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Ziska

[656] Ziska (Zizka, spr. Schischka), 1) Johann, geb. um 1360 zu Trocnow im Budweiser Kreise (Böhmen), aus adeliger Familie, verlor schon als Knabe das rechte Auge u. kam als Page an den Hof des Königs Wenzel. Als Freiwilliger focht er 1410 für den Deutschen Orden bei Tanneberg gegen die Polen u. Lithauer, dann in Ungarn gegen die Türken u. 1415 mit den Engländern bei Azincourt gegen die Franzosen. Er kehrte hierauf nach Prag zurück u. lebte als Kämmerer am Hofe des Königs. Her verband er sich mit den Hussiten u. trat seit April 1418 neben Hussinecz an die Spitze derselben. Nach dem Sturme auf das Prager Rathhaus, 30. Juli 1419, zog er sich nach Pilsen zurück, organisirte seine Streitmacht u. legte Festungen an, namentlich die auf dem Berge Tabor, wovon die Hussiten den Namen Taboriten bekamen. Als nun der Kaiser Sigismund, Wenzels Nachfolger, mit einem deutschen Heere gegen Böhmen heranrückte, verschanzte Z. den Berg Witkow, um Prag zu vertheidigen, u. schlug hier 14. Juli 1420 den Sturm des weit überlegenen kaiserlichen Heeres ab. Im folgenden Jahre eroberte er das Schloß zu Prag, setzte seine Streifzüge in Böhmen fort, nahm mehre feste Städte u. wurde nach Hussinecz' Tode das Oberhaupt der Hussiten, ohne jedoch die böhmische Krone anzunehmen, deren die Hussiten den Kaiser Sigismund für verlustig erklärt hatten. Obgleich er vor dem Schloß Raby auch sein anderes Auge verloren hatte, ordnete er doch, auf einem Wagen fahrend, die Heeresstellung an u. entschied gewöhnlich die Schlachten durch seine Brüderlegion. Nach dem Siege bei Deutschbrod, 18. Jan. 1422, drang[656] er in Mähren u. Österreich vor u. demüthigte die Prager. Endlich bot ihm der Kaiser die Statthalterschaft in Böhmen an, wenn er die Waffen niederlegte u. sich für ihn erklärte; aber noch in Unterhandlungen deshalb mit dem Kaiser stehend, st. er am 12. Oct. 1424, während der Belagerung von Przibislaw, s.u. Hussiten S. 636 f. Er hatte in 13 Schlachten u. 100 Gefechten gesiegt, war aber eben so grausam, als tapfer. Er wurde in der Kirche zu Czaslau begraben u. sein eiserner Streitkolben über seinem Grabmal aufgehängt. Das Grabmal wurde 1623 auf kaiserlichen Befehl abgebrochen u. Z-s Gebeine fortgeschafft. Vgl. Millauer, Diplomatisch-historische Aufsätze über Joh. Z, Prag 1824. 2) Franz, geb. 1788 in Wien, war Archiv- u. Registraturdirector bei dem Magistrat in Wien; gab mit Schottky heraus: Österreichische Volkslieder, Pesth 1819; dann allein: Österreichische Volksmärchen, Wien 1822; u. schr.: Beschreibung der Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien, ebd. 1823; Der Gefährte auf Reisen im österreichischen Kaiserstaate, ebd. 1834, u.a.m.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 656-657.
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