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Stachelbeeren

[651] Stachelbeeren, die Frucht des Stachelbeerstrauchs (Ribes grossularia u. R. uva crispa, s.u. Ribes a) u. b), unterschieden von der Johannisbeere durch größere, einzeln hängende Beeren u. durch Stacheln am Strauche. Dieser findet sich in Wäldern, an Zäunen u.a. O. wild, mit zwar wohlschmeckenden, aber nur kleinen gelben Beeren, wird nicht viel über 2 Ellen hoch, treibt sehr bald im Frühjahr Blätter u. Blüthen, ist auch bei rauher u. kalter Witterung sehr dauerhaft. In Gärten cultivirt werden die Beeren nicht nur bedeutend groß, sondern es sind dadurch auch mehr als 500 Spielarten von fast allen Farben, verschiedener Form u. Größe entstanden. Die Früchte sind glatt, mehr od. weniger behaart, frühreif od. spät. Man theilt sie in englische u. deutsche; die rothen sind die wohlschmeckendsten, dann folgen die grünen, gelben u. weißen. Die frühreifenden übertreffen die spätreifenden an Wohlgeschmack. Die Beeren sind ein kühlendes, sehr angenehm schmeckendes u. gesundes Obst; auch werden sie zu Brühen, Gemüsen, Kuchen, Compot u. Gelée benutzt, in Zucker gesetzt, auch zu Wein verbraucht, welcher an Güte den Johannisbeerwein noch übertrifft. Zum Wein u. zu Gemüsen nimmt man gewöhnlich halbreife Beeren. Der Stachelbeerwein hält sich bei guter Verwahrung lange u. wird durch Vermischung mit Johannisbeeren dem Madeira im Geschmack ähnlich. Ferner erzeugt man aus S. Branntwein, durch Zusatz von Zucker, Wasser u. Weinsteinrahm Essig (Stachelbeeressig). In jeder Gestalt gehört diese Frucht zu den der Gesundheit zuträglichen. Der Anbau wird gewöhnlich auf Rabatten betrieben, wo man sie. zu 3–4 Fuß hohen Stämmchen zieht u. als solche hält. Man zieht die jungen Stöcke aus Ausläufern, aus abgeschnittenen Zweigen u. aus Ablegern. Die Abschnittlinge (wozu man lange, gerade Schosse nimmt), werden bis 2 od. 3 Fuß abgestutzt u. reihenweise in gutes, aber etwas schattiges Land, im Herbst od. im Frühjahr gepflanzt, ehe noch der Stock ausschlägt. Die Ableger werden nahe an der Erde genommen, welches die Behandlung derselben sehr erleichtert. Die tragbaren Stöcke müssen im März u. im Juni beschnitten werden, wobei man vorzüglich darauf zu sehen hat, daß die Krone dünn u. inwendig hohl, der Stamm aber selbst von allen Neben- u. Wurzelschossen frei erhalten werde. Durch[651] sorgfältiges Halten der Krone entfernt man die Blattläuse, Blattwespen- u. Harlekinsraupen, welche oft dem Stocke sehr schädlich werden. Aus Samen, welcher aus guten Sorten gewonnen, ausgewaschen u. auf Papier getrocknet, in gutes Land im Frühjahr gesäet wird, bekommt man neue Sorten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 651-652.
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