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Tonnen

[610] Tonnen (Bojen), schwimmende Seezeichen zur Bezeichnung der Ränder eines Fahrwassers, also der Kanten unter der Wasseroberfläche liegender Untiefen (Sandbänke, Risse, Klippen). Die Betonnung (das Auslegen von T.) erfolgt in den deutschen Küstengewässern nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 31. Juli 1887. Vor die Eingänge zu den Fahrwassern von See aus werden große Bakentonnen (Fig. 1 u. 2) gelegt. Bakentonnen sind schwimmende Körper mit bakenartigem Aufbau. Zu ihnen gehören die Heul-, Leucht- und Glockentonnen. Die Heultonnen (automatischen Signalbojen, Heulbojen) sind mit einer Heulpfeife versehen, die bei der Auf- und Abwärtsbewegung der Tonne auf der Wasserwelle selbsttätig in Wirksamkeit tritt und auch nachts, bei nebeligem und dickem Wetter den Schiffer auf dieselbe aufmerksam macht. Über Leuchttonnen s. d. Die Glockentonne (Fig. 3) trägt ein Gerüst mit einer Glocke und zwei leicht bewegbaren Hämmern, die bei Seegang in Schwingungen geraten und gegen die Glocke schlagen. Die Fahrwasser werden von See aus »einkommend« an der Steuerbordseite (rechts) mit roten Spierentonnen, an der Backbordseite (links) mit schwarzen spitzen T. bezeichnet. Die Spierentonnen (Fig. 4 u. 5) haben über Wasser die Form einer Spiere (dicke Stange oder Balken). Spitze T. (Fig. 6) sind über Wasser kegelförmig gestaltet; stumpfe T. (Fig. 7) haben über Wasser die Form eines Zylinders, dessen obere Fläche abgeplattet ist. Sie werden zuweilen an Stelle der Spierentonnen verwendet.

Fig. 1–9. Verschiedene Tonnen.
Fig. 1–9. Verschiedene Tonnen.

Zur Bezeichnung von Untiefen in der Fahrwassermitte dienen Kugeltonnen; sie zeigen über Wasser (die Form unter Wasser kommt für die Bedeutung der T. nicht in Betracht) die Form einer Halbkugel (Fig. 8). Faßtonnen haben die Gestalt eines Fasses (Fig. 9) oder eines Zylinders, dessen gewölbte Fläche nach oben gekehrt ist; sie werden zur Bezeichnung von Wracken benutzt. Die T. werden aus vernieteten Eisenblechen, selten noch aus Holz hergestellt und durch schwere Ankerketten und Anker festgelegt. Die Größe der T. und ihres Ankergeschirrs ist abhängig vom Strom, Eisgang, Wassertiefe und Beschaffenheit des Grundes. Untiefen außerhalb des Fahrwassers werden mit weißen Spieren- oder Bakentonnen bezeichnet, deren Toppzeichen je nach ihrer Lage verschieden sind, und zwar erhalten T. nördlich von der Untiefe zwei Kegel, die Spitzen nach oben; südlich von der Untiefe zwei Kegel, die Spitzen nach unten; östlich davon zwei Kegel, die Grundflächen aneinander; westlich davon zwei Kegel, die Spitzen aneinander. T. auf einer Untiefe tragen eine Trommel (Zylinder) als Toppzeichen. Telegraphenkabel werden mit grünen Kugeltonnen mit der weißen Aufschrift »Telegraph« oder »T« bezeichnet. Grenzen von Quarantäneankerplätzen werden mit gelben spitzen, stumpfen oder Faßtonnen bezeichnet. Grenzen von Minen- oder Torpedoübungsplätzen, deren Befahren verboten ist, mit gelben Faßtonnen, die rote Fähnchen als Toppzeichen haben. Die Winterbetonnung ist überall da, wo Eisgang die T. beschädigen kann, bedeutend einfacher als die Sommerbetonnung. Die Reichsaufsicht über die Betonnung der deutschen Küsten übt das Reichsmarineamt durch die Küstenbezirksämter (s. d.) aus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 610.
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