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Themse

[464] Themse (engl. Thames, franz. Tamise, im Altertum Tamesis oder Tamesa), der wichtigste Fluß Englands, entspringt als Churn in den Cotswoldhügeln im S. von Cheltenham, wird durch den der Quelle Thames Head (115 m ü. M.) entströmenden Bach verstärkt und vereinigt sich nach einem Laufe von 32 km oberhalb Cricklade mit dem aus W. kommenden kleinern Quellfluß, der eigentlichen T. oder Isis. Der Fluß fließt nun östlich an Lechlade vorbei, wo er für Boote schiffbar wird, nimmt bei Oxford den von N. kommenden Cherwell auf, verstärkt sich weiter unterhalb durch Thame (bei Dorchester), Kennet (bei Reading), Loddon, Colne, Wey, Mole und Brent sowie unterhalb London durch Lea (s. d.), Ravensbourne, Darent und Medway (s. d.), berührt außer den obengenannten Orten noch Maidenhead (am anmutigsten Teil des Flusses), Windsor, Kingston und unterhalb London (mit Greenwich und Woolwich) Gravesend und Sheerneß und fällt unterhalb letzterer Stadt in die Nordsee. Mitten in ihrer 7 km breiten Mündung, bei der »Nore« genannten Sandbank, liegt ein weltberühmtes Leuchtschiff. Das Flußgebiet der T. umfaßt 13,600 qkm (247 QM.). Die direkte Entfernung der Mündung des Flusses von der Quelle beträgt 201 km, der Stromlauf 323 km. Der unterhalb der Londonbrücke gelegene Teil des Flusses, der eigentliche Hafen Londons, heißt Pool, aber gesetzlich erstreckt sich der Hafen bis zu einer Linie, die man sich vom North Foreland bis zum Harwich Naze gezogen denlt. Die Breite des Flusses beträgt bei Gravesend noch 731 m, bei der Londonbrücke 243 m. Die Tiefe bis dahin ist nirgends unter 3,6 m. Die Flut steigt alle 12 Stunden 4–6 m senkrechter Höhe mit einer Schnelligkeit von 3–5 km auf die Stunde, so daß die größten Ozeandampfer in die Tilburydocks, Schiffe bis zu 800 Ton. in die Catherinedocks dicht bei der Londonbrücke. einlaufen können. Die Flut macht sich bis Teddington, 28 km oberhalb der Londonbrücke, bemerkbar, wo die erste Schleuse ihrem weitern Fortschreiten ein Ziel setzt. Nur selten bildet sich Eis im Fluß; wohl aber überschwemmt derselbe häufig seine Ufer, die unterhalb Londons meilenweit durch Deiche geschützt sind, da die dortigen Marschen bei hoher Flut 1 m unter dem Wasserspiegel liegen. In Beziehung auf den Handel ist die T. einer der wichtigsten Flüsse der Welt, indem an ihren Ufern London, die größte Handelsstadt der Welt, liegt. Ihre Wichtigkeit wird erhöht durch zahlreiche Kanäle, welche die T. mit fast allen Teilen Englands verbinden. Die wichtigsten unter ihnen sind: der Thames- und Severnkanal (48 km lang, 1783–92 angelegt), der Lechlade an der obern T. mit dem Severn und der englischen Westküste verbindet; der Oxfordkanal (146 km lang, 1754–90 angelegt), der von Oxford zum Coventrykanal führt; der Wilts- und Berkskanal, 110 km lang (1801 angelegt), der Grand Junctionkanal (s. d.), mit mehreren Zweigen, der London mit dem innern England verbindet. Gegen feindliche Angriffe ist die übrigens wegen der Sandbänke sehr schwierige Themseeinfahrt durch starke Befestigungen geschützt. An der Mündung des Medway in die T. liegt Sheerneß, den Zugang zum Kriegshafen Chatham versperrend. Weiter oberhalb verteidigen vier große Forts (bei Cliffe Creek, Coalhouse Point, Shorne Creek und Tilbury) den Zugang zu Gravesend. Vgl. »The royal river T.« (Lond. 1886); Besant, The Thames (das. 1903); Cornish, The naturalist on the Thames (das. 1902), und Karte »Umgebung von London«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 464.
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