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Hyrtl, Joseph

Hyrtl, Joseph
Hyrtl, Joseph

[796] Hyrtl, Joseph, weltberühmter Anatom, geb. 7. Dezember 1811 zu Eisenstadt, studierte in Wien und zeichnete sich durch seine Fähigkeiten und Kenntnisse in der Anatomie so aus. dass er bereits 1833 dort als Prosektor angestellt wurde. 1837 übernahm er die Professur der Anatomie in Prag, 1845 die erste Professur der Anatomie in Wien; 1847 wurde er Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften. 1874 sah er sich veranlasst, infolge zunehmender Schwäche seiner Augen, zu resignieren und lebte seitdem zurückgezogen, aber noch fortdauernd wissenschaftl. thätig, in Perchtoldsdorf bei Wien, wo er 1885 unter grosser Beteiligung seiner zahlreichen Schüler und Verehrer sein 50jähr. Doktor-Jubiläum feierte und 17.[796] Juli 1894 starb. H. muss als der berühmteste Anatom seiner Zeit bezeichnet werden. Als akadem Lehrer unerreicht, als Schriftsteller von bewundernswerter Gewandtheit, besass H. die Grabe, die trockensten Kapitel seiner Wissenschaft im hohen Grade fesselnd in Wort und Schrift darzustellen. Beweis hierfür ist sein 1846 bis 90 in 20 Aufl. erschienenes, ungemein populäres »Lehrbuch der Anatomie«, das nicht bloss für den Anfänger die beste Einführung in das Fach, sondern selbst gereifteren Forschern eine Quelle der Belehrung bot. Reich gewürzt mit histor., kulturhistor., linguist. Daten, humorist. Mitteilungen wird es auch in späteren Zeiten seinen Wert behalten. Wie H. ein Meister der Sprache war, so auch in der anat. Technik und hat auch darüber nicht bloss mehrere lehrreiche Schriften verfasst, sondern zahlreiche Präparate, darunter auch mikroskop. Injektionsstücke geliefert, die Weltruf besassen. Im einzelnen hat er seine Wissenschaft durch eine Reihe von Thatsachen bereichert, die in seinen Schriften niedergelegt sind. Von diesen können wir an dieser Stelle nur die folgenden grösseren Monographien, Lehrbücher und linguist. anat. Werke erwähnen, deren Verzeichnis[797] dem von Waldeyer im älteren Biogr. Lex. gegebenen Verzeichnis entnommen ist: »Die Blutgefässe der menschlichen Nachgeburt in normalen und abnormen Verhältnissen« (Wien 1870) – »Die Corrosionsanatomie und ihre Ergebnisse« (Ib. 1873) – »Handbuch der praktischen Zergliederungshunst« (Ib. 1860) – »Lehrbuch der Anatomie des Menschen« (Ib. 1884, 17. Aufl.) – »Handbuch der topographischen Anatomie und ihrer praktisch medicinisch-chirurgischen Anwendungen« (2 Bde., 7. Aufl., Wien 1882) – »Das Arabische und Hebräische in der Anatomie« (Ib. 1879) – »Onomatologia anatomica. Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart« (Ib. 1880) – »Die alten deutschen Kunstworte der Anatomie« (Ib. 1884). H. war auch als Mensch von grosser Herzensgüte. Er gründete ein Waisenhaus in Mödling, dem er sein ganzes Vermögen hinterliess, ferner eine Kinderbewahranstalt in Perchtoldsdorf und stiftete mehrere Stipendien für arme Studierende. Um die Wiener Univ., deren Zierde er war, hat er sich die grössten Verdienste erworben. Ein grosser Teil der österr. Anatomen zählte zu seinen Schülern, u.a. war auch der Jahre lang in Petersburg wirkende Anatom Wenzel Gruber H.'s Schüler.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 796-798.
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