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Skythen

[537] Skythen, altes Volk, mit dessen Namen die Griechen die Völker des Nordens, d. h. nördlich vom Parapanisos, Kaukasus und Schwarzen Meer, bezeichneten: die Massageten, Saken, Sarmaten und die Skoloten. Diese letztern, von Herodot als die eigentlichen S. bezeichnet, wohnten an der Küste der Mäotis und des Pontos Euxeinos vom Tanais (Don), der ihr Gebiet von dem der Sauromaten (Sarmaten) im N. des Kaukasus trennte, bis an den Istros (Donau) auf 20 Tagereisen (100 Meilen) in das Binnenland hinein. Ihr Gebiet, aus dem sie die Kimmerier verdrängt hatten, war vom Borysthenes (Dnjepr), Hypanis (Bug) und Tyras (Dnjestr) durchflossen und eine baumlose Steppe. Deshalb trieben sie meist Viehzucht und führten ein Nomadenleben. Ihre mit Ochsen bespannten und mit einer Filzdecke versehenen Wagen dienten zugleich als Haus. Die Männer lebten viel zu Pferde. An der Spitze der einzelnen Stämme standen Vorsteher oder Stammesfürsten; aus einem Stamm in der Landschaft Gerrhos am Borysthenes wurde der König erwählt. Die ehrenvollste Beschäftigung war der Krieg; sie kämpften als Bogenschützen zu Pferd. Als höchste Gottheit verehrten sie den Himmelsgott (Papäos), das Herdfeuer und den Kriegsgott, und zwar ohne Götterbilder und Altäre, aber mit blutigen, auch Menschenopfern. Sie waren tapfer, gutartig, sorglos und gesellig, neigten aber zu Unmäßigkeit und wüstem Genuß und lebten in größter Unreinlichkeit. Daß die S. und Sarmaten arischen (iranischen) Stammes waren, behaupten Šafařík (»Slawische Altertümer«, 1837), Zeuß (»Die Deutschen und ihre Nachbarstämme«, Münch. 1837), Müllenhoff, Cuno (»Die S.«, Berl. 1871) und Brandis (im 4. Bande von Helmolts »Weltgeschichte«, Leipz. 1900). Mit den Griechen, die an ihrer Küste zahlreiche Kolonien anlegten, standen sie in lebhaftem Verkehr und einigem Kulturaustausch (vgl. Anacharsis). 513 v. Chr. setzte der persische König Dareios I. mit 700,000 Mann über den thrakischen Bosporos und über die Donau. Die S. zogen sich, eine Schlacht vermeidend, zurück, worauf die Perser über den Tanais vordrangen, aber dann, des aufreibenden Verfolgens müde, auf demselben Weg unter großen Verlusten nach dem Istros und von da durch Thrakien heimkehrten. 495 unternahmen die S. einen Rachezug bis in die thrakische Chersones. Seitdem erfährt man von den S. lange fast gar nichts. Mithradates VI. d. Gr. von Pontus verdrängte, nachdem die Dynasten der griechischen Städte am Schwarzen Meere, von dem skythischen Könige Skiluros bedrückt, ihre Beschützung jenem anvertraut hatten, die S. aus der Taurischen Halbinsel. Als 63 v. Chr. die Römer die bosporanischen Könige von sich abhängig gemacht und mit den Völkern am Pontus und an der Mäotis Handelsverbindungen angeknüpft hatten, besonders aber seit der Unterwerfung Daciens durch Trajan (107 n. Chr.), wurden auch sie mit Skythia genauer bekannt. Doch machte nun der Name S. dem der Sarmaten Platz, die seit 200 v. Chr. den größten Teil der Steppe westwärts vom Don beherrschten. Der Name Skythia aber wurde auf asiatische Landstriche übertragen: die Gegenden zwischen dem asiatischen Sarmatien im W., dem unbekannten Land im N., Serika im O. und Indien im Süden (Ptolemäos); man unterschied eine Skythia innerhalb von einer Skythia außerhalb des Imaosgebirges. Als Flüsse werden hier erwähnt: der Parapanisos (Paropamisos), Rhymnos (jetzt Gasuri), Daix (jetzt Jaik), Oxos oder Jaxartes.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 537.
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