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Otfried

[509] Otfried, der namhafteste Dichter der althochdeutschen Zeit, ein geborener Franke, der in der Schule zu Fulda unter Rhabanus Maurus sich bildete u. hier wahrscheinlich die beiden Sanct Gallener Mönche, an die er schreibt, so wie den Bischof Salomo von Basel kennen lernte (in St. Gallen selbst scheint O. nicht gewesen zu sein). Hierauf ging er in das Benedictinerkloster zu Weißenburg, wo er in deutscher Sprache seinen Krist, ein Gedicht in fünf Büchern, dichtete. Nach Vollendung desselben, im J. 868 (vielleicht auch schon ein od. drei Jahre früher), schickte er es mit einem deutschen Zueignungsgedicht König Ludwig dem Deutschen u. zugleich, mit einer deutschen Vorrede, dem Erzbischof Liutbert von Mainz. Er hatte die Absicht, durch seine Dichtung christlich-erbaulichen Inhalts, der Liebe seiner Landsleute zu weltlichem Volksgesange entgegenzuwirken u. zugleich ein Epos nach dem Vorbilde lateinischer Epiker in deutscher Sprache aufzustellen. Der Krist ist das älteste deutsche Gedicht, in welchem der Endreim herrscht; die Strophen bestehen aus zwei Langzeilen zu je acht Hebungen, jede Langzeile zerfällt in zwei stumpf auf einander reimende Langzeilen. Wenn das Gedicht auch an poetischem Werthe dem altsächsischen Heliand weit nachsteht, so bleibt es doch unschätzbar für die Kenntniß der althochdeutschen Sprache u. Metrik. Herausgegeben wurde es zuerst von Matth. Flacins, Basel 1571, dann von Schilter im 1. Bd. des Thesaurus, von Graff, Königsb. 1831, von Kelle, O-s von Weißenburg Evangelienbuch, Regensb. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 509.
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