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Hauswirtschaft

[901] Hauswirtschaft (Haushalt, Haushaltung) umfaßt denjenigen Kreis von wirtschaftlichen Tätigkeiten, wodurch das Erworbene, der Besitz verwaltet und der Verbrauch in der Einzelwirtschaft geregelt wird. Der letztere Teil der H. bildet vorzüglich ein Gebiet für die Wirksamkeit der Frau, die durch richtige Verteilung der Ausgaben, wirtschaftliche Verwendung, tüchtige Ordnung des Haushalts gute Erfolge nicht allein in finanzieller, sondern auch in sittlicher Beziehung erzielen kann. Mit Ausdehnung der Arbeitsteilung und Anwendung wirksamer, billig arbeitender Maschinen werden in der H. durch den spekulativen Erwerbstrieb manche Tätigkeiten der Selbstbereitung entzogen, die, wie das Spinnen, Stricken, Brolbacken etc., früher einen großen Teil der Zeit von Hausfrau und Gesinde in Anspruch nahmen. Hie, durch wurde, sofern die entstandene Lücke im Wirken der Frauen nicht anderweit durch nutzbringende Tätigkeiten ausgefüllt werden konnte, der Haushalt vielfach verteuert. Auch übte diese Erscheinung einen wesentlichen Einfluß auf die Gestaltung der Frauenfrage (s. d.) aus.

Die Haushaltungsstatistik gibt an: die Zahl der Haushaltungen eines Landes, deren Größe (Kopfzahl), Zusammensetzung (Stellung der Familienmitglieder, Fremde), Kosten des Haushalts, Verteilung der Ausgaben auf verschiedene Zwecke bei den verschiedenen Bevölkerungsklassen (Haushaltungsbudgets, gewöhnlich von Privatstatistikern für typische[901] Fälle untersucht). Der Begriff der Haushaltung ist allerdings kein feststehender. Die deutschen Volkszählungen fassen sie auf als die zu einer Wohn- und hauswirtschaftlichen Gemeinschaft vereinigten Personen. Vgl. E. Engel, Das Rechnungsbuch der Hausfrau (Berl. 1882); Gruber, Die Haushaltung der arbeitenden Klassen (Jena 1888); Hampke, Das Ausgabebudget der Privatwirtschaften (das. 1888); Landolt, Methode und Technik der Haushaltsstatistik (Freiburg 1894); Kamp, Wohnung, Hausrat und Wirtschaftsführung im Arbeiterhaushalt (Leipz. 1902). Praktische Handbücher: Davidis, Die Hausfrau. Anleitung zur selbständigen Führung von Stadt- und Landhaushaltungen (17. Aufl., Leipz. 1902); Kübler (Frau Scherr), Das Hauswesen (14. Aufl., Stuttg. 1899); L. Morgenstern, Der häusliche Beruf (4. Aufl., Berl. 1890); A. Kübler, Der Haushalt (2. Aufl., Regensb. 1896); Schäfer, Lehrbuch der H. (4. Aufl., Stuttg. 1900); Weitzel, Lehr- und Handbuch der gesamten einfach bürgerlichen und ländlichen H. (Ulm 1901); Wilhelmi und Löbe, Haushaltungslexikon (neue Ausg., Straßb. 1894); Lichtenberg, Landwirtschaftliche Haushaltungskunde (Berl. 1902); auch die Literatur bei Artikel »Haushaltungsschulen«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 901-902.
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