heu (Wien IX, Versorgungshauspark). -
Autor/in
Egon Schmitz-Cliever -
Zitierweise
Schmitz-Cliever, Egon, "Holzknecht, Guido" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 575-576 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116973854.html#ndbcontent