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Balkan

[244] Balkan, 1) (d.i. Waldgebirge, bei den Alten Hämus), Hauptgebirg in der Europäischen Türkei, zweigt sich von der östlichen Fortsetzung der Dinarischen Alpen ab u. zieht sich von der Isker- u. Maritzaquelle als Wasserscheide zwischen der Donau u. dem Agäischen Meere bis zum Schwarzen Meere hin, wo es mit dem Vorgebirge Emineh endet, u. bildet die Grenze zwischen Rumelien u. Bulgarien. Bis zur Quelle des Deli-Kamtschik bildet der B. einen einzigen ungetheilten Rücken, dann aber setzt er sich zu beiden Seiten dieses Flusses in 2 Höhenzügen fort, von denen der nördliche Kudjuk- od. Malo-B., d.i. Kleiner B., der südliche Bujuk-B., d.i. Großer B., genannt wird. Der östliche Theil des Großen B heißt Emineh-Dagh. Im W. schmal, endigt der B. im O. in einer Breite von 12 Ml. zwischen Varna u. Burgas. Die Höhe des Gebirges nimmt von W. nach O. ab. Westlich der Quellen der Jantra u. Tundscha sind die Gipfel noch im Juni mit Schnee bedeckt, von dort bis zur Quelle des Kamtschik beträgt die Erhebung nicht 5000 Fuß u. in den östlichen Theilen nur 2000 bis 3000 Fuß, Es ist ein Granitgebirge, ohne ausgezeichnete Umrisse; seine Höhen u. Kuppen sind flach gewölbt, nur in den Thälern treten hohe Felsmassen zu Tage. Von Laubwaldungen (Eichen, Ulmen, Linden), häufiger noch von dichtem Buschwerk bedeckt, hat der B. südwärts den steileren Abfall, nordwärts zahlreiche Vorberge u. ist meist mit niedrigem Gestrüpp auf unabsehbare Strecken bewachsen. An Gewässern sendet der B. den Isker, Did, Osma, Lom, Taban der Donau zu, die Maritza mit Tundscha u. zahlreichen anderen Zuflüssen ins Agäische Meer, den Kamtschik, Aidos u.a. ins Schwarze Meer. Die nördlichen Flußthäler bilden enge, tiefe Spalten mit steilen Wänden u. bieten der Gangbarkeit große Hindernisse. Die früher, namentlich von den Türken geglaubte Unübersteiglichkeit des Gebirges beruht nicht sowohl auf der absoluten Höhe desselben, als vielmehr in den schon angedeuteten eigenthümlichen Thalformationen, seinen wenigen, schlecht beschaffenen Straßen u. seiner dünnen Bevölkerung. Außerdem vertheidigen die türkischen Festungen Varna u. Schumla die wichtigsten Übergänge gegen einen von N. kommenden Feind. Die wichtigsten Pässe sind: von Sofia nach Philippopel (Porta Trajana), von Tirnowa nach Kasanlik im Thale der Jantra, von Tirnava nach Slivno (Demir Kapu, d.i. Eisernes Thor), von Osman-Bazar nach Kaseim u. Karnabatt, von Schumla nach Karnabatt, von Pravadi nach Aidos u. von Varna nach Burgas. Querverbindungen der Straßen finden im Gebirge gar nicht, sondern nur in den Thälern des Kamtschik u. am Südfuß des Gebirges von Burgas nach Aidos, Karnabatt u. Slivno statt. Die besten Straßen sind die beiden zuletzt genannten, dem Schwarzen Meere am nächsten liegenden, weshalb daher hier seit den ältesten Zeiten von N. her der Übergang versucht wurde, so auch 1820 von den Russen unter Diebitsch.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 244.
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