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Leitschiene

[86] Leitschiene, Gegenschiene, Schutzschiene oder Streichschiene (guardrail, checkrail; contre-rail; controrotaia di protezione), eine Schiene, die im Innern neben der Fahrschiene in einem Abstande von etwa 60 mm angebracht wird, um die Räder auch von der Innenseite zu führen, oder bei Überwegen, um einen sicheren Anschluß des Pflasters zu erzielen. Eine besondere Führung der Räder wird erforderlich in Krümmungen, an Stellen, wo Entgleisungen besonders gefährlich sein könnten, und auf Wegübergängen.

1. L. in Krümmungen werden neuerdings vielfach in schärferen Bögen neben der inneren Schiene angebracht, um die Entgleisungsgefahr herabzumindern und das Anlaufen der Räder an die Außenschiene zu verhindern und so die Schienenabnutzung zu verringern. Auf den preußisch-hessischen Staatsbahnen wendet man L. bei Bögen mit Halbmesser von 500 m und weniger an. In England müssen nach den Requirements of the board of trade (Abs. 22) L. in Krümmungen mit Halbmessern von 10 chains (201∙2 m) und weniger angewendet werden.


Eine auf den preußisch-hessischen Bahnen übliche Anordnung ist in Abb. 135 dargestellt. Für die L. wird ein T-förmiges Profil benutzt, das mittels besonderer Stützwinkel auf den Schwellen befestigt wird. Die Spurrinnenweite zwischen Fahr- und Leitschiene[86] soll in Krümmungen von 500–325 m Halbmesser 57 mm, von 325–180 m Halbmesser 63 mm betragen. Andere Verwaltungen benutzen als L. eine gewöhnliche Altschiene, die durch Bolzen mit der Fahrschiene verbunden wird. Hierbei ist eine Durchbohrung des Schienensteges unvermeidlich.


L. in Krümmungen vermindern zwar die Abnutzung der Außenschiene, sie vermehren aber den Fahrwiderstand. Bei starkem Schneefall besteht außerdem die Gefahr, daß die Spurrille sich verstopft und dadurch Entgleisungen herbeigeführt werden, sofern nicht eine genügende Säuberung vorgenommen wird.

2. L. an Stellen, wo Entgleisungen besonders gefährlich sein könnten, werden neben beiden Fahrschienen angebracht. Solche L. findet man zunächst auf Brücken und Viadukten. Für eiserne Überbauten – ohne Durchführung des Kiesbettes – sind besondere Bauarten üblich (s. Bd. IV, S. 189). Ferner wendet man L. dort an, wo eiserne Stützen von Überführungen, Signalbrücken u. dgl. in der Nähe eines Hauptgleises stehen. In England sind die L. auf Brücken und Viadukten vielfach aus Altschienen hergestellt. Sie sind auf einzelnen Linien außer halb der Fahrschienen angeordnet und mit diesen zusammen in einem gemeinsamen Stuhl gelagert.

Für die Versuchsfahrten der Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen (bei denen eine Fahrgeschwindigkeit von 210 km/Std. erreicht wurde) benutzte man als Schutzvorrichtung gegen Entgleisungen zwei wagerecht liegende Schienen, die mit der oberen Fußkante die Schienenoberkante um 50 mm überragten. Sie ruhten auf gußeisernen Stühlen (Zentralbl. d. Bauverw. 1903, S. 497).

3. L. in Wegübergängen sollen den Übergang der Fuhrwerke über die Fahrschienen erleichtern und die Herstellung einer genauen Spurrille gewährleisten. Man benutzt hierzu entweder die gewöhnlichen L. oder besondere Spurrillenschienen. Die Rillenweite beträgt im geraden Strang 45 mm, in Krümmungen entsprechend mehr. Die Fahrkanten der L. sind in der Breite des Wegüberganges abzuschrägen, um das Einklemmen der Hufe von Zugtieren zu verhindern.

Literatur: Hb. d. Ing. W. V, 2, Leipzig 1906; Eis. T. d. G. II, 2, Wiesbaden 1908.

† Oder.

Abb. 135.
Abb. 135.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 86-87.
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