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Photĭos

[822] Photĭos, hervorragender byzantinischer Gelehrter und Kirchenpolitiker, geb. vor 820 in Konstantinopel, gest. 897 oder 898, unter Kaiser Michael III. Hauptmann der Leibwache und erster Staatssekretär, wurde 858 (nicht 857) an Stelle des Ignatios aus dem Laienstand zum Patriarchen von Konstantinopel erhoben. Da Papst Nikolaus I. ihm die Anerkennung weigerte, erließ P. ein Rundschreiben an die Patriarchen des Ostens über die Ketzereien der römischen Kirche, sprach 867 den Bann über Nikolaus aus, wurde aber im gleichen Jahr von Kaiser Basileios, dem Mazedonier, abgesetzt. Eine 869 in Konstantinopel gehaltene, von der römischen Kirche unter den ökumenischen Konzilien als achte gezählte Synode schloß P. aus der Kirche aus. Nach des Ignatios Tod 877 wieder als Patriarch eingesetzt, ließ er 879 auf einer von den Griechen als ökumenisch angesehenen Synode die Beschlüsse von 869 vernichten, wurde aber 886 von Leo VI. von neuem abgesetzt und in ein armenisches Kloster verwiesen. Die griechische Kirche zählt ihn zu ihren Heiligen (Tag: 6. Februar). Von seinen zahlreichen Schriften ist die wichtigste die »Bibliotheca« (hrsg. von Bekker, Berl. 1824, 2 Bde.), Auszüge aus meist verlornen Werken von 280 griechischen, heidnischen und christlichen Prosaikern. Ferner besitzen wir von ihm ein aus ältern Wörterbüchern zusammengestelltes » Lexikon« (hrsg. von Naber, Leiden 1864–65, 2 Bde.), die »Amphilochia«, eine Sammlung von Abhandlungen älterer Schriftsteller aus allen Wissensgebieten (hrsg. von Oikonomos, 1858), die gegen die Lateiner gerichtete Schrift über die Mystagogie des Heiligen Geistes (hrsg. von Hergenröther, 1857), vier Bücher gegen die neuen Manichäer (Paulicianer; s. d.), zahlreiche Reden und Predigten (hrsg. von Aristarches, Konstant. 1900 f., 2 Bde.), endlich Briefe (hrsg. von Balettas, Lond. 1864, und Papadopulos-Kerameus, Petersb. 1896). Mit Unrecht wird ihm die Abfassung des »Nomokanons«, d.h. des in der griechischen Kirche maßgebenden Rechtsbuches, zugeschrieben. Mit mehr Recht sieht man in ihm neuerdings den Verfasser des »Akathistos« (s. d.). Gesamtausgabe der Schriften in Mignes »Patrologie«, Band 104–105. Neuerdings erschien »Photii Constantinopolitani patriarchae Opera I« (Par. 1900). Vgl. Hergenröther, P., Patriarch von Konstantinopel (Regensb. 1867–69, 3 Bde.); Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Literatur (2. Aufl., Münch. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 822.
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