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Tencin

[408] Tencin (spr. tangßäng), Claudine Alexandrine Guérin, Marquise de, franz. Schriftstellerin, geb. 1681 in Grenoble, gest. 4. Dez. 1749 in Paris, entfloh 1714 aus dem Kloster nach Paris, gewann dort durch ihre Schönheit und ihren Geist mächtige Freunde, mischte sich in Staats- und Liebesintrigen, ging nacheinander mit d'Argenson, Bolingbroke, dem Regenten, dem Kardinal Dubois u. a. intime Verbindungen ein und wußte dieselben geschickt zu ihrem und ihres Bruders (des Kardinals Pierre Guérin de T., gest. 1758; vgl. über ihn die biographischen Schriften von Audouy, Lyon 1881, und Boutry, Par. 1902) Vorteil zu benutzen. Eins ihrer illegitimen Kinder, das sie aussetzen ließ, war der berühmte d'Alembert. Eine bedeutende Rolle spielte sie in den Streitigkeiten der Jansenisten, deren heftige Gegnerin sie war. Später (1726) mußte sie auf einige Zeit in die Bastille wandern, als sich einer ihrer Liebhaber in ihrer Wohnung erschossen hatte. Seitdem führte sie ein unanstößiges Leben und machte ihren Salon zum Mittelpunkt der eleganten und gebildeten Gesellschaft. Ihre Romane, besonders »Mémoires du comte de Comminges« (1735, 1885) und »Le siége de Calais« (1739, 1885), gleichen auffallend denen der Madame de Lafayette, mit deren Schriften die ihrigen auch zusammen herausgegeben wurden (Par. 1786, 8 Bde.; 1825, 5 Bde.); »Œuvres de Mesdames de Fontaines et de T.« erschienen 1864 in Paris. Die »Correspondance« mit ihrem Bruder erschien Paris 1790, 2 Bde., die »Lettres an duc de Richelieu« daselbst 1806. Vgl. Barthélemy, Mémoires secrets de Madame de T. (Grenoble 1790); Du Bled, La société française du XVI. an XX. siècle, Bd. 5 (Par. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 408.
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