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Sankt Thomas

[570] Sankt Thomas, 1) dänisch-westind. Insel, eine der Jungferninseln, 57 km östlich von Porto Rico, 4 km westlich von der gleichfalls dänischen Insel St. John und 56 km nördlich von Sainte Croix, 21 km lang, durchschnittlich 4 km breit und 86 qkm groß mit (1900) 11,012 Einw., darunter 3000 Europäer, der Rest Neger und Mulatten. Die bis 472 m hohe Insel besteht neben alten Eruptivgesteinen auch aus Kreidekalk und ist zum größten Teil spärlich bewachsener, unfruchtbarer Fels. Das Klima ist warm und ziemlich gleichmäßig (August 28,3°, Februar 25,2°). Erdbeben, noch häufiger aber Orkane und Erdbebenwellen haben wiederholt große Verwüstungen angerichtet. Der früher betriebene Zuckerrohrbau hat seit Aufhebung der Sklaverei (1847) fast ganz aufgehört, doch erzeugt die Insel noch sehr geschätzten Rum. Als Freihafen war S. früher einer der Hauptstapelplätze Westindiens, jetzt ist es nur noch wichtig als Kreuzungspunkt vieler Dampferlinien. Die Hauptstadt Charlotte Amalia, an der Südküste, hat einen ziemlich gut geschützten und befestigten Hafen, ein Dock für Dampfer von 1200 Ton., ist Sitz des Gouverneurs, eines deutschen Konsuls, wichtige Dampfer- und Kohlenstation und hat 8000 Einw. – Die Insel wurde 1493 von Kolumbus entdeckt und befindet sich seit 1671 mit kurzen Unterbrechungen (1801–02,1807–15), als die Engländer sie besetzten, im Besitz der Dänen; die Privilegien der ehemaligen Kopenhagener Westindischen Kompanie wurden[570] zwar 1755 aufgehoben, als aber die Insel 1900 an die Vereinigten Staaten verkauft werden sollte, erhob sich eine solche Opposition dagegen, daß die Regierung den Vertrag zurückziehen mußte. – 2) Portugiesisch-westafrikan. Insel, s. São Thomé.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 570-571.
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