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Wagener

[298] Wagener, Hermann, preuß. Politiker, geb. 8. März 1815 in Segelitz bei Neuruppin, gest. 22. April 1889 in Friedenau bei Berlin, stand im Verwaltungsdienst, zuletzt beim Konsistorium der Provinz Sachsen, schied 1848 aus, wurde Rechtsanwalt beim Obertribunal und gründete das Organ der konservativen Partei, die »Neue Preußische Zeitung« (Kreuzzeitung), die er bis 1854 leitete. Als Landtagsabgeordneter erwarb sich W. große Verdienste um seine Partei, nicht minder jedoch durch die wissenschaftliche Begründung, die er den konservativen Anschauungen in dem seit 1859 von ihm herausgegebenen »Staats- und Gesellschaftslexikon« (Berl. 1859–67, 23 Bde.; Suppl. 1868) verlieh. Am 29. März 1866 wurde W. vortragender Rat im Staatsministerium, da Bismarck durch ihn wenigstens einen Teil der alten konservativen Partei an seine Politik zu ketten hoffte. Zugleich zog Bismarck W. in den sozialen Fragen zu Rate. Im ersten deutschen Reichstag unterstützte ihn W. auch erfolgreich durch seine Reden über die deutsche Reichsverfassung und das Jesuitengesetz. 1873 ward W. erster Rat im Staatsministerium, aber vom Kaiser nicht zum persönlichen Vortrag zugelassen, da sich inzwischen Gerüchte über seinen Anteil an unsoliden Gründungen (Pommersche Zentralbahn) verbreitet hatten, die Lasker im Abgeordnetenhaus öffentlich darlegte. W. mußte den Abschied nehmen und wurde gerichtlich zum Ersatz von 40,000 Tlr. unrechtmäßigen Gewinns verurteilt, wodurch er sein Vermögen verlor. W. schrieb: »Das Judentum und der Staat« (Berl. 1857); »Denkschrift über die wirtschaftlichen Assoziationen und sozialen Koalitionen« (Neuschönefeld 1867); »Die Politik Friedrich Wilhelms IV.« (Berl. 1883) und seine Memoiren (»Erlebtes«, 2. Aufl., das. 1884), dazu als Nachtrag: »Die kleine aber mächtige Partei« (das. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 298.
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