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Rochlitz [1]

[213] Rochlitz, 1) Bezirksgericht (bis 1860) u. Gerichtsamt im königlich sächsischen Kreisdirectionsbezirk Leipzig; mit 15,336 Ew.; 2) Amts- u. Fabrikstadt darin, an der Zwickauer Mulde; altes Schloß (ehedem Staatsgefängniß) mit zwei hohen Thürmen, die Rochlitzer Jupen genannt, 3 Kirchen (darunter die gothische Kunigundenkirche), Superintendentur, Amtshauptmannschaft, Sparkasse, 2 Buchdruckereien, Tibetfabrik, Steingut- u. Spinnfabriken, Spielkarten- u. Lederfabrik, Weberei in Wollen- u. Baumwollenzeuchen; 4600 Ew. In der Nähe der Rochlitzer Berg, 1046 Fuß über Meer, mit dem Königsmonumente (Denkstein zur Erinnerung an die Rückkehr des Königs Friedrich August I. aus der Berliner Gefangenschaft, 1815), einem im Mai 1860 eingeweihten Thurm (zu Ehren Friedrich Augusts II) u. den schon seit 5 Jahrhunderten gangbaren rothen Porphyrsteinbrüchen. – R. ist sorbenwendischen Ursprungs u. kommt schon 1010 als Stadt, Burgwart u. Hauptort der Grafschaft R. vor, mit welcher 1143 der Kaiser Konrad III. den Markgrafen Konrad von Meißen belieh, nachdem sie seit 1074 dem Bisthum Naumburg gehört hatte; somit fiel R. an das sächsische Fürstenhaus. Als Leibgedinge besaß es seit 1537 die verwittwete Herzogin Elisabeth zu Sachsen, welche hier die Reformation einführte, sowie später die Wittwen der Kurfürsten Christian I. u. Johann Georg I. Das Kirchenpatronat ging 1480 von dem Deutschen Orden an das Freiberger Domstift über. Im Schmalkaldischen Kriege schlug am 3. März 1547 bei R. der Kurfürst Johann Friedrich den Markgrafen Albrecht von Brandenburg. Wie schon im Sächsischen Bruderkriege, litt die Stadt auch sehr im Dreißigjährigen Kriege; 1632, 1637, 1640, 1642 u. 1645 wurde das Schloß von den Schweden besetzt u. die Stadt verschiedene Male geplündert. Hauptbrände 1010, 1611, 1632, 1648, 1681, 1691, 1802, 1804 u. 1834. Vgl, Heine, Rochlitzer Chronik, Lpz. 1719; Stieglitz, Über die Kirche der heiligen Kunigunde zu R., Lpz. 1829. 3) Dorf im böhmischen Kreise Gitschin; Sitz eines Bezirks- u. Steueramts, Flachsbau, Spinnerei u. Weberei, Bleichen, Bierbrauerei; 2200 Ew.; 4) (Ober-R.), Dorf bei dem Vorigen, Bierbrauerei; 7920 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 213.
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