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Accommodation

[73] Accommodation (v. lat.), 1) Bequemung des Betragens, der Rede etc. nach den Bedürfnissen u. der Denkungsart Anderer; bes. 2) (gr. Synkatabasis, lat. Condescensio, Theol.), von dem Lehrvortrage menschlicher Lehrer, die weise, schonende Berücksichtigung der Geistesbildung der Schüler, gewisser Zeitideen etc. Man unterscheidet für die h. Schrift eine formale u. materiale A.; die formale A. besteht in der Wahl einer, der geistigen Bildungsstufe der zu Unterrichtenden anbequemten Lehrmethode, u. findet auch bei Jesu u. den Aposteln statt, indem sie in einer dem Volke verständlichen Sprache, in jüdischen Nationalausdrücken u. Bildern redeten, an gewisse gangbare Ideen neue Belehrungen anknüpften, überhaupt ihre Vorträge den Orts- u. Zeitverhältnissen anpaßten. Bei der materialen A. scheint der Lehrer falsche Meinungen seines Schülers zu billigen, od. billigt sie wirklich: negativ, wenn er diese Meinungen, ohne die Absicht zu täuschen, einstweilen den Schülern läßt, weil sie für die Wahrheit noch nicht reif sind, darum auch manche Lehren eine Zeit lang ganz mit Stillschweigen übergeht, manche. nur berührt; u. positiv, wenn er falsche Meinungen seiner Schüler aus irgend einem Grunde in seine Lehre aufnimmt. Die negative A. in Jesu ist nie bestritten worden, sie fordert schon der Stufengang der göttlichen Offenbarung überhaupt; die positive A. aber ist streitig; der ältere Rationalismus im 18. Jahrh. nahm sie im N. T. (bes. bei der Lehre von den Engeln, dem Teufel, dem Weltgericht etc.) an, um dadurch seine Ansicht mit der Kirchenlehre zu vereinigen; der neuere Rationalismus (Bretschneider, Ammon, Schleiermacher) sah von der A. ganz ab, weil in jeder Offenbarung die religiöse Idee das Wesentliche, die Form der Mittheilung u. Auffassung durch den jedesmaligen Stand der Geistesbildung bedingt sei. Übrigens findet sich bei Jesu u. den Aposteln auch eine moralische A., indem sie sich in gewissen, damals herrschenden, religiösen Sitten u. Gebräuchen accommodirten, diese theils selbst mit beobachtend, theils Andern gestattend.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 73.
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