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Küstrin

[929] Küstrin, Stadt u. Festung im Kreise Königsberg in der Neumark des preußischen Regierungsbezirks Frankfurt, am rechten Ufer der Oder (875 Fuß lange hölzerne Brücke) u. am Einflüsse der Warthe (die sich zu einem See erweitert) in die Oder u. an der Frankfurt-Kreutzer Bahn; früher Sitz der neumärkischen Regierung; Festung dritten Ranges, nach alter Weise durch Bastions befestigt, die Hauptstärke besteht aber in der sumpfigen Umgebung, worüber zwei Dämme führen; hier königliches Schloß, Arbeitshaus, höhere Bürgerschule, Realschule, Leinen-, Wall- u. Baumwollenweberei, Leber-, Tabak-, Stärkefabrikation, Schifffahrt; Freimaurerloge: Friedrich Wilhelm zum goldnen Scepter; 7500 Ew. Von hier erstreckt sich die große Niederung um die Warthe u. Oder (Bruch genannt) nordwestwärts bis Osterburg. – K. wurde um 1530 von Joachim I, Kurfürst von Brandenburg an die Stelle eines Fischerdorfes gebaut, u. Joachims zweiter Sohn, Johann, welcher die Neumark besaß, nahm hier 1535 seine Residenz u. nannte sich Markgraf von Brandenburg-K., allein 1571 starb mit ihm die Linie wieder aus, s. Brandenburg (Gesch.) VI. B). Hier saß Friedrich der Große als Kronprinz nach seinem Fluchtversuche gefangen, u. sein Freund Katt wurde 6. Nov. 1730 vor seinem Gefängnißfenster hingerichtet. Die Stadt wurde 1758 von den Russen durch das Bombardement vom 15.-22. Aug. zerstört, später über wieder aufgebaut; am 1. Nov. 1806 kam K. unter dem Commandanten von Jungersleben in französische Hände u. wurde erst am 7. März 1814 den Preußen durch Kapitulation wieder übergeben. Vgl. Seyffart, Annalen der Stadt u. Festung K., Küstrin 1801.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 929.
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