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Uiguren

[875] Uiguren (Juguren, Iguren, Chuiche), alttürk. Volk in Ostturkistan, das eine bereits 478 von den Chinesen erwähnte eigne Schrift und Literatur besaß. Am Hofe des Uigurenchans gab es eigne Chronikenschreiber. Der Buddhismus, der parsische Zoroasterglaube sowie das nestorianische Christentum fanden bei ihnen Eingang, worauf sie die syrische Schrift annahmen. Einst gehörten die U. zum mächtigen Reich der Hiungnu, das nach langen Kämpfen mit den Chinesen im 2. Jahrh. v. Chr. seine Blütezeit erreichte und im N. des Tiënschan sowie am Ili bis zum Tschui auf die benachbarten Türken einen geistigen und materiellen Druck ausgeübt hat. Bald darauf zerfiel es in ein nördliches und ein südliches Reich. Das letztere wurde Anfang des 3. Jahrh. durch tungusische Stämme zerstört, worauf die südlichen U. nach Westen zogen, wo das mächtige Hunnenreich entstand. Die nördlichen U. (chinesisch Kao tshe oder Tin le) gründeten im 8. Jahrh. zwischen Selenka und Jenissei gleichfalls ein großes Reich, das später von den Kirgisen zerstört wurde. Die U. gingen später in Mongolen, Chinesen, Arabern und mohammedanischen Tataren auf. Auch trat an die Stelle des Buddhismus der Islam. Die einzig zuverlässige Nachricht über die U. erhalten wir aus dem »Kudatku Bilik« von 1068/69, dem ältesten in türkischer Sprache abgefaßten Buch der Wiener Hofbibliothek. Vgl. Vambéry, Uigurische Sprachmonumente und das Kudatku Bilik (Innsbr. 1870) und Das Türkenvolk (Leipz. 1885); Schott, Zur Uigurenfrage (Berl. 1874–76, 2 Tle.); Radloff, Das Kudatku Bilik I (Petersb. 1891); Schurtz im 2. Band von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 875.
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