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Blechfabrikation

[870] Blechfabrikation. Das Metall u. die Metalllegirungen (Eisen, Kupfer, Messing, Tombak, Argentan, Zink, Zinn, Britanniametall, Blei, Gold u. Silber), welche zu Blech verarbeitet werden sollen, kommen entweder in breiten Stäben od. in dicken gegossenen Platten zur Verwendung. Eisen u. Stahl werden gewöhnlich in Stabform zu 1 Zoll Dicke u. 3 Zoll Breite unter dem Stabwalzwerke zur B. vorbereitet, die übrigen Metalle aber unter einem großen Hammer vorgeschmiedet u. gedehnt. Die Verfertigung des Blechs fand ehemals in Blechhammerwerken durch Schmieden unter schweren von Wasserkraft in Bewegung gesetzten Hämmern statt. In neuerer Zeit jedoch, namentlich seitdem zum Frischen des Eisens der Puddlingsproceß eingeführt ist u. zum Strecken desselben die Walzwerke in Anwendung gekommen sind, wird auch das Blech mit wenig Ausnahmen durch Walzen erzeugt. Das Blechwalzwerk besteht aus zwei gleichmäßig gearbeiteten gußeisernen Cylindern von 1–6 Fuß Länge 3–30 Zoll Dicke, welche durch Dampf- od. Wasserkraft geblieben werden. Die Lager des oberen Cylinders sind mit Stellschrauben versehen, so daß das Metall bei jedem neuen Durchgange dünner gestreckt werden kann. Für dünne Bleche hat man auch Stahlwalzen. Durch die Maschine wird blos eine Walze bewegt, die andere ist auch drehbar in ihren Lagern, wird aber durch die erstere mit umgedreht. Ein Walzwerk von 18 Zoll Walzenstärke u. 3–4 Fuß Walzenlänge fordert für 20 Umdrehungen in der Minute bei Herstellung von dicken Blechen 40–50 Pferdekräfte, bei dünnen Blechen nur 15–20. Den größten Walzen gibt man 11/2–2 Fuß Peripheriegeschwindigkeit. Sind die auszuwalzenden Platten ziemlich dünn, so läßt man mehrere übereinander zugleich durch die Walzen laufen. Das gewalzte Blech verdient unter allen Umständen vor dem geschlagenen den Vorzug, weil es viel gleichmäßiger u. glatter ausfällt als dieses. Da einzelne Metalle, um einen bestimmten Grad von Dehnbarkeit zu erhalten, der Erhitzung bedürfen, so sind mit dem Walzwerk auch Glühvorrichtungen verbunden. Diese bestehen gewöhnlich aus einfachen offenen Glühherden od. Zugösen. Die Platten werden unmittelbar auf das Brennmaterial gelegt, nachdem man sie mit einer dünnen Lehmschicht überzogen hat, um den Glühspahn zu vermeiden, u. so erhitzt od. in Flammöfen durch die darüber hinstreichende Flamme zum Glühen gebracht. Eisen u. Stahl müssen stets glühend sein, wenn sie in die Walzen kommen, auch Kupfer pflegt man glühend zu verarbeiten. Dieses wird zuerst in dicke Platten gegossen, welche man unter dem Hammer breit schlägt u. dann warm zwischen die Walzen bringt. Vergoldetes u. versilbertes Kupferblatt, wie es in der Knopffabrikation Anwendung findet, wird so hergestellt, daß man noch ziemlich starke Bleche auf der Oberfläche gut reinigt u. die ausgewalzten Gold- od. Silberbleche darauf legt, stark glüht u. in ein Walzwerk mit sein polirten Stahlwalzen bringt. Dagegen wird Messing, Argentan u. Tombak, auch Gold u. Silber nur von Zeit zu Zeit ausgeglüht, um ihm die durch das Walzen entstehende Sprödigkeit zu nehmen, sonst aber die auch leicht schmelzbaren Metalle, als Zink, Zinn, Blei u. Britanniametall kalt verarbeitet. Zink kann man auch bis 100° R. erhitzen, bei welcher Temperatur es am meisten dehnbar ist. Blei gießt man erst in 1–1/2 Zoll starke Platten u. walzt diese aus, indem man mehrere über einander legt u. die Berührungsflächen mit Talg beschmiert, Die rohen Blechplatten werden schließlich in Tafeln zugerichtet, indem sie durch Beschneiden mittels einer von Wasser- od. Dampfkraft getriebenen Scheere die erforderliche Größe erhalten. Messing- u. Tombakbleche werden mit verdünnter Schwefelsäure abgebeizt, um die durch das Glühen entstandene Oxydkruste zu entfernen. Nach dem Abbeizen werden sie, sowie auch die Argentanbleche, in Packen von 20 u. mehr Stück unter einen Hammer gebracht, falls man ganz dünne, seine Bleche (von Messing Rauschgold, von Argentan Rauschsilber, von Zinn Staniol) erhalten will. Um den Blechen Glanz zu geben, werden sie unter einer Schmirgelwalze abgeschliffen od. mit stählernen Klingen abgeschabt. Zum Verzinnen des Eisenblechs (Schwarzblech), um Weißblech zu erhalten, pflegt in der Blechhütte ein Zinnofen angebracht zu sein. Vgl. Walzwerk.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 870.
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