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Bürgenstockbahn

[137] Bürgenstockbahn (Schweiz). Der Bürgenstock, zwischen Rigi und Pilatus, erhebt sich[137] in seinem Gipfel 1134 m über Meer und 700 m über den Spiegel des Vierwaldstätter Sees.

Die eingleisige Seilbahn von 1 m Spurweite und mit Ausweiche in der Mitte hatte früher zwischen den beiden Schienen eine Zahnstange Abt zum Zwecke des Bremsens und der Regelung der Fahrgeschwindigkeit. Anläßlich des Umbaues, der in der Winterszeit der Jahre 1909 bis 1912 am Bahnunterbau und -oberbau vorgenommen wurde, um zur Bewältigung des steigenden Verkehrs breitere Wagen mit größerem Fassungsraum verkehren lassen zu können, wurde die Zahnradstange entfernt und der Oberbau sowie das Bremssystem der Stanserhornbahn (s.d.) mit beidseitig zangenartig auf den Schienenkopf wirkenden Bremsklötzen eingeführt. Auf dieser 944 m langen Bahn wird nun der Höhenunterschied von 440 m in 10 Minuten erstiegen.

Die Größtsteigung beträgt 580‰, die mittlere Steigung 533‰. Die untere Strecke bildet im Grundriß eine nach Süden gerichtete Gerade und im Aufriß eine konkave Kurve. Die mittlere Strecke ist sowohl im Grund- als auch im Aufriß gekrümmt und bildet eine Schraubenlinie. Die obere Strecke besteht aus zwei Geraden und einem kurzen Bogen von 500 m Halbmesser. Den Unterbau bildet ein auf die ganze Länge sich erstreckender Mauerkörper, der mit seinen wagrechten Staffeln auf dem Untergrund ruht. Die breitbasigen Schienen haben ein Gewicht von 26∙75 kg/m und 125 mm Höhe. Die Schwellen sind Winkeleisen von 12/8 cm. Der kleinere Schenkel ist in das Zementmauerwerk eingelassen. Die Weiche in der Mitte der Bahn hat 120 m Länge, die, weil in einer starken Biegung gelegen, ohne Gegenkurve ausgeführt werden konnte. Das Ausweichen wird dadurch bewirkt, daß die Räder, die sich auf der äußeren Laufschiene bewegen, doppelte Spurkränze, die auf der anderen Wagenseite zylindrische Rollen ohne Spurkränze erhalten. Eine, bei Abspannung des Seiles selbsttätig wirkende Bremse dient zum Aufhalten der Wagen bei außergewöhnlichen Vorkommnissen. Sie kann auch vom Schaffner zu jeder Zeit in Tätigkeit gesetzt werden und besteht aus zwei Zangenpaaren. Ein drittes Zangenpaar dient dem Schaffner als Handbremse.

Die Geschwindigkeit wird durch das Triebwerk selbst geregelt.

Das Drahtseil, das den aufwärts- mit dem abwärtsfahrenden Wagen verbindet, liegt in der Mitte zwischen Zahnstange und Laufschiene und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 1∙56 m in der Sekunde über Leit- und Triebrollen. Die Bewegung der Wagen geschieht durch elektromotorische Kraft, s. hierüber Seilbahnen.

Dietler.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 137-138.
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