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Pelagius

[784] Pelagius, I. Ketzer: 1) (eigentlich Morgan), Mönch, aus England od. Schottland, im 5. Jahrh., wandte sich mit seinem Schüler Cölestius um 400 nach Rom u. bei dem Einfall der Gothen in Italien 409 nach Sicilien u. von da nach Palästina. Wahrscheinlich machte sich Cölestius, welcher sich um die Stelle eines Ältesten der Kirche in Carthago bewarb, dadurch den Diakonus Paulinus zum Feinde, welcher den P. der Ketzerei anklagte. Er lehrte, im Gegensatz zur Afrikanischen Kirche, der Mensch könne in diesem Leben ohne Sünde sein u. durch die Gnade Gottes in Jesu Christo u. durch die Kraft seines eigenen freien Willens die Seligkeit erlangen, u. unterschied bei der Besserung das Können, Wollen u. Wirken (posse, velle, operari). Sein Brief an Demetrius u. sein Buch von der Natur enthielten eine nähere Auseinandersetzung dieser Dogmen, Auf der Synode in Diospolis 415 verhinderte der Bischof Johannes von Jerusalem seine Verdammung, welche jedoch auf Antrieb des Augustinus auf den Synoden in Mileve u. Carthago 416 erfolgte, worauf er selbst von den Päpsten Innocenz I., Zosimus u. Cölestinus I. in den Bann gethan[784] u. von dem Kaiser Honorius nebst seinen Anhängern vertrieben wurde. Als er in sein Vaterland zurückgekehrt war, traten St. Germanus von Auxerre u. St. Bipus von Troyes gegen ihn auf. Doch starb er schon 417. Unter seinen Schriften sind noch die von Einigen ihm abgesprochenen u. dem Heronymus beigelegten 14 Bücher von Auslegung der Sendschreiben des Apostels Paulus u. eine Schrift vom Glauben an den Papst Innocenz. Seine Anhänger (Pelagianer) fanden bes. in Palästina um so mehr Anhang, als die morgenländischen Bischöfe schon früher in der Lehre von der Gnade ihm ähnlicher dachten, als die Abendländer. Sie lehrten, daß der Mensch durch den Fall Adams nichts verloren habe, daß der Tod eine natürliche Einrichtung der menschlichen Natur sei, daß es ganz in unseren Kräften stehe, durch Befolgung der Gebote Jesu ewig selig zu werden. Augustin u. dessen Freund Hieronymus suchten, um die Ketzerei zu dämpfen, den Kaiser u. die römischen Bischöfe in ihr Interesse zu ziehen. Cölestius wußte die Letzteren durchzweideutige Glaubensbekenntnisse zu täuschen. Obgleich nie eine eigene Kirche bildend u. 431 auf dem Concil in Edhesus verdammt, breiteten sich die Pelagianer doch immer weiter aus u. lebten in den nachfolgenden Zeiten in verschiedenen Gestalten, gemildert u. modificirt im Semipelagianismus (s.d.), fort. Vgl. Wiggers, Geschichte des Augustinismus u. Pelagianismus, Berl. 1821; Jakobi, Die Lehre des P. 1842. II. König von Asturien: 2) (Pelayo), Sohn des Herzogs Favila von Cantabrien, aus dem Stamme der gothischen Könige; ging 711, nach dem Verlust der Schlacht bei Xeres, nach Biscaya, verbarg sich dort u. wurde von den gegen die Mauren sich empörenden Gebirgsbewohnern zum Anführer erwählt, Gründer des ersten neuen christlichen Staates u. König von Oviedo (Asturien); er st. 737. III. Päpste: 3) P. I., ein Römer, war Archidiakon in Rom, ging als päpstlicher Apocrisiarius nach Constantinopel, wo er zur Verdammung des Origenes beitrug, u. wurde 555 nach Vigilius Papst; da er sich in den Kirchenstreitigkeiten den Griechen gefällig bewies, namentlich das fünfte Ökumenische Concil verdammte u. die Drei Capitel billigte, so sagte sich ein großer Theil der Abendländischen Kirche von ihm los; er st. 28. Febr. 560. 4) P. II., ein Gothe, geb. in Rom, wurde 578, während der Belagerung Roms durch die Longobarden, zum Papst gewählt; er wendete sich vergebens um Hülfe gegen die Longobarden an den Kaiser u. die Franken u. suchte ebenso vergebens den Erzbischof von Aquileja zur Union mit Rom zu bewegen; er st. 8. Febr. 590. IV. Gelehrter: 5) Alvarez, Spanier, in der Mitte des 14. Jahrh., Schüler des Duns Scotus u. Canonist, war erst Großpönitentiarius des Papstes Johann XXII. u. zuletzt Bischof von Silves in Algarbien; er schr.: De planctu ecclesiae (worin er die Überhebung des Papstes über alle Menschen vertheidigt), Ulm 1474, Ven. 1560, Lyon 1570.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 784-785.
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