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Pallādio

[333] Pallādio, Andrea, ital. Architekt, geb. 30. Nov. 1518 (nach andern 1508) in Vicenza, gest. 19. Aug. 1580 in Venedig, war ursprünglich Steinmetz, kam mit Hilfe des Dichters Trissino 1541 nach Rom, wo er die antiken Baudenkmäler zeichnete, und machte dann weitere Studienreisen in Italien. Die Ergebnisse seiner Forschungen verwertete er zunächst bei der nach ihm benannten Basilika Palladiana, bei der er einen alten gotischen Hallenbau mit einem Doppelgeschoß prachtvoller offener Bogenhallen umkleidete (1549 begonnen, aber erst 1614 vollendet). Seit dem Anfang der 1550er Jahre führte er eine Reihe von Palästen und Landhäusern in Vicenza (s. d.) und Umgebung aus, darunter die Palazzi Tiene (1556), Chieregati (jetzt Museo Civico), Valmarana (1566) und Barbarano (1570) und die Villen Masèr und La Rotonda. Von etwa 1560 an war er vorzugsweise für Venedig tätig, wo er unter anderm das Refektorium und die Kirche von San Giorgio Maggiore, die Fassade von San Francesco della Vigna, die Sala delle quattro Porte im Dogenpalast und die Kirche del Redentore (sein Hauptwerk) erbaute. Auch um Verbesserung des Brückenbaues erwarb sich P. große Verdienste. Das Werk, in dem er am erfolgreichsten die Früchte seines Studiums der Antike niederlegte, ist das sogen. Olympische Theater in Vicenza, dessen Vollendung er jedoch nicht mehr erlebte. In engem Anschluß an die römische Antike geriet er bisweilen in Trockenheit und Nüchternheit, hielt aber stets auf strenge und gewissenhafte Durchbildung der Formen, in denen sich ein feines Stilgefühl zeigt, und war ein Meister in der allgemeinen Komposition und in der Anordnung der Räume. Charakteristisch für ihn ist die reiche Anwendung von Halbsäulen an den Fassaden, die meist durch zwei Stockwerke hindurchgehen und bisweilen auch gekuppelt auftreten, und von Säulenhallen mit Giebeln. Seine hauptsächlichsten Baugedanken blieben lange Zeit normgebend und haben besonders in England Schule gemacht. Ihre Nachwirkungen sind bis in die neueste Zeit zu spüren. P. fertigte auch die Zeichnungen für Barbaros Ausgabe des Vitruv, gab 1554 die »Antichità de Roma« und 1574 Cäsars »Commentarii« (mit 41 Zeichnungen) heraus. Sein Hauptwerk ist: »Quattro libri dell' architettura« (1570; spätere Ausg., Vicenza 1776–83, 4 Bde.; deutsch von Böckler, Nürnb. 1698). Eine neue Ausgabe der Werke Palladios besorgten Chapuy und Beugnot (Par. 1825 bis 1842, 2 Bde.). Sein Leben beschrieben Temanza (Vened. 1763), Quatremère (Par. 1830, 2 Bde.), Magrini (Padua 1846), Zanella (Mail. 1880), Barichella (Lonigo 1880), B. F. Fletcher (Lond. 1902). Vgl. Dohme in »Kunst und Künstler«, Bd. 3 (Leipz. 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 333.
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