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Rotrou

[186] Rotrou (spr. -tru), Jean de, franz. dramatischer Dichter, Zeitgenosse und Freund Corneilles, geb. 21. Aug. 1609 in Dreux, gest. daselbst 28. Juni 1650, trat schon 1628 mit der Tragikomödie »L'Hypocondriaque« auf und gehörte zu den fünf Dichtern, die im Sold Richelieus standen, führte ein sehr unregelmäßiges Leben und wurde ein Opfer der Treue, mit der er sich der Pestkranken in seiner Vaterstadt annahm, wo ihm 1867 eine Statue errichtet wurde. Seine Stücke sind meist spanischen Mustern nachgebildet und zeichnen sich durch flotte Entwickelung, gute Charakterzeichnung und leidenschaftlichen Ton aus. Doch sind seine Lösungen oft zu gewaltsam, seine Katastrophen zu blutig, selbst in seinen beiden besten Tragödien: »Saint-Genest«, zu der er wohl durch »Polyeucte« angeregt wurde, und »Venceslas«, einer ergreifenden Darstellung des Bruderzwistes. Hinter Corneille steht er zurück, wie er neidlos selbst zugab. Seine Komödien wurden ebenso wie die Tragödien unter großem Beifall ausgeführt, überlebten aber den Dichter nicht. Seine Werke sind herausgegeben von Viollet le Duc (Par. 1820–23, 5 Bde.), in Auswahl von Ronchaud (das. 1882, 2 Bde.) und von Hémon (das. 1883). Vgl. Jarry, Essai sur les æuvres dramatiques de Jean de R. (Lille 1868); Person, Histoire du véritable Saint-Genest de R. und Histoire du Venceslas de R. (Par. 1882); Chardon, La vie de R. mieux connue, documents inédits (das. 1884); L. Morel, La biographie de R. (Zür. 1885); Stiefel, Unbekannte italienische Quellen Rotrous (Oppeln 1891); Sporon, Jean R. (dän., Kopenh. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 186.
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