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Schussenried

[84] Schussenried, Flecken im württemberg. Donaukreis, Oberamt Waldsee, an der Schussen, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bretten-Friedrichshafen und S.-Buchau, 570 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß (ehemalige Prämonstratenserabtei) mit Staatsirrenanstalt, ein großes königliches Hüttenwerk (Wilhelmshütte), mechanische Trikotweberei, Streu- und Mullfabrikation und (1905) 3271 meist kath. Einwohner. In der Nähe der Federsee (s. d.). Archäologisch ist S. wichtig durch die 1866 erfolgte Aufdeckung einer in die Gletschermoräne der letzten Vereisung gebetteten, also postglazialen Station diluvialer Renntierjäger. Die Fauna dieser Station (Renntier, Wildpferd, brauner Bär, Wolf, Singschwan, arktische Karnivoren) deckt sich mit der ältesten vom Schweizersbild (s. d.), ist rein arktisch; die Manufakte gehören dem Madeleinetypus (s. Steinzeit) an. Wesentlich jüngern Zeiten entstammen im benachbarten Moor aufgedeckte, ausgezeichnet erhaltene Pfahlbauten. Vgl. Frank, Die Pfahlbaustation S. (in den »Württembergischen naturwissenschaftlichen Jahresheften«, Stuttg. 1876 u. Lindau 1877; und »Das Königreich Württemberg«, Bd. 1, Stuttg. 1882); O. Fraas, Beiträge zur Kulturgeschichte des Menschen während der Eiszeit (im »Archiv für Anthropologie«, Bd. 2, Braunschw. 1867).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 84.
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