[go: up one dir, main page]

Gewölbe

[326] Gewölbe (vaults; voûltes; archi) sind bogenförmige Mauerwerkskörper, die zwischen Stützen eingespannt sind und zur Überdeckung freier Räume dienen.

Jene Körper, gegen die sich ein O. stützt, heißen seine Widerlager; sind dies einfache gerade Mauerwerkspfeiler, so nennt man die sie verbindenden G. Bogen oder Gurten. Die G. können entweder aus vollständig oder aus wenig bearbeiteten Steinen (Schnitt- oder Bruchsteinen), aus künstlichen Steinen (Ziegeln) oder auch aus Grobmörtel (Beton) hergestellt werden; die oberste Steinreihe der Widerlager, auf der das G. aufsitzt, wird Gewölbkämpfer genannt; jeder unterste Wölbstein, der auf die Kämpfersteine aufgelegt wird, heißt Gewölbanfänger. Bei Ausführung der G. wird mit der Mauerung bei den Widerlagern begonnen und der Bogen in der Mitte geschlossen, die höchsten in der Mitte des G. gelegenen Steine heißen Schlußsteine; Leibung wird die innere, Gewölbrücken die äußere Fläche des G. genannt; Kämpferlinie heißt die Schnittlinie der Leibungsfläche mit der Widerlagerfläche; Gewölbscheitel heißt der höchste Punkt der Leibungsfläche, und die Verbindungslinie aller dieser Scheitelpunkte ist die Scheitellinie des G. Unter Pfeil eines G. versteht man den Höhenunterschied zwischen Kämpferlinie und Gewölbscheitel und unter der Spannweite die wagrecht gemessene lichte Entfernung der Widerlager, bzw. Pfeiler voneinander, unter der Verdrückung des G. das Verhältnis von Pfeil und Spannweite zueinander. Liegen die Kämpfer nicht in gleicher Höhe, so spricht man von einem einhüftigen G.

Die Begrenzungsfläche eines G. gegen eine offene Seite hin wird Stirnfläche genannt und eine Mauer, an die sich das G. anschließt, ohne sich gegen diese zu stützen, Stirn- oder Schildmauer, u.zw. schließt die Stirnmauer den Raum oberhalb des Gewölbrückens, die Schildmauer den unterhalb der Leibungsfläche befindlichen Raum nach der Seite hin ab. Der Schnitt der Leibungsfläche mit der Stirnfläche heißt Stirnwölblinie und der[326] Schnitt der Leibung mit einer Schildmauer Wandbogen. Die Gewölbstärke wird durch die Länge der Gewölbfugen an der Stirnfläche gemessen; diese Fugen stehen senkrecht auf den zugehörigen Bogenelementen und ihre Verlängerungen führen zu dem Mittelpunkt des Bogens.

Je nach der Form der inneren Stirnwölblinie eines G. unterscheidet man halbkreis- und segmentförmige, spitzbogige, elliptische (u.zw. überhöhte oder gedrückte), parabolische und scheitrechte G. Nach der Form der Gewölbflächen unterscheidet man zwischen: Tonnen- (Kappen-), Kreuz-, Kloster-, Mulden-, Spiegel-, konischen, Kuppel-, Platzel-Nischen- und Trichtergewölben. Über die Berechnung von G. siehe Steinbrücken.

Nowak.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, S. 326-327.
Lizenz:
Faksimiles:
326 | 327
Kategorien: