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Wallot

[353] Wallot, Paul, Architekt, geb. 26. Juni 1841 in Oppenheim am Rhein, besuchte die Real- und Gewerbeschule in Darmstadt, dann das Polytechnikum in Hannover und kam 1862 nach Berlin, wo er seine Studien auf der Bauakademie fortsetzte und später in den Ateliers von Gropius, Lucae und Hitzig arbeitete. 1868 unternahm er Studienreisen nach Italien und England, und 1869 ließ er sich in Frankfurt a. M. nieder, wo er eine nur 1872 durch eine zweite Studienreise nach Italien unterbrochene lebhafte Tätigkeit auf dem Gebiete des Privatbaues entfaltete. Er baute eine Anzahl von Wohn- und Geschäftshäusern, deren Fassaden er aus den Konstruktionselementen des romanischen Stils herausgestaltete, aber mit Renaissanceornamentik versah. 1876 erhielt er den ersten Preis in der Konkurrenz um die Zentralfriedhofsanlage in Dresden, 1881 den dritten für sein Projekt zur Stephanienbrücke in Wien und 1882 den ersten in der Konkurrenz um das deutsche Reichstagsgebäude, dessen Ausführung im Stil der italienischen Hochrenaissance ihm zugleich übertragen wurde. Er siedelte 1883 nach Berlin über und übernahm die Leitung des Baues, nachdem er den ursprünglichen Entwurf mehrfach umgearbeitet hatte (s. Tafel »Reichstagsgebäude«). Bei der Grundsteinlegung wurde W. zum Baurat, 1885 zum Mitgliede der Akademie der Künste und 1894, bei der Einweihung des Gebäudes, zum Geheimen Baurat ernannt. Zuvor hatte er einen Ruf als Professor an der Kunstakademie und der Technischen Hochschule in Dresden erhalten, dem er Folge leistete. Von seinen spätern Bauten sind das Gebäude des Reichstagspräsidiums in Berlin und das Ständehaus in Dresden (1907) zu nennen. W. ist Ehren mit glied der Akademien von Petersburg und Rom, Ehrendoktor der Universität Gießen und Ehrenbürger von San Francisco und Oppenheim.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 353.
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