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Spinnstube

[751] Spinnstube (auch Lichtstube), der ehemals in Ackerbaubezirken und im Gebirge weitverbreitete Brauch, die langen Winterabende gemeinsam in geselliger Handarbeit hinzubringen. Die S. wanderte von dem einen zum andern Hofe, die Frauen und Mädchen spannen, die Burschen machten Musik, oder es wurden Volkslieder gesungen, Heren- und Gespenstergeschichten erzählt und allerlei Kurzweil dabei getrieben. Die S. war im Mittelalter Kernpunkt des geselligen Lebens im Dorfe. Wegen der in den Spinnstuben vorkommenden Ausschreitungen in sittlicher Beziehung mußten in verschiedenen Ländern »Spinnstubenordnungen«, d. h. polizeiliche Regelungen bezüglich der Zeit und Dauer des Beisammenseins, erlassen werden, ja im Bereich des ehemaligen Kurhessen wurden sie bereits 1726 gänzlich verboten, in andern Gegenden wesentlich eingeschränkt. In Nachahmung dieser alten Dorfsitte wurden im Palast Emanuels d. Gr. (1495–1521) zu Evora, wo die glänzendste Periode des portugiesischen Hoflebens sich abspielte, die von mehreren Dichtern geschilderten »portugiesischen Spinnstuben« (Seroëns de Portugal) ab gehalten. Vgl. Barack, Die S. nach Geschichte und Sage (in der »Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte«, Stuttg. 1859). – S. ist auch der Titel eines Volksbuches von W. O. von Horn (s. Örtel 1).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 751.
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